Ostern 2015

Ostern

Ostern feiern Christinnen und Christen die Auferstehung Jesu von den Toten. Sie sind überzeugt: Der Tod wird nicht das letzte Wort behalten, ein Grund, warum der Humor eine christliche Kardinaltugend ist. Zeichnung: ekir.de/Michael Hüter

„Der Herr ist auferstanden“

Ostern 2015: Gedanken, Informationen, Interviews und eine Multimediastory

Das Geheimnis der Auferstehung ist das Zentrum des christlichen Glaubens und Ostern das wichtigste Fest des Christentums. „Der Herr ist auferstanden“ lautet die frohe Botschaft der Christinnen und Christen von Anfang an. Der Tod hat seine Macht verloren, er ist überwunden, bekennen sie. „Aufgabe einer Kirche, die an den auferstandenen Gekreuzigten und an die Auferstehung glaubt, ist es, den Menschen zu helfen, dankbar im Glauben zu leben und getröstet zu sterben“, sagt Präses Manfred Rekowski in einer Osterbotschaft. Erklären könne man nicht, warum Menschen, die immer wieder die Macht des Todes zu spüren bekommen, allem Anschein zum Trotz an die Auferstehung glauben. „Dieser Glaube wird einem geschenkt“, sagt der Präses weiter: „Der Tod hat nicht das letze Wort. Gott ruft immer wieder aus dem Nichts ins Leben.“

Wie haben die Menschen in früheren Zeiten die Osterbotschaft verstanden, und was kann sie ihnen heute sagen? Warum ist der Humor die christliche Kardinaltugend, und was hat er mit der Auferstehung zu tun?  Welche Osterbräuche gibt es? Kann man Ostern multimedial erfahren?
Nachfolgend einige Gedanken und Informationen rund um Passion, Karfreitag und Ostern.

Ostern – vom Geheimnis der Auferstehung

Der christliche Glauben an die Auferstehung hat allen Anschein gegen sich. Doch Ostern ist ein Geheimnis Gottes und ist auch im Scheitern zu entdecken. Präses Manfred Rekowski zu Ostern:

„Erklären kann man nicht, warum die Jüngerinnen und Jünger nach der Kreuzigung Jesu vor 2000 Jahren nicht einfach einen Schlussstrich gezogen haben. Sie hatten wie viele andere gehofft, Jesus würde die Verhältnisse grundlegend ändern. Er würde die Macht übernehmen und ein Reich des Friedens und der Gerechtigkeit aufrichten. Doch die Mächtigen haben ihm das Handwerk gelegt und ihn unschädlich gemacht, er wurde gekreuzigt.

Erklären kann man nicht, warum die Jüngerinnen und Jünger nicht resigniert aufgegeben haben.
Die Bibel erzählt verschiedene Ostergeschichten. Sie erzählt Geschichten von Menschen, die sich nach dem Tod Jesu in Bewegung setzen ließen, weil sie es mit Gott zu tun bekamen, der ins Leben ruft und neues Leben schafft. Die Jüngerinnen und Jünger begriffen: Christus ist nicht nur gestorben, sondern
lebt für uns. Der Tod hat nicht das letzte Wort. Gott ruft immer wieder aus dem Nichts ins Leben. Gottes Geheimnis ist auch im Scheitern zu entdecken. Ostern ist ein Geheimnis.

Erklären kann man auch nicht, warum Menschen, die in ihrem Leben immer wieder die Macht des Todes zu spüren bekommen und die Abgründigkeit der Welt erleben, bis zum heutigen Tage sagen: Ich glaube an den auferstandenen Gekreuzigten, ich glaube an die Auferstehung Jesu von den Toten. Das kann man sich nicht selber sagen, das kann man sich nicht einreden. Dieser Glaube wird einem geschenkt: Der Tod hat nicht das letzte Wort. Gott ruft immer wieder aus dem Nichts ins Leben. Davon lebt der christliche Glaube, davon leben die christlichen Kirchen, davon lebt jeder einzelne Christ.
Die Verhältnisse sind so lebensfeindlich und so menschenverachtend, wie wir das gerade in den letzten Tagen auf erschütternde Weise erleben. Menschen müssen ihre Lieben begraben und viele begraben damit auch ihre Hoffnungen. Allem Augenschein zum Trotz hoffen und glauben Christen, dass Gott das Leben will und neues Leben schafft. Von ihm erwarten sie, dass er verschlossene Türen öffnet und aus Sackgasen herausführt.
Aufgabe einer Kirche, die an den auferstandenen Gekreuzigten und an die Auferstehung glaubt ist es, den Menschen zu helfen, dankbar im Glauben zu leben und getröstet zu sterben. Das bewegt Christinnen und Christen. So entsteht Glaube – ein Glaube, der zur Taten führt. Christinnen und Christen sind Liebhaberinnen und Liebhaber des Lebens. Sie stehen an der Seite der Leidenden.“

