Vier Gemeinden planen Zukunft
Sinkende Gemeindegliederzahlen, rückgängige Finanzen, und sich stetig veränderte Rahmenbedingungen fordern das kirchliche Leben und Handeln vor Ort. „Agieren statt nur Reagieren und Resignieren“ haben sich daher die Leitungsgremien der vier Kirchengemeinden der „Nord-Ost-Region“ (Betzdorf, Freusburg, Kirchen und Wissen) des Kirchenkreises gedacht und machen sich gemeinsam auf den Weg um zukunftsfähig wirken zu können.
Knapp 10 000 evangelische Christen leben in den vier Gemeinden an der Sieg. Rechnerisch fünf Pfarrstellen, verteilt auf sechs TheologInnen, sieben, zumeist denkmalgeschützte Kirchengebäuden, diverse Gemeindehäuser, aber auch diakonische Einrichtungen wie Altenheim und fünf Kindergärten, sowie reiches Gemeinschaftsleben in der Kinder- und Jugendarbeit und in vielfältigen Gruppen und Chören, prägen das aktuelle kirchliche Leben mit unterschiedlicher Schwerpunktsetzung.
Presbyter aus den vier evangelischen Sieggemeinden Betzdorf, Freusburg, Kirchen und Wissen, der „Nord-Ost-Region“ des Kirchenkreises, trafen sich jüngst in Wissen um bei einem „Regiotag“ innerhalb ihrer Zukunftsplanungen in großer Runde Verbindendes und Unterschiede herauszuarbeiten. Gemeinsam will man mittelfristig festlegen, wie das Leben der vier Gemeinden mit knapp 10 000 Gemeindemitgliedern dauerhaft angelegt werden kann. Fotos: Petra Stroh
Viele Varianten sind denkbar
Ob daraus einmal eine „Großkirchengemeinde“ im Nordosten des Kirchenkreises erwächst? Oder bleiben doch langfristig vier Kirchengemeinden wie seit Jahrhunderten bestehen?
„Zwischen diesen beiden Extremen ist noch Vieles möglich, denk- und umsetzbar“, so das Fazit einer ersten großen Austauschrunde aller vier Presbyterien. Moderiert von Pfarrerin Anke Kreutz (Landjugendakademie Altenkirchen) kamen die Gemeindeleitungen zu einem ganztägigen Workshop ins Wissener Gemeindehaus zusammen. „Mit diesem Regionentag haben wir einen Doppelpunkt gesetzt!“
Vorausgegangen waren kleinere Planungsgruppen-Treffen. Hier hatte man auch einen Zeitplan erarbeitet, der einzelne Schritte des gemeinsamen Weges aller vier Kirchengemeinden bündelte. Im August – so Ziel und Hoffnung – sollen konkrete Planungen stehen.
Verbindendes und Unterschiede
„Was verbindet uns, wo sind Unterschiede?“ In gemeindegemischten Kleingruppen zu sechs Handlungsfeldern (Gottesdienst, Kinder-/Jugend- und Konfirmandenarbeit, Erwachsenenbildung/Chöre und Gruppen, interne und externe Öffentlichkeitsarbeit, Gebäude und „Gemeinde im sozialen und kommunalen Umfeld“) bilanzierten die Haupt- und Ehrenamtlichen Vorhandenes. Dabei – so die Ergebnisse, die zwischendurch immer wieder ins Plenum getragen wurden – gibt es bereits viel „Miteinander“ und schon gelebte Zusammenarbeit, etwa im Gottesdienstlichen (Kanzeltausch etc.), bei Konfirmanden-Events oder in der Männerarbeit. Bei anderen Arbeitsfeldern – Zusammenarbeit mit Kommunen und Schulen, aber auch Ökumene – wurde deutlich, dass auch die unterschiedlichen Einbindungen der einzelnen Gemeinden in ihr Umfeld (sie liegen in drei Verbandsgemeinden, katholische Partner in zwei verschiedenen Bistümern) viel Aufmerksamkeit beim Weiterdenken verlangt.
Auswertungsrunde im Plenum
Schon jetzt sehen Viele in den Presbyterien eine gute Basis für mehr Miteinander jenseits der Kirchtürme. Denn die vier Gemeinden setzen eigene Schwerpunkte besonders in der Bereichen, Kinder- und Jugendarbeit und in der Gestaltung lebendiger Gottesdienstgemeinschaft. Zugleich sind die Anliegen dieser Schwerpunkte das Verbindende in der Region.
Das sei auch zu erkennen an der „Sehnsucht“ nach besonderen Gemeinschaftserlebnissen in großer Runde, z.B. Gottesdienste an außergewöhnlichen Orten und das Miteinander der musikalischen Gruppen. Das ließ die rund 30 Mitdenker zuversichtlich in die nächsten Runden ihrer Planungen gehen. „Der Ideenspeicher ist wohlgefüllt“ bilanzierte Moderatorin Anke Kreutz, die sich über die Offenheit der vier Gemeindevertretungen freute. „Damit lässt sich arbeiten und auch manche Herausforderung, die der Prozess sicher noch bereithält, stemmen!“ PES.