Erste Videokonferenz mit Freunden in Muku

Premiere in der über 40jährigen Freundschaft zwischen dem Evangelischen Kirchenkreis Altenkirchen und seinen Partnern in der Demokratischen Republik im Kongo: Mittels Videokonferenz kommen die Mitglieder der „Partnerschaftsausschüsse“ aus Muku und Altenkirchen erstmals zu einem Austausch via Bildschirm zusammen und geben sich auf diesem Weg Einblicke in ihre jeweiligen Lebenswelten.

„Uns geht es gut in Muku“. Die Worte von Superintendent Bertin Mutarushwa beruhigen die Mitglieder des Synodalen Ausschusses für Ökumene, Eine-Welt und Partnerschaftsarbeit, die sich rund um den Vorsitzenden Pfarrer Peter Zahn im Haus der Ev. Kirche in Altenkirchen versammelt haben. Hatte man doch in Altenkirchen vernommen, dass es im Osten Mukus erneut zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Regierungstruppen und der Rebellengruppe M23 kommt. Zehntausend Menschen in diesem Landesteil sind seit Wochen auf der Flucht und leiden unter den gewalttätigen Übergriffen.


Die Flüchtlingsströme haben Goma erreicht und bereiten Pfarrer Robert Byamungu (Bild links) große Sorge.

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„Pfarrer Robert“ lebt und arbeitet aktuell in Goma. Er stammt aus Muku, lebte mehrere Jahre in Herne/Westfalen und ist im Austausch zwischen Muku und Altenkirchen engagiert eingebunden. Er hilft bei sprachlichen Herausforderungen und auch – als Kenner beider Lebenswelten – beim gelingenden Dialog. Pfarrer Robert hatte deshalb auch in Bukavu die Kirchenkreis-Leitenden und Partnerschaftsaktiven aus Muku am Bildschirm versammelt und leitete die Videokonferenz.

Nachdem die anfänglichen Tonprobleme im Griff waren, gab es auf beiden Seiten große Freude, sich endlich mal wieder im direkten Kontakt austauschen zu können.

Geburtstagstreffen auf 2023 verschoben

Schon für Pfingsten 2020 war ein Besuch einer Delegation aus Muku im Kirchenkreis Altenkirchen geplant. 40 Jahre Partnerschaft sollten vor zwei Jahren gemeinsam gefeiert werden. Doch die Corona-Pandemie vereitelte dieses Vorhaben. So blieb es seit 2018 beim bekannten Austausch mittels eMails, Briefen und Nachrichten über soziale Netzwerke.

Und dies in Zeiten, wo neben Corona auch zahlreiche andere Herausforderungen zu meistern waren. Entsprechend wohltuend war es, als sich die Freunde nun wenigstens auf dem Bildschirm sehen konnten. Für 2023, so Pfarrer Peter Zahn, Vorsitzender des kreiskirchlichen Ausschusses für Ökumene, Eine-Welt und Partnerschaftsarbeit, hofft man, die Gäste aus Muku dann endlich wieder im Kirchenkreis Altenkirchen begrüßen zu können.

Viele Themen im Austausch

Viele Fragen hatten die Gesprächspartner aus Muku an die deutschen Freunde. Etwa zum Ausgang der Bundestagswahlen und den derzeitigen politischen Verhältnissen hier. Interesse gab es auch

am aktuellen kirchlichen Leben,
dem Befinden der Bekannten aus der Partnerschaftsarbeit,
an den Folgen der Corona-Pandemie,
den Wahlen in Frankreich und
wie die Kreissynode (am 2. Juli 2022 in Oberwambach) ablaufen soll, was die Jugend-Partizipation bedeutet und wie man junge Menschen verstärkt in die kirchliche Arbeit einbinden möchte.

