Pfingsten: „Geburtsurkunde der Kirche“

Die Inzidenzzahlen für den Kreis Altenkirchen haben sich zwar in der vergangenen Woche bei Werten jenseits der 100er Marke eingependelt und ab Pfingstsonntag wird in unserer Region auch die bundesweite „Notbremse“ aufgehoben, aber an ein Pfingstfest wie in früheren Zeiten ist auch in 2021 noch nicht zu denken.

Aber auch wenn die Notfall-Verordnung ab 23. Mai nicht mehr greift, wird sich zu Pfingsten an den bisherigen Gottesdienst-Angeboten nichts ändern können. Gottesdienste werden weiterhin nur mit den eingeschränkten Personen-Zahlen stattfinden können; zudem mit Masken und ohne Gemeindegesang. Auch Chorgesang oder Bläser-Einsatz in Chorstärke ist aktuell nicht möglich.

Einige Gemeinden werden deshalb auch weiterhin nur Online-Gottesdienste anbieten, die anderen unter den eingeschränkten Bedingungen in Präsenz. Open-Air-Gottesdienste sind – die allerdings auch aufgrund der schwierigen Wetterlage – nicht in Planung.

Partnerschaftsjubiläum erneut verschoben auf 2022

Eigentlich sollte schon zu Pfingsten 2020 – gemeinsam mit den Partnern aus dem kongolesischen Kirchenkreis Muku – das Jubiläum der langjährigen Partnerschaft groß gefeiert werden. Seit 40 Jahren gibt es die besondere Beziehung der beiden Kirchenkreise. Die dann zunächst für dieses Jahr geplante „Nachfeier“ wird nun vermutlich erst 2022 angesetzt werden können.

Präses Latzel: Teilhabe für Alle

Der neugewählte Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Dr. Thorsten Latzel, richtet zum Pfingstfest 2021 den Blick auf die Ausbeutung und Unterdrückung von Menschen durch die Mächtigen dieser Welt. An Pfingsten setze Gott dem seinen ganz anderen Traum von der Menschheit entgegen: einen, an dem alle teilhaben. MEHR

 Zum Pfingstfest allgemein: Hintergrund nicht mehr im Bewusstsein

Im Gegensatz zu den kirchlichen Festen Ostern und Weihnachten ist das Pfingstfest gesellschaftlich häufig nur noch als „Frühlingsfest mit Ausflugstagen“ im Bewusstsein. Schon vor Jahren ergab eine Emnid-Umfrage, dass nicht einmal die Hälfte der Deutschen die Bedeutung des Pfingstfestes kennt.  „Was ist an Pfingsten passiert?“, fragten Konfirmanden in einer Fußgängerzone und erhielten nur von ganz wenigen Passanten erhellende Antworten. „Da ist Ostern rum“, meint einer – und es stimmt: Im Kirchenkalender endet mit Pfingsten offiziell die 50-tägige Osterzeit.

 Pfingsten ist ein christliches Fest. Aber was genau wird da eigentlich gefeiert? Pfingsten ist zunächst einmal ein Zahlwort: Gefeiert wird am 50. Tag nach Ostern, also mal früher, mal später im Jahr. Der Name sagt noch nichts darüber aus, was sich am ersten aller Pfingstfeste ereignet hat.

