Zeit für das Wesentliche haben

Was ist das Wesentlich, das eine Pfarrerin, ein Pfarrer im Gemeindedienst zu leisten hat? Und wie können sich Pfarrerinnen und Pfarrer in ihrem Zeit- und Kraftaufwand auf dieses Wesentliche konzentrieren?

Schon seit einigen Jahren beschäftigt sich die Evangelische Kirche im Rheinland unter dem Titel „Zeit für das Wesentliche“ mit dem Pfarrdienst. Im Spannungsfeld – stetige Veränderung und Anhäufung von Aufgaben einerseits und der sich stetig vermindernden Zahl an Pfarrerinnen und Pfarrern – sind nun alle am Gemeindealltag beteiligten Gruppen zum Mitdenken und Entscheiden gefragt.

Im Dietrich-Bonhoeffer-Haus in Hamm trafen sich in größerer Runde nun Pfarrerinnen und Pfarrer, Presbyterinnen und Presbyter um sich damit auseinanderzusetzen, wie man vor Ort Vereinbarungen treffen kann, um im gelingenden Miteinander den Pfarrerinnen und Pfarrern „Zeit für das Wesentliche“ zu ermöglichen. Landeskirchenrätin Iris Döring, Theologin und Juristin, war als versierte Fachfrau vor Ort und gab Impulse, Anregungen und Antworten auf brennende Fragen.

Gemeindepfarrer Andreas Stöcker (Hamm) unterstrich in seiner Andacht zu „Meine Zeit in Gottes Händen“, dass Zeit eine Gnade, ein Geschenk Gottes sei. „Wie gehen wir mit diesem Geschenk um?“, fragte er angesichts einer zunehmenden Alltags-Verdichtung, stets zunehmenden Ansprüchen und (neuer) „digitaler Zeitfressern“.

Für Superintendentin Andrea Aufderheide ist es wichtig, dass man sich in den kommenden Wochen und Monaten die Zeit nimmt, zu schauen, wie man die aktuellen Herausforderungen – immer mehr Aufgaben, rückläufige Pfarrerzahlen – annehmen und meistern kann.

Zwei Handreichungen hat die Landeskirche für den Prozess „Zeit fürs Wesentliche“ herausgegeben. Hieran können sich die Kirchengemeinden orientieren. Landeskirchenrätin Döring verwies in ihren Ausführungen auch darauf, dass auf dem internen EKiR-Portal anonym die „Vereinbarungen“, die Kirchengemeinden mit ihren Pfarrerinnen/Pfarrern treffen, eingestellt werden können. Auch Anmerkungen und Fragen finden hier ihren Platz und können von den anderen Gemeinden als Hilfestellung in ihrem Beratungsprozess dienen. Bis Ende Dezember 2019 sollten die Gemeinden ihre Beratungsprozesse abgeschlossen haben, bei Wunsch/Bedarf können die Gemeinden auch die Superintendentin zu ihren Beratungen hinzuziehen.

„Klären Sie in Ihren Gemeinden die Schwerpunkte und haben Sie auch den Mut loszulassen“, ermunterte die Landeskirchenrätin.

In einer regen Diskussion in Hamm ging es neben konkreten Fragen zum landeskirchlichen Prozess auch darum, wie man im gleichzeitigen „Ragionen-Prozess“ agieren kann, wo „Entlastungsgrenzen auch für Ehrenamtliche“ gesetzt werden können/müssen, Hilfen im Konfliktfall und auch das Einbeziehen von kreiskirchlichen Aktivitäten der GemeindepfarrerInnen.

Angesichts vieler „Prozesse“, die derzeit von den Presbyterien und Gemeinden zu bewältigen sind – so wurde im Diskussionsverlauf klar – ist das Besinnen auf „Zeit für das Wesentliche“ eine fordernde Aufgabe von der sich viele aktuell auch teils überfordert sehen. Eine Reihe von Fragen und Anregungen konnte sich Landeskirchenrätin Döring aus der Hammer Diskussion mitnehmen und will diese in den Gesamtprozess einbringen.

Die Landessynode 2019 wird sich auch rund um die Funktionspfarrstellen in den Kirchenkreisen mit einer „Aufgaben-Überprüfung“ beschäftigen.

Ein herzliches Dankeschön und lokale Spezialitäten überreichte Superintendentin Andrea Aufderheide an Landeskirchenrätin Döring für deren hilfreiche Erläuterungen, mutmachenden Ansätze und das Wahrnehmen der Herausforderungen in den Gemeinden vor Ort. PES/Fotos: Petra Stroh