Archiv für die Kategorie ‘Festtage’

Pfingsten: Mehr Geist wagen!

Pfingsten 2022. Foto: Evangelischer Kirchenkreis Altenkirchen

Pfingsten 2022

Das Pfingstfest ist eines der drei großen christlichen Feste: Wie schon Weihnachten und Ostern mit direkt zwei freien Festtagen! Und trotzdem ist das an sich spirituellste Fest der Christenheit gleichzeitig das am wenigsten bekannte. Was wird da eigentlich gefeiert?

Nach dem Leidensweg, dem Tod und der Auferstehung Jesu an Ostern erscheint er einigen seiner Freundinnen und Freunden, die, als sie ihn erkennen, in große Freude ausbrechen. Diese Zeit der irdischen Erscheinungen ist mit Himmelfahrt dann aber endgültig vorbei: Schon wieder ein Abschied für die Jüngerinnen und Jünger auf der Erde. Und nach wie vor eine Zeit großer Angst vor Verfolgung, Leid und Tod.

Doch irgendwann – genauer gesagt am 50. Tag der Osterzeit – treffen sie sich wieder, und viele andere auch. Und dann passiert das schier Unglaubliche: Menschen aus aller Herren Länder sprechen ohne Angst und jeder in seiner eigenen Sprache. Über das, was geschehen ist, über Jesus und das, worauf sie vertrauen. Und sie verstehen sich. Biblisch wird dabei von der Ausgießung des heiligen Geistes gesprochen. Pfingsten ist also ein Fest der Verständigung, der Gemeinschaft und damit auch des Friedens. Und das ist in Zeiten des Krieges – ob in der Ukraine, im Ostkongo, in Afghanistan oder in Myanmar – umso wichtiger!
(Aljoschka Dippold, Evangelischer Kirchenkreis Altenkirchen)

Präses Latzel: Pfingsten ist das große Hoffnungsfest für die Welt

Präses Dr. Thorsten Latzel sieht Pfingsten als das große Hoffnungsfest nicht nur für die Kirche, sondern für die ganze Welt. In einem Gastbeitrag für die digitale Pfingstsonntagsausgabe der „Rheinischen Post“ (Düsseldorf) schreibt er: „Ich bin voller Hoffnung, weil ich mit der Kraft des Geistes Gottes rechne.“
Es gebe tausend gute Gründe, um sich Sorgen zu machen, so der Präses. „Ein Blick in die Nachrichten genügt. Wenn wir an einem keinen Mangel haben, dann sind es Krisen.“ Angesichts dessen werde Zweckoptimismus allzu leicht naiv. Aber das Pfingstfest mache deutlich: „Gott mischt sich ein in unsere Krisen. Gottes Geist entfacht in uns Feuer. Er machte damals aus der ängstlichen Schar, die nach Jesu Tod verschlossen in einem Haus in Jerusalem saß, mutige, offene Menschen.“

Gottes Geist weitet unseren Blick
Gottes Geist verändere Menschen, ist Latzel überzeugt. „Ich habe keine einfachen Antworten auf die vielen, schwierigen Fragen, die uns im Blick auf die Zukunft umtreiben“, schreibt der Präses in dem Zeitungsbeitrag. „Aber ich habe Hoffnung, weil Gottes Geist meinen Blick weitet: weg von meinen, von unseren begrenzten Möglichkeiten – hin zu den Wundern, die Gott selbst in uns wirkt.“
(Quelle: ekir.de)

Erklärvideo

Die Evangelische Kirche im Rheinland (EKiR) hat ein kurzes Erklärvideo veröffentlicht: Pfingsten in 60 Sekunden!

Knapp 300 junge Menschen feiern ihre Konfirmation

Die „Konfirmations-Saison“ hat begonnen: seit vergangenem Wochenende und bis in die Mai-Sonntage hinein! Traditionell ist die nachösterliche Phase für evangelische Kirchengemeinden die Zeit der Konfirmationen.
Im Evangelischen Kirchenkreis Altenkirchen werden in diesem Jahr knapp 300 junge Menschen konfirmiert, in der Evangelischen Kirche im Rheinland insgesamt etwa 17 900.  Damit feiern geschätzte knapp 90 Prozent der getauften 14-Jährigen dieses Fest an der Schwelle zum Erwachsenenleben. (Die Zahlen sind Hochrechnungen, da die Gemeindestatistiken aktuell erst für 2016 vorliegen, neuere Zahlen werden erst im Sommer zusammengetragen!)

