Synode Hamm 2011

Synode stellte Weichen für die Zukunft

Zahlreiche Arbeitsfelder im Blick der Synodalen/Letzte Tagung in dieser Zusammensetzung.

 

Synode in Hamm bei der Abstimmung

Zum letzten Mal in dieser Zusammensetzung tagte die Synode unseres Kirchenkreises in Hamm. Vor allem zukunftsweisende Entscheidungen hatte die Synode, die sich nach den Presbyteriumswahlen im Februar 2012 neu zusammensetzen wird, zu treffen. Bei den vielen Abstimmungen votierten die Abgesandten aus den 16 evangelischen Kirchengemeinden und dem Kirchenkreis zumeist einmütig. Alle Fotos: Petra Stroh

„Lass dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ Das Wort aus dem „Korintherbrief“ des Apostels Paulus zog sich nicht nur als „roter Faden“ durch den Bericht von Superintendentin Andrea Aufderheide bei der Herbstsynode unseres Kirchenkreises Altenkirchen in Hamm, sondern wurde auch in den vielfältigen Diskussionen zu verschiedensten Zukunftsfragen verortet. „Natürlich lässt sich auch hier die sich auf allen Organisationsebenen verändernde Bedingungslage unserer Gemeinden, der sich anpassenden kreiskirchlichen Strukturen und der um gesamtverträgliche Lösungsansätze ringenden Landeskirche weder verdrängen noch schönreden“ unterstrich die Superintendentin, doch wollte sie das abgelaufene Jahr mit dem paulinischen Bewusstsein bedenken „dass ein ‚Tiefgang der Gnade Gottes’ nur dort zum Ereignis werden kann, wo wir Ohnmacht und Schwäche wahrnehmen und annehmen, bei uns selbst und bei anderen. Nur dann wird Gottes Kraft wirksam.“

„Gottes Kraft spürbar machen“ wolle der Kirchenkreis – so die Superintendentin in ihrem Bericht – auch mit dem Ausbau kreiskirchlicher Stellen (Krankenhaus, Berufsbildende Schulen und Arbeit mit behinderten Menschen), die in 2011 gestemmt wurden.

„Das sind Zukunftsinvestitionen in Aufgabengebiete, die die Menschen dort stärken, wo ihre Gemeinschaft mit uns alltäglich in Frage steht“, hob die Theologin hervor.

Superintendentin Aufderheide

Superintendentin Andrea Aufderheide

 

Neue Satzung für das Diakonische Werk

Zukunftsweisend – so die Entscheidung der Synode –soll auch die diakonische Arbeit in der Region werden. Einstimmig votierte sie dafür, dass das Diakonische Werk auch künftig eine Einrichtung des Kirchenkreises bleibt – und nicht wie andernorts als eigenständiger Verein agiert.

„Wir verstehen Diakonie als Wesenäußerung von Kirche“ unterstrich die Superintendentin. Allerdings – so das Ansinnen des Kirchenkreises die über 30 Jahre alte Satzung des Diakonischen Werkes zu „reformieren“ – soll eine neue Leitungsstruktur dafür sorgen, dass deutlicher wie bisher die die Ebene der Aufsicht von der Ebene des operativen Geschäfts getrennt wird.

Einstimmig wurde die neue Satzung von den rund 70 Delegierten aus den 16 Kirchengemeinden und den kreiskirchlichen Arbeitsbereichen verabschiedet. Danach wird künftig ein dreiköpfiger geschäftsführender Ausschuss die laufenden Geschäfte des Diakonischen Werkes verantwortlich führen. Ihm gehören – so ein ebenfalls einstimmiges Votum der Kreissynode – als Vorsitzender Pfarrer Marcus Tesch (Wissen) sowie Wolfgang Bay (Weyerbusch) und Jörg Federrath (Betzdorf) an.

Ein „Arbeitskreis für Gemeindediakonie“ löst den bisherigen Diakonie-Ausschuss des Kirchenkreises ab und sorgt – personell ausgestattet von den Kirchengemeinden – dafür, dass die diakonische Vor-Ort-Arbeit der Gemeinden auch weiterhin unterstützt und gefördert wird.

 

Schöpfungsbewahrung mit „klarem“ Stromeinkauf

Verwaltungsamt des Evangelischen Kirchenkreises Altenkirchen

PV-Anlage auf dem Verwaltungsgebäude

Auf mehreren kirchlichen Gebäuden in unserem Kirchenkreis (wie hier auf dem Verwaltungsgebäude in Altenkirchen) wird Strom aus Sonnenenergie produziert.

 

Ihren Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung wollen unsere Gemeinden und der Kirchenkreis künftig „klarer“ leisten. Schon seit vielen Jahren beziehen sie alle gemeinsam – neben der Eigen-Produktion von Solar-Strom auf Kirchendächern und Verwaltungsgebäuden – Öko-Strom. Da es bei den Anbietern von Ökostrom unterschiedliche „Qualitäten“ gibt, hat der Umweltausschuss des Kirchenkreises herausgearbeitet und empfahl der Synode , sich beim Stromkauf künftig an solchen Anbietern zu orientieren, die den Strom selbst erzeugen/direkt vermarkten und den Bau neuer Ökostromanlagen selber fördern. „Umdeklarierten ‚Egalstrom’ will man – so der einstimmige Synodenbeschluss – künftig meiden.

