Vorbericht zur Landessynode 2017

Landessynodale

Die bisherigen Landessynodalen des Kirchenkreises Altenkirchen (v.l.: Petra Stroh, Pfarrer Marcus Tesch, Frank Schumann und Superintendentin Andrea Aufderheide) werden auch künftig aktiv sein. Sie wurden bei der Sommersynode des Kirchenkreises in ihren Ämtern bestätigt. Neu im Team wird für die kommenden vier Jahre Schulpfarrer Martin Haßler aus Betzdorf sein.

Unterwegs zur Landessynode im Jahr des Reformationsjubiläums

Tagung vom 8. bis 13. Januar 2017

„Die Reformation ist kein Museumsstück.“ Das hat der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, im Vorfeld der anstehenden Landessynode unterstrichen. Das oberste Leitungsgremium der rheinischen Kirche tagt vom 8. bis 13. Januar 2017 in Bad Neuenahr. Die Reformation, die sich in diesem Jahr zum 500. Mal jährt, sei mehr als nur Geschichte: „Sie ist Gegenwarts- und Zukunftsaufgabe.“ Deswegen, so Rekowski, beschäftige sich die Synode auch mit Fragen, wie der Glaube wirksam zu den Menschen gebracht werden könne.

Fünf Abgeordnete aus dem Kirchenkreis dabei
Mit fünf Abgeordneten wird der Kirchenkreis Altenkirchen bei der Landessynode vertreten sein. Mit dabei: Superintendentin Andrea Aufderheide, die als nebenamtliches Mitglied der Kirchenleitung am Ende ihrer achtjährigen Amtszeit in Bad Neuenahr erneut für dieses Amt kandidieren wird, sowie die beiden theologischen Abgeordneten Pfarrer Marcus Tesch (stv. Superintendent) und zum ersten Mal der Betzdorfer Schulpfarrer Martin Haßler. Als nicht-theologische Abgeordnete des Kirchenkreises Altenkirchen sind Frank Schumann in seiner zweiten Amtsperiode und Petra Stroh in ihrer dritten Amtsperiode wieder mit von der Partie.
Gespannt sind der neue und die erfahrenen Synodale aus der Region neben den Impulsen zum Reformationsjubiläum vor allem auch auf die Fragestellungen und Beschlüsse, die auch Einfluss auf die Entwicklungen auf die Gemeinden im Kirchenkreis Altenkirchen haben.
So geht es zum Beispiel in einer Beratungsvorlage, darum, den Weg zu neuen Gemeindeformen zu ebnen. Bisher ist die sogenannte „Parochie“ die Regel, das heißt: Die Menschen gehören aufgrund ihrer Wohnadresse zur Ortsgemeinde. Künftig gehe es darum, „neue Formen des Kircheseins nicht nur angstfrei zuzulassen, sondern auch zu befördern und zu ermöglichen, damit wir die Menschen, um die es der Botschaft Gottes geht, auch tatsächlich erreichen“, erklärte Vizepräses Christoph Pistorius. Es müssten aber z. B. auch Gemeinden auf Zeit möglich sowie personell und finanziell arbeitsfähig sein.

