Perspektiven für eine gemeinsame Zukunft entwickelt

„Möglichst viel Eigenständigkeit bewahren und trotzdem in größerer Gemeinschaft arbeiten“ – so wollen sich die drei evangelischen Kirchengemeinden Betzdorf, Kirchen und Freusburg ab 2021 als „Gesamtkirchengemeinde“ zukunftsfähig aufstellen.

Auf Gemeindeversammlungen in allen vier evangelischen Kirchengemeinden der Nord-Ost-Region wurden jüngst die Planungen vorgestellt. Neben Betzdorf, Kirchen und Freusburg, die als Gesamtkirchengemeinde arbeiten wollen, gehört auch die Kirchengemeinde Wissen zur Region. Innerhalb der Region will Wissen weiterhin als verlässlicher Partner agieren, sich aber nicht einer Gesamtkirchengemeinde anschließen. (siehe unten) Die Nord-Ost-Region hat damit als erste „große“ Schritte unternommen. In den drei anderen Regionen des Kirchenkreises ist man aktuell an unterschiedlichen Stationen eines „Mehrs an Miteinander“. Bei der Herbstsynode des Kirchenkreises (9./10. November in Betzdorf) werden das Pfarrstellenrahmenkonzept (2020-2030) und die Zukunftsplanungen der Regionen und Gemeinden erneut Thema sein.

 Intensive Vorarbeiten liefen in der Nord-Ost-Region

Den Gemeindeversammlungen der Gemeinden im „Bord-Ost-Bereich“ gingen intensive Arbeiten voraus. Bereits im auslaufenden Winter startete das erste von drei Treffen aller Presbyteriumsmitglieder aus der Region, dazwischen trafen sich insgesamt elf Mal die Mitglieder einer kleineren Planungsgruppe (ebenfalls aus allen vier Gemeinden besetzt). Moderiert und begleitet wurde der Prozess von Pfarrerin Anke Kreutz (Landjugendakademie Altenkirchen).

Bei den Treffen – siehe auch – zogen die Gemeinden zunächst „Bilanz“, betrachteten die Eigenheiten ihrer Gemeinden, die Schwerpunktsetzungen und wagten dann den Blick in die Zukunft.

2030 nur noch 3,5 Pfarrstellen in der Region

Aktuell sind in den vier Gemeinden der Region fünf PfarrerInnen tätig (anderthalb Stellen in Wissen und Betzdorf, je eine in Kirchen und Freusburg). In den kommenden fünf Jahren werden drei von ihnen in den Ruhestand gehen. Klar ist – anhand der Pfarrstellenberechnung der Landeskirche, die die zurückgehenden Kirchenmitgliederzahlen im Blick hat -, dass 2030 in der Region nur noch 3,5 Pfarrstellen besetzt werden können (eine davon in Wissen). „Damit ist klar, dass wir eine stärkere Zusammenarbeit brauchen um künftig die Angebote in den Kirchengemeinden aufrecht halten zu können, wie etwa die kontinuierliche Gottesdienst-Gestaltung“, unterstreicht die Planungsgruppe.

Nächste Schritte

Während in den intensiven Planungskonferenzen der vergangenen Monate und Wochen noch zahlreiche Optionen für eine künftige engere Zusammenarbeit diskutiert wurde, entschlossen sich die Gemeinden letztlich für das Modell „Gesamtkirchengemeinde“.

Dies soll ihnen die Möglichkeit bieten einerseits die drei „kleinen“ Gemeindeeinheiten mit bestimmten Entscheidungsbefugnissen (etwa zum Gemeindeleben vor Ort oder die Gottesdienstgestaltung) beizubehalten und andererseits innerhalb der Gesamtkirchengemeinde personell flexibler und wirtschaftlicher zu agieren. Sogenannte „Bereichspresbyterien“ sind hier im Einsatz. Aus den „Bereichspresbyterien“ entsenden die drei Gemeinden dann Mitglieder in das Gesamtkirchengemeinde-Presbyterium, wo die grundlegenden Entscheidungen der Gesamtkirchengemeinde getroffen werden, etwa zu Finanz- und Haushaltsfragen oder Personal. Die Anzahl der Mitglieder des Gesamtkirchen-Presbyteriums und der „Schlüssel“ dafür ist noch zu klären. Aus der Gesamtkirchengemeinde-Vertretung heraus agiert man dann auf die weiteren Ebenen: Kirchenkreis und Landeskirche.

