19 weitere Stolpersteine in Altenkirchen verlegt

Das Gemeindehaus der Kirchengemeinde Altenkirchen (im Hintergrund) trägt bereits seinen Namen “Theodor-Maas-Haus“, seit 3. Februar 2023 erinnern auch zwei „Stolpersteine“ am Kirchweg – unterhalb der ehemaligen Stadtmauer – an den ehemaligen Altenkirchener Gemeindepfarrer Theodor Maas (1882-1943) und seine Frau Babette Maas (1878-1945) erinnern. Das Schicksal des Pfarrers, der als „Mischling ersten Grades“ (-> HIER mehr Informationen vielfaches Leid durch die braunen Machthaber erfahren musste und schließlich im März 1943 nach einem Unfall/Anschlag verstarb und seiner Frau Babette, die ebenfalls jahrelang ob ihres regimekritischen Denkens drangsaliert wurde und kurz nach Kriegsende in Altenkirchen verstarb, beschäftigt die Kirchengemeinde Altenkirchen schon seit Jahrzehnten. Schulpfarrer Martin Autschbach, der in zahlreichen Kooperationen – auch mit Schüler:innen und Jugendlichen – auf Spurensuche ging und geht, ist froh, dass nun auch für das Ehepaar Maas und 17 weiteren Opfern die entsprechenden Stolpersteine verlegt wurden und die Erinnerungen an die Freveltaten der Nazis so sichtbar werden.

 Unterhalb der Mauer an der Christuskirche – im „Kirchweg“ stand früher das Pfarrhaus des reformierten Gemeindepfarrers. Hier wohnte Familie Maas. Zwei Gedenksteine erinnern nun an sie.

Der Enkel von Theodor und Babette Maas, Pfarrer Theodor Maas, der im Raum Aachen lebt, war  bei der Verlegung der Stolpersteine dabei und hielt die Steine bis Gunter Demnig sie in der Erde festmachte.

Der Künstler Gunter Demnig, (links) der seit 25 Jahren mittlerweile europaweit Stolpersteine zur Erinnerung an die Verfolgten und Opfer des Nationalsozialismus verlegt, setzte die 19 weiteren Steine an verschiedenen Plätzen in Altenkirchen. Wie hier vor der Christuskirche hatten Mitarbeiter des städtischen Bauhofes bereits die Flächen vorbereitet. Vor der Christuskirche – in der Nähe des heutigen Pfarrhauses der Evangelischen Kirchengemeinde – erinnern die Steine an die Familie Salomon/Levi. Sie wohnten hier am Schlossplatz und Vater Levi arbeitete als Viehhändler in der Region. An das Schicksal der Familie, deren Leben in den Konzentrationslagern in Theresienstadt, Riga und bei Dachau endete, erinnerten Horst Pitsch (vom „Historischen Quartier“) und Pfarrer Martin Autschbach. Sie hatten die Recherche-Ergebnisse über das Leben der ehemaligen jüdischen Mitbürger:innen zusammengestellt und gaben damit den Namen „Gesichter“. Teils mehr als 50 Interessierte aus Altenkirchen und Umgebung waren bei der rund zweistündigen Aktion an den sechs Erinnerungsorten dabei.

Am Abend des Erinnerungstages – er hatte morgens mit der Verlegung von zwei Stolpersteinen in Wallmenroth bei Betzdorf begonnen – berichtete Gunter Deming, der als gebürtiger Berliner nun in Oberhessen lebt, unter dem Titel „Wege und Spuren“  in der Altenkirchener Christuskirche über sein Stolperstein- Projekt (in fast 1300 deutschen Kommunen und in 21 europäischen Ländern). Demnig berichtete vor den vielen Besucher:innen, dass er gerade sein Team um drei weitere Mitarbeiter verstärkt habe. An vielen Orten – darunter auch verstärkt in den Niederlanden – sind Stolperstein-Verlegungen nachgefragter denn je. „Ich will mich beeilen, damit Zeitzeugen noch die Gelegenheit haben die Verlegung mitzuerleben“, erzählte Demnig am Rande der Verlege-Aktion.
Mit jiddischen Liedern und Texten der jüdischen Lyrikerin Ilse Weber setze  Dr. Peter Thomas (Birnbach) bei der Gedenkveranstaltung in der Christuskirche weitere Erinnerungs-Akzente.

