Pfingsten 2016

Karrikatur

Pfingsten: Die Sendung des Geistes 50 Tage nach Ostern – so sieht es Karikaturist Michael Hüter.

Pfingsten: Was ist
da noch mal los???

Hintergründiges zum Geburtstag der Kirche

„Was ist an Pfingsten passiert?“, fragen Konfirmanden in der Fußgängerzone und erhalten nur von ganz wenigen Passanten erhellende Antworten. „Da ist Ostern rum“, meint einer – und es stimmt: Im Kirchenkalender endet mit Pfingsten offiziell die 50-tägige Osterzeit.
Aber sonst? Die Straßenumfrage, die die Wiesbadener Konfirmanden auf Youtube gestellt haben, bestätigt: Mit dem dritten christlichen Hauptfest nach Weihnachten und Ostern können viele nichts anfangen. Eine Emnid-Umfrage ergab schon 2009: Nur etwa die Hälfte der Deutschen kennt die Bedeutung des Pfingstfestes.
Dabei ist der Anlass für die zwei Feiertage im Kalender mit einer biblischen Geschichte verbunden: Am jüdischen Wochenfest Schawout treffen sich die Anhänger Jesu in einem Haus in Jerusalem. Ihr Meister wurde gekreuzigt, doch einige haben den aus dem Grab Auferstandenen vor 50 Tagen zu Ostern lebendig gesehen. Später ist er vor ihren Augen in den Himmel aufgefahren. Jetzt sind die Jünger allein zurückgeblieben.
Und dann setzt plötzlich ein Brausen vom Himmel ein, gewaltiger Wind erfüllt das Haus. Feuerzungen setzen sich auf ihre Häupter, sie sind erfüllt vom Heiligen Geist, reden „in Zungen“. Menschen aus unterschiedlichen Nationen hören sie in ihrer jeweiligen Muttersprache predigen. Die Zuhörer sind entsetzt und ratlos: Wie kann das sein, dass sie diese Provinzler verstehen, die von den Wundern ihres Gottes berichten? Andere bleiben skeptisch und spotten: „Sie sind voll von süßem Wein.“
Für den Verfasser der Apostelgeschichte ist wichtig: Die Geschichte von Jesus Christus, wie sie die Evangelisten berichten, ist nicht zu Ende. Es geht weiter mit seinen Anhängern, den Christinnen und Christen: Pfingsten wird zum Geburtstag der Kirche. Denn hier tritt die christliche Gemeinde zum ersten Mal öffentlich auf – noch dazu in ausgesprochen spektakulärer Art und Weise.
Die bis dahin verzagten Protagonisten des Christentums erweisen sich plötzlich als sprachmächtig und missionarisch überzeugend. Petrus rief der Überlieferung zufolge die Menschen auf, sich auf den Namen Jesu Christi taufen zu lassen. Ihm folgten laut Pfingsterzählung an dem Tag rund 3.000 Menschen.
Ausgießung des Heiligen Geistes
Es wird noch einige Jahrhunderte dauern, bis die neue Religion weite Teile der Welt erobert. Aber Pfingsten mit der Ausgießung des Heiligen Geistes markiert den Anfang dieser Bewegung. Es ist mit Händen zu greifen: Die Menschen sind im wahrsten Sinne Feuer und Flamme für ihren Glauben, die christliche Urgemeinde gründet sich: „Alle, die zum Glauben gekommen waren, bildeten eine enge Gemeinschaft und taten ihren ganzen Besitz zusammen“, übersetzt der Theologe Jörg Zink den Schluss der Pfingstgeschichte.
Dass das spektakuläre Pfingstwunder nicht so geläufig ist, mag an der flüchtigen Gestalt des Heiligen Geistes liegen, der sich in der biblischen Geschichte in Wind und Feuer materialisiert. Lediglich die Taube als Symbol für den Heiligen Geist ist in Darstellungen weit verbreitet – auch wenn sie in der Pfingstgeschichte selbst gar nicht vorkommt.