Zeitplan

Da noch viele Fragen zu klären sind, haben sich die Akteure der drei Kirchengemeinden einen straffen Zeitplan für ihre Weiterarbeit gegeben. Zum 1. Januar 2021 soll das Gesamtkonstrukt stehen. Die Kirchenordnung der Evangelischen Kirche im Rheinland hat dazu entsprechende Vorgaben: u.a. muss die Landeskirche den entsprechenden Antrag auf Bildung einer Gesamtkirchengemeinde, der aus den drei Gemeinden herauskommt, (bis Mitte 2019 muss der gestellt sein) befürworten; auch der Kirchenkreis muss hier noch seine Zustimmung erteilen.  Im Frühjahr 2020 stehen in der Evangelischen Kirche im Rheinland auch wieder Presbyteriumswahlen an. Hierzu müssen die drei Gemeinden dann auch die entsprechenden Vorarbeiten mit Blick auf 2021 leisten.

Noch viel Klärungsbedarf

Neben Fragen der künftigen Struktur/Größe der Bereichspresbyterien sind für die Entscheider und Mitglieder der drei Kirchengemeinden noch viele Details der engeren Zusammenarbeit zu klären. „Der gesamte Satzungs-Prozess läuft ja jetzt erst an“. Die Presbyterien wollen die Kirchengemeinde in dem Beratungsprozess informieren und anhören. Denn auch die Gemeindemitglieder haben – wie auf den Gemeindeversammlungen deutlich wurde – eine Reihe von Fragen zum künftigen kirchlichen Miteinander in ihrer Region.

Wichtig sind manche Klärungen auch, damit sinnvolle Entscheidungen bei den Nachbesetzungen der in den Ruhestand gehenden PfarrerInnen getroffen werden können. Da angesichts zurückgehender Bewerberzahlen die Besetzungen von Pfarrstellen in ländlichen Regionen aufwändiger werden, hoffen die Beteiligten mit attraktiven Stellenangeboten und klar definierten Aufgabenstellungen punkten zu können.

Name und Zahlen

Wie soll die neue Gesamtkirchengemeinde künftig heißen? Eine Kombination aus den drei Namen der ehemaligen Kirchengemeinden wird vermutlich zu lange und umständlich.  In den anstehenden Planungsgesprächen soll auch dieses Thema aufgegriffen werden.

2017 – die aktuellen Zahlen des kirchlichen Lebens beziehen sich immer auf die Vorjahresstatistik! – hat die Kirchengemeinde Betzdorf 3384 Mitglieder. In Freusburg sind es 1638 und in Kirchen 2010 (Wissen 3213).

 Regionenarbeit

Neben dem Prozess zur Bildung einer Gesamtkirchengemeinde bleiben Betzdorf, Freusburg und Kirchen auch weiterhin mit der Kirchengemeinde Wissen in der Region verbunden.

An dem Beratungsprozess, der nun zur Bildung der Gesamtkirchengemeinde Betzdorf, Freusburg und Kirchen anregte, war die Kirchengemeinde Wissen als Regionenpartner ebenfalls beteiligt. Das Presbyterium der Kirchengemeinde Wissen hat – wie es in einem Gottesdienst, der zeitgleich mit den Gemeindeversammlungen in den drei anderen Gemeinden lief – bekannt gegeben, dass es nach intensiver Beratung und Überlegung beschlossen hat, sich dieser Gesamtkirchengemeinde zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht anzuschließen, sondern eigenständig bleiben zu wollen. „Das Presbyterium sieht die Mitgliederzahl und die Fläche der Gemeinde als ausreichend groß an, um eine eigenständige Kirchengemeinde bleiben zu können. Gleichwohl will die Kirchengemeinde Wissen im Rahmen der Region mit der neu entstehenden Gesamtkirchengemeinde intensiv zusammenarbeiten und erwartet umgekehrt von dieser eine gute Zusammenarbeit mit unserer Gemeinde!“, heißt es in der Erklärung.

 

In vielen Sitzungen haben die Presbyterinnen und Presbyter der Nord-Ost-Region (drei Sitzungen mit allen Presbyteriumsmitgliedern und neun Sitzungen der Planungsgruppe) ihre Zukunftspläne besprochen. Alle Fotos: Petra Stroh

 

 

 

 

 

Als „Gesamtkirchengemeinde“ wollen Betzdorf, Kirchen und Freusburg ab Januar 2021 weiterwirken. Bei einem Planungstreffen diskutierten auch die PfarrerInnen der Gemeinden (v.l.:) Gudrun Weber-Gerhards (Wissen/Regionenpartner), Heinz-Günther Brinken (Betzdorf), Anja Karthäuser (Betzdorf), Eckhard Dierig (Kirchen) und Almuth Germann (Freusburg).

 

 

 

 

 

 

„Balance halten“: Als Dankeschön und zur Erinnerung an einen spannenden Planungs-Prozess bekamen alle Beteiligten einen Vogel, der ihnen die Kunst des Balance-Haltens näher brachte.

 

 

 

 

 Über dass Etappenziel freuten sich alle Beteiligten. Da durfte auch angestoßen werden. Moderatorin Pfarrerin Anke Kreutz (2.v.l.) hatte den Prozess begleitet.