Doch ein Trend ist kreis-, aber auch landeskirchenweit erkennbar: Die Zahlen sind rückläufig, die geburtenschwächeren Jahrgänge machen sich in den Statistiken bemerkbar.
„In der Konfirmandenarbeit kommen sehr unterschiedliche Jugendliche zusammen: Schülerinnen und Schüler verschiedener Schulformen, Jugendliche mit einem Handicap oder einer besonderen Begabung, Jugendliche aus einer Familie mit einem evangelischen Hintergrund oder einem distanzierten Verhältnis zur Kirche. In der Konfirmandenarbeit erfahren sie, dass Jesus Christus sie zu einer Gemeinschaft zusammenbringt“, beschreibt Präses Manfred Rekowski, was er mit der Vorbereitungszeit auf die Konfirmation besonders verbindet.

Die Konfirmation ist ein herausragendes Ereignis für die Mädchen und Jungen, die in der Regel 14 Jahre alt sind, und gehört zum spezifisch protestantischen Selbstverständnis. In der Bibel kommt die Konfirmation allerdings nicht vor, anders als die Taufe, mit der sie zusammenhängt: Bei der Konfirmation bekräftigen die Jugendlichen, was ihre Eltern und Paten bei der Taufe im Säuglingsalter stellvertretend versprochen haben: ein Leben im christlichen Glauben führen zu wollen. Daher der Name: Konfirmation kommt vom lateinischen „confirmare“ – „bekräftigen“.

Die Konfirmation wird häufig mit der katholischen Firmung verglichen. Diese wurde von den Reformatoren als Sakrament allerdings abgelehnt. Die Taufe bedürfe keiner Ergänzung, sagte etwa Martin Luther. Andere Reformatoren wie Martin Bucer hielten an einer Bekräftigung der Taufe fest. So entstand in den Anfangsjahren der Reformation aus unterschiedlichen Motiven mit der Konfirmation eine eigene protestantische Feier, bei der Jugendliche außerdem zum ersten Mal zum Abendmahl gingen. Sie war zugleich das Ende eines kirchlichen Unterrichts – mit Martin Luthers Kleinem Katechismus oder dem Heidelberger Katechismus als Lernstoff.
Auch heute geht der Konfirmation noch eine Zeit der Vorbereitung voraus. Die evangelische Kirche spricht dabei jedoch eher von Konfirmandenarbeit als von Unterricht. Evangelische Jugendliche nehmen in der Regel im 7. und 8. Schuljahr daran teil. Nach der Konfirmation können sie das Patenamt übernehmen und die Gemeindeleitung – das Presbyterium – wählen.

Konfis

Kreisweit werden in den kommenden Wochen die Konfirmationsgottesdienste den Evangelischen Kirchengemeinden gefeiert. Der Konfirmation geht eine ein- bis zweijährige Vorbereitungszeit voraus, in der sich die Jugendlichen mit ihrem Glauben beschäftigen und ihr Wissen um „Gott und die Welt“ erweitern. Foto: Joachim Gerhardt.

 

Besonderer Tag für Jugendliche und ihre Familien

Es sind besondere Momente, wenn die Konfirmanden-Jahrgänge feierlich an „ihrem Tag“ in die Kirche einziehen: über viele Jahre hinweg haben sich in den einzelnen Gemeinden die Rituale entwickelt, die für ein festliches Umfeld des Konfirmationstages sorgen. Blumenschmuck und Fahnen, oftmals sorgen Kirchen-, Jugend- und Posaunenchöre oder auch Bands für besondere musikalische Akzente in den Gottesdiensten: Feierliche Momente für die Jugendlichen und ihre Angehörigen.
Den Konfirmationstagen geht eine Vorbereitungszeit voraus, in der sich die jungen Leute mit Fragen des Glaubens beschäftigen, aber auch mit Themen wie Freundschaft, Sinn des Lebens und die Verantwortung für andere.

