Weihnachtsoratorium in Altenkirchen

Kantor

Das Jubiläumsjahr des Evangelischen Kirchenkreises Altenkirchen wird mit einem besonderen musikalischen Angebot beendet: In der Altenkirchener Christuskirche wird am zweiten Adventssonntag das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach (Kantaten 1+3) von rund 100 Mitwirkenden aus der Region aufgeführt. Der neue Kreiskantor, Johann-Ardin Lilienthal freut sich auf seine Großwerk-Premiere – zu der auch Telemanns ‚Donnerode’ gehören wird – im Kirchenkreis. Der Kartenvorverkauf hat begonnen. Foto: Petra Stroh

Zum Jubelabschluss ein
ganz besonderes Werk

 

Das Weihnachtsoratorium erklingt am 2. Advent in der Christuskirche

Kartenvorverkauf gestartet

 

Mit einem musikalischen Höhepunkt und d e r Weihnachtsmusik schlechthin endet in unserem Kirchenkreis ein ganz besonderes Jubiläumsjahr: 500 Jahre Reformation und 200 Jahre Kirchenkreis Altenkirchen wurden in 2017 gefeiert und das „Jubeljahr“ endet mit der Aufführung des Bach’schen Weihnachtsoratorium in der Altenkirchener Christuskirche. Vor 14 Jahren wurde das Oratorium zum letzten Mal in der Kreisstadt aufgeführt und alle Akteure freuen sich nun über die Neuauflage.

Am vierten Adventssonntag 2003 wurde unter Leitung der damaligen Kreiskantorin Elisabeth Schubarth zuletzt das (Kantaten 1-3) aufgeführt. Damals – ebenfalls zum Anschluss eines Jubiläumsjahres (50 Jahre Christuskirche und Kirchenchor Altenkirchen) – wirkten Kinderchöre aus Altenkirchen und Birnbach, „Chorussal“ aus Flammersfeld, die Kantorei aus Altenkirchen, ein Instrumentalensemble , das Sinfonische Orchester Essen und Solisten mit. So kamen rund 100 Mitwirkende von „Acht bis 88“ zusammen.

 

„Jauchzet – frohlocket“

Mehr als 100 Mitwirkende aus der Region, Solisten und Orchestermusiker sind auch am Sonntag, 10. Dezember, 17 Uhr, nun wieder dabei und lassen unter „Jauchzet, frohlocket“ die Kantaten 1 und 3 des Weihnachtsjubels von Johann Sebastian Bach mit Pauken und Trompeten erklingen, zudem wird das imposante Chorwerk „Die Donnerode“ von Georg Philipp Telemann – ebenfalls mit Orchester – aufgeführt.

Die Gesamtleitung des Konzerts hat Kreiskantor Johann-Ardin Lilienthal. Seit Januar 2017 ist der Kirchenmusiker (28) beim Evangelischen Kirchenkreis und der Kirchengemeinde Altenkirchen aktiv und sieht gerade das Weihnachtsoratorium als besonders würdigen Abschluss des Jubiläumsjahres. „Musik ist ein reines Geschenk und eine Gabe Gottes, sie vertreibt den Teufel, sie macht die Leute fröhlich und man vergisst über sie alle Laster!“
So habe Luther über die Tonkunst geurteilt und es wurden Grundsteine für die Kirchenmusik gelegt. „Später kam die Ausschmückung des Evangeliums, das im Gottesdienst singend vorgetragen wurde und danach die mehrteiligen Kantaten“. Kantor Lilienthal erinnert daran, dass Johann Sebastian Bach 1734 die Entwicklungen in der Kirchenmusik verband und so auch die Weihnachtsgeschichte in sechs Teile untergliederte und dazu entsprechende Kantaten komponierte, die ihren festen Platz im Gottesdienst hatten. „Und so erklangen am ersten Weihnachtsfeiertag 1734 die berühmten Paukenschläge, die bis heute vielerorts Jahr für Jahr die Geburt Jesu verkünden!“