Pfarrer Manfred Rekowski ist Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland

 

Interview:
Auferstehung: Was das Christentum Neues gebracht hat

Die Botschaft von der Auferstehung eines Gekreuzigten zog Menschen der Antike an, weil sie sich ernst genommen fühlten von einem Gott, der ihr Leben teilt, bis in den Tod und darüber hinaus.

Herr Zschoch, mit der Botschaft von der Auferstehung des gekreuzigten Jesus traten die ersten Christen an die Öffentlichkeit. Sie stießen jedoch nicht nur auf offene Ohren, sondern ernteten von Anfang an auch Zweifel, wie die biblischen Texte zeigen. Ist der Leichnam vielleicht entwendet worden, lautete einer der Vorwürfe. Was sagt der Historiker?

Die Osterbotschaft der ersten Christinnen und Christen ist eine Glaubensaussage. Die Zweifel an der Auferstehung haben allerdings von Anfang an dazugehört. Das Neue Testament setzt sich mit den Einwänden auseinander, führt allerdings keine handfesten Beweisstücke als Beleg für die Auferstehung an, sondern setzt das Glaubenszeugnis gegen den Zweifel. Die Auferstehungsgeschichten erzählen zwar, dass Jesus Menschen begegnet ist, es werden jedoch keinerlei Relikte dieser Begegnungen aufgewiesen.
Historisch kommen wir darüber nicht hinaus. Der Apostel Paulus brachte die neue Religion in die großen Zentren der damaligen Welt. Die Intellektuellen in Athen wollten von ihm genauer wissen, was das Neue an seiner Lehre sei. Als er auf die Auferstehung zu sprechen kommt, reagieren sie mit Hohn.
Als Paulus von der Auferstehung redet, werden seine Hörer unruhig und halten sie für baren Unsinn. So berichtet es die Apostelgeschichte des Lukas, das zeugt noch nicht von der großen Erfolgsgeschichte des Christentums. Doch Menschen wie die, von denen Lukas erzählt, bekennen sich in den folgenden Jahrhunderten zum Christentum und bringen dabei den christlichen Glauben mit Philosophie und Theologie in Verbindung.

Das Gelächter war eine erste Reaktion auf die Auferstehungsbotschaft. Warum schlossen sich in der Folge dennoch so viele Menschen dem Christentum an?

Es ist die christliche Botschaft von dem Gott, der in Beziehung zu den Menschen tritt und ihr Leben teilt, bis in den Tod hinein – im Gegensatz zu den griechischen Göttern, die sich zwar wie Menschen verhalten, sich aber nie wirklich auf sie einlassen. Wie sie die Nähe dieses Gottes verstehen können, wird die Christen in den ersten vier Jahrhunderten beschäftigen. Sie sagen: Gott spielt nicht nur Mensch, er wird es in Jesus von Nazareth tatsächlich. Die Menschen fühlen sich ernst genommen, weil Gott ihr Leben wirklich teilt, bis in den Tod. In der österlichen Auferstehung sehen sie das Versprechen, dass sie auch sein Leben teilen werden. In der Konsequenz dieses Glaubens wird der Alltag zum Ort gelebter Frömmigkeit. Die Attraktivität des Christentums beruht zu einem starken Teil darauf, dass es lebens- und alltagstauglich ist.

Machen wir einen großen Zeitsprung in die Reformationszeit. Luther suchte religiöse Sicherheit und einen gnädigen Gott. Wo ist die Auferstehung als Ursprungsimpuls des christlichen Glaubens geblieben?

Er ist in der Welt, in die Luther hineinwächst, noch vorhanden, aber der Auferstehungsgedanke hat sich verbunden mit der Vorstellung von Christus als Weltenrichter beim Jüngsten Gericht. Dieser Christus ist nicht mehr nah, sondern fern und bedrohlich, was Luther in tiefe Bedrängnis bringt. Er überwindet dieses Problem, indem er den nahen Christus wiederfindet. Seine Einsicht lautet: Die Frage, wie Gott dem Menschen gnädig ist, wird nicht am Ende im Gericht gelöst, sondern bereits hier und jetzt durch den
Glauben an den gekreuzigten und auferstandenen Jesus. Mit diesem österlichen Grundzug findet Luther starken Anklang. Die Reformation entdeckt so auch den christlichen Alltag wieder und wertet ihn in der Nächstenliebe auf, weil alles, was jemand in der Gesellschaft tut, sich als Leben aus dem Glauben an den nahen Christus verstehen lässt.