Verschiedene Modelle der Vorbereitung

Zur Vorbereitung auf die Konfirmation gibt es in den 16 Kirchengemeinden verschiedene Modelle. In vielen Gemeinden erstreckt sich die Konfirmandenzeit weiterhin traditionell über zwei Jahre (Katechumenen- und Konfirmandenzeit) mit Unterricht im wöchentlichen oder 14-tägigen Rhythmus. Andere Gemeinden erproben eine einjährige Vorbereitungszeit mit wöchentlichen Einheiten.
In manchen Gemeinden gibt es die ersten Unterrichtsjahre bereits während der Grundschulzeit (3. bzw. 4.Klasse). Mit dem dort erlernten Basiswissen „überbrücken“ die Kinder die Zeit bis zum eigentlichen Konfirmandenjahr (7. Schuljahr): Sie nutzen u.a. Angebote der Kinder- und Jugendarbeit und wachsen so kontinuierlich ins gemeindliche Umfeld hinein.

Da das Zeitbudget der Jugendlichen durch Ganztagsunterricht in den Schulen unterhalb der Woche immer knapper wird, versuchen sich die Kirchengemeinden mit weiteren Varianten der Konfiarbeit darauf einzustellen. So gibt es Konzepte, die die Lerninhalte statt in wöchentlichen Einheiten konzentriert bei mehreren Konfirmanden-Wochenenden bündelt.

Zwar gilt in Rheinland-Pfalz eine Verwaltungsvorschrift, nach der in den siebten und achten Klassen pflichtunterrichtsfreie Nachmittage für den Konfirmandenunterricht eingerichtet werden müssen. Dennoch legen Schulen auch schon mal wichtige Fächer auf diese Nachmittage und stellen den Konfirmanden die Teilnahme frei. Häufig entscheiden sich die Jugendlichen dann eher für die Schule als für die Kirche.
Die Idee, die Konfirmandenvorbereitung in den Nachmittagsunterricht der Schulen zu integrieren, lehnen viele Gemeindepfarrer und Landeskirche gleichermaßen ab. Dabei gehe – so das Argument der Kritiker – ein wichtiges Element des Konfirmandenunterrichts verloren: Die gemeinsame Vorbereitung von Jugendlichen aller Schularten.

Projekte, Konfi-Castle und Freizeiten

Neben dem eigentlichen Unterricht – egal in welcher Form er praktiziert wird – gibt es zahlreiche Begleitangebote für die jungen Menschen: So beteiligen sich etliche Gemeinden in der Vorbereitung zur Konfirmation am Projekt „Konfi-Castle“ (zum Projekt „Konfi-Castle“ gibt es auch einen gesonderten Bericht!). Die gemeinsamen Tage der Konfirmanden aus den verschiedenen Kirchengemeinden im Kreis mit ihrem speziellen Programm auf der Jugendburg Hohensolms, stehen hoch im Kurs. Schon etliche Konfirmanden-Jahrgänge haben die Tage dort als wichtigen Bestandteil ihres kirchlichen Unterrichts genossen. Hier – wie beim Unterricht insgesamt – wird auf „Inklusion“ gesetzt.

(Zusätzliche) Freizeiten zur Konfirmations-Vorbereitung oder thematische Wochenenden (u.a. zu den Themenbereichen Abendmahl, Tod oder Taufe) haben bei vielen Gemeinden ebenfalls Tradition. Natürlich auch, dass die Konfirmanden ihre Gemeinde kennenlernen. Ob bei Praktika in gemeindlichen Einrichtungen oder bei „Schnupperbesuchen“ in den Gruppen und Kreisen: Hier gibt es viele Einblicke, ebenso bei den Gottesdiensten im Jahresverlauf.
Auch alle Mitarbeitenden einer Kirchengemeinde und deren Einrichtungen werden so kennengelernt. Vielen Menschen begegnen die Konfirmanden dabei mehrfach: Schon lange ist der Konfirmandenunterricht nicht mehr Sachen der GemeindepfarrerInnen allein. Teams aus Ehren- und Hauptamtlichen sorgen für eine gut begleitete Konfirmandenzeit.