Zeit fürs Wesentliche
Ein anderer Aspekt der Frage, wie Kirche den Glauben zu den Menschen bringt, sei, „wie die Pfarrerinnen und Pfarrer in unserer Kirche Zeit für diese wesentliche Aufgabe in Seelsorge und Verkündigung finden“, ergänzte Oberkirchenrätin Barbara Rudolph. Unter dem Titel „Zeit fürs Wesentliche“ hatte die Landessynode 2014 eine Umfrage und Diskussion in den Presbyterien der Gemeinden zwischen Emmerich und Saarbrücken über Zeiteinsatz und Aufgaben angestoßen. „Davon ausgehend“, so Rudolph, „wird der bevorstehenden Synode empfohlen, eine verbindliche Vereinbarungskultur einzuführen“. Diese orientiere sich an den Aufgaben, denn eine konkrete Zeitvereinbarung werde nicht angestrebt.
Eine Menge Zeit wird die Landessynode, der 210 stimmberechtigte Mitglieder und zahlreiche Männer und Frauen mit beratender Stimme angehören, mit Wahlen zubringen. „Nach einer Presbyteriumswahl wie der im vergangenen Februar werden auf allen Ebenen unserer Kirche die Organe neu gewählt“, erläuterte Vizepräsident Dr. Johann Weusmann. So werden in Bad Neuenahr u. a. Teile der Kirchenleitung, die Ständigen Synodalausschüsse, deren Vorsitzende und die Abgeordneten zur EKD-Synode gewählt. Ausführliche Vorstellungen und in der Regel mehrere Kandidatinnen und Kandidaten für eine Position führen dazu, dass die Tagung der Landessynode länger dauert als üblich: „Damit die inhaltliche Arbeit dabei nicht dem Kreuzchen-Marathon zum Opfer fällt, beginnt die Tagung am Sonntag eine Stunde früher und endet – zumindest geplant – am Freitag mehrere Stunden später als gewohnt“, so Weusmann.
Der leitende Jurist gab – vertretungsweise – auch einen kurzen Überblick über die Finanzlage der Evangelischen Kirche im Rheinland, worüber Finanzchef Oberkirchenrat Bernd Baucks die Synodalen im Januar ausführlich informieren wird: In der Prognose für das zu Ende gehende Jahr 2016 beziffert er einen Kirchensteuerverteilbetrag von 717 Millionen Euro; ursprünglich lag die Schätzung um drei Millionen Euro höher. Der Steuerschätzwert für das Jahr 2017 beläuft sich nun auch auf 717 Millionen Euro als Kirchensteuerverteilbetrag. Der Kirchensteuerverteilbetrag ist die Summe, die in der rheinischen Kirche tatsächlich zur Verfügung steht. Mit Blick auf die künftig erwartete Kirchensteuerentwicklung kommentierte Vizepräsident Weusmann: „Perspektivisch werden wir uns auf den Scheitelpunkt einstellen müssen – steigende Kirchensteuern sind kein Naturgesetz.“

Breite ökumenische Beteiligung schon im Eröffnungsgottesdienst
Die Andachten an den vier Plenumstagen beschäftigen sich laut Präses Rekowski mit den vier Begriffen, mit denen der Reformator Martin Luther die Hauptsache des Glaubens in die Mitte gestellt hat: Jesus Christus, Gnade, Glaube, Bibel. „Und ich und ich freue mich besonders, dass unser katholischer Bruder Bischof Franz-Josef Overbeck am Synodenmontag die Andacht zu „sola scriptura“ – nur die Schrift – hält. Er wird auch im Eröffnungsgottesdienst liturgisch mitwirken, ebenso wie Bischof Matthias Ring von den Alt-Katholiken und Superintendent Dr. Rainer Bath vom Distrikt Essen der Evangelisch-methodistischen Kirche, Pfarrerin Karen Wilson von der Evangelischen Brüdergemeine Neuwied sowie Erzpriester Constantin Radu Miron von der Griechisch-orthodoxen Metropolie von Deutschland. Weil wir – wie die Reformatoren – Christus in den Mittelpunkt stellen, können wir uns in diesem Gottesdienst der einenden Taufe erinnern und ökumenisch feiern.“

Hintergrund:
Die Landessynode, die in der Regel einmal pro Jahr zusammentritt, ist das oberste Leitungsgremium der Evangelischen Kirche im Rheinland. Die rheinische Kirche hat rund 2,62 Millionen Mitglieder – in Nordrhein-Westfalen (ca. 2,05 Millionen), in Rheinland-Pfalz (356.000), im Saarland (143.000) und in Hessen (77.000). Von den 704 Kirchengemeinden, die nach diversen zum Jahreswechsel anstehenden Fusionen am 1. Januar 2017 zur rheinischen Kirche gehören, liegen 442 in Nordrhein-Westfalen, 168 in Rheinland-Pfalz, 44 im Saarland und 50 in Hessen.
An der 69. Landessynode 2017 nehmen insgesamt 210 stimmberechtigte Synodale teil. Davon kommen 158 aus Nordrhein-Westfalen, 32 aus Rheinland-Pfalz, zwölf aus dem Saarland und acht aus Hessen. Hinzu kommen noch weitere Frauen und Männer mit beratender Stimme. In den Zeiten, in denen die Landessynode nicht tagt, führt ihr Präsidium unter dem Titel „Kirchenleitung“ die Geschäfte. Den Vorsitz der 15-köpfigen Kirchenleitung hat  Präses Manfred Rekowski.