Sondersynode Hilden

Landessynode auf dem Weg
des Sparprozesses

Außerordentliche Tagung in Hilden mit wichtigen Weichenstellungen

 

Die Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland hat der Kirchenleitung für den von ihr angestoßenen Sparprozess den Rücken gestärkt. Bei einer außerordentlichen Tagung des obersten Leitungsgremiums der rheinischen Kirche in Hilden bekräftigten die Abgeordneten aus 38 Kirchenkreisen zwischen Emmerich und Saarbrücken mit großer Mehrheit, dass die Ausgaben auf landeskirchlicher Ebene in den kommenden Jahren um 35 Prozent gekürzt werden sollen. Diese strukturellen Einsparungen in Höhe von insgesamt 20 Millionen Euro sollen ab dem Jahr 2018 wirksam werden.

Unter den mehr als 200 Synodalen bei der Sondersynode, die in der Sporthalle des Schulzentrums in Hilden stattfand, waren auch sechs Synodaler aus unserem Kirchenkreis.

Neben Superintendentin Andrea Aufderheide, die auch als nebenamtliches Mitglied in der Kirchenleitung wirkt, waren die Theologen Silvia Schaake (Flammersfeld) und Marcus Tesch (Wissen) und die Synodalen Frank Schumann, Petra Stroh (Birnbach) und Prof. Dr. Werner Buchner (Altenkirchen/Dienst auf dem Lande“) dabei.

Die Synodalen stellten mit ihren Voten die Weichen, damit der Einsparungsprozess „durchstarten“ kann.

Um die strukturellen Einsparungen erreichen zu können, werden in den kommenden zwölf Monaten alle Aufwandspositionen des landeskirchlichen Haushalts auf den Prüfstand gestellt. Ein entsprechendes Sparprogramm soll dann im Januar 2015 von der Landessynode beraten und beschlossen werden.

„Die Kirchenleitung hat heute deutliche Zustimmung bekommen für den Weg, den sie im Sommer begonnen hat“, sagte Präses Manfred Rekowski. „Ich bin sehr erleichtert, was die Beschlusslage angeht. Wenn ich aber auf das schaue, was wir vorhaben, ist das eine große Herausforderung.“

Mit sechs Abgeordneten war unser Kirchenkreis bei der außerordentlichen Landessynode in Hilden vertreten: Pfarrer Marcus Tesch, Pfarrerin Silvia Schaake, Dr. Werner Buchner, Superintendentin Andrea Aufderheide, Petra Stroh und Frank Schumann. Foto: Heidi Stiewink

 

Bereits zur Landessynode im Januar 2014 werden Vorschläge aus der bereits 2010 begonnenen Aufgabenkritik vorgelegt werden, die einen ersten Teil der Kürzungssumme bringen sollen. Diese sollen 15 Prozent einsparen. Das entspricht einer Summe von acht Millionen Euro. 2015 geht es dann um die noch fehlenden 20 Prozent, die einer Summe von rund 12 Millionen Euro entsprechen. Zusammen ergibt dies die angestrebte Gesamtkürzung um 20 Millionen.

 

Austritte sind bedauerlich,
aber nicht der Kern des Problems

Anlass für die drastischen Sparmaßnahmen sei nicht die Zahl der Kirchenaustritte, machte Oberkirchenrat Bernd Baucks, der für die Finanzen zuständig ist, deutlich – auch wenn das beharrlich von Medien berichtet werde. Wesentlich sei hingegen der so genannte demografische Wandel: So nimmt aufgrund der Bevölkerungsentwicklung die Zahl der Kirchenmitglieder kontinuierlich ab, und damit sinken auch die Kirchensteuereinnahmen und die Finanzkraft der Kirche. Zudem ist der Haushalt der Landeskirche seit Jahren defizitär. Es wurde mehr ausgegeben als eingenommen. Die entstandenen Lücken wurden bislang aus der Ausgleichsrücklage geschlossen, die nun aber nahezu erschöpft ist. Die nun angestoßene Haushaltskonsolidierung soll auch finanzielle Spielräume schaffen, um eine angemessene Ausfinanzierung der Versorgung und Beihilfe von Kirchenbediensteten erreichen zu können. Nach einer Analyse der EKD ist nur rund ein Drittel der Ansprüche in diesem Bereich kapitalgedeckt.

Präses Rekowski wandte sich gegen Spekulationen darüber, an welchen Stellen die Kirchenleitung in diesem neuen Sparprozess plane, Mittel zu kürzen: „Es gibt keine geheime Streichliste der Kirchenleitung – wir werden den Beratungsprozess jetzt aber ohne Tabus beginnen.“ Sollte die Umstrukturierung personelle Konsequenzen haben, sagte Präses Rekowski, werde man sich bemühen, diese sozialverträglich zu gestalten.

Kirche werde präsent bleiben und auch weiter Innovationen auf den Weg bringen, versicherte der Präses. „Wir konzentrieren uns auf zwei Pole, auf den Glauben und auf die Weltverantwortung. Das heißt erstens, wir helfen Menschen, dankbar im Glauben zu leben und getröstet zu sterben. Und zweitens, wir sprechen von der Botschaft vom Reich Gottes, die immer ein Gegenentwurf ist zu Anschauungen, die sonst als alternativlos gelten.“

Die rheinische Kirche habe ein Stück über ihre Verhältnisse gelebt und vor allem bei Versorgung und Beihilfe bisher „künstliche Spielräume“ genutzt. Das alles erfordere nun die „konzeptionell reflektierte Haushaltskonsolidierung“. Selbst nach der Sparrunde werde die rheinische Kirche noch in der „Champions League“ mitspielen, sagte der Präses. 

An ihre wahren Vermögensschätze hatte am Morgen der Sondersynode Oberkirchenrat Christoph Pistorius in seiner Predigt im Eröffnungsgottesdienst erinnert. Eigentlicher Reichtum der Kirche sei die Botschaft von Tod und Auferstehung Christi.

Die Kollekte des Gottesdienstes ergab genau 2.605,89 Euro. Das Geld geht an Menschen in Not im Ostkongo, einer Region, in der auch unser Partnerkirchenkreis Muku liegt. Ekir.de/PES