Selbst sportliche und künstlerische Akzente stehen in der Vorbereitungszeit bis zur Konfirmation hoch im Kurs: Immer wieder qualifizieren sich Fußball-Mannschaften bei der kreisweiten Ausscheidung des „Konfi-Cup“ für das landeskirchenweite Finale. Aufs Siegertreppchen hat es dabei allerdings noch keine Mannschaft aus dem Kreis Altenkirchen gebracht.
Kunstwerke oder Verschönerungsaktionen, die von Konfirmandengruppen stammen, überdauern hingegen die Konfi-Zeit, und erinnern, ebenso wie etwa die Teilnahme an „Brotback-Aktionen“ noch Jahre später an eine besondere Lebensphase. (Texte: ekir.de/PES)

Über Karfreitag hin zu Ostern…

 

Kreuz JohanneskircheKreuz Blumen

Die Passions- und Osterzeit gehört zu den zentralen Ereignissen im kirchlichen Kalender. Ohne den Kreuzestod Jesu und seine Auferstehung gäbe es den christlichen Glauben gar nicht. Ostern ist daher das älteste und zugleich bedeutsamste Fest. In diesem Jahr begannen die Kirchengemeinden die Karwoche am 25. März (Palmsonntag), das Osterfest steht am 1. April (Ostersonntag) im Kalender.

Überlagert vom „Konsumfest“ Weihnachten wird Ostern häufig in der Gesellschaft aber nicht mehr als das wichtigere Fest wahrgenommen. Eine Radioumfrage ergab, dass es mittlerweile durchaus üblich ist, das Osternest für die Kinder mit einem oder mehreren größeren Geschenken zu bestücken, ein süß-gefüllter„Osterkalender“ das Warten aufs Fest erleichtern soll und ansonsten das Wissen rund um Passions- und Osterzeit erheblich nachgelassen hat. Einige TV-Umfragen verdeutlichen hier teils erschreckende „Lücken“.
Was hat es mit dem Kreuzestod Jesu auf sich? Und warum glauben Christinnen und Christen an die Auferstehung? Warum gehören Eier zum Osterfest? Und was steckt hinter den anderen österlichen Bräuchen?
Nachfolgend einige Gedanken und Informationen rund um Passion, Karfreitag und Ostern.

Das Kreuz ist ein Zeichen der Trauer. Zugleich weist der Kreuzestod Jesuauf die christliche Hoffnung: Gott ist den Menschen auch in den dunkelstenMomenten nahe. Fotos (Quelle: ekir.de) links: Johanneskirche, Düsseldorf, rechts: Das Kreuz als Lebensbaum.

