Sieben goldene Regeln, wie wir über Corona diskutieren sollten
Die Corona-Pandemie belastet. Viele Menschen persönlich. Aber auch ihr Umfeld, ihre Arbeits- und Ausbildungssituationen, die Wirtschaft und ganz viel mehr. Belastend empfinden viele vor allem auch das eingeschränkte direkte Miteinander. Dazu kommen die Probleme, wenn es unterschiedliche Auffassungen darüber gibt, wie man mit der Pandemie umgehen sollte/muss und wie die persönlichen Einstellungen zu den Schutzimpfungen sind. Über „sieben goldene Regeln, wie wir über Corona diskutieren sollten“ hat sich der Präses unserer Landeskirche, Dr. Thorsten Latze, Gedanken gemacht und einen theologischen Impuls dazu veröffentlicht:
- Wir reden nicht über einander als „die Geimpften“ und „die Ungeimpften“, sondern wertschätzend als Menschen mit Menschen – gerade auch dann, wenn wir anderer Meinung sind.
Das ist ein Gebot der Feindesliebe, die in der oder dem anderen immer mehr sieht als den Träger einer Eigenschaft. - Jede und jeder muss die Möglichkeit haben, die eigene Meinung gesichtswahrend zu ändern.
Wir befinden uns in einem gemeinsamen Lernprozess und unter hoher Belastung. Wir werden auch nach der Pandemie weiter als Angehörige, Freundinnen, Kollegen miteinander umgehen müssen. - Wir gehen von öffentlich geteilten, wissenschaftlichen Erkenntnissen aus.
Ob die Erde rund ist, klärt die Physik, wie wir Viren behandeln können, Medizin und Virologie. Hier gibt es kein weltanschauliches oder religiöses Sonderwissen – im Gegenteil hilft Glaube, wohlbegründeten Erkenntnissen von Fachleuten zu vertrauen.
- Wissenschaftler-/innen können sich irren, das gehört zum wissenschaftlichen Erkenntnis-Prozess.
Dies kann aber nur im gemeinsamen, öffentlichen Diskurs auf Grund von überzeugenderen, wissenschaftlichen Argumenten geklärt werden, nicht in abgesonderten Internetforen oder Chatgruppen. - Wir respektieren die Menschen, die in der Krise besondere öffentliche Verantwortung tragen.
Die Abwägung von Gesundheitsschutz und Grundrechtseinschränkungen ist oft schwierig und muss öffentlich diskutiert werden. Dazu haben wir Meinungsfreiheit und eine demokratisch funktionierende Gewaltenteilung.
- Wir widersprechen allen, die andere diffamieren, Ängste schüren oder gar zu Gewalt aufrufen.
Über Ängste und Sorgen müssen wir miteinander reden. Hass und Gewalt beginnen jedoch oft schon bei der Sprache – dafür gibt es keine Rechtfertigung, nicht bei Corona und auch nicht sonst.
- „Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch!“ (Matt 7,12)
Die goldene Regel gewinnt in Pandemie-Zeiten nochmals besondere Bedeutung, auch für die Frage, wie wir uns gegenseitig am besten schützen können.
Theologischer Impuls von Präses Dr. Thorsten Latzel (12/21)