Schöpfungsbewahrung anpacken

Klimawandel, Wald- und Artensterben, aber auch gestiegene Energiekosten, die teuren Folgen von Unwettern: der Umgang mit der Schöpfung und die Folgen eines fehlerhaften Verhaltens bewegen die Menschen. Und Christenmenschen ebenso. An verschiedenen Orten, in den Gemeinden, aber auch in Gruppen, Kreisen und Einrichtungen im Kirchenkreis Altenkirchen werden aktuell Fäden gewoben, um schöpfungsverantwortlich ans Werk zu gehen.

Mit dem Bezug von zertifiziertem Ökostrom geht der Kirchenkreis mit all seinen 15 Kirchengemeinden schon seit fast 20 Jahren auf schöpfungsbewahrenden Pfaden.

Zertifizierter Ökostrom ist lange schon Standard

Bereits 2002 sorgte der Ausschuss für „Umwelt, Mitwelt und Bewahrung der Schöpfung“ (unter seinem damaligen Vorsitzenden Pfarrer Prof. Dr. Dr. Michael Klein/Hamm) dafür, dass auf dem „Haus der Evangelischen Kirche“ im Altenkirchener Stadthallenweg eine Photovoltaikanlage installiert wurde. Ebenfalls seit 2002 – und damit seit fast 20 Jahren – beziehen alle 15 Kirchengemeinden und auch der Kirchenkreis gemeinsam nur noch zertifizierten „Öko-Strom“.

Eine zweite PV-Anlage des Kirchenkreises wurde nach Inbetriebnahme der Anlage auf dem kirchlichen Verwaltungsgebäude auf dem Weitefelder Kirchendach installiert. Insgesamt haben die beiden kreiskirchlichen Anlagen in den vergangenen Jahren bereits mehr als 100 000 Kilowattstunden Ökostrom produziert.

Aber auch einzelne Gemeinden haben zusätzlich auf ihren Gebäuden Photovoltaik-Anlagen auf Gebäuden errichtet (u.a. Altenkirchen auf dem KITA-Gebäude oder der nicht denkmalgeschützten Christuskirche).

Zukunftsgerechtes Heizen

Wie können derzeit die Kirchengebäude klimagerechter und auf Zukunft ausgerichtet geheizt werden? Das Heizen mit fossilen Energieträgern ist nicht nur für einen Großteil der CO2-Emissionen in den heimischen Kirchengemeinden verantwortlich, sondern durch die eingeführte CO2-Steuer auch mit deutlichen Mehrkosten verbunden.

So ist für die Gemeinden klar: ein Umstieg auf erneuerbare Energieträger ist kurz- oder langfristig unausweichlich. Die Diskussion in den Presbyterien ist angelaufen.

Aber angesichts von Corona-Schutzmaßnahmen, Online-Gottesdiensten und dem seit vielen Monaten kaum in Räumen stattfindenden Gemeindeleben ist es derzeit schwierig, einen „Ist-Zustand“ und daraus resultierende Zukunftsprognosen zu erstellen. Wird es vielleicht künftig mehr Online – Gottesdienste geben? Gebündelte Gottesdienstangebote mehrerer Gemeinden an einem Ort und zusätzliche Online-Angebote? Kann man – vielleicht nur in den Heizmonaten – durch mehr Kooperation kostbare Energie einsparen? Oder verursacht man vielleicht nur neue Energie-Verbräuche und „Schein-Bilanzen“, weil Autofahrten und Online-Nutzung ebenfalls Emissionen verursachen?

Froh ist man im Kirchenkreis, dass derzeit die Landeskirche viele Informationen und Hinweise gibt, die die Planungen vor Ort bereichern und erleichtern. So nutzen auch Gemeinden aus unserem Kirchenkreis die Gelegenheit sich in einem Online-Angebot – organisiert von den beiden Klimaschutz-Manager:innen der EKiR – zu neuen Heizsystemen zu informieren.

Welche Heizsysteme sind klimafreundlich und eignen sich speziell im kirchlichen Bereich? Wie hoch ist der Wartungsaufwand? Welche Fördermittel gibt es derzeit?

Christian Dahm von dem Netzwerk „Energie & Kirche“ und Autor zahlreicher Publikationen (Foto links) brachte online mehr als 100 Interessierten aus dem Rheinland „Licht ins Dunkel“. Er stellte anschaulich verschiedene Heizungsarten vor, ging auf die einzelnen Vor- und Nachteile der jeweiligen Heizsysteme ein und beantwortete Fragen rund um die Themen „Energieeffizienz und Heiztechnik“.

Der versierte Diplomingenieur stellte im Kontext „Wechsel zu besseren Energieträgern“ zwar klar: „Es ist nicht alles einfach, und es wird auch nicht alles gut“, aber er ermutigte zu genauem Hinsehen: „Nicht jedes System passt überall und zu jedem.“ Anhand zahlreicher Tipps erklärte er, woran sich Gemeinden bei ihren Gedanken/Planungen entlang hangeln können, nannte mögliche Fördermöglichkeiten, lichtete den „Zuschuss-Dschungel“ und zeigte auf, wo man sich (neutrale) individuelle Hilfen holen kann.

Da die Klimaschutz-Manager:innen der EKiR (ihr Dienstsitz ist außerhalb von Pandemie-Beschränkungen in der Landjugendakademie in Altenkirchen) nicht nur für stetige Info-Angebote sorgen, sondern auch die „rheinische Vielfalt“ kennen, bieten sie den „suchenden und fragenden Gemeinden“ viele Netzwerk-Angebote. So können sich auch die heimischen Gemeinden quer durchs Rheinland bei anderen Gemeindeaktivitäten berichten und zeigen lassen, wie andere die Umstiege angehen und was sie dabei für Erfahrungen                    machen.
So gibt es nicht nur theoretischen Austausch, sondern auch ganz praktisch: „Wie fühlt es sich an, wenn man nicht mehr das ganze Kirchengebäude beheizt, sondern nur noch ganz gezielt die Bänke? Welche Folgen haben welche Heizsysteme auf Bausubstanz oder für die teuren Orgel?“ – Sitz- und Schnupperproben inclusive!

Hinweise  zu Infoangeboten und mehr gibt es bei den Klimaschutz-Manager:innen Dr. Konstanze Ameskamp und Robert Schlief 0172 3100625 oder per Mail: robert.schlief@ekir.de)

 Kirchenwald ist aktuell im Blick

Neben den Heizungsanlagen ist derzeit der “zerstörte Westerwald“ bei den Gemeinden und dem Ausschuss für „Umwelt, Mitwelt und Bewahrung der Schöpfung“ auf der Agenda. Erste Ideen laufen an, z.B. zu Aufforstungsprojekten in Gemeindewäldern. Dazu folgen weitere konkrete Planungen. Im Juli wird sich der synodale Ausschuss gemeinsam mit Förstern und weiteren Verantwortlichen den „Simultanwald“ in Gebhardshain anschauen.

 

Alle Fotos: Stroh/Archiv Kirchenkreis