Was es mit dem Kreuzestod Jesu auf sich hat

Der Kreuzestodes Jesu ist ein Herzstück des evangelischen Glaubens. Doch die Rede vom Kreuz erschließt sich nicht von selbst. Schon der Apostel Paulus hält im ersten Korintherbrief fest, dass Menschen das Wort vom Kreuz als Torheit ansehen. Heute erscheint der Zugang zusätzlich erschwert, weil traditionelle kirchliche Sprache immer weniger verstanden wird. Christinnen und Christen brachten von Anfang an das brutale Geschehen der Kreuzigung Jesu aufs Engste mit Gott in Verbindung: „Gott war in Christus“ formuliert
der Apostel Paulus knapp und pointiert und meint damit gerade seinen gewaltsamen Tod am Kreuz.
Dass Jesus am Kreuz hingerichtet wurde, ist eine historische Tatsache. Kein Ereignis im Leben Jesu ist so verlässlich bezeugt wie sein gewaltsamer Tod. Die Evangelien zeigen, dass die Hinrichtung Jesu in der Konsequenz seines Wirkens lag. Jesu Worte und Taten und der darin zum Ausdruck kommende Anspruch
führten zu Konflikten, Widerspruch und Ablehnung. Angriff auf die Tora, auf Gottes Weisung, wie sie in den fünf Büchern Mose aufgeschrieben ist! Blasphemie, Gotteslästerung! Anmaßung einer Macht, die keinem Menschen zusteht! Es ist verständlich, dass Menschen ihm solche Vorwürfe machten, unter den Voraussetzungen ihres Glaubens und Denkens vielleicht sogar mussten. Dass es zur Verurteilung und zur Hinrichtung gekommen ist, ist als historischer Zusammenhang durchaus plausibel.
Die Evangelien erkennen in dieser Verkettung von Ereignissen neben den historischen Zusammenhängen immer auch Gottes Wirken. Ist also das „Muss“, unter dem die Geschichte Jesu nach der Darstellung der Evangelien steht, ein göttliches „Muss“, so ist es doch kein Zwang, der Jesus von außen auferlegt und dem er sich beugen würde. Er willigt ein, allerdings nicht leidenschaftslos.
Wozu aber sagt Jesus „Ja“? Alles hängt an der Frage, welche Macht den Lebensweg Jesu, sein Sterben und seinen Tod bestimmt. Die Passionsgeschichte der Evangelien unterscheiden zwischen Gewalt, die Jesus von Seiten der menschlichen Machthaber zugefügt wird, und der Vollmacht über Leben und Tod, die Jesus in der gesamten Geschichte seines Lebens, Sterbens und Auferstehens beweist. Es ist gerade die Macht der Liebe, die Jesus die Mächte des Todes überwinden lässt. Jesu Verkündigung und sein Handeln gehören in dieser Hinsicht aufs Engste mit seinem Leiden und Sterben zusammen.
Wo und wie auch immer Menschen in Todesgefahr sind, ist Jesus zur Stelle, um bei ihnen zu sein. Sein ganzes Leben zeigt, worum es ihm geht: die Macht des Todes zu brechen und die Menschen, die ihr unterworfen sind, zu befreien, d.h. ihnen Leben neu zu schenken. Man könnte sagen: Jesu gesamtes Leben ist ein einziger Prozess gegen den Tod. Und das Gerichtsverfahren, in dem Jesus zum Tode am Kreuz verurteilt wird, ist ein Akt in diesem Prozess, in dem der Tod angeklagt und überwunden wird. Von Ostern her wird endgültig deutlich: Jesus hat Macht über den Tod. Er hat sie in seinem eigenen Sterben nicht verloren. Das Kreuz wird zum Zeichen des Triumphes über den Tod. Hier ist der Tod getötet worden.
(Auszüge aus der Broschüre „Aus Leidenschaft für uns. Zum Verständnis des Kreuzestodes Jesu“, die die Evangelische Kirche im Rheinland 2010 veröffentlicht hat)
Die Orientierungshilfe „Aus Leidenschaft für uns. Zum Verständnis des Kreuzestodes Jesu“ ist im Internet abrufbar unter: www.ekir.de/kreuzestheologie

„Vor Hoffnung geradezu verrückt“

Präses Manfred Rekowski über Ostern:
Ostern ist mein christliches Lieblingsfest. Natürlich weiß ich, dass der Tod auch zu meinem Leben gehört. Nach der Geburt ist der Tod der Fix- und Endpunkt, der zu jedem Leben gehört. Ich habe nicht nur in meinem Amt als Pfarrer beruflich viele Menschen am Ende ihres Lebens begleitet und zu Grabe getragen, sondern habe auch an den Gräbern meiner eigenen Eltern gestanden. Ich lebe gerne und liebe das Leben. Darum schmerzt es immer sehr, wenn ich erlebe, was mit dem Tod abbricht und wie eine Leere entsteht, die niemand schließen oder füllen kann. Im Mittelpunkt meines Osterglaubens steht dieses Vertrauen: Von Gottes Liebe kann mich nichts im Leben trennen, kein Gedanke, den ich denke, keine Tat, die ich tue, keine Situation, die ich erleben muss.
Von Gottes Liebe trennt mich auch nicht der Tod. Bei Gott bin ich und mein Leben, so wie es ist, gut aufgehoben.
Gottes Liebe verbindet mich mit den Menschen, die zu meinem Leben gehörten und gehören.
Die Ostergeschichten vom leeren Grab und die Erfahrungen, dass Jesus am Kreuz nicht für immer verstummte, sondern Menschen anspricht und in Bewegung setzt, mag ich sehr. Es sind Begegnungsgeschichten, die zeigen, wie Menschen eingefahrene Gleise verlassen, sich für die Worte Jesu öffnen und in seinem Geist lieben und leben. Diese Erzählungen sind aber zugleich auch Geschichten, die meine Vorstellungskraft bei weitem übersteigen. Mir hilft dabei, dass es keine Reportagen sind, sondern hier finde ich die Erfahrung glaubender Menschen.
Weil ich an den auferstandenen Christus glaube, darum bin ich ein Liebhaber des Lebens. Ich kann und will mir nicht vorstellen, dass der Tod und seine Helfershelfer das letzte Wort behalten. Da bin ich vor Hoffnung manchmal geradezu verrückt. Und: „Christen sind Protestleute gegen den Tod.“ (Kurt Marti).
Ostern ist etwas, das sich mir weniger über den Kopf als vielmehr ganzheitlich erschließt. So liebe ich besonders die Osternachtfeier, die in einer stockfinsteren Kirche beginnt, ein Gottesdienst ohne Glocken und Orgel. Dann kommt das Osterlicht in die dunkle Kirche. Die Kirche wird durch die Osterkerzen erhellt, die Orgel setzt ein, Osterlieder werden gesungen. Ich verlasse die Kirche im festen Vertrauen darauf, dass das Leben siegt – trotz alledem.
Manfred Rekowski, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland

