Gebete/Materialien „Friedensandachten“

Du, unser Gott,
wenn du uns nicht beistehst,
wie kann dann verhindert werden,
dass sich Krieg und Gewalt immer weiter ausbreiten,
dass immer mehr Menschen verwundet werden und sterben müssen,
und unfassbares Leid über Europa kommt.

Wir bitten dich für die Menschen in der Ukraine,
die den russischen Angriffen ausgeliefert sind:
für die Mütter, die um das Leben ihrer Kinder bangen,
für die Männer, die ihre Familien nicht schützen können,
für alle, die fliehen müssen aus ihrem Zuhause,
für das Land, dessen Traum von Freiheit brutal zerstört wird.
Gott, lass die Betroffenen nicht ohne Beistand!

So viele junge Männer auf beiden Seiten
müssen nun ihr Leben riskieren
für einen Krieg,
der nichts bringt als Unheil und Leid,
der ihr Gewissen zerstört
und sie gefangen hält in unmenschlichen Befehlsstrukturen.
Gott, auch um ihretwillen bitten wir dich um ein Ende des Krieges.

Wir bitten dich für alle, die Macht haben,
Einfluss zu nehmen auf das Geschehen,
und dem Größenwahn Putins Grenzen zu setzen:
stärke ihre Gemeinsamkeit,
gib ihnen Weisheit, richtige Entscheidungen zu treffen,
und Mut, daran festzuhalten,
selbst wenn ihnen andere in den Rücken fallen.

Wir bitten dich auch für Putin selbst und seine Lakaien,
dass sie zur Besinnung kommen
und die Gewalt beenden,
die Europa und die ganze Welt bedroht.

Gott, wir haben Angst vor dem,
was noch kommen kann,
Plötzlich ist auch unser Leben in Frieden,
das uns so selbstverständlich war,
gefährdet,
plötzlich erleben wir eine Bedrohung,
die sonst immer nur weit weg von uns zu spüren war.
Steh du uns bei,
und stärke unser Vertrauen auf dich und deine Güte,
aller Angst zum Trotz.

(Sylvia Bukowski)

(Foto: Kirche Daaden/Friedensgebet: Kirsten Galla)

Lutherkirche Kirchen/Foto: Bernd Seeger

Friedensgebet/Entwurf

Für alle Christinnen und Christen, die sich angesichts des Kriegs in der Ukraine spontan für ein Friedensgebet versammeln wollen, hat Schulpfarrer Martin Autschbach am 24. Februar einen Entwurf vorbereitet, der gerne genutzt werden kann um die Sorgen und Ängste in Worte zu fassen.

Biblische Eingangsworte:

„Lass ab vom Bösen und tue Gutes;
suche Frieden und jage ihm nach!“

Psalm 34,15

„Selig die Frieden stiften, denn sie werden Töchter und Söhne Gottes genannt werden.“

Matthäus 5,3 – 9

 

„Denn »wer das Leben lieben und gute Tage sehen will, der hüte seine Zunge, dass sie nichts Böses rede, und seine Lippen, dass sie nicht betrügen. Er wende sich ab vom Bösen und tue Gutes; er suche Frieden und jage ihm nach.“

1. Petrus 3,10-11

 

Worte zum Anlass

Liebe Mitchristinnen und Mitchristen, liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer an diesem spontanen Friedensgebet

Wir alle sind erschüttert, dass mitten in Europa ein Krieg ausgebrochen ist.

Die große Militärmacht Russland hat nach monatelangen Scheinverhandlungen, nach Lügen, Bluffs und Propaganda seinen wohl seit geraumer Zeit gefassten Plan umgesetzt und einen Nachbarstaat, die kleine, militärisch völlig unterlegene Ukraine angegriffen.

Russland überzieht dieses Land mit militärischem Terror und es ist zurzeit völlig unabsehbar, was dieser Überfall in Europa, auch für uns in Deutschland für Folgen zeitigt.

Seit dem frühen Donnerstagmorgen läuft eine umfassende Militäroperation Russlands, ein Angriffskrieg in den ukrainischen Regionen Luhansk und Donezk. Angriffe mit Kampfflugzeugen, Hubschraubern und Raketen wurden auch aus anderen Teilen der Ukraine gegen militärische Infrastruktur gemeldet. Russische Truppen sind auf dem Weg von der belarussischen Nordgrenze nach Kiew. Die gewaltsame Unterwerfung einer demokratisch gewählten Regierung vollzieht sich vor unseren Augen.

Völkerrechtlich, aus der Sicht der internationalen Gemeinschaft sowie der Demokratien weltweit ist der Aggressor Russland weitestgehend isoliert. Aber das hat offensichtlich keinen Einfluss auf das Vorgehen von Präsident Putin, ist unwirksam hinsichtlich seiner Strategie und militärischen Logik, stoppt sein großmachtpolitisches Kalkül keineswegs.

Wir sind in dieser Situation solidarisch mit den Opfern und tun das, was Christen weltweit tun. Wenn die Worte schweigen und nur noch die Waffen sprechen, bleibt uns das Gebet. Wir bringen unsere Angst und Hoffnung mit wachem Geist und offenen Augen vor Gott.

Gebet

Gott im Himmel und auf der Erde,

wir sind voller Angst angesichts des Krieges,

den Russland in die Ukraine getragen hat.

