Vorbericht Landessynode 2018

 

Die theologische Positionsbestimmung für die Begegnung mit Muslimen ist eines der Schwerpunktthemen bei der kommenden Tagung der Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland. Sie wird dazu über eine theologische Positionsbestimmung beraten. Das oberste Leitungsgremium der rheinischen Kirche tagt vom 7. bis 12. Januar 2018 in Bad Neuenahr.

„Die Synode wird die Frage beschäftigen, wie Christinnen und Christen Menschen anderen Glaubens, hier Musliminnen und Muslimen, begegnen. Gehen wir davon aus, dass auch sie auf der Suche nach dem einen Gott sind? Oder sehen wir in ihrer Religionsausübung einen Weg, der von Gott wegführt?“, so Oberkirchenrätin Barbara Rudolph in einer Pressekonferenz im Vorfeld der Synode. Die in knappen Leitsätzen formulierte Positionsbestimmung geht davon aus, dass niemand Gott bei seinen Plänen über die Schultern schauen könne. „Insofern können und wollen wir als rheinische Christinnen und Christen über den Glauben der Musliminnen und Muslime nicht urteilen. Das bedeutet auf der anderen Seite aber auch: Wenn wir von Gott reden, dann sind wir gebunden an das Bekenntnis zu Jesus als dem Christus, dem Messias Gottes“, sagte Rudolph, die im Landeskirchenamt die Abteilung „Theologie, Ökumene“ leitet. Rheinischen Christinnen und Christen werde deshalb Mut gemacht, ihren Glauben im Dialog mit Musliminnen und Muslimen begeistert zur Sprache zu bringen.

 

LandessynodaleBei der Landessynode 2017 wurde Superintendentin Andrea Aufderheide (2.v.l.) erneut für eine achtjährige Amtszeit in die Leitung der Evangelischen Kirche im Rheinland gewählt. Gratulationen dazu gab es von den heimischen Synodalabgeordneten (v.r.) Pfarrer Martin Haßler, Frank Schumann und Pfarrer Marcus Tesch. Bei der nun anstehenden Synode gibt es keinen „Wahlmarathon“, lediglich Nachwahlen sind vorgsehen. Archivfoto/Kirchenkreis/Stroh

 

 

Die Positionsbestimmung bekennt sich zum christlich-muslimischen Dialog, an dem auch in schwierigen Situationen festgehalten werden soll. Sie plädiert für einen islamischen Religionsunterricht als ordentliches Lehrfach, das aber davon abhänge, wie und in welcher Form der Islam in das staatliche Religionsrecht einzubinden ist.
Die Landessynode dürfte auch die Frage beschäftigen, welchen Charakter das Gespräch zwischen Christen und Muslimen hat und in welcher Intention es geführt wird. „In diesem Kontext fällt immer mal wieder der Begriff der Konversion. Ich betone in diesem Zusammenhang: Die Begegnung mit Muslimen zielt nicht unbedingt auf Konversion. Es bleibt die freie Entscheidung eines muslimischen Menschen, seinen Glauben zu bezeugen und bei ihm zu bleiben oder zu konvertieren“, so Barbara Rudolph.

Fünf Abgeordnete aus dem Kirchenkreis Altenkirchen dabei

Mit fünf Abgeordneten wird der Kirchenkreis Altenkirchen bei der Landessynode vertreten sein. Mit dabei: Superintendentin Andrea Aufderheide, die als nebenamtliches Mitglied der Kirchenleitung im Januar 2017 erneut für eine achtjährige Amtszeit gewählt wurde, sowie die beiden theologischen Abgeordneten Pfarrer Marcus Tesch (stv. Superintendent) und der Betzdorfer Schulpfarrer Martin Haßler. Als nicht-theologische Abgeordnete des Kirchenkreises Altenkirchen sind Frank Schumann und Petra Stroh wieder mit von der Partie.

Gespannt sind die Synodale aus der Region neben den Impulsen, die von den Beratungen zu theologischen, sozialen und politischen Fragen ausgehen, vor allem auch auf die Fragestellungen und Beschlüsse, die Einfluss auf die Entwicklungen auf die Gemeinden im Kirchenkreis Altenkirchen haben. So sollen u.a. Neuregelungen in der Zusammenarbeit zwischen Kirchenkreis und Gemeinden, Arbeitsrechtliches und  das Rechnungswesen in den Blick genommen werden.