Ostern: Warum Christen an die Auferstehung glauben

Der Preußenkönig Friedrich der Große bekam eine Akte vorlegt, in der er der Amtsenthebung eines Pfarrers zustimmen sollte. Jener hatte zu Ostern gepredigt, er könne aus Vernunftgründen nicht an die Auferstehung der Toten am jüngsten Tag glauben. Der König soll die Eingabe abgewiesen haben mit den Worten: „Das ist ganz und gar seine Sache, wenn er nicht auferstehen will, dann soll er doch meinetwegen am Jüngsten Tag liegen bleiben.“
Der Preußenkönig war bekannt für seine Toleranz in geistlichen Dingen, sollte doch „jeder nach seiner Fasson selig werden“, so einer seiner Leitsätze. Uns Rheinländer mag diese Toleranz sympathisch sein und doch ist die Frage nach der Auferstehung eine Kernfrage des christlichen Glaubens. Denn der Glaube an die Auferstehung ist das Fundament unseres Glaubens. Denn nicht Weihnachten und das Kind in der Krippe sind Ausgangspunkt des Christentums, sondern Ostern und das leere Grab.
„Ist Christus nicht auferstanden, so ist unsere Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich“, schärfte Paulus – anders als der Preußenkönig – der jungen Gemeinde in Korinth ein (1. Korinther 15, 14). Doch wie darf ich mir Auferstehung vorstellen? Die Menschheit hat in frommer Phantasie viele Bilder gemalt, die auch heute sehr präsent sind. Der Leib zerfällt und die Seele wandert in den Himmel, das scheint mit eines der geläufigsten. Doch wo ist der Himmel? Im Englischen gibt es immerhin die feingeistige Unterscheidung
von sky (die Wolken über uns) und heaven (Gottes Bereich, der eben nicht räumlich festgelegt ist auf das blaue Firmament).
Zweifel an der Auferstehung haben Christen seit den ersten Tagen begleitet. Als kritische Anfrage von außen, wie als unsichere Position in den eigenen Reihen. Jeder Todesfall, jede Trauer, jede Erfahrung von Abschied ohne Wiederkehr ruft diesen Zweifel zumindest für einen Augenblick wieder auf. Die Bibel schweigt auffallend, wenn es darum geht, die Auferstehung auszumalen. Sie übernimmt bewusst auch nicht die philosophische Trennung der alten Griechen von Leib und Seele. Christlich gesehen bleibt der Mensch über den Tod hinaus bei Gott als Person eher ein Ganzes. Die Frage nach der Auferstehung ist am Ende eine des Vertrauens. „Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?“, fragt Paulus (1. Korinther 15, 55). Und die Antwort ist dann nicht ein Bild vom Fahrstuhl in den Himmel, sondern das älteste und kürzeste Glaubensbekenntnis, das die Christenheit kennt: „Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden!“
Autor Joachim Gerhardt ist Pfarrer und leitet das Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Kirchenkreises Bonn.

Multimedia-Angebot der EKiR zum KREUZ:

story.ekir.de/Kreuz

 

Was ist eigentlich…

…Passionszeit?
Passion nennt man die Leidenszeit Jesu. In der Bibel heißen die Kapitel, die sich damit beschäftigten, Passionsgeschichte. Und in der Passionszeit erinnern sich heutige ChristInnen an das Leiden und Sterben von Jesus Christus.
Die Passionszeit liegt vor dem Osterfest. Sie dauert 40 Tage. Die Zahl 40 ist dabei sicher kein Zufall.
Denn die 40 kommt in der Bibel häufiger vor. Nach seiner Taufe im Jordan hat Jesus 40 Tage gebetet und gefastet – davon ist wohl die Passionszeit abgeleitet. Das Volk Israel verbrachte nach den Schilderungen des Alten Testaments 40 Jahre in der Wüste. Der Prophet Elia wanderte immerhin 40 Tage durch die Wüste. Und Mose verbrachte 40 Tage auf dem Berg Sinai. Und 40 Tage nach der Auferstehung (= Ostern) feiert die Kirche Christi Himmelfahrt.

