Suchttagung

Angehörigen zur Seite stehen

Fachtagung Sucht: Neue Angebote in der Prävention, Beratung und Therapie

 

Bei der „Fachtagung Sucht“ im Gemeindehaus in Wissen referierten Henning Mielke, Dirk Bernsdorff, Ruth Holzapfel, Jens Flassbeck und Lothar Holzapfel (v.l.).

„Die heutige Fachtagung stellt die Angehörigen von Suchtkranken in den Mittelpunkt“, so beschrieb Dirk Bernsdorff von der Fachstelle für Suchtprävention in seiner Begrüßung die Zielsetzung einer Veranstaltung im Evangelischen Gemeindehaus in Wissen.

Der Einladung nach Wissen waren rund 40 Fachkräfte und Angehörige gefolgt, zum Teil kamen sie auch aus entfernten Regionen des Landes Rheinland-Pfalz und dem benachbarten Nordrhein-Westfalen.

In einem Grußwort hob Sabine Bätzing-Lichtenthäler, MdB (ehemalige Bundesdrogenbeauftragte), die Wichtigkeit der Hilfen für Angehörige von Suchtkranken hervor.

Der Diplom-Psychologe Jens Flassbeck von der Klinik für Suchtmedizin im LWL-Klinikum Gütersloh referierte zu der Frage: „Was wäre, wenn die Suchthilfe (mehr) Angebote für die Angehörigen und Kinder realisieren würde?“.

Angehörige sind seiner Meinung nach für die Öffentlichkeit und die Medien nicht interessant. Die Medien stürzten sich mehr auf die mit Sucht verbundenen Exzesse, während das Leiden der Angehörigen nur selten gesehen werde.

Ähnlich verhalte sich die Suchthilfe gegenüber den Angehörigen. Angebote kreisten immer noch vorwiegend um den suchtkranken Menschen. Flassbeck empfahl einen Perspektivwechsel und riet die Angehörigen stärker in den Mittelpunkt der Hilfen zu stellen.

Henning Mielke von „Nacoa-Interessenvertretung für Kinder von Suchtkranken in Deutschland e.V.“  aus Berlin, ging auf eine Bestandsaufnahme über die Hilfen für Kinder und Jugendliche aus Suchtfamilien in Deutschland ein. Danach hätten sich die Hilfen zwar in den vergangenen Jahren verdoppelt, bewegten sich jedoch weiter auf sehr niedrigem Niveau. So würden mit den Angeboten nur eine kleine Anzahl der etwa drei Millionen Kinder von alkoholkranken Eltern erreicht.

„Es gibt zudem ein Gefälle der Angebote in Deutschland von Süden nach Norden, im Norden gibt es vergleichsweise nur wenig Angebote“, so Mielke.

Das Ehepaar Ruth und Lothar Holzapfel von der Selbsthilfegruppe“ Freundeskreis Westerwald“ berichteten von ihren gemeinsamen Weg als suchtkranker Mann und co-abhängige Frau. Frau Holzapfel „Ohne professionelle Hilfe hätte ich mein co-abhängiges Verhalten nicht erkannt. Ich musste erkennen, dass ich mich selber ändern muss“.

In den anschließenden Arbeitsgruppen wurden mit den Referenten die Themen der Vorträge vertieft.

„Das war die erste Veranstaltung, die sich nur mit der Situation der Angehörigen beschäftigt hat. Das fand ich gut…“, resümierte eine Teilnehmerin und drückte damit den Wunsch von Angehörigen aus, intensiver in den Blick genommen zu werden.

 

Hilfsangebote vor Ort

Die Fachstelle für Suchtprävention im Diakonischen Werk Altenkirchen bietet Hilfen für Kinder, Jugendliche und erwachsene Angehörige von Suchtkranken an. Einmal monatlich trifft sich die Angehörigengruppe.

Ansprechpartner für Informationen und Beratung ist Dirk Bernsdorff. Er ist erreichbar unter 02681/8008–46 oder per E-Mail: bernsdorff@dw-ak.de