In neuer Verbundenheit unterwegs

Es war ein „sehr leiser Abschied“ für einen langjährigen Gemeindepfarrer, als Pfarrer Hans-Jürgen Volk zum 1. Februar in den Ruhestand ging. Die Corona-Pandemie erlaubte keine großen Gottesdienste und bekannt-beliebte Abschieds-Rituale. Doch nun – kurz vor Herbstbeginn – konnte Superintendentin Andrea Aufderheide endlich in einem feierlichen Gottesdienst in der Hilgenrother Kirche den vielseitigen Theologen verabschieden und Pfarrer Joachim Triebel-Kulpe als neuen Gemeindepfarrer der Kirchengemeinde Hilgenroth begrüßen.

Superintendentin Andrea Aufderheide erinnerte in ihrer Ansprache daran, dass es sich bereits im Jahr 2000 als Pfarrer Hans-Jürgen Volk den Dienst in seiner „kleinen Landgemeinde“ antrat, für ihn abzeichnete, „dass strukturelle Veränderungen kommen werden, die Dir und dem Zuschnitt Deines Dienstes Flexibilität und Veränderungsbereitschaft abverlangen und auf sich verändernde Bedingungen angemessene Reaktionen erfordern!“

So gab es für den Gemeindepfarrer in seinen 21 Dienstjahren auch zahlreiche Veränderungen, denen er sich stellte.

Aufgrund neuer Pfarrstellen-Bemessungszahlen wurde früh klar, dass die Kirchengemeinde Hilgenroth dauerhaft keine 100prozentige Pfarrstelle mehr ihr Eigen nennen konnte. Ab 2011 übernahm der Hilgenrother Gemeindepfarrer so bereits einen Zusatzauftrag und kümmerte sich neben der Arbeit in seiner quirligen Gemeinde auch um die „Arbeit mit Menschen mit Behinderung und ihre Angehörigen“.

Ein zugewandter Gesprächspartner und achtsamer Wegbegleiter
Wichtig war Hans-Jürgen Volk dabei vor allem auch die Kooperation mit den regionalen Einrichtungen der Behindertenarbeit. Als Seelsorger zeigte er dabei mit seinem Markenzeichen „Gottesdienst für Alle“ auf, dass Inklusion in breiter Vielfalt gelebt werden kann und muss: „Zu Dir konnten und können Menschen jederzeit kommen und Hilfe finden, denn Hilfe- und Rat suchenden Menschen, Menschen in Not, Menschen, die Orientierung, Zuspruch und Trost brauchen, ein zugewandter Gesprächspartner und achtsamer Wegbegleiter zu sein und im nahen und fernen Nächsten Christus selbst zu erkennen – diese Botschaft haben die Menschen bei Dir gespürt und mitgenommen,“ hob Aufderheide hervor.

Doch neben dem „Seelsorger Volk“ profitierte der Evangelische Kirchenkreis Altenkirchen auch von einer anderen Gabe des Theologen, der weiterhin in der Region wohnen bleibt und sicher auch noch ab und an auf der Kanzel stehen wird: von seinem kritischen Blick auf kirchliches Finanzwirken.

15 Jahre war Hans-Jürgen Volk der Vorsitzende des kreiskirchlichen Finanzausschusses, lange Jahre aktiv auch im Vorsitz des Kirchensteuerverteilausschusses. Als „Mahner und Erklärer“ beleuchtete Volk in unzähligen Kreissynoden auf die ihm eigene Weise das kirchliche Finanzhandeln und die daraus entstehenden Zukunftsaufgaben. MEHR 

Zwei Gemeinden unterwegs in eine „neue Wirklichkeit“

Als „neuer Hilgenrother Gemeindepfarrer“ ist der Almersbacher Joachim Triebel-Kulpe nach seinem Dienstantritt vor mehr als sieben Monaten bereits angekommen. Er übernahm den pfarramtlichen Dienst in Hilgenroth neben seinem Amt als Gemeindepfarrer in Almersbach, den er 1999 angetreten hat.
Superintendentin Aufderheide unterstrich noch einmal die Besonderheiten einer solchen „pfarramtlichen Verbindung“ zweier Gemeinden. „Mit ihrer Entscheidung, in Zukunft enger zusammen zu arbeiten, haben sich Almersbach und Hilgenroth einer neuen Wirklichkeit gestellt. Dazu bedurfte es eines intensiven Beratungsprozesses, in dessen Verlauf sich beide Gemeindepartner kontinuierlich aufeinander zu bewegten!“

Aufderheide: „Es war wichtig, die Perspektive der jeweils anderen Kirchengemeinde im Blick auf deren Zukunftsvisionen kennen- und verstehen zu lernen. So konnten gemeinsam miteinander Ideen entwickelt und Gestaltungsräume ausgelotet werden.“

Alle miteinander getroffenen Vereinbarungen bildeten heute die Grundlage für den Dienst von Pfarrer Triebel-Kulpe in zwei weiterhin eigenständigen Gemeinden.

