Bahnhofsgottesdienst in Wissen gefeiert
Richtiges Gepäck für
die Reise des Lebens
Gottesdienst im Regio-Bahnhof in Wissen half beim Packen
Volles Haus beim Gottesdienst auf der Galerie des Regio-Bahnhofs in Wissen
Nicht nur gedanklich hieß es „Umpacken“ beim außergewöhnlichen Gottesdienst auf dem Wissener Regio-Bahnhof. Welches Gepäck ist letztlich dienlich bei der Lebensreise? Was ist Ballast und bedrückt nur?
Im wahrsten Sinne des Wortes „umpacken“ mussten die Aktiven der Evangelischen Kirchengemeinde Wissen aber auch, damit sie einen Gottesdienst an ungewöhnlicher Stelle anbieten konnten. Mitten im Getümmel des sonntäglichen Bahnhofs ließen sie den „RE 1517 – Der Zug zur Seligkeit?!“ starten und erreichten mit ihrem Angebot auf der Bahnhofsgalerie viele erwartungsfroh herbeigeströmten GottesdienstbesucherInnen, aber auch etliche andere Menschen, die sich zwischen den An- und Abfahrten auf den Gleisen für kurze Momente für einen besonderen „Zwischenstopp“ dazugesellten.
Das Team des Gottesdienstes (v.r.) Pfarrerin Kirsten Galla, Jugendleiterin Svenja Spille und Pfarrer Marcus Tesch. Alle Fotos: Petra Stroh
Eifrig geplant und gewerkelt wurde im Vorfeld des Gottesdienstes außerhalb der gewohnten Kirchenmauern. Vorbereitet wurde der Gottesdienst mit ganz viel Musik vom Team rund um Gemeindepfarrer Marcus Tesch, Pfarrerin Kirsten Galla und Jugendmitarbeiterin Svenja Spille. Mitgestaltet wurde er vom Posaunenchor der Kirchengemeinde (Leitung: Sabine Roesner) und dem Gospelchor „Da capo – Living Gospel“ (Leitung Daniela Burbach). Sie sorgten dafür, dass die wunderbaren Töne nicht nur die GottesdienstbesucherInnen erfreuten, sondern auch weithin hörbar das frühlingshafte Siegstädtchen erfüllten.
Die Männergruppe der Kirchengemeinde, sowie die Herren Quast und Weber von der Stadt Wissen hatten schon am frühen Morgen feste zugepackt und Stühle geschleppt und das Galerien-Areal in eine besondere Gottesdienststätte verwandelt.
Braucht es für die „Lebensreise“ wirklich so schweres Gepäck? Pfarrer Marcus Tesch hatte schon einen extrem schweren Koffer auf dem Bahnhof stehen. Voll gefüllt mit allem, was der Mensch zu brauchen scheint. Alles eingepackt, damit er gesund, gelehrt, sportlich und leistungsfähig rüber kommt. Den schweren Brockhaus, die dicken Hanteln, Terminkalender in Hülle und Fülle, aber auch Motoröl, damit es wie „geschmiert“ laufen kann und die Whiskeyflasche, damit Misslungenes „schön getrunken“ werden kann. Mit solcherlei Gepäck sah er sich gut gerüstet und stieß bei jeder Auspackaktion nur auf Kopfschütteln seiner Bahnhofsbegegnung Svenja Spille.
Beider Gedanken rund um die Kofferfülle wurden von Pfarrerin Kirsten Galla aufgegriffen, die ihrerseits im Jubiläumsjahr noch einmal deutlich machte, was die reformatorischen Gedanken den Christenmenschen an „Erleichterung“ bescherten. Das deutliche Wort Gottes an die Menschen, dass sie nicht allein unterwegs sein brauchen, dass er ihnen „Seilschaft“ anbietet, ihnen seinen Sohn Jesus Christus als besonderen „Schaffner“ auf der Lebensreise zur Seite stellte, ihnen die Liebe schenkt und dass der „Schatz der Bibel“ in vielen Lebensstationen als „Kursbuch“ helfen kann, hob sie heraus und hatte symbolträchtig dieses Gepäck für den Lebenskoffer parat.
