Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein:

Wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht

 

Wir bitten: Gott schenke uns ein Herz für dein Wort und ein Wort für unser Herz

 

Liebe Gemeinde!

Sommerzeit, heute

Der Frühlingsanfang zieht Mensch und Tier, die ganze Natur mit aller Macht in seinen Bann.

Doch wir…?

Manch einer steckt fest im Dunklen, tief im Schrecken, im Weinen…

Da ist es nix mit Leichtigkeit und Feriensehnsucht.

Da ist womöglich bitterer Vorwurf:

Gott, wo warst Du?

 

Die Passionszeit ist das Erinnern an die Leidenszeit Jesu

bevor es Karfreitag und Ostern wird.

Um Schweres, um Leiden machen wir gerne einen Bogen.

Dennoch sind wir heute Morgen hier zum Gedenken an die Sternenkinder unsers Lebens.

 

Wie ein Stern in der Dunkelheit leuchteten sie auf, als sich ihr Kommen in diese Welt, in unser Leben ankündigte.

Und dann ist irgendetwas Unfassbares geschehen – und sie lebten nicht mehr weiter,

aber wir – voller Traurigkeit. Das gilt es zu verkraften, immer wieder neu…

 

Passionszeit = Leidenszeit Jesu:

bevor es Karfreitag und Ostern wird.

 

Da war einer, der hat sich dem Leiden gestellt, freiwillig aus Liebe,

damit wir nicht verzweifeln angesichts des Todes.

 

Da ist einer, der hat um das Schwere keinen Bogen gemacht,

damit er an unserer Seite ist, mitten im Schmerz.

 

Lätare – freuet euch,

so heißt der Sonntag heute in der Reihe der Passionssonntage.

 

Freuen in der Passionszeit, wie soll das gehen?

Freude in der Leidenszeit, wie kann das aussehen?

 

Wir wissen es von uns selbst:

Man kann nicht immer nur trauern.

Unter Tränen gibt es auf einmal ein Lachen – fast erschrocken halten wir inne.

Sieben Wochen trauern geht selbst unter ganz frommen Christen nicht.

Der Sonntag mit seinem Namen und seinem

Thema Lätare = freuet euch zeigt:

das muss auch nicht sein.

 

Und er gibt einen Ausblick auf spätere Zeiten: – Ostern

OSTERN = nicht Eier, nicht Hase, nicht Küken

Ostern = neues Leben und neues Licht über dem Leben

auch unserem Leben, so wie es jetzt ist.

Mit dem Dunkel, mit den Tränen.

 

Hinter dem Dunkel scheint Licht auf,

Licht aus einer anderen Dimension.

Das Dunkel hat seinen Sinn, denn es ist notwendig für das Neue.

Der Wochenspruch gibt es vor:

 

Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein:

Wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht

 

Wir haben es gehört,

Jesus sagt diese zunächst vielleicht rätselhaften Worte zu seinen Jüngern, die ihm das Interesse von Griechen an seiner Person ankündigen, also Menschen anderer Religion anderen Glaubens.

 

Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein:

Wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht

 

Wenige Tage vor seinem vorausgehahnten Tod gibt Jesus so eine Antwort.

Das Nichtverstehen bis zum Tod trifft seine Jünger.

Das Missverstehen bis in den Tod bringt ihn ans Kreuz.

Beides führt heute noch immer zu der ständig wiederholten Frage:

„Was bist Du für einer, der das Leiden zulässt?“ Im Krankenhaus erlebe ich das Tag für Tag.

 

Das Schwere im Leben sucht sich niemand aus, freiwillig nicht.

Schicksalsschläge Notlagen und Krankheiten stellen sich uns in den Weg.

Und der Lebensweg sieht danach oft anders aus als von uns gewünscht und geplant.

Es ist als ob ein neuer Lebensabschnitt beginnt, Schritte in ein neues unbekanntes Land.

Das macht Angst und unsicher.

 

Und doch fordert das Leben uns alle diese Abschnitte ab, wo wir Vertrautes aufgeben müssen und uns neu orientieren, dahinter erwartet uns neues Leben.

 

Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein:

Wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht

 

Der Glaube und das Vertrauen zu Gott

führen eben nicht am Leiden vorbei. Als erstes können wir das bei seinem Sohn Jesus Christus erkennen.

Er zuerst, später wir und andere.

 

Glaube ist keine Schutzversicherung vor Not. Er ist vielmehr die Verheißung, dass nach dem Dunkel Licht auf uns wartet.

 

Wie beim Weizenkorn, das in der Dunkelheit der Erde verwandelt wird, abstirbt, seine Form verliert und eine neue Gestalt erhält,

bereitet sich etwas Neues vor in Trauerzeiten, in Notzeiten.

Das Wort Jesu ist auf seinen Tod und seine Auferstehung hin geprägt.

Da verändert sich auch die Frage

„Was bist Du für einer, der das Leiden zulässt?“

 

Jesus, Gott ist keiner, der Leid immer und überall verhindert,

vielmehr einer, der mitgeht, weil er es kennt.  Der an unserer Seite ist und bleibt!

Und darin ist er uns Bruder, Ansprechpartner, einer, von dem wir fühlen: er kann uns verstehen:

 

Du auch…, Du genauso wie ich…, Schmerzen hast Du ausgehalten…, Angst hast Du gehabt…, nach dem Sinn hast Du gefragt… wie hast Du das geschafft?

Kann ich von Dir lernen?

 

So oder ähnlich mögen manche stummen Dialoge aussehen und bei Licht betrachtet sind es Gebete, die manches Mal münden in die Bitte um Hilfe und Beistand.

Eine Art Schicksalsgemeinschaft entsteht da fast unmerklich und vielleicht auch unerwartet, so wie heute Morgen hier.

 

Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein:

Wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht

 

Wer einmal das dunkle Tal durchwandert hat, ist nicht mehr derselbe wie zuvor. Es wandelt sich etwas: die Sicht auf das Leben. Es verwandelt sich etwas in uns selbst.

Die bittere Erfahrung lässt uns tiefer sehen, tiefer fühlen, tiefer mitfühlen. Auch wenn niemand sich das wünscht, auch wenn wir es niemandem wünschen:  mitten im Schmerz, kann eine intensive Lebendigkeit entstehen.

Das Leben wird bis in seine tiefsten Tiefen ausgelotet.

Und nach einer Weile arbeitet sich aus dem Dunkel etwas ans Licht.

Es ist etwas Neues, anderes, das sich da ins Licht hineinarbeitet.

 

Mag sein, dass es das ist, wenn Jesus sagt

Wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht

 

Und wir kennen momentweise vielleicht auch das:

Unser Blick auf das Kreuz Jesu: und wir denken:

 

Du auch…, du bist dadurch gegangen…, nimm mich mit…, ans Licht, ins Licht aus deiner himmlischen Dimension.

Wie oft wird das im Stillen oder auch laut ausgesprochen.

Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein:

Wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht

 

Welch ein Trost!

 

Und so wünsche ich Ihnen, liebe Sterneneltern und Ihnen, liebe Gemeinde, dass Ihnen mitten im Leiden wieder neue Hoffnung zuwächst, die Ihnen hilft, das Schwere zu ertragen und

– wenn es sein kann – auch seinen Sinn zu verstehen und anzunehmen. Amen

Und der Friede Gottes, der höher ist als all unser Begreifen, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus, dem Heiland unseres Lebens. Amen