Passionszeit „auf evangelisch“
In der Evangelischen Kirche ist die Passionszeit vor allem eine Zeit, in der man sich an das Leiden und Sterben Jesu erinnert. Außerdem ist es eine Gelegenheit, über sich selbst, sein Leben und seinen Glauben nachzudenken.
Das Fasten hat man lange Zeit nicht so wichtig genommen. Seit einigen Jahren gibt es aber die Aktion „7 Wochen ohne“ – wer dabei mitmacht, verzichtet in den 7 Wochen vor Ostern (= 40 Tage Passionszeit) auf etwas, das ihm sonst besonders wichtig ist oder wovon er sonst einfach nicht lassen kann. Das kann etwas zu essen sein (z.B. Süßigkeiten), aber auch alles andere wie etwa Fernsehen oder Handy.

Welchen Sinn hat das Fasten und Verzichten?
Das Fasten soll auf einen sinnvollen Umgang mit den Gaben Gottes und seiner Schöpfung hinweisen. Erst wenn man etwas nicht mehr hat, merkt man, wie wertvoll es eigentlich ist. Bestimmte Lebensmittel lernt man danach vielleicht richtig neu kennen.
Wer auf etwas verzichtet, gewinnt anderseits auch etwas: Zeit. Zeit für Freunde. Für Dinge, die man die ganze Zeit schon mal tun wollte – oder auch Zeit zum Nachdenken. Über sich, über Gott und die Welt.
(Quelle: Konfiweb.de)

… Palmsonntag?
Bei seinem Einzug in Jerusalem wurde Jesus von der Menge am Straßenrad mit Palmzweigen begrüßt. So berichtet es das Johannesevangelium im 12. Kapitel. In der evangelischen Kirche heißt der erste Sonntag der Karwoche daher „Palmarum“. Während katholische Kirchengemeinden diesen Sonntag – in diesem Jahr ist es der 25. März – mit Palmzweigen oder Buchsbaum begehen, kennt die evangelische Kirche keinen derartigen Brauch.
… Gründonnerstag?
Der Name leitet sich wahrscheinlich von „grinen“ (Greinen) her, dem mittelhochdeutschen Wort für „weinen“. In der Alten Kirche wurden an diesem Tag die Büßer wieder in die Kirche aufgenommen. Heute gedenkt die Kirche an diesem Tag vor Karfreitag an das letzte Abendmahl, das Jesus am Abend vor
seiner Kreuzigung mit seinen Jüngern feierte. Evangelische und katholische Gemeinden laden daher zu abendlichen Abendmahlsgottesdiensten ein – in diesem Jahr am 29. Märzl.
… Karfreitag?
Am Karfreitag – dieses Jahr am 30. März – gedenkt die Kirche der Kreuzigung und des Sterbens Jesu Christi. Der Tag steht ganz im Zeichen der Trauer, was auch der Name anzeigt: Das Althochdeutsche „Kara“ bedeutet „Klage“. In den Gottesdiensten schweigen an diesem Tag Glocken und Orgel, und auch auf Blumen und anderen Schmuck wird verzichtet. Der Karfreitag ist ein stiller Feiertag, an dem nicht nur die Kirchen innehalten, auch im gesellschaftlichen Leben sind besondere Einschränkungen zu beachten. So gilt etwa am Karfreitag ein Tanzverbot.
… Ostern?
Ostern ist das älteste und zugleich bedeutsamste Fest der Christenheit – auch wenn in der öffentlichen Wahrnehmung der Weihnachtszeit eine weitaus größere Bedeutung zugemessen wird. An diesem Tag feiern die Kirchen die Auferweckung Jesu Christi von den Toten und gedenken damit an den zentralen
Punkt ihres Glaubens. In den ersten christlichen Gemeinden war Ostern zugleich der Tauftag. An diese Tradition knüpfen immer mehr Gemeinden wieder an, indem sie ihre Ostergottesdienste als Tauffeiern gestalten. Seit dem Konzil von Nicäa 325 n. Chr. liegt das Osterfest auf dem ersten Sonntag nach dem Frühjahrsvollmond – dieses Jahr ist das der 16. April. Was es mit dem deutschen Namen „Ostern“ auf sich hat, ist nicht eindeutig geklärt. Er könnte aus einem Wort für ein germanisches Frühlingsfest, das so viel wie „Morgenröte“ meint, entstanden sein. In Sprachen wie dem Griechischen, Italienischen oder Französischen ist ein Bezug zum hebräischen „Pessach“ erkennbar und verweist darauf, dass das christliche Osterfest im jüdischen Passahfest wurzelt.