Seit Sommer wurde geprobt

Und so werden auch die Sängerinnen und Sänger der Kantorei an der Altenkirchener Christuskirche, des Schulchores des Bodelschwingh-Gymnasiums Herchen und der Evangelischen Kantorei Hamm/Sieg diese Freudenbotschaft gemeinsam intonieren. Seit Sommer sind die Chöre, denen sich auch Projekt-Interessierte angeschlossen haben,  an verschiedenen Orten schon in Vorbereitung. Während Kantor Lilienthal die Sängerschar in Altenkirchen leitete, übte Holger Knöbel mit dem Schulchor in Herchen und Kantor Achim Runge mit seinem Chor die Choräle in Hamm.

Nun wird kurz vor der Aufführung gemeinsam an Feinheiten gearbeitet, ehe bei der Generalprobe kurz vor dem Konzert am 2. Adventssonntag  gemeinsam mit der Orchestermusikern und den Solisten Julia Reckendress (Sopran), Inga Kappen (Alt), Rolf Schmitz (Tenor) und Christoph Scheeben (Bass) der „Weihnachtsstrauß“ von Gesamtleiter Lilienthal zusammengebunden wird.

Premiere bei der Gesamtleitung

Als „Gesamtleiter eines WO“ ist der junge Kantor Johann-Ardin Lilienthal  zum ersten Mal im Einsatz. Zum Weihnachtsoratorium selbst gibt es aber eine lange innige Verbindung. Als 15jähriger Tenor im Chor seiner damaligen Heimatstadt Lemgo sang er zum ersten Mal das besondere Werk. „Das war ergreifend“, erinnert er sich. „Dieser Jubel in ‚jauchzet, frohlocket’ und in Begleitung von einem Orchester“  hat ihn nie losgelassen. Als junger „Profi“ verdiente er für seinen Solisten-Einsatz eine erste Gage, durfte in Studienzeiten verschiedene Aufführungspraktiken miterleben und lässt sich noch immer von der Faszination des Werkes begeistern.
„Es werden sicher nicht noch mal 14 Jahre vergehen, bis das Weihnachtsoratorium wieder hier erklingt“, verspricht er. Etwa in fünf Jahren soll es erneut ertönen.

Erinnerung an Telemann  und Bezug zu Altenkirchen

Neben den beiden Kantaten des Bach’schen Weihnachtsoratoriums hat Lilienthal noch ein zweites „Bonbons“ ins Adventskonzert gepackt. Das Oratorium „Die Donnerode“ von Georg Philipp Telemann. Telemann, an dessen 250. Todestag in diesem Jahr erinnert wird, war ein Kollege Bachs und mit ihm verbunden (Taufpate von Sohn Philipp Emanuell Bach). Telemann hat auch eine (indirekte) Beziehung nach Altenkirchen. In erster Ehe (1709 -1711) war Telemann mit Amalie Louise Eberlin verheiratet. Deren Vater, Daniel Erberlin, war ein ‚schillernder’  Musiker, Komponist und Musikkritiker, aber auch Kaufmann, und soll auch im Altenkirchener Schloss – und damit in der Schlosskirche, einer der Vorgängerinnen der heutigen Christuskirche – als Hofmusiker gewirkt haben.

„Mit den Figuren der Weihnachtsgeschichte werden wir in einer Arie der Donnerode geradezu aufgefordert zur Krippe zu eilen ‚Bringt her dem Herrscher Ehr und Ruhm! Fallt vor ihm hin, mit dem heiligen Kleide der frommen Unschuld angetan, und betet Gott in bewundernder Freude mit hingeworfnen Leibern an!’ zitiert Lilienthal
 „Zu Beginn eines neuen Kirchenjahres und an der Schwelle zu den nächsten 500 Jahren Kirchengeschichte lassen wir uns sagen, dass Gott allein aus Gnade zu uns gekommen ist – und das auf besondere musikalische Weise“ freut sich der engagierte Kreiskantor. PES

Karten für die Aufführung am 10. Dezember, 17 Uhr, gibt es (15 € Erwachsene/8€ Schüler und Studenten) in den Gemeindebüros der Evangelischen Kirchengemeinden in Altenkirchen, Wissen und Betzdorf, in der Buchhandlung „Seite 42“ und im Regionalladen UNIKUM in Altenkirchen sowie an der Abendkasse.

