Diakonie heißt mit dem Herzen sehen…
Wer auf der Schattenseite steht, braucht die Liebe konkret! Braucht offene Augen und offene Ohren, helfende Hände, ein tröstendes Wort! Diakonie heißt ‚jetzt oder nie‘ und mit dem Herzen sehen!“
Voll tönte das „Diakonielied“ beim Gottesdienst zum Jubiläum „60 Jahre Diakonisches Werk im Evangelischen Kirchenkreis“ durch die Altenkirchener Christuskirche. Mit dem Gottesdienst, einem Empfang mit fachlichem Vortrag und einem Tag der Offenen Tür wurde das Fest einer kirchlichen Einrichtung gefeiert, die seit sechs Jahrzehnten Menschen in der Region begleitet, vielfältigste Hilfen anbietet und sich auch als Sprachrohr für soziale Belange versteht.
„Im diakonischen Handeln (in ihren Diakonischen Werken) vollzieht unsere Kirche, – die in Europa immer in der Gefahr stand, Kirche des Bildungsbürgertums zu werden – immer wieder einen Perspektivwechsel: stellt sich auf die Seite der Menschen, die in unserer Gesellschaft marginalisiert werden“, hob Superintendentin Andrea Aufderheide in ihrer Festpredigt hervor. „Nur gemeinsam als Kirche und Diakonie als/in Einheit sind wir stark,“ betonte Helga Siemens-Weibring, Beauftragte für Sozialpolitik der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe, als Festrednerin. Beide Akteurinnen hatten den „roten Faden Armut“ für ihre Ansprachen aufgenommen, der über dem Diakonie-Jubiläum stand. Armut hat viele Facetten, viele Ursachen und verlangt nach viel Engagement derer, die sich kümmern: „Auf Augenhöhe und mit Professionalität“, wie Siemens-Weibring unterstrich.
Dass schon in den Gründungsjahr 1959 des Diakonischen Werkes in Altenkirchen – es startete als „Ein-Frau-Unternehmen“ mit Synodalfürsorgerin Martha Böer mit dem „Evangelischen Gemeindedienst für Innere Mission“ (zum Diakonischen Werk wurde die Einrichtung erst in den 60iger Jahren) – Armut und Armutsbekämpfung der Arbeitsschwerpunkt war, daran erinnerte Geschäftsführerin Margit Strunk. „Vieles von damals hört sich an, als wäre es im ‚Heute‘ verankert“, hob sie hervor. Obwohl sich vieles in den 60 Jahren verändert habe, sei doch die Grundlage geblieben: “ Armut braucht eine Lobby – Sozialarbeit braucht eine Lobby!“
„Sie sind gute Lobbyisten, sehr professionell unterwegs und gute Partner im Engagement für eine sozialere Welt“. Dies wurde den heimischen Diakonie-Werkern beim Festempfang aus der Gästerunde vielfach gespiegelt, u.a. von Superintendentin Andrea Aufderheide für den Kirchenkreis, Landrat Dr. Peter Enders für den Landkreis, Beigeordneter Heinz Düber (Altenkirchen) für die Verbandsgemeinden und Stadtbürgermeister Matthias Gibhardt und den Kooperationspartnern aus Ökumene, Gewerkschaft und (Sozial-)Verbänden. „Ihre Arbeit wird wertgeschätzt“, hob Beigeordneter Düber hervor, „als staatliche Einrichtungen schätzen wir das gute Miteinander“, so Landrat Dr. Peters Enders und „Altenkirchen ist Teil der Geschichte des Diakonischen Werks und das Diakonische Werk ist Teil der Altenkirchener Geschichte“ betonte Bürgermeister Gibhardt.
Hatten die unterschiedlichen Arbeitsbereiche des Diakonischen Werkes – aktuell sind rund 30 hauptberufliche Mitarbeitende ( in verschiedensten Arbeitszeit-Modellen) aktiv, zudem zahlreiche Neben- und Ehrenamtliche – bereits im Gottesdienst eindrucksvoll unter der Überschrift „Armut-Macht-Ohnmacht“ ihre Arbeitsfelder kompakt und berührend vorgestellt, so gab es beim „Tag der Offenen Tür“ im Anschluss an Gottesdienst und Festakt für die interessierten Besucher mit ganz viel „Nähe“ Einblicke in das tägliche Tun der diakonischen Fachkräfte.
Beratungsstelle, Betreuungsverein, Soziale Beratung, EUTB, Schuldnerberatung, Flucht- und Migrationsdienst, Suchtberatung und -prävention, aber auch die Vor-Ort-Angebote („Mittendrin“ und Teehaus in Hamm) und die anderen Stellen hatten viel Informatives vorbereitet, ließen sich „löchern“ und regten zum Mitmachen an.
