Rückblick Reformationstag

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Symbolisch setzten KSV-Mitglieder die letzten der 500 Krokusse  vor dem Haus der Kirche in Altenkirchen. Deren Blüten sollen im kommenden Frühling nicht nur die Bienen erfreue, sondern noch lange an ein ganz besonderes Jubiläumsjahr erinnern.
Dankbar sind die AG Jubiläum und der Ausschuss für Umwelt, Mitwelt und Bewahrung der Schöpfung, deren Mitglieder die Blumenzwiebeln in den Hausfarben des Kirchenkreises gesetzt haben, dass die Stadt Altenkirchen ihr Beet vor dem Haus der Kirche für die Aktion zur Verfügung stellte. Foto: Petra Stroh

Reformationstag 2017:
Vergnügt, erlöst, befreit

(Fast)Abschluss eines Jubiläumsjahres in Kirchenkreis und Gemeinden

Eine positive Bilanz des (fast) abgelaufenen Jubiläumsjahres zog der Evangelische Kirchenkreis Altenkirchen. „Es war ein Jahr mit einer ungeheuren Vielfalt an beeindruckenden Veranstaltungen, Gottesdiensten und Angeboten.
Die Entscheidung, die Kräfte nicht für eine zentrale Veranstaltung zu binden, sondern auf ‚Vielfalt vor Ort’ zu setzen, hat sich für mich als richtig erwiesen. Diese Vielfalt wurde von den Kirchengemeinden und Einrichtungen auf beeindruckende Weise gezeigt. So wurden das „evangelische Profil’ und das ‚Evangelisch-Sein’ im Gemeindeleben wunderbar deutlich, “ freut sich Superintendentin Andrea Aufderheide.
Dankbar erinnert sie an die Großveranstaltungen, wie etwa die „Gottesdienste an außergewöhnlichen Orten“, die Reformatorinnen-Ausstellung und das Theaterprojekt in Betzdorf, gelebte Ökumene, viele musikalische Akzente oder Aktionen im Kinder- und Jugendbereich. „Kirche der Reformation zu sein, heißt für sie „Neue Wege zu gehen und auch Neues zu wagen! Und auch festzustellen: Menschen lassen sich ansprechen und begeistern!“
Dass dies vielerorts gelungen sei, habe – so die Superintendentin – vor allem auch das diesjährige Stiftungsfest deutlich gemacht. „Hier traten die Vielfalt der Aktionen und die Phantasie der Handelnden vor Ort sehr deutlich hervor!“
Ob ein „Luther-Escape-Room“, Wandertouren, die Jung und Alt vereinten, Inhaltliches, das die Reformationsgedanken vertiefte, Kooperationen, Komponiertes und Uraufgeführtes:  Der Jahrskalender war reichhaltig.
 
Erstmals wurde in diesem Jahr der Reformationstag als ein bundesweiter Feiertag gefeiert und dies nutzten zahlreiche Kirchengemeinden in der Region um ihren Gottesdienst, die ansonsten zumeist abends stattfinden,  in die Morgenstunden zu verlegen und verbanden dies auch häufig mit einem besonderen Akzent  oder setzen ihre bewährten Angebote fort. Eine Auswahl der Aktionen sind weiter unten festgehalten.
Gemeinsam wurde in allen Kirchengemeinden um 15:17 geläutet. Die Glocken der evangelischen Kirchen luden damit zum Innehalten und Gebet ein und den Feiertagsgottesdiensten ein.

Schon am Reformationstag 2016 wurde das Jubiläumsjahr im Kirchenkreis so „eingeläutet“. Doch „ausgeläutet“ wurde es mit der Aktion am Festtag 2017 nicht: „Als Evangelische Kirche, die sich als ständig zu reformierende Kirche versteht, ist der 31. Oktober eines jeden Jahres Auftakt, die freiheitlichen Impulse, die wir vor 500 Jahren gewonnen haben, mit Kreativität und Glaubensstärke in die Zukunft zu führen“, hebt die Superintendentin hervor.