Bräuche und Symbole zu Ostern

Osterei

Das Ei ist Sinnbild für das Leben und wurde in der Christenheit bereits früh als Symbol für die Auferstehung verwendet. Foto: ekir.de.

 

Was das Ei mit Ostern zu tun hat
Das Ei ist Sinnbild für das Leben und wurde in der Christenheit bereits früh als Symbol für die Auferstehung verwendet, als Zeichen für das neue Leben, das in Jesus Christus in die Welt gekommen ist. Auch die Schale des Eis hat diese Deutung angeregt: So wie das Küken die Schale zerbricht, erhebt sich Jesus aus dem Grab.
In einem Osterspruch aus dem 17. Jahrhundert heißt es beispielsweise: „Wie der Vogel aus dem Ei gekrochen, hat Jesus Christus das Grab zerbrochen.“ Geschrieben wurde er – auf Ostereier. Eier mit bunten Farben zu schmücken, hat ebenfalls Tradition. Im 16. und 17. Jahrhundert wurden mit religiösen
Motiven verzierte Eier beliebt, was protestantische Seelsorger und Pädagogen zuweilen als „Getue um die Ostereier“ kritisierten. Heute gehören bunte und verzierte Eier zum Osterfest in vielen Familien, egal ob sie sich kirchlich gebunden fühlen oder keinen Bezug mehr zum christlichen Glauben haben. Auch in vielen evangelischen Kirchen gibt es zum Osterfest Eier, beispielsweise beim Osterfrühstück.
Wie der Hase in das Osterfest gekommen ist
Osterhasen aus Schokolade gehören zum Osterfest wie Schoko-Nikoläuse zur Weihnachtszeit. Der Hase galt in heidnischer Zeit wegen seiner kurzen Fortpflanzungszyklen als Symbol der Fruchtbarkeit und der erwachenden Natur im Frühling. Die christliche Tradition verband diese heidnische Sicht dann mit der Auferstehungshoffnung.
Warum der Hase allerdings Ostereier bringt, ist bis heute nicht geklärt.
Warum das Osterlamm auf dem Tisch steht
Das Osterlamm ist ein typisches Gebäck für die Osterzeit. Es nimmt die Vorstellung vom Opferlamm auf, mit dem die Christenheit seit ihren Anfängen den Kreuzestod Jesu gedeutet hat. So heißt es etwa im Evangelium nach Johannes, Kapitel 1,29: „Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt!“
Warum früher in der Kirche zu Ostern herzhaft gelacht wurde
Das Osterlachen war in der mittelalterlichen Kirche ein fester Bestandteil der Ostergottesdienste. Es brachte körperlich zum Ausdruck, dass Christus durch seine Auferstehung den Tod besiegt hat. Denn Lachen befreit.
Gängig waren Predigten, die die Gottesdienstgemeinde mit Witzen, Anekdoten und anderen rhetorischen Mitteln zum Lachen brachte. Das Osterlachen gilt vor allem als katholischer Brauch, in der evangelischen Tradition war es lange verpönt. Manche Theologinnen und Theologen auch aus der evangelischen
Kirche machen sich in jüngster Zeit dafür stark, das Osterlachen wieder zu entdecken. Denn Humor ist das Herzstück der christlichen Lebenshaltung, hat der frühere rheinische Präses Peter Beier einmal gesagt: „Ein Christ hat Humor – oder er ist kein Christ.“