Wir sind voller Sorge, dass dieser Krieg alles zerstört,

was in mühsamen Schritten auf Friedenswegen zwischen Ost und West

seit Jahrzehnten in Europa gewachsen ist.

 

Seit 2014 haben Gewalt im Osten der Ukraine

mehr als 10.000 Menschenleben und 1,5 Millionen Binnenflüchtlinge gefordert.

Stündlich sterben jetzt aufgrund der Kampfhandlungen Menschen in der Ukraine,

Männer, Frauen und Kinder, Soldatinnen und Soldaten.

Wir bitten dich vor allem aus der Sicht der Opfer, denn du bist ein solidarischer Gott,

der stets auf Seiten der Schwächsten steht.

Wir bitten für die Männer, Frauen und Kinder, die im Zuge der Kampfhandlungen in Panik und Angst leben, die verletzt werden, die mit ihrem Leben oder mit dem Leben von Angehörigen dafür bezahlen, dass ihr Land mit Kriegshandlungen einer fremden Macht überzogen wird.

Wir bitten für alle Menschen in der Ukraine, die auf der Flucht sind, die mit ihren Familien versuchen, der drohenden Gewalt zu entkommen. Schenke ihnen schnell Sicherheit in dieser Bedrohung, Zuflucht, Mitmenschlichkeit und die Solidarität aller hilfsbereiten Bürger in allen angrenzenden, demokratischen Staaten.

Wir bitten für alle in der Ukraine, die hilflos mitansehen müssen, wie ihre Freiheit, ihre Selbstbestimmung und ihre persönliche Sicherheit gewaltsam unterminiert und in Frage gestellt werden. Gib ihnen Mut, sich zu verweigern, gib ihnen die Hoffnung auszuharren und im Falle einer umfassenden Invasion und Besatzung die Kraft, gewaltfrei zu widerstehen.

Wir bitten für alle Männer und Frauen, die in Russland selbst voller Scham wahrnehmen, was ihre politische Führung im Land eines Brudervolkes anrichtet.

Wir bitten für alle Russinnen und Russen, die in Gegendemonstrationen im eigenen Land mutig Stellung beziehen: Schenke ihnen den langen Atem und die Kraft auszuhalten, auch wenn sie sofort festgenommen und mit Prozessen und Polizeigewalt öffentlich mundtot gemacht werden.

Wir bitten für alle russischen Soldatinnen und Soldaten, denen bewusst wird, dass sie in der Ukraine gegen das Selbstbestimmungsrecht eines demokratischen Landes unterwegs sind, dass sie fremdbestimmt gegen den erklärten Willen von Millionen Ukrainerinnen und Ukrainern ein freies Land besetzen und mit Zerstörung überziehen. Gib ihnen die Kraft, Unrecht einzusehen, Gewalt zu begrenzen und sich unmenschlichen Befehlen zu widersetzen.

Wir bitten für alle ukrainischen Soldatinnen und Soldaten, trotz des Rechtes auf Selbstverteidigung, trotz des Kriegsrechts und der legitimen Abwehr der russischen Invasion nicht einem blinden Hass zu Opfer zu fallen, sondern Augenmaß zu behalten. Es gibt Situationen, in denen es sinnlos wird, einer brutalen Übermacht durch das Opfern von Kameradinnen und Kameraden zu widerstehen.

Die Wahrheit, das Recht und die Freiheit von Millionen Menschen sind auf Dauer nicht gewaltsam zu unterdrücken und letztlich nur mit Möglichkeiten des zivilen Ungehorsams zu verteidigen.

Schenke den Soldatinnen und Soldaten der Ukraine in diesem fremdverschuldeten Wahnsinn trotz allem den Blick für Menschlichkeit in Grenzsituationen und den Mut, sich das Gesetz des Handels nicht aufzwingen zu lassen.

Wir bitten für alle, die in dieser Kriegssituation in Europa, in der USA, in aller Welt politische Verantwortung tragen. Gib ihnen die Kraft, trotz der militärischen Hilflosigkeit gegenüber einer Atommacht, die gewissenlos und kaltblütig alles riskiert, klug, umsichtig und besonnen zu bleiben.

Frieden als Schalom schließt Gerechtigkeit und das solidarische Handeln für die Schwächsten mit ein. Im Mittelpunkt deines Schalom stehen stets die Opfer aller Gewalt. Schenk allen politisch Verantwortlichen den Willen, der Eskalationen zu einem Dritten Weltkrieg zu wehren.

Schenke allen Politikern die Geduld und die Hartnäckigkeit,

alles zu tun, was dem Frieden dient, aller Kriegstreiberei zum Trotz.

Schenke allen bedrohten Menschen in der Ukraine

so bald wie möglich wieder ein Leben in Frieden.

Gib Hoffnung in der Hoffnungslosigkeit

Mut in der Angst

Wahrheit, die allen Lügen widersteht

Handlungsfähigkeit trotz aller Übergriffigkeit der Mächtigen

Glaube an die Menschlichkeit gegen den Zynismus der Aggressoren.

Wir leben letztendlich aus dem Frieden,

den du, barmherziger und menschenfreundlicher Gott

uns schenken willst.

Amen.

Verleih uns Frieden, gnädiglich

Herr Gott, zu unseren Zeiten.

Es ist doch ja kein anderer nicht.

Der für uns könnte streiten,

denn du, unser Gott, alleine.

Martin Luther, EG Nr. 421