„Pfingsten ist ein existenziell wichtiges Fest“
Theologisch betrachtet ist Pfingsten für die Kirche jedoch ein existenziell wichtiges Fest. Der Theologe Fulbert Steffensky (Luzern) nennt den Pfingsttext aus der Apostelgeschichte in einer preisgekrönten Predigt „die Geburtsurkunde der Kirche“, die „von einer alten und lange vergangenen Schönheit“ zeuge.
Ich war gemeint, dachte die alte Dame Kirche
Steffensky stellt sich die Kirche als „alte Dame“ vor, die erstaunt in ihrer Geburtsurkunde liest und die revolutionären Anfänge der Christenheit wiederentdeckt: „So also war ich gemeint, denkt die alte Dame Kirche. Das war der Anfang und der große Traum: Jeder sollte die Sprache des anderen verstehen; jeder sollte Gesichter haben und der Wahrheit näher sein, nicht nur die Profis oben; alle sollten miteinander das Gebet, das Brot und das Geld teilen.“
Mit Pfingsten ist vielerorts eine ökumenische Tradition verbunden. In gemeinsamen Gottesdiensten oder Andachten erinnern Protestanten und Katholiken daran, dass beim ersten Pfingsten Menschen aus unterschiedlichen Lagern durch Gottes Geist zu einer Einheit zusammengeschweißt wurden. Die Theologin Margot Käßmann, Reformationsbotschafterin der Evangelischen Kirche in Deutschland, beschrieb das einmal so: „Pfingsten ist nicht der Geburtstag der Reformierten, der Lutheraner, der Katholiken oder der Baptisten, sondern der Geburtstag der Kirche.“ Text: ekir.de

 

Rheinische Kirche feiert Pfingsten
Gäste aus unserem Partnerkreis Muku sind dabei

Mülheim/Ruhr. Auf zwei Bühnen machen die Evangelischen beim großen Pfingstfest „beGeistert 2016 – Weite wirkt“ Programm. Bands, Chöre, Tanzgruppen und Talkrunden wechseln sich am Pfingstsonntag, 12.30 bis 18 Uhr, im Mülheimer Stadthallengarten ab. Mit dabei auch die derzeit in unserem Kirchenkreis anwesenden Gäste aus Muku/Kongo, die mit Mitgliedern des Ökumene-Ausschuss des Kirchenkreises Altenkirchen dorthin fahren.
Das Fest ist eine gemeinsame Veranstaltung der Evangelischen Kirche im Rheinland und des Kirchenkreises An der Ruhr und vielen Partnern aus den verschiedenen Kirchenkreisen der Landeskirche. .
Den musikalischen Auftakt zum Fest liefert schon am Samstagabend, 14. Mai, 18 bis 22 Uhr, die „beats4free“-Reihe mit Alternative Rock und Punk von Broccoli Jelly (Bochum), Bugs Alive (Duisburg) und den Mülheimer Lokalmatadoren TieLess. Das Evangelische Jugendhaus Oase und der katholische Treffpunkt Saarn feiern mit der neuen Auflage der Veranstaltung am Pfingstsamstag ihre Open-Air-Premiere.
Musikalischer Headliner des Festes am Pfingstsonntag ist Singer-Songwriterin Judy Bailey. Die Weltmusikerin und Weltbürgerin, geboren in London, aufgewachsen auf Barbados, ist mittlerweile am Niederrhein zu Hause ebenso wie auf zahlreichen Bühnen rund um die Welt. Kirchentagsbesucherinnen und -besucher kennen Sie als Dauergast der evangelischen Großveranstaltungen. Judy Bailey verbindet christliche Wurzeln, Weltmusik und aktuelles Songwriting und nimmt das Publikum vom ersten Takt an mit. Der Auftritt von Judy Bailey ab 18 Uhr bildet den musikalischen Schlusspunkt des Festes an der Ruhr.
Für das jüngere Publikum spielt Kinderliedermacher Reinhard Horn Auszüge aus seinem Projekt „Echte KinderRechte“ (Auftritte bei „beGeistert 2016 – Weite wirkt“ um 12.50 und 15.15 Uhr). Er lädt Kinder und Eltern ein zu einem Mitmachkonzert, das er gemeinsam mit den Kindern der Mülheimer Grundschule an der Trooststraße vorbereitet hat. Der Kinderliedermacher kommt auf die Bühne mit „Unsinn im Kopf und Liebe im Herz“, vor allem aber auf Augenhöhe mit den Kindern. Reinhard Horns Auftritte sind mal fröhlich, mal nachdenklich, immer stehen die jungen Zuhörer im Mittelpunkt. Alle Konzertbesucherinnen und -besucher singen, tanzen und lachen gemeinsam im Publikum wie auf der Bühne.