19 weitere Stolpersteine in Altenkirchen

Seit einigen Monaten erinnern bereits 19 Stolpersteine in Altenkirchen mahnend an jüdische Menschen, die einst in der Kreisstadt lebten und dann verfolgt, vertrieben und getötet wurden. „Sie machen uns deutlich, wie wichtig es ist, an die Opfer namentlich zu erinnern, ihre Schicksale „laufend“ im Blick zu halten und auch der nachwachsenden Generation die Lehren aus der Geschichte nahe zu bringen!“ So Pfarrer Martin Autschbach.
19 weitere Stolpersteine ergänzen nun die Erinnerungsarbeit. Neben den beiden Erinnerungssteine für Theodor und Babette Maas am Kirchweg wurden vier Stolpersteine in der Wilhelmstraße 27 verlegt: Für Rudolf Davis, Helma Davis (geb. Pohly), Hans-Ludwig Davis und Werner Davis.

In der Wilhelmstraße 27a erinnern drei weitere Stolpersteine an die Schicksale von Alfred Davis, Paula Davis (geb. Baum) und Gertrude Davis.

Am Schlossplatz 3 (vor der Christuskirche) wurden die vier Gedenksteine für Familie an die Familie Salomon verlegt: für William Salomon, Louis Levy 1., Martha Levy (geb. Salomon) und Elsa Levy.

Ein Stolperstein am „Zum Weyerdamm 3“ erinnert an Ernst Abraham.

In der Marktstraße 2 erinnern fünf weitere Steine an die Schicksale von Moritz Simon, Florentine Simon, Dr. Hermann Simon, Henriette Simon (geb. Emanuel) und Margot Hermann (geb. Simon).

Bei der Altenkirchener Initiative für die Stolpersteine in der Kreisstadt sind mittlerweile Spenden für rund 80 Gedenksteine zusammengekommen. Nach den nun platzierten 38 Gedenksteinen werden die weiteren 42 in den kommenden Monaten gesetzt werden. Geplant ist auch, dass es mittels QR-Code möglich werden soll, dass Interessierte neben den Namen und knappen Daten der Opfer auch die Lebensgeschichten in ausführlicherer Form erfahren können.

Vor der Altenkirchener Christuskirche (Foto links) startete die Verlegung der 19 neuen Stolpersteine. Sie erinnern an Familie Salomon/Levy (Foto rechts). Gunter Demnig (Bildmitte) verlegte sie mit großer Sorgfalt. 

Der 74 jährige Gunter Demnig will in seinem Engagement in der Erinnerungsarbeit nicht nachlassen. Er verstärkte jüngst erneut sein Team, damit möglichst zeitnah noch viele weitere Stolpersteine verlegt werden können. So will der Berliner Künstler auch für die hoch betagten Zeitzeugen die ihm eigene Erinnerungsarbeit beschleunigen. Mit Schulpfarrer Martin Autschbach (Foto rechts) verbindet ihn u.. die erste lokale Stolperstein-Verlegung 2007 in Ingelbach. Seither hatten die Beiden viele Kontakte und waren nun auch gemeinsam in Wallmenroth und Altenkirchen unterwegs. 

In der Wilhelmstraße/Fußgängerzone wurden Stolpersteine in Erinnerung an die Familie Davis verlegt. Sie hatten in der Wilhelmstraße ein Geschäft für Lederwaren. Pfarrer Martin Autschbach (links) informierte die Interessierten, die die Gedenksteinlegungen verfolgten, auch über die Hintergründe des früheren regen jüdischen Lebens in der Kreisstadt. 

Alle Bilder: KK Altenkirchen/Stroh