Ehrenamt in den Blickpunkt – Digitales Treffen
Rund 140 Frauen und Männer sind es in unserem Kirchenkreis, die als Presbyterin und Presbyter aktiv Gemeindeleben gestalten. Rund 7000 ehrenamtliche Presbyterinnen und Presbyter insgesamt engagieren sich zusammen mit den etwa 2000 Pfarrerinnen und Pfarrern in den Leitungsgremien der 655 Gemeinden innerhalb unserer rheinischen Kirche. „Ehrenamtliche gestalten und verändern unsere Kirche – nicht nur in den zahlreichen kirchlichen Gremien“, sagt Präses Manfred Rekowski. Alle vier Jahre bietet der Tag rheinischer Presbyterien die Gelegenheit zur Begegnung. Die diesjährige Ausgabe am Samstag, 13. März, erfolgt erstmals komplett digital.
Presbyteriumsmitglieder begannen im Ausnahmezustand
Kurz vor den Corona-Beschränkungen 2020 konnten in unseren Gemeinden noch die Wahlen zu den Presbyterien erfolgen MEHR
Doch schon kurz nach den Wahlen gab es den ersten Lockdown und so mussten alle Presbyterien unter ganz unbekannten Voraussetzungen in ihre Arbeit starten. Zunächst erfolgte die Verpflichtung, die ansonsten in einem Gemeindegottesdienst geschieht, nur per brieflicher Zustimmung.
Sitzungen gab es vielerorts für lange Monate nur per Telefon, per Umlaufbeschlüsse, in einer Video-Schalte, oder manchmal gar im Freien und immer mit viel Abstand. Keinem Presbyterium war ein üblicher Kennenlern-Prozess gegönnt. Stattdessen direkt viele Aufgaben, die nie zuvor ein Presbyterium einer Gemeinde zu bewältigen hatten: Verzicht auf Gottesdienste, Alternativformen entwickeln, technische Voraussetzungen für digitales, kirchliches Leben schaffen, Konfirmationen verschieben und andere unbekannte Neuerungen er- und bedenken.
Die anhaltend angespannte Coronalage ermöglichte auch keine zwanglosen Kennenlerntreffen, lockere Austausche mit ehemaligen und neuen KollegInnen. Auch der „Tag rheinischer Presbyterien“, der in den ersten Monaten das Eingewöhnen erleichtert und viele Angebote zum Kennenlernen von Menschen und Strukturen macht, wurde in dieses Jahr verschoben.
Mittlerweile ist klar, dass auch im Frühling 2021 keine Großveranstaltung stattfinden kann und so wurde der Tag der rheinischen Presbyterien kurzerhand ins Netz verschoben. Hier kennen sich mittlerweile alle Kirchen-Leitenden gut aus und können nun auf Abstand in Gemeinschaft treten.
Schwerpunktthema Ehrenamt
Im Zentrum steht am kommenden Samstag die Frage nach der Bedeutung des Ehrenamts für die Kirche der Zukunft. So widmet sich EKD-Oberkirchenrätin i. R. Cornelia Coenen-Marx in ihrem Hauptvortrag dem Thema „Kann Kirche Ehrenamt?“. Fünf einführende Thesen hat die Referentin dazu auf der Internetseite zum Tag rheinischer Presbyterien veröffentlicht und lädt bereits im Vorfeld zu Kommentaren ein:
- Kirche wird wieder „Ehrenamtskirche“.
- Kirche wird anders sein – und auch Ehrenamt wird anders sein, wenn wir aus dem Lockdown herauskommen.
- Ehrenamt organisiert sich zunehmend selbst – auch im Netz.
- Wo Vertrauen wächst, reden Menschen auch über Glauben und Lebenssinn.
- „Vereinsmeier“ sind wir nicht. Aber wir können von Vereinen lernen.
Präses: „Da sind echte Profis am Werk“
Auch Präses Rekowski betont: „Im Umgang mit ehrenamtlich Mitarbeitenden haben wir uns in unserer Kirche schon längst abgewöhnt, von Laien zu sprechen. Da sind echte Profis am Werk. Sie bringen in die Leitung unserer Kirche ihre Erfahrungen aus den jeweiligen Berufen, aus der Organisation eines oft komplexen Familienlebens oder aus anderen Bezügen wie Sport, Musik oder Politik ein.“
Mehr als 60 Workshop-Angebote für die Teilnehmenden
Der Tag unter dem Motto „Hinter dem Horizont geht’s weiter“ bietet den Teilnehmenden nach dem Vortrag in zwei 45-minütigen Blöcken mehr als 60 Online-Workshops mit Themen von geistlicher Leitung und Jugendpartizipation über größtmögliche Nachhaltigkeit in den Gemeinden bis zu Konfliktlösungsstrategien bei Streitfällen in den Presbyterien. Für die Workshops gab es eine Anmeldefrist. 839 Menschen haben sich angemeldet, fast doppelt so viele wie beim vergangenen Treffen 2017 in Hilden.
Gottesdienst, Hauptvortrag und Podiumsdiskussion werden frei gestreamt
Frei gestreamt und damit für alle Interessenten auf presbyteriumstag.ekir.de öffentlich zugänglich sind dagegen der Gottesdienst zum Auftakt um 10 Uhr mit Prädikantin Helga Siemens-Weibring, nebenamtliches Mitglied der Kirchenleitung, und dem Wuppertaler Pfarrer Holger Pyka, außerdem der Hauptvortrag um 11 Uhr und die abschließende Podiumsdiskussion um 14.15 Uhr. Dort diskutieren der WDR-Reporter und Theologe Arnd Henze, die stellvertretende Abteilungsleiterin der Region Deutschland der Vereinten Evangelischen Mission (VEM), Sarah Vecera, die Leiterin des Zentrums Gemeinde und Kirchenentwicklung der Evangelischen Kirche im Rheinland, Cornelia vom Stein, sowie die junge Solinger Presbyterin Bente Lettmann über das Thema: „Hinter dem Horizont geht’s weiter –wie sieht die Zukunft der Kirche aus?“. Der Tag endet um 15 Uhr mit einem Segen.
Stichwort: Presbyterial-synodale Ordnung
Der Begriff der presbyterial-synodalen Ordnung beschreibt die Struktur der rheinischen Kirche: Die Kirchenleitung liegt nicht bei Einzelpersonen, sondern bei auf Zeit gewählten Gremien. Auf Gemeindeebene sind das die Presbyterien, auf Kirchenkreisebene die Kreissynoden aus Pfarrern, Pfarrerinnen, gewählten Abgeordneten und weiteren Mitgliedern sowie auf landeskirchlicher Ebene die Landessynode mit den Superintendenten und Superintendentinnen, gewählten Abgeordneten und weiteren Mitgliedern.
Text: Ekkehard Rüger, ekkehard.rueger@ekir.de / und Kirchenkreis-Altenkirchen. Fotos: PES