„Wir wollen veränderungsfähige Kirche“

„Wir wollen eine veränderungsfähige Kirche werden, die auf gesellschaftliche Herausforderungen schneller reagieren kann, und die unaufwendiger organisiert und strukturiert ist.“ Dieses Ziel formulierte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, bei seinem Ausblick auf die Themen, die die kommende Landessynode beschäftigen werden.
Um dem benannten Ziel näher zu kommen, beraten die Synodalen z.B. über ein Erprobungsgesetz, das künftig Veränderungen kirchlicher Arbeit erleichtern soll, indem zeitlich oder örtlich befristete Modelle ermöglicht werden sollen, erläuterte der Präses. Dieses Vorhaben knüpfe an das zurückliegende Jubiläumsjahr der Reformation an: „Auf diesem Wege könnten neue Gemeindeformen, die sich in unserer Kirche bilden, also zum Beispiel Jugendkirchen, mehr Mitwirkungsmöglichkeiten erhalten. Vielleicht werden wir aber auch in einem einzelnen Kirchenkreis – wie bereits konkret angefragt – bei der Wahl des Presbyteriums ein vereinfachtes Wahlverfahren ausprobieren. Wir wollen situationsgerechte und kontextgemäße Arbeit fördern und deshalb müssen wir zukünftig nicht in allen Fragen im Gleichschritt unterwegs sein.“

Jugendsynode 2019 wird vorbereitet

Derzeit arbeiten sich die Landessynodalen in die umfangreichen Vorlagen ein. Kirchengesetze und auch Entscheidungen zum landeskirchlichen Haushalt werden in den Blick genommen. Neben dem Bericht des Präses steht bei der Synode diesmal auch ein Jugendbericht und ein „Friedenswort“ – 100 Jahre nach dem Ende des 1. Weltkrieges – auf der Tagesordnung.
Die Landessynode wird zudem über eine Jugendsynode beschließen, die unmittelbar vor der Landessynode im Jahr 2019 geplant ist. Sie soll unter anderem Themen vorschlagen, mit denen sich die Landessynode in den kommenden Jahren beschäftigen wird. „Die Jugendsynode wird stattfinden, um dem Dialog mit jungen Menschen in unserer Kirche einen noch größeren Stellenwert zu geben“, sagte Oberkirchenrat Klaus Eberl, der als Leiter der Bildungsabteilung im Landeskirchenamt für die Jugend zuständig ist. „Denn Jugendliche fragen, worauf sie sich verlassen können, suchen nach dem Sinn des Lebens, das vom Chaos, von Unglück und Leid bedroht wird, also – bei allem Abbruch kirchlicher Sozialisation – nach durchaus typisch religiösen Kategorien“, erklärte Eberl jüngst bei der Vorstellung der Synodenthemen. Jugendliche sehnten sich nach Zusammenhalt, nach Freundschaft und Solidarität und seien sensibel, wenn es um die großen Fragen der Gerechtigkeit, des Friedens oder des Umgangs mit der Schöpfung geht. „Mit ihren Antworten, die sich in der Regel jenseits kirchlich-dogmatischer Tradition bewegen, erweisen sich Jugendliche als Theologinnen und Theologen in eigener Sache. Nichts weniger hat die Reformation mit dem ,allgemeinen Priestertum‘ gemeint. Die Weiterentwicklung einer neuen religiösen Sprachfähigkeit ist Voraussetzung für die Friedensfähigkeit einer immer heterogener werdenden Gesellschaft!“

238 Mitglieder aus 38 Kirchenkreisen

Die Landessynode, die alljährlich zu Jahresbeginn zu einer einwöchigen Tagung in Bad Neuenahr zusammenkommt, ist das oberste Leitungsgremium der rund 2,58 Millionen Mitglieder zählenden Kirche, die sich vom Niederrhein bis ins Saarland erstreckt.

Der Synode gehören 210 stimmberechtigte Mitglieder aus den 38 Kirchenkreisen zwischen Niederrhein und Saarland an. Hinzu kommen 28 beratende Mitglieder.
In den Phasen, wo die Synode nicht tagt, übernimmt die Kirchenleitung das Leitungshandeln und kümmert sich um die Umsetzung der synodalen Beschlüsse.

15 Mitglieder (theologische und nichttheologische, haupt- und nebenamtliche) umfasst die von der Synode gewählte Kirchenleitung. Bei der Wahlsynode im Vorjahr stand die Hälfte der Kirchenleitung zur Wahl für eine achtjährige Amtszeit. Auch die Altenkirchener Superintendentin Andrea Aufderheide wurde dabei in ihrem Amt bestätigt. Im Januar muss die Synode nun über die Nachfolge von Oberkirchenrat Klaus Eberl entscheiden. Der Theologe Eberl aus Jülich ist hauptamtliches Mitglied der 15-köpfigen Kirchenleitung und Leiter der Abteilung Bildung. Er tritt aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig in den Ruhestand.
Um seine Nachfolge bewerben sich Pfarrerin Dr. Sabine Federmann aus Hattingen und Superintendentin Henrike Tetz aus Düsseldorf. (ekir/PES.)

Mehr zur Landessynode: www.ekir.de/landessynode
Hier kann man auch während der Synodentage die Diskussionen, Beschlüsse etc. verfolgen.