Weltgebetstag 2012
Frauen bereiten Weltgebetstag vor
Gottesdienstentwurf diesmal aus Malaysia „Steht auf für Gerechtigkeit“
Am Freitag, 2. März, wird in diesem Jahr der Weltgebetstag der Frauen gefeiert. Vorbereitet wurde er diesmal von Frauen aus dem südostasiatischen Land Malaysia und sein Motto ist „Steht auf für Gerechtigkeit“.
Die Malaysierinnen wollen mit ihrem Gottesdienstentwurf aufzeigen, warum gerade Christen verpflichtet sind, gegen Ungerechtigkeit in der Gesellschaft einzutreten – und für Gerechtigkeit aufzustehen.
Vorbereitung in Auermühle und Daaden
In bewährter ökumenischer Weise gibt es zur Vorbereitung des Weltgebetstages in unserem Kirchenkreis wieder zwei Termine. Dort informieren sich die Verantwortlichen der Frauenhilfen und -gruppen vor Ort und tragen die Anregungen in die zahlreichen Gruppen im Kreis hinein, die dann die Gottesdienste zum Weltgebetstag ausgestalten.
Das erste Vorbereitungstreffen ist am Montag, 23. Januar, 10 bis 16 Uhr im Hotel „Auermühle“ (anmelden bis 20.1. unter 02682/251).
Das nächste Treffen ist am Mittwoch, 25. Januar, 14 bis 17 Uhr, treffen sich die Frauen im Evangelischen Gemeindehaus in Daaden (hier bitte bis 23.1.anmelden unter 02743/2375). PES.
„Justice“ heißt das Bild von Hanna Cheriyan Varghese zum diesjährigen Weltgebetstag der Frauen (Bildrechte bei Weltgebetstag der Frauen – Deutsches Komitee e.V.).
Hintergrund zum Weltgebetstag-Tag 2012
Wie lässt sich ein Staat regieren, dessen zwei Landesteile – getrennt durch das Südchinesische Meer – über 500 Kilometer auseinander liegen? Ein Land, dessen rund 27 Mio. Einwohnerinnen und Einwohner unterschiedliche ethnische, kulturelle und religiöse Wurzeln haben. Mit Kontrolle, mit Reglementierungen, mit Religion? Die Regierung des südostasiatischen Landes Malaysia versucht mit allen Mitteln, Einheit und Stabilität zu erhalten. Der Islam ist in Malaysia Staatsreligion. Alle Malaiinnen und Malaien (rund 50%) sind von Geburt an muslimisch. Chinesisch-stämmige (23,7%) und indisch-stämmige Menschen (7%), indigene Völker (11%) und Menschen anderer Herkunft (7,8%) gehören größtenteils dem Buddhismus, Hinduismus, Christentum und anderen Religionen an. Für sie gilt nur theoretisch Religionsfreiheit. Immer wieder kommt es jedoch zu Benachteiligungen der religiösen Minderheiten und zu politisch-instrumentalisierten Konflikten. So versucht man z.B. durchzusetzen, dass der Gottesname „Allah“ den Muslimen vorbehalten bleibt und Christen den Vater Jesu Christi nicht öffentlich, wie sie es gewohnt waren, „Allah“ nennen dürfen.
Malaysia, seit 1957 unabhängig, gilt als wirtschaftlich aufstrebend und ist als konstitutionelle Wahlmonarchie weltweit einzig. Seine Hauptstadt Kuala Lumpur liegt in Westmalaysia, wo ca. 80% der Bevölkerung leben. Im viel größeren Ostmalaysia, das auf Borneo liegt, leben besonders indigene Völker mit einem hohen Christenanteil.
Malaysia könnte zauberhaft sein: Mit vielen Stränden, fruchtbaren Ebenen an den Küsten, tropischem Dschungel, Hügeln und Bergen bis 4000 m versucht es mit Erfolg, Touristen anzuziehen. Ja, wenn es Korruption, Ungerechtigkeit und vor allem die Menschenrechtsverletzungen nicht gäbe! Aber man spricht unter dem Druck der Regierung am besten nicht darüber. Auch für Christinnen und Christen (gut 9%) kann es gefährlich sein, Kritik zu üben. Die Weltgebetstagsfrauen haben in ihrer Liturgie einen Weg gefunden, Ungerechtigkeiten, die „zum Himmel schreien“, anzuprangern: Sie lassen die Bibel sprechen. Die harten Klagen des Propheten Habakuk schreien zu Gott. Da sind sie gut aufgehoben. Und die Geschichte von der hartnäckigen Witwe und dem korrupten Richter aus dem Lukasevangelium trifft genau den Lebenszusammenhang der Verfasserinnen und vieler Menschen weltweit. Habakuk, der in seiner Klage – auch gegen Gott – heftig austeilen kann, ermutigt die Christinnen, auch ihrerseits im Gebet ihre Klagen Gott vorzutragen. „Wir sehen, dass unterschiedliche Auffassungen im politischen und religiösen Bereich mit Gewalt unterdrückt werden… Stimmen für Wahrheit und Gerechtigkeit werden zum Schweigen gebracht. Korruption und Gier bedrohen deinen Weg der Wahrheit, Gott.“ Darf eine Frau so mutig und offen in den politischen Raum hineinreden? Das Bild von der „stumm leidenden malaysischen Frau“, das nicht nur in Männerköpfen immer noch gültig ist, trauen sich die Weltgebetstagsfrauen im Gebet zu widerlegen. Weltweit wollen sie alle Christinnen und Christen am 2. März 2012 aufrufen, aufzustehen für Gerechtigkeit. Ermutigt durch die Zusage Jesu, die sie sechsmal in ihrer Liturgie wiederholen: Selig sind die, die nach Gerechtigkeit hungern und dürsten, denn sie werden satt werden.
Renate Kirsch