„Genau hinsehen und wahrnehmen, wie es Menschen geht – das ist der biblische Auftrag der Diakonie. Wer Menschen gerecht werden will, muss sie befähigen, ein selbst bestimmtes Leben zu führen“, hatte Superintendentin Andrea Aufderheide in ihrer Ansprache unterstrichen. Das Diakonische Werk lebe diesen Auftrag in den 60 Jahren seines Bestehens im Evangelischen Kirchenkreis authentisch – Tag für Tag!
„Und wir werden nicht müde – auch in Zukunft – dafür einzutreten, dass Ausgrenzung und Nicht-Teilhabe am Leben, wie sie durch Armut, Flucht, Arbeitslosigkeit, Lebenskrise, Suchtproblematik oder Schuldenfalle jederzeit jedem Menschen widerfahren können und existentiell erlitten werden, bekämpft und langfristig verhindert werden müssen!“.
„Wir gehen als Evangelischer Kirchenkreis Altenkirchen mit unserem Diakonischen Werk voller Zuversicht auch in die kommenden Jahrzehnte! Wir erwarten weiterhin Bewahrung und Gottesnähe in allen Problemlagen, die sich ergeben mögen!“
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Der Jubiläumstag in Bildern
ARMUT – MACHT-OHNMACHT: Mit diesen Reizwörtern stellten die verschiedenen Arbeitsbereiche des Diakonischen Werkes eindrucksvoll ihre Arbeit vor.
Predigt/Jubiläumsgottesdienst 60 Jahre Diakonisches Werk im Evangelischen Kirchenkreis Altenkirchen
Festpredigerin Superintendentin Andrea Aufderheide
Fröhliche Gesichter an einem besonderen Festtag (v.l.) Diakonie-Geschäftsführerin Margit Strunk, Diakonie-Mitarbeiterin Gabriele Uhr, die die vielen Fäden des Festtags-Managements geschickt verwob, Festrednerin Helga Siemens-Weibring, Beauftragte für Sozialpolitik der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe und Superintendentin Andrea Aufderheide.
Ein Gläschen zu Ehren des Geburtstagskind verknüpfte Superintendentin Andrea Aufderheide mit herzlichen Dankesworten an alle ehemaligen und aktiven Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Diakonischen Werkes. „Wir gehen als Evangelischer Kirchenkreis Altenkirchen mit unserem Diakonischen Werk voller Zuversicht auch in die kommenden Jahrzehnte!
Auf zahlreiche Berührungspunkte von Diakonischem Werk und den staatlichen Stellen verwies der neue Landrat des Kreises Altenkirchen, Dr. Peter Enders und dankte allen Akteuren. „Wir freuen uns auf weitere gemeinsame Projekte“, unterstrich er und hofft auf „weitere 60 Jahre gutes diakonisches Wirken“.
Helga Siemens-Weibring, Beauftragte für Sozialpolitik beim Diakonischen Werk Rheinland-Westfalen-Lippe e.V. hatte ihren Festvortrag unter das Thema „Arme habt ihr immer unter Euch“ – Matthäus 26,11 – gestellt. Die Diakonie-Fachfrau zeigte auf, welche Gesichter Armut hat und was Kirche und ihre Diakonie tun können. Aus vielen verschiedenen Perspektiven beleuchtete sie die Armutsproblematik.
„Das Einkommen im Bundesvergleich ist in Rheinland-Pfalz relativ hoch, aber am niedrigsten ist das Einkommen im Kreis Altenkirchen“, hatte sie sich sachkundig gemacht. Im Kreis Altenkirchen habe eine Person im Schnitt knapp 21.200 Euro im Jahr zur Verfügung. Dies seien 2000 Euro weniger als im Bundesdurchschnitt.
„Armut bekämpfen, Teilhabe ermöglichen, Offen sein, Haltung zeigen, Lobby sein und ‚Augenhöhe‘ herstellen“ sieht sie als die Aufgaben der Kirche und ihrer Diakonie im Kampf gegen die Armut. „Für 60 Jahre Diakonie im Kreis Altenkirchen danke ich allen, die daran mitgewirkt haben, dabei sind und weiter mitwirken!“
Mit vielen Gästen aus örtlicher und überregionaler Diakonie, dem geschäftsführenden Ausschuss des Diakonischen Werkes Altenkirchen, aus Kirchenkreis und Gemeinden, dem Diakonieausschuss und der Verwaltung, aus Gesellschaft, Ökumene, Politik und mit Kooperationspartnern und allen Mitarbeitenden wurde das Jubiläumsfestim Theodor-Maas-Haus der Evangelischen Kirchengemeinde Altenkirchen gefeiert. Mit dabei auch der ehemalige Superintendent Rudolf Steege und zwei ehemalige Geschäftsführer des Diakonischen Werkes , Rainer Abresch (1978-1991) und Hubertus Eunicke (1991-2012).
Beim „Tag der Offenen Tür“ präsentierten sich die zahlreichen Fachdienste des Diakonischen Werkes :
Die Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit ihrer sozialen Beratung und der Schwangerenkonfliktberatung…
Die Schuldnerberatung mit einem Quiz und vielem mehr.
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Alle Fotos: Petra Stroh