Wie man die Jugendlichen aus Muku und Altenkirchen – auch dank der modernen Technik, etwa gemeinsame Sitzungen der Jugendlichen via Skype – besser vernetzen kann, wollen die Verantwortlichen in den beiden Kirchenkreisen nun intensiver ausloten. Jugendreferent Michael Utsch (Foto links/stehend) will sich einsetzen!

Neues aus Muku

Über die schriftlichen Berichte aus Muku MEHR hinaus konnten bei der Videositzungen einige Neuigkeiten vertiefend dargestellt werden. Hier in Stichworten die Berichte von Superintendent Pastor Bertin Mutarushwa, den Partnerschaftskommitee-Mitgliedern Bingwa und Mufomo und den beiden Vertreterinnen von FeF (Frau und Familie/Kirchenkreis Muku), Esther und Elalu.

Fotos (v.l.) Superintendent Bertin und die Partnerschafts-Engagierten Esther, Bingwa und Mufomo.

Kirchliches Leben in Muku:

Bis zu vier Gemeinden werden wöchentlich von den Kirchenkreis-Leitenden besucht. Dort werden gemeinsame Gottesdienste gefeiert und die örtlichen Probleme besprochen, gemeinsame Projekte angegangen. Für 2023 – so der Superintendent – plant man eine weltweite Synode der CBCA, zu der auch der Kirchenkreis Muku gehört.
Auch im Kirchenkreis Muku gab es coronabedingt zahlreiche Unterbrechungen des kirchlichen Lebens. Erst langsam ziehen Alltag und Routine wieder in die Gemeinden, Gruppen und Kreise ein.
Durch den Krieg in der Ukraine und andere globale/weltwirtschaftliche Ursachen klettern die Lebenshaltungskosten – auch durch teures Benzin – unaufhörlich und erschweren den ohnehin schwierigen Alltag der Menschen.

Frauen- und Familienarbeit:
Hier ist man – neben den gut angelaufenen Projekten – neu und intensiver am Start mit einem Programm zur Aufzucht von Kleintieren. Dies soll den Frauen (insbesondere auch den Witwen) Einnahmemöglichkeiten eröffnen.
Dies gilt auch für die Nutzung des Lagerhauses in Mugogo. Hier können die Frauen, die nach langen Fußmärsche ihre Waren und Früchte auf dem Markt anbieten wollen, diese schonend zwischenlagern.

Wasserversorgung Manunga:

Aktuell ist eine der notwendigen Pumpen in Reparatur. In Muku hofft man, dass die Pumpe, die noch relativ jung ist, im Rahmen der Gewährleistung repariert werden kann oder man kostenlosen Ersatz erhält. Auch in der Demokratischen Republik Kongo wartet man derzeit sehr lange auf Ersatzteile und Arbeitsmaterialien.

Schularbeit:

Sehr dankbar ist man in Muku für die Unterstützung der Schulkinder, deren Familien aus eigener Kraft nicht die Geldmittel für einen Schulbesuch aufbringen können. Zum Beginn des neuen Schuljahres am Ende des Sommers werden die Verantwortlichen in Muku wieder eine Liste der bedürftigen Schüler:innen schicken. So können die Gelder aus dem Schulprojekt MEHR zielgerichtet eingesetzt werden. In Muku laufen aktuell – wie überall – die letzten Schulwochen und Prüfungen für die jeweiligen Abschlüsse.

Grußworte der Superintendentin:

KSV-Mitglied Reinhild Roßbach überbrachte den Geschwistern in Muku auch die besonderen Grüße von Superintendentin Andrea Aufderheide.
Dass es 2023 endlich wieder zu einem „richtigen Miteinander“ kommen möge, wünscht sich Aufderheide ebenso wie alle Beteiligten. Mögen auch demnächst häufiger Video-Sitzungen zum Partnerschafts-Austausch dazu gehören (die Vertreter:innen aus Muku müssen dafür den weiten Weg nach Bukavu auf sich nehmen), so können sie vielleicht das Miteinander erleichtern, aber den direkten Kontakt nicht ersetzen.

PES, Fotos: KK Altenkirchen