 

Näher betrachtet:

Das Weihnachtsoratorium (BWV 248)
ist ein sechsteiliges Oratorium für Soli (SATB), gemischten Chor und Orchester von Johann Sebastian Bach.
Die einzelnen Teile wurden erstmals vom Thomanerchor in Leipzig in den sechs Gottesdiensten zwischen dem ersten Weihnachtsfeiertag 1734 und dem Epiphaniasfest 1735 in der Nikolaikirche und der Thomaskirche aufgeführt. Feierliche Eröffnungs- und Schlusschöre, die Vertonung der neutestamentlichen Weihnachtsgeschichte in den Rezitativen, eingestreute Weihnachtschoräle und Arien der Gesangssolisten prägen das Oratorium. Die sechs Teile werden durch die Freude über die Geburt Christi verbunden. Von der musikalischen Gattung steht das Weihnachts-Oratorium Bachs oratorischen Passionen nahe. Es ist das populärste aller geistlichen Vokalwerke Bachs und zählt zu seinen berühmtesten geistlichen Kompositionen. Das Oratorium wird heute häufig in der Advents- und Weihnachtszeit ganz oder in Teilen aufgeführt.

Bach verwendet im Weihnachts-Oratorium dieselben musikalisch-dramatischen Formen wie in seinen oratorischen Passionen, legt den Schwerpunkt aber auf das Lyrische und Kontemplative. Den drei zugrunde liegenden Textgattungen entsprechen jeweils unterschiedliche Kompositionsformen. Bibeltexte liegen dem Secco-Rezitativ, dem Arioso und dem Turba-Chor zugrunde. Kirchenliedtexte setzt Bach in den Choralsätzen für den Chor ein.
Freie Dichtungen sind im Accompagnato-Rezitativ, in den Arien und in den Eingangschören zu hören.
Der fortlaufende Bibeltext wird durch freie Dichtungen und Choräle unterbrochen, die das Geschehene dem Zuhörer näherbringen wollen.
Von den 15 Choraltexten gehen fünf auf Paul Gerhardt, drei auf Martin Luther, drei auf Johann Rist und vier weitere auf verschiedene Textdichter zurück.
Der Text der freien Stücke wird üblicherweise Bachs Leipziger Textdichter Picander zugeschrieben, dies ist aber nicht urkundlich belegt.

Die Donnerode
Die „Donner- Ode“, ein geistliches Oratorium, ist zu Telemanns Lebzeiten – vor allem bei den Kantoreien kleiner und großer Städte – außerordentlich beliebt und verbreitet gewesen. Das Werk entstand während der Erdbebenkatastrophe von Lissabon. 1756 wurden bei dem Erdbeben und der anschließenden Flutwelle mehr als 60 000 der rund 250 00 Einwohner getötet und fast 20 00 Häuser zerstört oder stark beschädigt.
Auf das Erdbeben selbst nehmen die Verse der ‚Donner-Ode’ keinen offenen Bezug. Sie besingen, feiern und lobpreisen in ständig neuen Varianten den Namen und die Größe Gottes, dessen Stimme die Zedern zerschmettert und die stolzen Gebirge zusammenstürzen lässt und der im Donner verherrlicht wird.
Jeden Vers gestaltete Telemann verschiedenartig durch differenzierten Einsatz der Mittel und klugen Klangfarbenwechsel bei den Gesangs- und Instrumentalsoli.