Presbyteriumstag

Personalplanung war Thema des ersten Tages für PresbyterInnen

Um die „kirchliche Personalplanung und –entwicklung“ ging es beim „Ersten Tag für Presbyterinnen und Presbyter“ unseres Kirchenkreises am 13. August in Wissen. Knapp 60 PresbyterInnen aus 14 der 16 Kirchengemeinden waren vertreten, ließen sich informieren, diskutierten und sprachen in „Regionengruppen“ intensiv über Auswirkungen bestimmter angedachter Modelle für ihr Gemeindeleben vor Ort.
Superintendentin Andrea Aufderheide begrüßte die Teilnehmenden und orientierte sich in ihrer Andacht an Markus 6, der Speisung der Fünftausend. „Wort und Brot zu teilen“ sei die Botschaft. Es sei „gut evangelisch“, so die Superintendentin, dass alle Menschen in sie betreffende Entscheidungsprozesse eingebunden würden. Nicht unbedingt ökonomische Gesichtspunkte als erstes zu bedenken, riet die Superintendentin.

Presbytertag in Wissen

„Personalmix“ soll erhalten bleiben

In die Gesamtthematik, die auf die Umsetzung des Landessynodenbeschlusses 53/2011 zurückgeht, führte Kirchenrat Dr. Volker Lehnert (Abteilung 1 des Landeskirchenamtes) die Presbyteriumsmitglieder ein.
Dr. Lehnert unterstrich, dass die landeskirchlichen Planungen dahin gehen sollen (einstimmige Synodenschlüsse), dass auch künftig in den Gemeinden neben dem Pfarrdienst der „Personalmix“ gewährleistet werden könnte. Angesichts zurückgehender finanzieller Ressourcen und einer Zunahme von Stellenausschreibungen, die kein „auskömmliches“ Einkommen mehr gewährleisteten, komme es zu Problemen.  „Es soll verhindert werden, dass in zehn Jahren die Dienste abseits der Pfarrerschaft alle weggefallen sind“. Im Gegensatz zu anderen Landeskirchen, die sich dafür aussprechen, es so zu organisieren: „Hauptsache im Pfarrhaus brennt noch Licht…“, setzt die EKiR andere Akzente.

In vorangegangen Reformprozessen sei geregelt worden, dass in der EKiR bis 2030 der Pfarrdienst geregelt sei. Parallel zu diesem Prozess habe man aber gesehen, dass in den anderen kirchlichen Berufen zwingend Regelungsbedarf bestehe.
Besonders nötig sei dies mit Blick auf KirchenmusikerInnen und DiakonInnen. Während in anderen kirchlichen Arbeitsbereichen die Mitarbeitenden auch mit einer außerkirchlichen Qualifikation hin und weg von einem kirchlichen Arbeitsplatz wechseln könnten, würden sich immer häufiger Interessierte fragen, ob es angesichts der Stellenreduzierungen überhaupt noch sinnvoll sei, eine Ausbildung zur KirchenmusikerIn/ DiakonIn anzustreben.
„Es gibt bereits jetzt Kirchenkreise, in denen keine A- und B-Kirchenmusiker mehr arbeiten“, sagte Lehnert.

Dr. Volker Lehnert

Er unterstrich, dass eine Haltung „alles so laufen lassen wie bisher“ dazu führen könne, dass es 2013 noch ein paar Pfarrstellen in den Gemeinden geben würde, aber alles andere an Personal weggebrochen sei. Die mancherorts vertretene Meinung „Hauptsache eine/n PfarrerIn in der Gemeinde“ führe – so Dr. Lehnert – auch nicht weiter. Wenn es als Hauptamtliche vor Ort nur noch TheologInnen gäbe, hätten diese so viele Verpflichtungen, dass für ihre eigentlichen Aufgaben auch nicht mehr ausreichend Zeit bliebe.