„Immer noch schwer, aber viel leichter als das alte Gepäck“ empfand Pfarrer Marcus Tesch am Ende des Gottesdienstes schließlich seinen umgepackten Koffer. „Der Druck ist genommen: statt ‚ich muss’ habe ich jetzt ‚ich kann/ich darf’ vor Augen – das erleichtert mich!“
Vielleicht ebenfalls ‚leichter’, vielleicht sogar beschwingt, gingen die GottesdienstbesucherInnen, die trotz der schon 150 gestellten Stühle in großer Zahl nur stehend dabei sein konnten, nach rund 60 Minuten weiter auf ihre unterschiedlichsten Lebensreisen.
Dankesworte und Beifall gab es für die vielen Mitwirkenden – insbesondere auch für die Bläserinnen und Bläser und den Gospelchor.
Gottesdienstsplitter:
Selbstverständlich gab es inmitten des Bahnhofs – dort wo so allerlei angepriesen wird – auch einen „kirchlichen Werbeblock“:
- Eine herzliche Einladung zum Christusfest am Pfingstmontag
- Den Hinweis, dass noch bis zum Reformationstag 2017 die neue Luther-Bibel als kostenlose App aufs Handy geladen werden kann
- Hinweise auf weitere Veranstaltungen im Jubiläumsjahr – so gibt es den nächsten „Gottesdienst an außergewöhnlichem Ort“ am 25. Juni am Barbaraturm in Malberg; ein besonderes Theaterstück zu Luther am 14. September in Betzdorf für dessen Chorwerk noch MitsängerInnen gesucht werden, und, und…
Alle Infos und Termine unter: www.kirchenkreis-altenkirchen.de
Außergewöhnlich auch manche Gottesdienst-Zaungäste:
Mäuse – die sogenannten „armen Kirchenmäuse“ hat mancher Kirchenbesucher vielleicht schon mal erblickt, denn die kleinen Nager finden in den großen Kirchengebäuden so manches Löchlein zum Einschlupfe. Aber eine Ratte im Gottesdienst? So was kann nur erleben, wer sich raustraut aus den Kirchenmauern und in die Öffentlichkeit geht. Da spaziert dann halt mal ein Passant mit Ratte auf dem Kopf zwischen den GottesdienstbesucherInnen umher…
Es war dem Nagetier dann aber offenbar doch zuviel der Aufmerksamkeit und es verzog sich lieber im Hemdkragen seines Besitzers und ließ die Gottesdienst-Momente nur noch „unterhemdisch“ an sich heran…
Der Gospelchor „Da capo – Living Gospel“ (Leitung Daniela Burbach) begeisterte nicht nur beim Bahnhofs-Gottesdienst in Wissen, sondern wird seine mitreißende Musik auch beim Deutschen Kirchentag in Berlin und beim ökumenischen Christusfest auf der Festung Ehrenbreitstein am Pfingstmontag erklingen lassen.
Ein dickes DANKESCHÖN gab es für alle Mitwirkenden und die Helferinnen und Helfer des Bahnhofs-Gottesdienstes, aber auch für die Unterstützer (Stadt Wissen und Kulturwerk). Klar war: Nur das gute Miteinander hatte so ein Ereignis möglich gemacht!
Nur rund zehn Minuten dauerte es, bis aus dem „Gottesdienstort Bahnhof“ wieder ein „Alltagsort“ wurde. Kräftig packten viele Engagierte mit an!
Die Kollekten des Gottesdienstes – über 360 Euro kamen zusammen – kommen der Kinder- und Jugendarbeit der Kirchengemeinde Wissen und der Landeskirche zugute. DANKESCHÖN!