Dass etwas gut zusammengewachsen ist, zeigte sich im gut besuchten Festgottesdienst in der Hilgenrother Kirche (musikalisch ausgestaltet von der Power Station Band und einem Projektchor unter Leitung von Brigitta Ludwig und von Organistin Sabine Stein) und auch beim anschließend Festempfang im Eichelhardter Gemeindezentrum. Getragen wurde beides durch die Mitwirkung von engagierten Haupt- und Ehrenamtlichen aus beiden Gemeinden und deutlich hörbar gemacht in einzelnen Redebeiträgen zu Verabschiedung und Begrüßung.

Dass so viel harmonisches Miteinander auch eine Basis im bisherigen Wirken von Hans-Jürgen Volk hat, durch das langjährige gute Miteinander der beiden Pfarrer getragen wird und dass die „Hilgenrother“ Pfarrer Joachim Triebel-Kulpe bereits in Herz geschlossen haben, wurde vielfach unterstrichen und deutlich.

Dankbarer Abschied und Freude an dem „Neuen“

So gab es viel dankbare Abschiedsworte an Hans-Jürgen Volk, u.a. von Superintendentin Andrea Aufderheide, Vertreter:innen der Ortsbürgermeister, Vertreter:innen von Vereinen, Gemeindegruppen und den beiden Presbyterien. Da der ehemalige Gemeindepfarrer nun vor Ort wohnen bleibt und ihnen vielfach damit verbunden bleibt, freut die Hilgenrother sehr und nimmt Abschiedsschmerz.

Ebenso groß war die ausgesprochene Freude an dem „neuen Pfarrer“, der aber – so etliche gut gemeinte Ratschläge – in all seinem schon gezeigten Engagement auch lernen sollte „Nein zu sagen“ und auf sich selbst zu achten.
Die Bereitschaft beider Gemeinden, die seit der Reformation eigenständige Kirchengemeinde sind (und dabei über Jahrhunderte jeweils eine eigene Prägung und Pfarrer hatten) – so wurde mehrfach betont – ist groß, sich nun auf die pfarramtliche Verbindung einzulassen. Mit Gottes Hilfe und den vielen Engagierten in beiden Gemeinden traut man sich zuversichtlich auf „neuen Wegen“ gemeinsam zu gehen.

Der Festtag in Bildern:

Foto oben: Gemeinsam mit den Presbyterien aus Almersbach und Hilgenroth stellten sich (vorne von links) Pfarrer Joachim Triebel-Kulpe, der ehemalige Gemeindepfarrer  Hans-Jürgen Volk und Superintendentin Andrea Aufderheide zum Erinnerungsfoto beim Festgottesdienst in Hilgenroth. Alle Bilder: Kirchenkreis Altenkirchen/Petra Stroh

Die Power-Station-Band und ein Projektchor (Leitung: Brigitta Ludwig/links) und Organistin Sabine Stein gestalteten den Festgottesdienst in der Hilgenrother Kirche musikalisch aus.

Im Gemeindezentrum in Eichelhardt kamen die langjährigen Wegbegleiter:innen von Pfarrer Hans-Jürgen Volk (links) zum Dankesagen vorbei und begrüßten Pfarrer Joachim Triebel-Kulpe, der bereits seit einigen Monaten auch in Hilgenroth wirkt und dabei offenbar gut angekommen ist.

Superintendentin Andrea Aufderheide dankte dem ausscheidenden Hans-Jürgen Volk für vielfältiges Wirken in Gemeinde und Kirchenkreis, begrüßte Joachim Triebel-Kulpe im neuen erweiterten Dienstbereich und hatte „Fruchtbares“ mitgebracht, das beiden Kirchengemeinden, die nun pfarramtlich verbunden sind, dienlich sein möge.

Viele Dankesworte für den ausgeschiedenen Gemeindepfarrer Hans-Jürgen Volk und herzliche Willkommensgrüße für Joachim Triebel-Kulpe gab es von Vertreter:innen der Presbyterien, Gemeindegruppen, den örtlichen Vereinen und auch vom Eichelhardter Ortsbürgermeister Rainer Zeuner ((Foto), der auch im Namen seiner Kolleg:innen aus dem Gemeindegebiet sprach. Er ist froh, dass die „Kirche im Dorf ist und bleibt!“

In gewohnt humorvoller Art verabschiedete sich Hans-Jürgen Volk aus seinem langjährigen Wirkungsbereich, hatte einige Anekdoten aus mehr als 20 Dienstjahren parat und will künftig neben einigen Diensten in seiner ehemaligen Gemeinde auch dem „Neuen“ einen „Westerwälder-Insider-Sprachkurs“ anbieten. Dass es die beiden Pfarrer gut „miteinander können“, wurde vielfach spürbar und schaffte offenbar auch das Fundament für eine neue Ära in der Geschichte der beiden Gemeinden, die sich nach Jahrhunderten Eigenständigkeit  und jeweils eigenem Pfarrer  nun „pfarramtlich verbunden“ auf neue Wege begeben haben.