Sind auch viele Höhepunkte des Jubiläumsjahres nur noch im Rückblick gegenwärtig, so stehen neben den Aktionen rund um den Reformationstag und die Fortsetzung von thematischen Veranstaltungen – sie werden bis ins kommende Jahr gehen –  noch weitere „Leckerbissen“  an. So soll am Sonntag, 10. Dezember, in Altenkirchen das Bachsche Weihnachtsoratorium die Jubiläumsfreude wohltönend ausklingen lassen.

Eine Reihe von Vorträgen galt im Kirchenkreis in diesem Jahr nicht nur dem 500. Gedenken der Reformation, sondern auch dem 200. Geburtstag des Kirchenkreises. „Ich bin vergnügt, erlöst, befreit“, unter dem Motto, das die Evangelische Kirche im Rheinland für das „Jubeljahr“ gewählt hatte, überschrieb auch der Kirchenkreis Altenkirchen sein Jubiläumsjahr. 1817 – kurz nachdem 1816 der kommunale Kreis Altenkirchen gegründet wurde – wurde auch bei „Kirchens“ neu sortiert. Auf Anweisung von „Oben“ sollte in den Bereichen des Kreises Altenkirchen liegenden Kirchspiele der Kirchenkreis gegründet werden. Damals wurden gleich zwei Pfarrer als Superintendenten zur Führung des neu zu gründenden Kirchenkreises ernannt, von denen jeder einen bestimmten Bezirk zugewiesen bekam. Ein Verwaltungsakt, der in den damaligen Krisen- und Hungerjahren nicht unbedingt als „Festakt“ wahrgenommen wurde. Entsprechend gering sind Aufzeichnungen und historische Grundlagen für Erinnerungsarbeit. Die von Dr. Eberhard Blohm(Altenkirchen) zusammengetragenen Protokolle der Kreissynoden – ab 1850 – rücken 2018 in den Blick.

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Quelle: Michael Hüter für ekir.de/ccByND4.0

Aktionen am Reformationstag 2017

 

Christen sind Hoffnungsleute

Evangelische Christen in Wissen pflanzen „Lutherbaum“ anlässlich des Reformationsjubiläums

Ein besonderes Zeichen setzten die Evangelischen Christen im Anschluss an den Festgottesdienst zum Reformationsjubiläum am 31. Oktober 2017: Sie pflanzten einen Apfelbaum als „Lutherbaum“. Dieser wurde der Kirchengemeinde als Geschenk der Familien Schürg zur Verfügung gestellt. Pfarrer Marcus Tesch betonte, das geflügelte Wort vom Apfelbaum, das man Luther zuschreibe, sei als Bild der Hoffnung zu verstehen. Christen seien Hoffnungsleute, weil sie in allem damit rechnen könnten, dass Gott alles zum Guten wenden werde.
Ein besonderes ökumenisches Zeichen setzte Pfarrer Martin Kürten von der katholischen Kirchengemeinde, der sich an der Pflanzung des Apfelbaums spontan beteiligte. Er war – wie auch Diakon Thomas Eiden – schon als Besucher des Gottesdienstes bei der Evangelischen Kirchengemeinde zu Gast gewesen und hatte sich im Anschluss den zahlreichen Menschen angeschlossen, die der Pflanzung des Baumes beiwohnten.
Im Festgottesdienst, der vom Posaunenchor der Gemeinde und dem Organisten Markus Deger musikalisch umrahmt wurde, ging es anlässlich des 500jährigen Jubiläums des Thesenanschlags Martin Luthers an die Schlosskirche in Wittenberg um die bleibende Bedeutung der Reformation und das Erbe der Kirchen der Reformation für die Zukunft.
Pfarrer Marcus Tesch ging in seiner Predigt auch auf die Schattenseiten der Reformation ein und auf die immer noch schmerzlich empfundene Trennung der Kirche in verschiedene Konfessionen. Der Geistliche hob allerdings hervor, dass man die Theologie der Reformation, ganz konkret die vier reformatorischen Soli, als eine Konzentration des Evangeliums auf das Wesentliche verstehen solle. Dies stünde nicht im Gegensatz zu anderen Ausprägungen der Kirche, sondern sei für die gesamte Kirche Ermunterung und Ermahnung zugleich, sich immer wieder auf das Wesentliche zu besinnen. Die bedingungslose Gnade Gottes sei gerade in der heutigen Gesellschaft immer noch ein Thema, da diese den Menschen das Gefühl vermittele, „nicht genug zu sein.“