„Es gab lange Vorlaufzeiten –
sie wurden nicht ausreichend genutzt!“

Dem Vorwurf, dass in den Gemeinden und Kirchenkreisen nun wieder im „Hopplahopp-Verfahren“ auf eine „Entscheidung von Oben“ reagiert werden müsse, setzte Lehnert entgegen, dass bereits seit 2002 ein Diskussions-Prozess  eingesetzt habe, zu dem die Gemeinden/Kirchenkreise ebenso zu Statements aufgefordert worden seien, wie nach einer erweiterten Auflage in 2006. Beide Diskussionen habe die Landessynode – also die  von “unten“ gewählten Abgeordneten – angeregt und die Kirchenleitung zum Handeln aufgefordert.
„Es wurde schon sehr lange an die Kirchengemeinden und Kirchenkreise appelliert etwas zu tun, aber die Reaktionen waren zu verhalten“.
In diesem Prozess des „Personalmix“( Dienstgemeinschaft von  „öffentlich-rechtlich“ und „privatrechtlich“ Beschäftigten) nur auf Freiwilligkeit zu setzen, sei also gescheitert, führte Lehnert aus. Die Hauptamtlichen – jenseits der Pfarrerschaft – forderten nun auch „Sicherheiten“ ein. Er unterstrich, dass auch alle anderen Berufe in der Kirche „Geistliche Berufe“ seien.
Dass der Landessynodenschluss 2009 und der Auftrag an die Kirchenleitung „Vorschläge zu erarbeiten für die kirchengesetzlichen Grundlagen und zur Steuerung von Personalplanung“ so viel „Nervosität verursache“ sei auch „namensbedingt“ – Kirchengesetz und Steuerung seien  nun mal „Reizworte“ in einer presbyterial-synodal ausgerichteten Kirche.
Allerdings habe die Synode in 2011 erneut beraten und mit großer Mehrheit Präzisierungen eingefordert, die 2012 kirchengesetzlich in Kraft gesetzt werden sollen.
Der Kirchenrat gab Einblicke in die „Vorläufige Beratungsgrundlage zur Personalplanung“ (Infos: www.ekir.de/personalplanung )
Dass die Kirchenkreise nun „Steuerungsebene“ für die Personalplanung werden sollen, heiße nicht, dass die Anstellungsverhältnisse aller Mitarbeitende der Gemeinde auf seine Ebene überführt werden müssen, betonte Dr. Lehnert. Der Kirchenkreis sei eine handlungsfähige Ebene, der starke Verbindungen zu den Gemeinden habe, und solle ein „Rahmenkonzept für die Personalplanung“ erarbeiten. Wie dieses Rahmenkonzept aussehen könnte, liege daran, für welches Modell (Kooperationsräume/Partielles Kirchenkreismodell/Mischformmodell/Kirchenkreismodell) man sich vor Ort entscheide (auch zu den vorgestellten Modellen gibt es Infos unter: www.ekir.de/personalplanung) .
Bei der Finanzierung der „Denkmodelle“ orientiere man sich an bekannten Mustern, erläuterte der Referent in Wissen, um der Gesamtdiskussion nicht auch noch eine weitere „Finanzreform“ hinzuzufügen.
Die „Denkmodelle“ sicherten auskömmliche Stellen, auch wenn es künftig sicher weniger Stellen geben werde.

Künftig häufiger multiplikatorische Aufgaben

Dr. Lehnert erläuterte den PresbyterInnen, dass sich in Fällen, wo sich mehrere Gemeinden Personal teile – etwa einen Jugendleiter -, hier auch die Aufgabenfelder verändern. So könne sich ein Jugendleiter bei vier Arbeitgebern nicht „zerreißen“, sondern müsse sein Engagement auf die Gewinnung ehrenamtlich Mitarbeitender setzen, die vor Ort in den Gemeinden die Jugendarbeit leiten, Freizeiten organisieren etc.
Wenn es in bereits laufenden Arbeitsverhältnissen zu Veränderungsprozessen käme, müssten sich –so Lehnert – die StelleninhaberInnen fort- und weiterbilden, um entsprechend „multiplikatorisch“ agieren zu können. Berufsbilder würden sich so langfristig verändern.

Bestimmte kirchliche Berufe sind derzeit nicht in der Diskussion

Nach Rückfragen im Plenum erläuterte Lehnert, dass die Personalplanung zwar alle Berufe in Gemeinden und Kirchenkreisen beträfen (die Verwaltung hat derzeit einen eigenen Organisationsprozess), dass aber diejenigen Stellen ausgenommen seien, in denen man besonderen Regeln unterworfen sei – etwa im Kindertagesstättenbereich.

