Knapp 300 junge Menschen feiern ihre Konfirmation
Die „Konfirmations-Saison“ hat begonnen: seit vergangenem Wochenende und bis in die Mai-Sonntage hinein! Traditionell ist die nachösterliche Phase für evangelische Kirchengemeinden die Zeit der Konfirmationen.
Im Evangelischen Kirchenkreis Altenkirchen werden in diesem Jahr knapp 300 junge Menschen konfirmiert, in der Evangelischen Kirche im Rheinland insgesamt etwa 17 900. Damit feiern geschätzte knapp 90 Prozent der getauften 14-Jährigen dieses Fest an der Schwelle zum Erwachsenenleben. (Die Zahlen sind Hochrechnungen, da die Gemeindestatistiken aktuell erst für 2016 vorliegen, neuere Zahlen werden erst im Sommer zusammengetragen!)
Doch ein Trend ist kreis-, aber auch landeskirchenweit erkennbar: Die Zahlen sind rückläufig, die geburtenschwächeren Jahrgänge machen sich in den Statistiken bemerkbar.
„In der Konfirmandenarbeit kommen sehr unterschiedliche Jugendliche zusammen: Schülerinnen und Schüler verschiedener Schulformen, Jugendliche mit einem Handicap oder einer besonderen Begabung, Jugendliche aus einer Familie mit einem evangelischen Hintergrund oder einem distanzierten Verhältnis zur Kirche. In der Konfirmandenarbeit erfahren sie, dass Jesus Christus sie zu einer Gemeinschaft zusammenbringt“, beschreibt Präses Manfred Rekowski, was er mit der Vorbereitungszeit auf die Konfirmation besonders verbindet.
Die Konfirmation ist ein herausragendes Ereignis für die Mädchen und Jungen, die in der Regel 14 Jahre alt sind, und gehört zum spezifisch protestantischen Selbstverständnis. In der Bibel kommt die Konfirmation allerdings nicht vor, anders als die Taufe, mit der sie zusammenhängt: Bei der Konfirmation bekräftigen die Jugendlichen, was ihre Eltern und Paten bei der Taufe im Säuglingsalter stellvertretend versprochen haben: ein Leben im christlichen Glauben führen zu wollen. Daher der Name: Konfirmation kommt vom lateinischen „confirmare“ – „bekräftigen“.
Die Konfirmation wird häufig mit der katholischen Firmung verglichen. Diese wurde von den Reformatoren als Sakrament allerdings abgelehnt. Die Taufe bedürfe keiner Ergänzung, sagte etwa Martin Luther. Andere Reformatoren wie Martin Bucer hielten an einer Bekräftigung der Taufe fest. So entstand in den Anfangsjahren der Reformation aus unterschiedlichen Motiven mit der Konfirmation eine eigene protestantische Feier, bei der Jugendliche außerdem zum ersten Mal zum Abendmahl gingen. Sie war zugleich das Ende eines kirchlichen Unterrichts – mit Martin Luthers Kleinem Katechismus oder dem Heidelberger Katechismus als Lernstoff.
Auch heute geht der Konfirmation noch eine Zeit der Vorbereitung voraus. Die evangelische Kirche spricht dabei jedoch eher von Konfirmandenarbeit als von Unterricht. Evangelische Jugendliche nehmen in der Regel im 7. und 8. Schuljahr daran teil. Nach der Konfirmation können sie das Patenamt übernehmen und die Gemeindeleitung – das Presbyterium – wählen.
Kreisweit werden in den kommenden Wochen die Konfirmationsgottesdienste den Evangelischen Kirchengemeinden gefeiert. Der Konfirmation geht eine ein- bis zweijährige Vorbereitungszeit voraus, in der sich die Jugendlichen mit ihrem Glauben beschäftigen und ihr Wissen um „Gott und die Welt“ erweitern. Foto: Joachim Gerhardt.
Besonderer Tag für Jugendliche und ihre Familien
Es sind besondere Momente, wenn die Konfirmanden-Jahrgänge feierlich an „ihrem Tag“ in die Kirche einziehen: über viele Jahre hinweg haben sich in den einzelnen Gemeinden die Rituale entwickelt, die für ein festliches Umfeld des Konfirmationstages sorgen. Blumenschmuck und Fahnen, oftmals sorgen Kirchen-, Jugend- und Posaunenchöre oder auch Bands für besondere musikalische Akzente in den Gottesdiensten: Feierliche Momente für die Jugendlichen und ihre Angehörigen.
Den Konfirmationstagen geht eine Vorbereitungszeit voraus, in der sich die jungen Leute mit Fragen des Glaubens beschäftigen, aber auch mit Themen wie Freundschaft, Sinn des Lebens und die Verantwortung für andere.