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Ein Apfelbaum erinnert evangelische Christen nun in Wissen an 500 Jahre Reformation in Deutschland. Von links nach rechts: Pfarrer Martin Kürten, Pfarrer Marcus Tesch, Klaus Schürg und Presbyter Willi Burbach. Foto: Kirchengemeinde Wissen

 

Einfach Fr31 – Besonderer Tag in Daaden

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Luftballaktion

Vorbereitung der Luftballon-Aktion in Daaden. Foto: Kirsten Galla

Im Daadetal feierten alle evangelischen Gemeinden und Gemeinschaften zusammen am 31.10.2017 iin der Barockkirche. Dabei hielten die Pfarrer und Prediger der einzelnen Gemeinden eine gemeinsame Predigt. Das Motto des Gottesdienstes war „Einfach frei“ und wurde auch musikalisch besonders ausgestaltet. Im Anschluss an den Gottesdienst gab es ein gemeinsames Mittagessen im Daadener Bürgerhaus.

Seit Juni trafen sich ein Arbeitskreis aus sieben evangelischen Gemeinden des Daadetals, um den gemeinsamen Gottesdienst anlässlich des 500-jährigen Reformationsjubiläums zu gestalten.
Vorbereitet wurde ein musikalisch und inhaltlich breiter Gottesdienst mit gemeinsamem Posaunenchor, gemeinsamem Chor, gemeinsamer Band und einer gemeinsamen Predigt. Alle Gemeinden kamen vor, aber eben nicht einzeln sondern zusammen, weil wir uns alle als „evangelisch“ verstehen. „Evangelisch bedeutet für uns, dass an wir an die „geschenkte“ Gnade Gottes in Jesus Christus erinnern und den Tag mit Grundeinsichten reformatorischer Theologie verbinden wollen. So sind wir allein durch Christus frei für Gottes Nähe, allein aus Gnade frei zum Dienst am Nächsten, allein aufgrund der Schrift frei zur Auslegung der Bibel und allein durch den Glauben frei von Leistungsdruck sowie frei, selber zu denken und Dinge kritisch zu hinterfragen!“ So unterstreicht es Gemeindepfarrer Steffen Sorgatz.

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Das Thema des Gottesdienstes lautete dementsprechend „Einfach FR31!“. Der Posaunenchor aus 30 Bläserinnen und Bläsern aus mehreren Gemeinden umrahmte den Gottesdienst musikalisch. Die Orgel begleitete ebenso Gemeindelieder wie auch eine extra zusammengestellte Band. Ein Anspiel führte den GottesdienstbesucherInnen humorvoll vor Augen, sich von Vorurteilen – auch über den Glauben – zu befreien und dann zu befreitem Handeln ermutigen.

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Die Chorlieder des gemeinsamen Chors beschäftigten sich mit der Gnade Gottes und mit Luthers Reformationsschlager „Ein feste Burg ist unser Gott“, der in leicht modernem Gewand frisch und frei daherkommt. Die fünf Predigten fragten nach dem Wovon, dem Warum, dem Wie und dem Wozu der Befreiung Gottes. Abgerundet wurde der Gottesdienst durch eine Luftballonaktion: Die Gottesdienstbesucher schrieben auf Karten ihre Wünsche für andere auf, wovon und wozu sie sich befreien lassen könnten. Diese Karten wurden nach dem Gottesdienst mit Luftballons auf die Reise geschickt.

Am Schluss trafen sich alle zum gemeinsamen Essen im Bürgerhaus Daaden, das teilweise vom CVJM Loud and Proud und von den einzelnen Gemeinden vorbereitet wurde.

