Brief aus Muku zur derzeitigen Lage
Nachdem Bukavu am 14. Februar 2025 von der Rebellengruppe M23 eingenommen worden ist, wurde deren Einmarsch nach Süden fortgesetzt und geht jetzt in das Gebiet vom Kirchenkreis Muku, der sich über drei große Gebiete, Walungu, Mwenga und Shabunda erstreckt. Walungu ist bereits von den Rebellen besetzt und nun sind sie auf dem Vormarsch nach Mwenga und Shabunda. Viele Familien verlassen die Regionen, die wegen der neuen Rebellenangriffe ins Visier genommen werden, und fliehen zu Gastfamilien. Es gibt also keine Zelte wie zur Zeit des ruandischen Völkermords, die Flüchtlinge halten sich in den Gastfamilien auf und das alles ohne jegliche Nahrungsmittelhilfe. Das Leben wird sehr schwierig.
Die Sicherheitslage ist in allen von den M23-Rebellen besetzten Gebieten sehr kritisch. Es gibt gezielte Tötungen und jeden Tag werden leblose Körper eingesammelt. Fahrzeuge und andere Güter, die über die Grenzen nach Ruanda gebracht werden, werden geplündert. Die Menschen leben in einer totalen Psychose. Jede Nacht gibt es Fälle von bewaffneten Raubüberfällen, die auf die Familien von Zivilisten abzielen.
In den Gebieten, in denen es Mineralien gibt, werden jeden Tag tonnenweise LKWs nach Ruanda übergesetzt. Eine systematische Plünderung der natürlichen Ressourcen.
Die Rebellen bewegen sich in Lastwagen und Jeeps und selten zu Fuß durch die von ihnen kontrollierten Gebiete. Bei ihren Patrouillen wollen sie keine Menschenansammlungen sehen, vor allem nicht von Jugendlichen. Frauen und Mädchen können sich nicht mehr frei bewegen, da es viele Fälle von Vergewaltigung gibt. Es ist schrecklich.
In unserer Region hier wird die Feldarbeit nur noch nah am Haus verrichtet. Es gibt Fälle, in denen die Ernte von den Feldern gestohlen wird, weil die Menschen hungern und viele Flüchtlinge in Gastfamilien leben, die auch keine Nahrungsmittel zum Leben haben.
Den ganzen Tag über bleiben viele Menschen, vor allem Frauen und Jugendliche, aus Angst vor Vergewaltigung und Zwangsrekrutierung in die Rebellenarmee zu Hause. Nur wenige Tapfere können kleine Ausflüge machen, aber sie kehren schnell wieder zurück, jeder in sein Haus.
Der Kleinhandel hat sich zaghaft erholt, soweit er nicht geplündert wurde. Dies gilt vor allem für Lebensmittel und einige Feldprodukte wie Gemüse. Der Handel mit Industrieprodukten verläuft schleppend. Vieles wurde bei der Eroberung der Stadt durch die Rebellen geplündert und die Bezugsquellen, die im Ausland liegen, sind nicht zugänglich.
Was das Gemeindeleben betrifft, so treffen sich sonntags einige Leute in der Kirche, um zu beten und das Wort Gottes zu hören. Und das geht in der Umgebung, in der die Rebellen keine Militärlager errichtet haben, einigermaßen gut. In Muku gibt es keine Militärlager. Der Gottesdienst läuft normal ab. Am 28. Februar war die Amtsübergabe von Pfarrer Bertin an den neuen Superintendenten in Bukavu. Pfarrer Bertin ist bereits nach Goma gereist und dort gut angekommen. Der Nachfolger wird Mitte März in Muku einziehen, wir führen gerade Malerarbeiten im Njagala-Haus durch. Sobald er sich eingelebt hat, muss er sich mit den Herausforderungen des Poste Muku befassen. Natürlich braucht er angesichts der aktuellen Situation unserer Partnerschaft Mittel.
Derzeit bleiben die Schulen geschlossen. Die Rebellen haben mehrmals versucht, die Schulen zur Öffnung zu zwingen, aber die Eltern weigern sich, ihre Kinder in die Schule zu schicken, weil die Rebellen die Jungen zwangsweise in die Armee einziehen. Die Lehrer erhalten ihre Gehälter nicht mehr von der rechtmäßigen Regierung und die Rebellen werden auch nicht zahlen – es ist ein Elend! Man kann den Grad unseres Leidens gut nachvollziehen.
Das Zentrum von Mugogo ist von den Rebellen besetzt, die neben der katholischen Mission ein Lager errichtet haben. Die Handelsaktivitäten sind rückläufig und zaghaft. Die Frauen können nicht von so weit her kommen, um zu verkaufen.
Es gibt keine Nahrungsmittellieferungen an die Flüchtlinge, weder in Bukavu noch in Muku und anderswo. Absolut keine humanitäre Hilfe, keine Medikamente in den Krankenhäusern, die mit den Fällen der Kriegsverletzten überfordert sind.
In Bukavu bleiben die Banken geschlossen. Es gibt jedoch Überweisungsinstitute wie Western Union und MoneyGram, die Transaktionen ermöglichen, aber manchmal fehlt es ihnen an Liquidität, da das Geld nicht zirkuliert. Ich werde Sie informieren, wenn alles wieder normal ist, aber die Situation wird noch lange andauern…ich weiß nicht….
Mit freundlichen Grüßen,
B.