 Was bedeutet Pfingsten? Auf Spurensuche in der biblischen Apostelgeschichte

Das Wort Pfingsten kommt aus dem Griechischen: Pentekoste heißt fünfzigster (Tag nach Ostern). 50 Tage nach dem Passafest wurden im Judentum als Dank für die Weizenernte die Erstlingsfrüchte Gott dargebracht. Dieses Erntedankfest heißt auf Hebräisch Schawuot. Erinnert das Passafest an die Befreiung von der Sklaverei in Ägypten, so feiert das Judentum an Schawuot besonders die Gabe des Gesetzes. Im Lauf der Zeit entstand die Erzählung, dass Gott die Gebote in einer Sprache wie aus Feuer und außerdem in allen Sprachen der Welt verkündet habe. Dies ist der Hintergrund für das erste christliche Pfingstfest, von dem die Apostelgeschichte im Neuen Testament der Bibel berichtet. Die Apostel waren am Pfingsttag in Jerusalem versammelt. Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Sturm und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt und wie von Feuer, und setzten sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in anderen Sprachen, wie der Geist ihnen zu reden eingab. (Apostelgeschichte 2, 2-4) Das geschieht vor einem internationalen Publikum; an die 20 Volksgruppen werden aufgezählt. Etwas Unbegreifliches irritiert und verstört sie: Jeder Zuhörer hört die Apostel in seiner eigenen Muttersprache. Andere – auch das verschweigt die Bibel nicht – verspotten die vom Geist Erfüllten und halten sie für betrunken. Da ergreift Petrus das Wort. Er bezeugt, dass Gott den gekreuzigten Jesus wieder zum Leben erweckt und „zum Herrn und Christus gemacht hat“. Das geht den Zuhörern ans Herz. 3000 Menschen lassen sich taufen, so der biblische Bericht. Die erste christliche Gemeinde ist entstanden. Pfingsten, das Fest des Heiligen Geistes, gilt deshalb als „Geburtstag“ der Kirche.

„Pfingsten ist ein existenziell wichtiges Fest“

Theologisch betrachtet ist Pfingsten für die Kirche jedoch ein existenziell wichtiges Fest. Der Theologe Fulbert Steffensky (Luzern) nennt den Pfingsttext aus der Apostelgeschichte in einer preisgekrönten Predigt „die Geburtsurkunde der Kirche“, die „von einer alten und langen vergangenen Schönheit“ zeuge.

Ich war gemeint, dachte die alte Dame Kirche

Steffensky stellt sich die Kirche als „alte Dame“ vor, die erstaunt in ihrer Geburtsurkunde liest und die revolutionären Anfänge der Christenheit wiederentdeckt: „So also war ich gemeint, denkt die alte Dame Kirche. Das war der Anfang und der große Traum: Jeder sollte die Sprache des anderen verstehen; jeder sollte Gesichter haben und der Wahrheit näher sein, nicht nur die Profis oben; alle sollten miteinander das Gebet, das Brot und das Geld teilen.“

Mit Pfingsten ist vielerorts – in „Nicht-Corona-Zeiten“ mit gelebten ökumenischen Traditionen verbunden. In gemeinsamen Gottesdiensten oder Andachten erinnern Protestanten und Katholiken daran, dass beim ersten Pfingsten Menschen aus unterschiedlichen Lagern durch Gottes Geist zu einer Einheit zusammengeschweißt wurden. Die Theologin Margot Käßmann, beschrieb das einmal so: „Pfingsten ist nicht der Geburtstag der Reformierten, der Lutheraner, der Katholiken oder der Baptisten, sondern der Geburtstag der Kirche.“

 Aus:  ekir.de

  Pfingsten: Die Sendung des Geistes 50 Tage nach Ostern – so sieht es Karikaturist Michael Hüter.

Pfingstfest mit dem Hit „Wellerman“

Was das Seemannslied „Wellerman“ mit Pfingsten zu tun hat, klären Pfarrer Jürgen Muthmann, Schifferpastor Frank Wessel und Popkantor Daniel Drückes bei einer Video-Andacht auf dem Kirchenboot „Johann Hinrich Wichern“ im Duisburger Hafen. Für den geistlichen Impuls wurde das Shanty neu bearbeitet und zusammen mit 80 Chorsängerinnen und -sängern, Solisten und Band in einem Online-Projekt aufgenommen. Zu hören, zu sehen und zu erleben ist das alles ab Pfingstsamstag, 22. Mai, 15 Uhr – auch bei ekir.de.

Video – Pfingsten: Der Heilige Geist und der Geburtstag der Kirche

Ein Feuerwerk. Ein Funkenflug. Ein sanftes Rauschen. Das alles ist der Heilige Geist. Er tröstet, schenkt Mut und Lebenskraft. Und: Er verbindet Menschen. Das sagt die Essener Theologin Hanna Jacobs in ihrer Video-Botschaft zu Pfingsten.

Hanna Jacobs ist Pfarrerin in der Evangelischen Kirchengemeinde Essen-Bergerhausen; die 30-Jährige leitet das „raumschiff.ruhr“, ein besonderes Angebot für junge Erwachsene und neue Ausdrucksformen von Kirche. (ekir.de)

 (Texte/Bilder: Archiv Kirchenkreis Altenkirchen und ekir.de)