Dr. Peter Müller (Vorsitzender des Umweltausschusses)

Dr. Peter Müller, Vorsitzender des Umweltausschusses des Kirchenkreises, informierte die Kreissynode über verschiedene „Labels“ bei Öko-Strom.

„Klartext“ gab es auch bei einer Synodenentscheidung rund um den „Sonntagsbeschluss“, den die Synode im Vorjahr getroffen hat. Weiterhin will man sich  – möglichst im ökumenischen Miteinander – für einen segensreichen Sonntagsschutz einsetzen. Um aber auch dem Selbstanspruch als „Kirche vor Ort –  nahe bei den Menschen“ gerecht zu werden, sollen kirchliche Aktionen, etwa beim Kreisheimattag und anderen besonderen Gelegenheiten, auch dann möglich sein, wenn diese mit einem verkaufsoffenen Sonntag verknüpft sind.

 

„Vertrauen auf die Menschen,
die gemeinsam Kirche sind“

„Die jetzige in ökonomischer Hinsicht zumindest in Deutschland immer noch herrschende ‚Schönwetterlage’ kann rasch von einem üblen Sturmtief hinweggeweht werden“, mahnte der Vorsitzende des kreiskirchlichen Finanzausschusses, Pfarrer Jürgen Volk (Hilgenroth) die Synodalen weiter auf ihrem „soliden Wegen“ zu bleiben „Unsere Einnahmen sind von vielen Faktoren abhängig, die wir als kirchliche Haushalter nicht beeinflussen können“. Der Ausschuss-Vorsitzende sieht angesichts der Geschehnisse auf den internationalen Finanzmärkten auch Gefahren für langfristig angelegten Gelder, die Gemeinden über „magere Jahre“ hinweghelfen sollen. „Wir täten als Kirche jedoch gut daran, weniger auf die zukunftsichernde Wirkung zurückgelegten Kapitals zu vertrauen, sondern vielmehr auf die Menschen, die gemeinsam Kirche sind, “mahnte der Theologe.

Pfarrer Hans-Jürgen Volk (Vorsitzender des Finanzausschusses)

Pfarrer Hans-Jürgen Volk, Vorsitzender des Finanzausschusses

Unsicherheiten auf der Einnahmen-Seite, gleichzeitig aber langfristige Verpflichtungen – etwa im Personalbereich oder im Gebäudeunterhalt – hatte auch Superintendentin Andrea Aufderheide in ihrem Bericht an die Synode als permanente Herausforderungen für die Kirchengemeinden benannt. Bemerkenswert war für die Superintendentin in diesem Zusammenhang, dass immer stärker Gemeindemitglieder bereit seien in Eigenleistung für „ihre“ Kirchengemeinde aktiv zu werden.

Einstimmig verabschiedete die Synode den Haushalt 2012 in Höhe von rund 6,415 Millionen Euro, billigte dessen Ausgleich durch Rücklagen-Entnahme und genehmigte eine notwendige Erhöhung der kreiskirchlichen Umlage.

 

Trägerverbund für Kindertagesstätten

Herausfordert werden sieben unserer Gemeinden durch die stetige Weiterentwicklung im Bereich der von ihnen getragenen Kindertagesstätten. Ob man sich diesen Herausforderungen künftig weiterhin einzeln oder im Verbund stellen wird, soll bei der Frühjahrssynode im Juni 2012 in Daaden geklärt werden. Nach einer ausführlichen – teils kontroversen Diskussion –entschied (bei zwei Gegenstimmen/sieben Enthaltungen) die Synode, dass bis zur Frühjahrssynode der Kindergarten-Fachausschuss ihr entsprechende Entscheidungshilfen und Finanzpläne vorlegen soll.

Petra Hannappel

KITA -Fachberaterin Petra Hannappel erläuterte der Synode u.a. den Diskussionsstand anderer Kirchenkreise zu Fragen von Trägerverbünden.

 

Evaluation des „Säulenmodell“

Um langfristige Zukunftsperspektiven für den Kirchenkreis und seine Gemeinden zu entwickeln und die handelnden Akteure auf allen Ebenen zu vernetzen, wurde 2008 von der Kreissynode ein „Säulenmodell“ entwickelt. Seither „bedient“ sich die Synode bei Entscheidungsprozessen an  Arbeitsergebnissen der „Säulen“ und des daraus entstandenen Strukturausschusses. Nun soll es nach einstimmigem Votum der Kreissynode nach drei Jahren eine Evaluation dieses Modells geben. Kürzlich zusammengetragene Umfragenergebnisse sollen in diese Arbeit einfließen.

 

Partnerschaften in Kirchenkreis und Gemeinden

Pfarrer Joachim Triebel-Kulpe

Pfarrer Joachim Triebel-Kulpe votierte für eine Fortführung der Partnerschaft mit dem fusionierten ehemaligen Partnerkirchenkreis-Gransee.