In der lebhaften Diskussion im Plenum wurde deutlich, dass manche guten Ideen vor Ort aber noch daran scheitern, dass in „Düsseldorf“ die entsprechende Zustimmung verweigert würde. „Im Gesamtprozess wird sich auch in Düsseldorf etwas verändern müssen“, beruhigte Lehnert und verwies darauf, dass gesetzliche Regelungen nötig seien, damit in den Kirchenkreisen auch gehandelt werden könnte.

„Kann ein KSV, der bereits vielfach belastet ist, auch noch das Päckchen „Personalorganisation“ leisten?“ In der Diskussion wurde erörtert, dass z. B. ein „Fachausschuss für Personalplanung“ auf Kirchenkreisebene ebenso hilfreich sein könnte wie etwa die Installation von „Personalkirchmeistern“ in den Gemeinden. Dabei wurde in den Diskussionen deutlich, dass man die Sinnhaftigkeit solcher Instrumente durchaus sehe, angesichts der starken Anforderungen an die Ehrenamtlichen aber befürchtet, dass es schwierig würde, solche Positionen auch zu besetzen.
Klar wurde auch, dass den im Bereich der „Personalplanung“ eingesetzten Haupt- und Ehrenamtlichen entsprechende Schulungen und Fortbildungen angeboten werden müssen.
Deutlich unterstrich Dr. Lehnert, dass – wenn es einen Beschluss der Landessynode 2012 mit entsprechender Gesetzgebung gibt – den Kirchenkreisen und Gemeinden vor Ort Zeit bleibt, um bis 2015 Entsprechendes umzusetzen.

Regionale Arbeitsgruppen diskutierten

In den regionalen Arbeitsgruppen im zweiten Teil des PresbyterInnen-Tages ging es entlang des Hauptthemas um die Möglichkeiten der Kooperationen vor Ort in den verschiedenen Arbeitsfeldern der Gemeinden.
Deutlich wurde, dass manche Problemlagen in den städtischen Bereichen eher vorhanden sind als in unserer ländlichen Region.
Mehrheitlich stellte sich in den Arbeitsgruppen heraus, dass man das „Mischformmodell“ bevorzuge. Dieses Modell werde teils schon in Praxis in unserem Kirchenkreis umgesetzt, manche Aufgaben auf den Kirchenkreis verlagert (z.B. Kreiskantorenamt)  und andere in der Entscheidungshoheit der Gemeinden mit und ohne Kooperationspartner belassen. Eine Entscheidung für dieses Modell – so die Infos – setzt eine verpflichtende Absprache im Vorfeld von Personalentscheidungen voraus.

Diskussionen werden vor Ort weitergeführt

Hervorgehoben wurde in einer Arbeitsgruppe, wie sinnvoll die Teilnahme an diesem Presbyter-Tag gewesen sei. Das Vorfeldgefühl „Wir kriegen da was übergestülpt“, sei revidiert worden und man wisse jetzt, welche Entscheidungen zu treffen seien.
In einer weiteren Arbeitsgruppe wurde unterstrichen, dass man eine größtmögliche Entscheidungshoheit in der Gemeinde beibehalten will. Bei der Frage „PersonalkirchmeisterInnen“ sieht man hingegen Besetzungs-Probleme; auf Regionen-Ebene halte man einen „Ausschuss für Personalkompetenz“ für sinnvoll und machbar. Nur müsse dieser Ausschuss auch entsprechende Kompetenzen haben, damit bei Kooperationsprojekten der Aufwand  überschaubar bleibe und die Mitarbeitenden gut betreut seien.
„Unsere PfarrerInnen müssen entlastet werden, um ihr ‚Kerngeschäft’ machen zu können“, wurde in einer Arbeitsgruppe deutlich, aber auch „die PfarrerInnen müssen sich auch entlasten lassen…“

Im Kirchenkreis selbst wird die Diskussion nun in den Gemeinden fortgeführt. Dort wollen die TeilnehmerInnen des Wissener – Austausches ihre Informationen mit den KollegInnen besprechen.
Die Protokolle des PresbyterInnen-Tages in Wissen gehen in die Regionen und können dort als Diskussionsgrundlage genutzt werden.

Zudem stehen im September noch Regionalkonferenzen der Landeskirche an, zu denen sich Interessierte noch anmelden können. (Infos dazu in der Superintendentur : 02681/80 08 35) Bei der Herbstsynode am 11./12. November in Hamm wird die Personalplanung ebenfalls Thema sein.