Zum Jahresbeginn gibt es eine neue Gemeinde

Nur noch 14 Kirchengemeinden wird es mit dem Start ins neue Jahr im Evangelischen Kirchenkreis Altenkirchen geben. Zu diesem Zeitpunkt gehen zwei Sieg-Gemeinden in die neue „Evangelische Kirchengemeinde Kirchen-Freusburg“ über. Die Fusion der Gemeinden ist damit „besiegelt“. Einen großen Festakt um dieses Ereignis zu würdigen, wird es in diesen Pandemie-Zeiten nicht geben können. Verläuft auch nun die Verschmelzung zu einer Kirchengemeinde im Stillen ab, soll es in Richtung Sommer – wenn es die Pandemie-Entwicklung möglich macht – eine entsprechende Feierlichkeit geben.

Die rund 3400 Menschen in der neuen Kirchengemeinde erleben zum 1. Januar noch eine zweite Besonderheit. Sie werden dann auch als Neugemeinde mit Pfarrerin Sabine Keim offiziell vereint. Bislang war die Theologin seit dem 1. Oktober 2021 die Pfarrerin von Kirchen und Vakanz-Verwalterin in Freusburg. Doch die Wahl ihrer neuen Gemeindepfarrerin hatten die Presbyterien aus Kirchen und Freusburg schon lange vorher gemeinsam eingeläutet.

Viel Gemeinsamkeit und Engagement auf beiden Seiten prägten ohnehin die Vergangenheit. In zahlreichen Sitzungen, Workshops und Treffen hat man die Fusion vorbereitet. Bei zwei Gemeinden, die auch unterschiedliche Prägungen, Traditionen und Gewohnheiten haben, war bei allen Mitwirkenden viel Einsatz und Fingerspitzengefühl vonnöten. Doch nun wurde es geschafft: ein gemeinsames Siegel – es steht ab 1. Januar nun auf allen offiziellen Dokumenten der Kirchengemeinde – steht dafür. Es enthält neben dem Namen der neuen Gemeinde eine Abbildung der Freusburger Kapelle. Diese Kapelle auf den Freusburger Höhen war einst die erste nur für evangelische Gottesdienste gebaute Kirche im gesamten Rheinland. Freusburg war also einst der Ausgangspunkt der „alten“ Gemeinden, zu der auch ursprünglich Kirchen gehörte.

„Wir sind auf einem guten Weg“

Nach vielen Entwicklungen über die Jahrhunderte sind die beiden Sieggemeinden nur wieder „eins“. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass die Fusion gelingen wird. Ich habe in den letzten Monaten in Kirchen und Freusburg viele engagierte und erfahrene Menschen kennengelernt. Die Zusammenarbeit der beiden Presbyterien verläuft reibungslos. Eine gemeinsame Gottesdienstordnung und einen Gottesdienstplan gibt es ebenfalls schon. Einige Menschen besuchen auch die Gottesdienste in der jeweils „anderen“ Gemeinde. Wir sind auf einem guten Weg. Und wir sind nicht allein unterwegs, Gott geht mit“, unterstreicht Gemeindepfarrerin Sabine Keim (links). Sie hat jetzt kürzlich im Pfarrhaus Niederfischbach ihre neue Heimat gefunden. Das Gemeindebüro und auch verschiedene diakonische Angebote sind im Gemeindehaus in Kirchen bei der Lutherkirche untergebracht. Vier Gottesdienststätten gibt es in der neuen Großgemeinde: die große Lutherkirche in Kirchen, die Kirchen in Wehbach und Niederfischbach und die Kapelle in Freusburg. Zwei Kindergärten (einer in Kirchen und einer in Wehbach) gehören ebenfalls zur Gemeinde.

Die neue Kirchengemeinde wird bis zur Wahl eines gemeinsamen Presbyteriums im Frühjahr 2024 von einem sogenannten Bevollmächtigtenausschuss geleitet. Der Kreissynodalvorstand des Kirchenkreises Altenkirchen hat alle 15 Presbyterinnen und Presbyter der bisherigen beiden Presbyterien und die Pfarrerin zu Bevollmächtigten bestellt. Zu den bisherigen Presbyterien gehörten neun (Kirchen) bzw. sechs (Freusburg) Presbyterinnen und Presbyter, sowie die Pfarrerin.

Pfarrerin Keim blickt dankbar auf die Arbeit der beiden Pfarr-Vorgänger Eckhard Dierig (Kirchen) und Almuth Germann (Freusburg), die beide in den vergangenen Monaten in den Ruhestand traten und mit ihrer vorausschauenden Art gemeinsam mit den Presbyterien die Fusion der beiden Gemeinden angedacht und in Umsetzung gebracht haben. „Dankbar bin ich auch dafür, dass viele Menschen aus den Gemeinden viel Zeit und Mühe in die Fusionsvorbereitungen gesteckt haben“.

Urkunde und Siegel für die neue Gemeinde

Kurz vor Weihnachten kam nicht nur die Urkunde der Landeskirche zur Fusion an, sondern noch ein besonderes Geschenk für die neue Kirchengemeinde, die über einen größeren Waldbesitz verfügt. Der Fertighaushersteller „WeberHaus“ verzichtete zum Fest auf Kundengeschenke und spendete 16 000 Euro für Wiederaufforstungsprojekte in der Nähe des Werkes Wenden-Hündsborn. Neben einer katholischen Gemeinde in Wenden profitiert die neue Gemeinde Kirchen-Freusburg davon. So sollen heimische Baumarten angepflanzt und langfristig die Natur in den Kirchenwäldern zukunftsfähig gestaltet werden.

„Eine tolle Aktion, die auf Zukunft angelegt ist – genau wie unsere Fusion“ freut sich Pfarrerin Keim, die in den Gottesdiensten zum „Altjahresabend“ (31. Dezember, 17 Uhr in Kirchen und 18:30 in Niederfischbach) daran erinnern wird, dass dies die letzten Gottesdienste in den bisherigen Gemeinden. Am 9. Januar werden die ersten Gottesdienste in der neuen Gemeinde gefeiert (9.30 Uhr in Wehbach, 11.00 Uhr in Niederfischbach). „Ein großes Gemeindefest wird es leider erst später geben können, aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben“, unterstreicht Pfarrerin Keim.

 

Betzdorf und Wissen gehörten einst mit zur Planungsgruppe

Seit mehr als vier Jahren sind die Evangelischen in der „Nord-Ost-Region“ gemeinsam auf dem Weg gewesen um sich zukunftsfähig aufzustellen. Klar war bereits 2018, dass 2030 – so die Vorgaben der Landeskirche – nur noch 3,5 Pfarrstellen für die Kirchengemeinden Betzdorf, Freusburg, Kirchen und Wissen zur Verfügung stehen werden. Da in der Region mittelfristig drei Pensionierungen der Pfarrpersonen anstanden, machten sich zunächst alle vier Kirchengemeinden gemeinsam auf den Weg. Nach vielen Treffen und Gesprächen zwischen den vier Gemeinden wurde aber klar, dass es für Betzdorf und Wissen zunächst keine Fusion zu einer großen „Evangelischen Sieggemeinde“ geben sollte. So machten sich dann die Kirchener und Freusburger zu zweit auf den weiteren Weg, der nun in die Fusion zum Jahresbeginn mündete.

Fotos: Collage oben: Lutherkirche in Kirchen/Kapelle in Freusburg (Fotos: Hans-Jörg Ott)