Auch viele Kirchengemeinden beteiligen sich
Auch zahlreiche Akteure aus Mülheimer Kirchengemeinden bringen sich ins Bühnenprogramm ein: der Gospelchor „Good News“, die JoKi Band mit Jazz und Blues sowie eine Second-Hand-Modenschau (Lukaskirchengemeinde), die Singschule und der Gemeindechor der Vereinten Evangelischen Kirchengemeinde, das Vokalensemble aus der Evangelischen Kirchengemeinde Heißen ebenso wie die Linedance-Gruppe des Netzwerks Broich-Saarn. Die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen präsentiert sich mit einem musikalisch-interkulturellen Beitrag. Hinzu kommen Interviews zu speziellen Themenfeldern, in denen der Kirchenkreis arbeitet: Zum einen wird die Partnerschaftsarbeit mit dem Northern District in Daressalam vorgestellt, zum anderen die Flüchtlingsarbeit.
Den besonderen Programmschwerpunkt „Weite wirkt“ repräsentieren ökumenische Partner aus (fast) der ganzen Welt. Ein besonderer Höhepunkt werden die Auftritte des Jugendchors „Reimai“ aus Westpapua sein (14.55 und 17.15 Uhr). Mit Körperbemalung und Tanz bringen sie eine Dynamik auf die Bühne, der sich kaum jemand entziehen kann. „Reimai“ heißt auf Deutsch „fröhlich“. Die jungen Christinnen und Christen tanzen und singen mit viel Freude – und das steckt an. Die Themen der Sängerinnen und Sänger sind indes nicht immer nur fröhlich: Mit ihren Liedern engagieren sie sich gegen soziale Ungerechtigkeit, Armut und Aids. In Asien haben sie schon wichtige Auszeichnungen erhalten.

Die Welt zu Gast in Mülheim an der Ruhr
Wer mehr über die ökumenischen Kirchenpartner erfahren möchte, kann einige der Bischöfe, Kirchensekretäre und weitere kirchenleitende Gäste in Talkrunden (Moderation: Bettina von Clausewitz) kennen lernen, zusätzliche Interviews mit Geschichten aus der Ökumene wird es im Weltcafé auf dem Veranstaltungsgelände (Tourainer Pavillon) geben.
Weitere Akteure aus ökumenischen Partnerschaften runden das Musikprogramm ab: Zum Mitsingen und -tanzen laden die Bibelfrauen aus Eben Ezer (Indonesien) ein ebenso wie die Partnerschaftsgruppe aus Kigali/Ruanda und dem Kirchenkreis Moers. In Deutsch und Kisuaheli singt die Evangelische Kirchengemeinde Kettwig mit ihren Partnern aus Bwagura (Tansania), brasilianischen Forro tanzen Gäste der Evangelischen Kirchengemeinde Essen-Werden, auch eine Partnerschaftsgruppe aus Otjiwarongo (Namibia) beteiligt sich am Musikprogramm.
Das komplette Bühnenprogramm steht auf: www.beGeistert2016-weitewirkt.de

Text: www.ekir.de