Weitere „Zukunfts-Themen“ der zweitägigen Kreissynode im Dietrich-Bonhoeffer-Haus in Hamm waren neben landeskirchliche Vorgaben im Bereich der Personalplanung, die Partnerschaften mit dem ehemaligen Kirchenkreis „Gransee“ in Brandenburg, der nach zwei Fusionen innerhalb der vergangenen Jahre nun im Kirchenkreis „Oberes Havelland“ aufgegangen ist und die Lebenssituation der Partner im afrikanischen Muku (Kongo) angesichts der dort bevorstehenden Wahlen.

Einstimmig wurde der KSV beauftragt, die Partnerschaft mit den ehemaligen „Granseern“ unter den veränderten Rahmenbedingungen fortzuführen und die bestehenden Gemeindepartnerschaften zu unterstützen bzw. Gemeinden zu neuen Partnerschaften zu ermutigen.

Wie Superintendentin Andrea Aufderheide berichtete, ist die Lage in der Demokratischen Republik Kongo weiterhin unverändert instabil. Die Bevölkerung leidet unter der desolaten wirtschaftlichen Situation. Die Folgen des Jahre währenden Bürgerkriegs seien noch lange nicht überwunden und ob aus den Parlamentswahlen im November Unruhen entstehen, müsse abgewartet werden. Der beabsichtigte Besuch einer Delegation unseres Kirchenkreises im Juli 2012 in Muku muss – so die Superintendentin in ihrem Bericht – mit aller Vorsicht bedacht werden.

 

Kirchenkreis-Konzeption verändert

Einstimmig folgte die Kreissynode einem Antrag des Fachausschusses ‚Seelsorge’ und ‚aktualisierte’ die Kirchenkreis-Konzeption hinsichtlich der „Seelsorge“.

Pfarer Michael Seim

Pfarrer Michael Seim, Vorsitzender des Fachausschusses „Seelsorge“ stellte eine Aktualisierung der Kirchenkreis-Konzeption in Sachen „Seelsorge“ vor, die von der Synode einstimmig angenommen wurde.

 

Wahljahr 2012 wirft Schatten voraus

Zum letzten Mal in dieser Zusammensetzung tagte die Kreissynode. Nach den Presbyteriumswahlen am 5. Februar werden einige der bisherigen Synodalen nicht mehr dabei sein. Superintendentin Andrea Aufderheide dankte insbesondere auch den ausscheidenden Mitgliedern der Synode für ihren engagierten Einsatz und bat sie – auch an anderer Stelle in ihren Gemeinden – sich weiterhin einzubringen.

Viel Arbeit kommt im „Superwahljahr 2012“ auch auf den Nominierungsausschuss zu. Ausschuss-Vorsitzende Ingeborg Bauch (Wissen) brachte einen Antrag in die Kreissynode ein, der die Arbeitsfähigkeit des Ausschusses gewährleisten soll-

Bei einer Gegenstimme entschied die Synode den Nominierungsausschuss auf bis zu 20 Mitgliedern zu erweitern. Jede Gemeinde des Kirchenkreises (und nicht wie bislang nur die ‚Regionen’) soll im Ausschuss vertreten sein. Auf ein ausgewogenes Verhältnis von Theologen und Nichttheologen soll ebenso geachtet werden, wie auf die Mitwirkung eines KSV-Mitglieds, einem Mitglied aus dem Kreis der FunktionspfarrerInnen und dem Kreis der Hauptberuflichen.

Ingeborg Bauch

Auf den Nominierungsausschuss mit seiner Vorsitzenden Ingeborg Bauch wartet im kommenden Jahr eine Fülle von Aufgaben.

 

Dienstjubiläum von Pfarrerin Jutta Braun-Meinecke

Krankenhaus-Seelsorgerin Jutta Braun-Meinecke (Kirchen/rechts) feierte jüngst ihr „silbernes Dienstjubiläum“. Mit einem Buchgeschenk würdigte Superintendentin Andrea Aufderheide dieses besondere Ereignis.

Ordinationsjubiläum von Pfarrerin Jutta Braun-Meinecke

Zwei neue Pfarrerinnen des Kirchenkreises wurden erstmals bei der Synode begrüßt. Schulpfarrerin Simone Gutacker (Hamm) und Krankenhaus-Seelsorgerin Dorothea Krüger-Sandmann (Altenkirchen/Wissen) wurden erst jüngst offiziell in ihr Amt eingeführt.

 

Synode begann mit Gottesdienst in der Kirche in Hamm

Begonnen hatte die Synode mit einem Abendmahlsgottesdienst in der Evangelischen Kirche in Hamm. Synodenprediger war diesmal Pfarrer Bernd Melchert (Mehren/Schöneberg), der angesichts der vielen Herausforderungen synodaler Entscheidungen appellierte „ Nur wenn wir uns bewusst machen, dass wir angenommen sind von Jesus, dass er unser ‚Fundament’ ist, nur dann können wir Veränderungen im Leben unserer Gemeinden dankbar annehmen und auch segensreich gestalten“. Predigtext

Musikalisch wurde der Gottesdienst von Kantor Achim Runge (Hamm) ausgestaltet. PES.