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Ökumenisches Läuten und mehr in Kirchen

Ökumenisch geprägt war der Reformationstag in Kirchen und bestätigte damit das gute ökumenische Miteinander in der Stadt.
Für die  katholische Kirchengemeinde war es selbstverständlich sich am Reformationstags-Läuten um 15:17 Uhr zu beteiligen. Dass die Glocken der evangelischen und der katholische Kirche in Kirchen gleichzeitig zum – aufeinander abgestimmten – Geläut ertönten, machte die Verbindung der beiden Gemeinden in Kirchen auch weithin hörbar.

Den Festgottesdienst gestalteten die beiden Kirchenchöre aus Kirchen und Wehbach (Leitung: Karin Endrigkeit) mit und der katholische Pfarrer Helmut Mohr saß auf der Orgelbank der Lutherkirche und spielte während der Predigt-Meditation (Pfarrer Eckhard Dierig) Werke des „evangelischen“ Komponisten Johann Ludwig Krebs, dem „Lieblingsschüler“ von Johann Sebastian Bach.

Pfarrer Orgel

Der katholische Kirchener Pfarrer Helmut Mohr wirkte beim Reformationsfest-Gottesdienst in der Lutherkirche als Organist mit.

Kirchen

Die beiden Kirchenchöre aus Kirchen und Wehbach gestalteten gemeinsam den Gottesdienst in Kirchen mit. So ertönte kräftiger Gesang in der gut besuchten Lutherkirche. Fotos: Kirchengemeinde Kirchen

Reformationstag in Almersbach/Oberwambach

„Ich bin überwältigt!“ So begrüßte Pfarrer Joachim Triebel-Kulpe  die über 200 Besucher des Reformationsgottesdienstes, die bis in dem Vorraum der farbig ausgeleuchteten Almersbacher Kirche saßen oder standen.

Der Festgottesdienst wurde von der Bläserfamilie Kowalski, die in Mönchsgewändern gekleidet waren, und den Kindern des Naturkundepass mitgestaltet. Mit dem Mini-Musical „Luther lässt es krachen“  zeigten die Kinder eindrucksvoll den Werdegang vom Menschen Luther zum Reformator, der auch vor dem Reichstag in Worms nicht einknickte.

Nach dem Gottesdienst empfingen die mittelalterlich gekleideten Frauen des Kreises junger Frauen die Besucher vor der Kirche  mit Schmalzbroten. Auch Lutherbier und Laugengebäck trugen zur gemütlichen Stimmung im Kerzenschein bei.
„Wo ist der Mann, der sich Martin Luther nennt?“ mit diesem Ruf stürmten drei Ritter in die Menge und warfen dem ahnungslosen Pfarrer einen Sack über den Kopf und entführten ihn in der Schubkarre. Alsbald nahm die Gemeinde die „Verfolgung“ auf und reisten mit ihren „Kutschen“  zur Kirche Oberwambach.

Hier empfing der Kurfürst den Entführten und das Musical der Kinder wurde damit fortgesetzt.  
Nach dem Musical ging es in das anliegende Gemeindehaus. Bereits von weitem sahen die Gemeindeglieder das Spanferkel auf dem Grill sich drehen. Auch im Gemeindehaus standen – neben Getränke – Suppen, Salate und Kuchen für die hungrigen Gäste bereit.
So gestärkt erlebte die Gemeinde ein buntes Programm, in dessen Focus Pfarrer Triebel-Kulpe stand.

Da wurden Bilder aus den 18 Dienstjahren des Pfarrers in unserer Gemeinde gezeigt, Lieder gesungen und ein Sketch vorgespielt. So nahte die Mitternachtsstunde und  damit der 1. November, der Tag der Silberordination von Pfarrer Triebel-Kulpe.

In einer feierlichen Andacht in der Kirche Oberwambach erlebten die immer noch zahlreichen Gäste die Andacht zur Silberordination.  Auch zahlreiche Pfarrerkollegen ließen es sich nicht nehmen, extra aus ihren Gemeinden anzureisen um dem Pfarrer Segensworte zuzusprechen.
Pfarrer Triebel-Kulpe bedankte sich am Ende der Andacht sichtlich gerührt über diese gelungene Überraschung und somit endete gegen 1.00 Uhr nachts ein aufregender Tag. Text: Jutta Zemlin