Verschiedene Modelle der Vorbereitung
Zur Vorbereitung auf die Konfirmation gibt es in den 16 Kirchengemeinden verschiedene Modelle. In vielen Gemeinden erstreckt sich die Konfirmandenzeit weiterhin traditionell über zwei Jahre (Katechumenen- und Konfirmandenzeit) mit Unterricht im wöchentlichen oder 14-tägigen Rhythmus. Andere Gemeinden erproben eine einjährige Vorbereitungszeit mit wöchentlichen Einheiten.
In manchen Gemeinden gibt es die ersten Unterrichtsjahre bereits während der Grundschulzeit (3. bzw. 4.Klasse). Mit dem dort erlernten Basiswissen „überbrücken“ die Kinder die Zeit bis zum eigentlichen Konfirmandenjahr (7. Schuljahr): Sie nutzen u.a. Angebote der Kinder- und Jugendarbeit und wachsen so kontinuierlich ins gemeindliche Umfeld hinein.
Da das Zeitbudget der Jugendlichen durch Ganztagsunterricht in den Schulen unterhalb der Woche immer knapper wird, versuchen sich die Kirchengemeinden mit weiteren Varianten der Konfiarbeit darauf einzustellen. So gibt es Konzepte, die die Lerninhalte statt in wöchentlichen Einheiten konzentriert bei mehreren Konfirmanden-Wochenenden bündelt.
Zwar gilt in Rheinland-Pfalz eine Verwaltungsvorschrift, nach der in den siebten und achten Klassen pflichtunterrichtsfreie Nachmittage für den Konfirmandenunterricht eingerichtet werden müssen. Dennoch legen Schulen auch schon mal wichtige Fächer auf diese Nachmittage und stellen den Konfirmanden die Teilnahme frei. Häufig entscheiden sich die Jugendlichen dann eher für die Schule als für die Kirche.
Die Idee, die Konfirmandenvorbereitung in den Nachmittagsunterricht der Schulen zu integrieren, lehnen viele Gemeindepfarrer und Landeskirche gleichermaßen ab. Dabei gehe – so das Argument der Kritiker – ein wichtiges Element des Konfirmandenunterrichts verloren: Die gemeinsame Vorbereitung von Jugendlichen aller Schularten.
Projekte, Konfi-Castle und Freizeiten
Neben dem eigentlichen Unterricht – egal in welcher Form er praktiziert wird – gibt es zahlreiche Begleitangebote für die jungen Menschen: So beteiligen sich etliche Gemeinden in der Vorbereitung zur Konfirmation am Projekt „Konfi-Castle“ (zum Projekt „Konfi-Castle“ gibt es auch einen gesonderten Bericht!). Die gemeinsamen Tage der Konfirmanden aus den verschiedenen Kirchengemeinden im Kreis mit ihrem speziellen Programm auf der Jugendburg Hohensolms, stehen hoch im Kurs. Schon etliche Konfirmanden-Jahrgänge haben die Tage dort als wichtigen Bestandteil ihres kirchlichen Unterrichts genossen. Hier – wie beim Unterricht insgesamt – wird auf „Inklusion“ gesetzt.
(Zusätzliche) Freizeiten zur Konfirmations-Vorbereitung oder thematische Wochenenden (u.a. zu den Themenbereichen Abendmahl, Tod oder Taufe) haben bei vielen Gemeinden ebenfalls Tradition. Natürlich auch, dass die Konfirmanden ihre Gemeinde kennenlernen. Ob bei Praktika in gemeindlichen Einrichtungen oder bei „Schnupperbesuchen“ in den Gruppen und Kreisen: Hier gibt es viele Einblicke, ebenso bei den Gottesdiensten im Jahresverlauf.
Auch alle Mitarbeitenden einer Kirchengemeinde und deren Einrichtungen werden so kennengelernt. Vielen Menschen begegnen die Konfirmanden dabei mehrfach: Schon lange ist der Konfirmandenunterricht nicht mehr Sachen der GemeindepfarrerInnen allein. Teams aus Ehren- und Hauptamtlichen sorgen für eine gut begleitete Konfirmandenzeit.
Selbst sportliche und künstlerische Akzente stehen in der Vorbereitungszeit bis zur Konfirmation hoch im Kurs: Immer wieder qualifizieren sich Fußball-Mannschaften bei der kreisweiten Ausscheidung des „Konfi-Cup“ für das landeskirchenweite Finale. Aufs Siegertreppchen hat es dabei allerdings noch keine Mannschaft aus dem Kreis Altenkirchen gebracht.
Kunstwerke oder Verschönerungsaktionen, die von Konfirmandengruppen stammen, überdauern hingegen die Konfi-Zeit, und erinnern, ebenso wie etwa die Teilnahme an „Brotback-Aktionen“ noch Jahre später an eine besondere Lebensphase. (Texte: ekir.de/PES)