Ausbildung an den Orgeln der Region
Kreiskantor macht die nebenamtlichen KirchenmusikerInnen fit: Anrührend, imponierend und gewaltig: Für viele Menschen ist der Klang einer großen Orgel etwas ganz Besonderes. Hat man dazu noch die Gelegenheit zuzuschauen wie Organistenhände virtuos auf dem Spieltisch „tanzen“, scheinbar ein ganzes Orchester gleichzeitig ertönen lassen, dann mag man es kaum glauben, dass auch „musikalisch Normalbegabte“ so ein prachtvolles Instrument beherrschen lernen können.
Jeden Sonn- und Feiertag, bei Hochzeiten, Taufen oder zu anderen besonderen Anlässen erklingen in den heimischen Kirchen die Orgeln. Sie unterstützen bei Gemeindegesang oder lassen die „alten Meister“ erklingen. Feierliche Klänge, die nur selten von mehrjährig studierten Kirchenmusikern erzeugt werden. Vielerorts sind es in den Gemeinden die sogenannten „nebenamtlichen KirchenmusikerInnen“, die sich, neben ihren ganz unterschiedlichen Berufen, in ihren Gemeinden als klangstarke Verkünder des Evangeliums einsetzen.
So wie für Orgelschüler Philipp Weßler (links), der hier gerade an der Orgel der Altenkirchener Christuskirche übt, würde Kreiskantor Johann-Lilienthal gerne überall in den 16 Kirchengemeinden des Evangelischen Kirchenkreises Altenkirchen weiteren Organisten-Nachwuchs ausbilden. „Gerne anfragen“ rät der Kreiskantor allen, die ein altes Hobby aufleben lassen oder ein neues Hobby entdecken wollen. „Ich bilde in allen Altersgruppen aus“, unterstreicht er ausdrücklich. Foto: Petra Stroh
Rund 40 Frauen und Männer machen Orgel-Dienste
Rund 40 Männer und Frauen in den 16 Gemeinden im Evangelischen Kirchenkreis Altenkirchen sind in diesem Dienst (dazu kommen weitere ChorleiterInnen in den Kirchen- und Posaunenchören) aktiv.
Manche üben ihren Dienst schon seit Jahrzehnten aus, andere erst seit wenigen Monaten. Manche erlernten ihr „Orgel-Handwerk“ bereits in Schülertagen, andere nutzen die Freiräume nach dem Ausscheiden im Beruf um ‚verborgene‘ musikalische Fähigkeiten wiederaufzufrischen. Die meisten der heimischen nebenamtlichen KirchenmusikerInnen haben irgendwann die Gelegenheit genutzt, sich von den hauptamtlichen Kantoren vor Ort ausbilden zu lassen.
Johann-Ardin Lilienthal ist hauptamtlicher Kantor im Evangelischen Kirchenkreis Altenkirchen und freut sich, dass er bereits erste Schüler in der Region gefunden hat. Einmal wöchentlich nimmt er sich Zeit, um die jungen und älteren Ausbildungswilligen vor Ort jeweils mindestens 45 Minuten in den Kirchen des Kirchenkreises zu schulen.
So wie etwa den 18-jährigen Philipp Weßler aus Altenkirchen, der mit großer Freude an der Orgel der Christuskirche probt übt. Das Klavierspiel hat sich der frischgebackene Abiturient im Selbststudium beigebracht und irgendwann reizte es ihn das Spielen auf der „großen Orgel“ mal auszuprobieren. Als begeisterter Kantorei-Sänger kam er so auf den Kreiskantor zu und erfuhr von den Möglichkeiten sich an „der Königin der Instrumente“ unterrichten zu lassen.
Seit einem Jahr sitzt er nun einmal wöchentlich im Unterricht auf der Orgelbank und hat schon viel gelernt. Technisches, aber auch Musikalisches. „Wenn Herr Lilienthal über die musikalischen Hintergründe eines Werks ins Erzählen kommt, hatte ich schon viele ‚Aha-Erlebnisse‘ und blicke nun viel verständiger auf manche Noten“, schwärmt der Orgelschüler. Beeindruckt hat ihn auch, dass selbst ‚eingebrannte‘ Fehler der Vergangenheit durch die sorgsame Begleitung des erfahrenen Lehrers noch ausgemerzt wurden und so mancher Choral oder auch geschätztes Orgelwerke nun so prachtvoll erklingt wie erwünscht.
Auch Kreiskantor Lilienthal hat viel Freude am Unterrichten und fühlt sich durch den Umgang mit den Schülern bereichert. „Es wäre schön, wenn wir weiteren Organisten- Nachwuchs für die heimischen Kirchengemeinden ausbilden könnten“, unterstreicht er. Besonders auch in der gerade abebbenden Grippephase hat er festgestellt, dass es noch ausreichend Einsatzmöglichkeit für die vielfältig einzusetzenden nebenamtlichen KirchenmusikerInnen gibt.
„Ich würde mich freuen, wenn weitere Jugendliche, Frauen und Männern, gerne aus allen Altersstufen, ihr Interesse an einer Ausbildung zeigen würden. Schön ist es für viele, ein altes Hobby neu aufleben zu lassen, oder ein neues zu entdecken…“ Bei den Treffen mit den heimischen (nebenamtlichen) Kirchenmusikern hört er häufig, wie erfüllend diese das Orgelspiel erleben. Wie sie immer neue Herausforderungen entdecken und selbst das Üben als bereichernd empfinden.
„Gerne nachfragen“ empfiehlt er daher auch allen, die vielleicht angesichts einer schon länger zurückliegenden oder in ihren Augen noch zu frischen Klavierausbildung, nicht die „Traute“ haben.
Da er seine OrgelschülerInnen in den Gemeinden vor Ort betreut, stehen keine Mobilitäts-Probleme einer Ausbildung im Weg. Da der Kirchenkreis zudem die Ausbildung bezuschusst – für Arbeitssuchende, SchülerInnen, StudentInnen und SozialhilfeempfängerInnen gibt es zudem Ermäßigungen – dürften in Lilienthals Augen auch finanzielle Fragen nicht hinderlich sein. „Da haben wir noch immer Lösungen gefunden!“
Interessierte Menschen, die einer evangelischen Kirchengemeinde im Kirchenkreis Altenkirchen angehören, können sich gerne bei Kreiskantor Lilienthal melden (johann-ardin.lilienthal@ekir.de , telefonisch unter 0162 6541 532 oder an Kreiskantor Lilienthal, Stadthallenweg 16, 57610 Altenkirchen) und sich über Möglichkeiten und Details informieren. PES.