Unterstützung für leidenden Kirchenwald

„Wie lieblich ist der Maien aus lauter Gottesgüt, des sich die Menschen freuen, weil alles grünt und blüht…“. Angesichts der Naturschönheiten in diesem Wonnemonat kommt der Choralvers schnell in den Sinn. Angesichts unserer sterbenden heimischen Wälder, wo inmitten des aufkeimenden Grüns drumherum die Brachen und Baumleichen derzeit noch mal stärker in den Blick fallen, bleibt der Jubel dann aber auch mal schnell im Halse stecken. Klimawandel, Trockenheit und Borkenkäfer haben den heimischen Kirchenwäldern genauso schlimm zugesetzt wie den anderen (Wirtschafts-)Wäldern des Westerwalds und Siegerlandes.

„40 Prozent des Kirchenwaldes der ehemaligen Kirchengemeinde Freusburg sind zerstört, rund ein Viertel unseres gesamten Waldbestandes “, erzählt Gemeindepfarrerin Sabine Keim. Die Theologin, die seit 1. Januar 2022 Gemeindepfarrerin der zu diesem Zeitpunkt fusionierten neuen Kirchengemeinde Kirchen-Freusburg wurde, hat in ihrem „Übernahme-Koffer“ auch ganz viel Waldbesitz vorgefunden. Mit insgesamt rund 50 Hektar Wald ist die Kirchengemeinde Kirchen-Freusburg die größte Kirchenwald-Besitzerin im Evangelischen Kirchenkreis. Nur die Hälfte (7) aller 14 heimischen Evangelischen Kirchengemeinden haben überhaupt Waldbesitz, vielfach auch nur kleine Areale. In Kirchen-Freusburg ist es mit den 50 Hektar schon ein bisschen größer dimensioniert; zehn Hektar des Waldbesitzes sind davon sogenannter „Simultanwald“, die gemeinsam mit der katholischen Kirche bewirtschaftet werden.

Weihnachtsgabe hilft

Sechs Hektar des ehemaligen Freusburger Anteil konnten den klimatischen „Angriffen“ der vergangenen Jahre nicht trotzen und liegen nun brach darnieder. Inmitten der seit einiger Zeit ablaufenden Presbyteriums-Denkprozesse zur Zukunft ihres Waldbesitzes (die Kirchengemeinde arbeitet hier schon seit langem mit den staatlichen Forstbehörden und damit aktuell mit dem regionalen Staatsförster Sebastian Klein zusammen), kam dann eine erfreuliche Nachricht von außen. Andreas Bayer, Geschäftsführer der Firma WeberHaus (Herstellung von Fertighäusern in ökologischer Holzbauweise) aus Wenden, ließ der Kirchengemeinde Kirchen-Freusburg als „Weihnachtsgabe“ eine Wiederaufforstungsspende im Wert von rund 8000 Euro zukommen.

Traubeneichen, Roteichen und mehr wachsen bereits

Fachleute setzten vor einigen Wochen auf einem der sechs „bloßen“ Hektar, der einst von Fichten besiedelt war, nun zukunftsfähiges Baumwerk. 250 Vogelkirchen, 825 Traubeneichen, 825 Küstentannen und 825 Roteichen wollen jetzt in dem Areal nahe des Mehlberghofes in Niederfischbach den „Wald der Zukunft“ bilden. Förster Klein hatte dafür ein fachkundiges und überzeugendes Konzept erarbeitet.

Bei einer Vorort-Begehung – mit dabei Gemeindepfarrerin Sabine Keim, Stifter Andreas Bayer, Förster Sebastian Klein und Presbyter Dieter Huft – wurde jetzt symbolisch die Spende übergeben und das neue Waldstück in den Blick genommen.

Wie auch in anderen Brachen bleibt/blieb zwischen den neugepflanzten Bäumchen das Totholz liegen und soll schützen und später einmal „düngend“ den Neustart des Waldes erleichtern.

Damit die Setzlinge auch ansonsten ein bisschen unterstützter ihren Lebensweg starten können, gab es u.a. Schutzumhüllungen und alle Beteiligten wünschen sich sehr, dass der Neuanfang so gelingen möge.

Konfis packten kräftig mit an

Im März war die Pfarrerin gemeinsam mit Konfirmand:innen und Förster Sebastian Klein beim „Waldeinsatz“. Dort packte man gemeinsam auf einem anderen ehemaligen, nun zerstörten Fichten-Hang an. Hier hatten Douglasien am Rande Vorarbeit geleistet und ihre Samen ausgestreut. Die Gemeindejugend räumte einen Teil des Totholzes beiseite, lockerte den Boden und umwickelte die frischen grünen Triebe mit unbehandelter Schafswolle (Foto). Letzteres mundet den Waldtieren, die ansonsten gerne an den Trieben knabbern, nicht unbedingt und auch das unangenehme „Wollgefühl“ im Mund dämmt den Nagetrieb von Rehen und Co. Dass die Konfirmand:innen sich so für „ihren“ Wald einsetzten, freute die Gemeindepfarrerin sehr.

„Wir planen mittel- und langfristig“

Wie die Zukunft der anderen Waldareale (im ehemaligen Kirchener Bereich sind „nur“ etwa 13 Prozent der Ursprungsfläche zerstört) gestaltet wird, ist noch offen. Angesichts auch der Personalknappheit in der Waldwirtschaft, vielen offenen Fragen zur Zukunft von sinnvoller Aufforstung in Problemlagen (etwa an Hängen längs von Straßen oder an unzugänglichen Stellen), dem durchaus gewollten Ansatz, manchen Flächen sich selbst zur Naturverjüngung überlassen. „Wir bleiben hier aktiv und planen auch mittel- und langfristig“, stellt Pfarrerin Keim klar. Sie ist dankbar, dass die Zusammenarbeit mit den Förstern Sebastian Klein und Stefan Wulf wunderbar harmoniert und man angesichts der vielen Brachflächen zwar in kleinen Schritten, aber zukunftsweisend vorankommt. Froh ist man, dass dank der Spende nun ein Hektar Wald zusätzlich schon auf gutem Weg ist.

 

Bilder

oben: Den symbolischen Scheck für eine Wiederaufforstungsfläche überreichte Andreas Bayer, Geschäftsführer der Firma WeberHaus (Mitte) an Gemeindepfarrerin Sabine Keim (rechts) und Presbyter Dieter Huft. Foto: Kirchengemeinde Kirchen-Freusburg/Müller

unten: Mit Schafwollen wurden die kleinen Keimlinge vor Wildverbiss geschützt. Foto: Sabine Keim