Die Zeit der Aufklärung setzt auf die Vernunft. Welche Folgen hat das für die christliche Auferstehungsbotschaft?

Die meisten Aufklärer stehen Autoritäten, der kirchlichen Institution und auch biblischen Aussagen kritisch gegenüber, auch wenn sie selbst an einem christlichen Gottesglauben festhalten. Das betrifft vor allem auch die Wunder und da die Auferstehung als das größte Wunder. Bis zur Aufklärung galten Wunder als Bestätigung der Wahrheit der christlichen Religion. Die Aufklärung hält diese Sichtweise für nicht mehr tragfähig und Wunder eher für peinlich. Sie sucht daher vernünftige Erklärungen für die biblischen Wundergeschichten. Wenn Jesus über den See wandelt, waren vielleicht Steine unter der Wasseroberfläche verborgen. Und die Auferstehung lässt sich als Betrug erklären oder mit dem Hinweis, dass Jesus scheintot gewesen sein muss.

Mit diesen Erklärungen wird der christliche Glaube allerdings grundsätzlich in Frage gestellt.

Ja, die Auferstehung ist für die Aufklärung kein unbezweifelbares Faktum mehr. Auf der anderen Seite haben die Aufklärer mit ihrer Kritik aber vor Augen geführt, dass der Satz „Christus ist auferstanden“ anders funktioniert als ein Satz wie „Jeden Morgen geht die Sonne auf“. Er ist nur als Bekenntnis richtig zu verstehen, als Glaubenssatz, der sagen will, worauf sich jemand im Leben und Sterben verlässt. Mit diesem Bekenntnis sehen Christinnen und Christen bis heute oft realistischer auf das Leben als manche, die die Aufklärung gegen den Glauben wenden und nur auf die Vernunft setzen. Das Leben kann bis zur Unerträglichkeit schmerzhaft sein. Christinnen und Christen stellen sich diesem Schmerz. Für sie gehören Kreuz und Auferstehung zusammen, eine Auferstehung pur gibt es nicht.

Prof. Dr. Hellmut Zschoch lehrt Kirchengeschichte an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel.

 

Passion und Ostern mulitmedial

Mit einer Multimediastory bringen rheinische und westfälische Kirche das Geschehen von Kreuz und Auferstehungn Jesu ins Internet. Die Pageflow-Technik macht es möglich.

Vor 2000 Jahren diskutierten die Jünger Jesu die dramatischen Ereignisse um Leiden, Tod und Auferstehung ihres Meisters. Heute können Internetuser in der Multimediastory www.ostern.evangelisch.de  die Karwoche und Ostern neu kennenlernen.
Das Projekt verbindet die Lesung biblischer Texte mit Deutungen zweier Menschen von heute. „Jesus stirbt für uns“, erklärt der 35-jährige Oliver Pell. Trotz lebensbedrohlicher chronischer Krankheit ist er sicher: „Gott hat mich nicht verlassen, Gott ist da.“
Für die 30-jährige Latein- und Französischlehrerin Mirijam Hensel bedeutet die Kreuzigung: „ Gott gibt seinen Sohn“ – sie selbst könne nicht einmal ihren Hund hergeben. Die Auferstehung ist „Gottes größtes Geschenk nach der Schöpfung“, sagt Mirijam Hensel weiter, denn: „Gott lässt seinen Sohn auferstehen, er gibt uns Hoffnung.“
Abgerundet werden die Video-Statements durch Lesungen aus der Bibel.

Multimedial Geschichten zu erzählen, ist ein aktueller Trend im Internet. Mit der Passions- und Ostergeschichte legen die Online-Redaktionen der Evangelischen Kirche im Rheinland und der Evangelischen Kirche von Westfalen zum zweiten Mal eine solche vielschichtige Story vor. Die erste galt der Weihnachtsgeschichte.
Durch Scrollen und Klicken, Wischen und Antippen können die Nutzerinnen und Nutzer mit PC, Tablet oder Smartphone durch die Videos, Texte und Fotos streifen. So ergibt sich zum wichtigsten christlichen Fest ein multimedialer Zugang zu Ostern – abseits von Eiern und Hasen. Verwendet wird wiederum die Pageflow-Technik. Diese und den speziellen Streaming-Server stellt erneut
das Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik zur Verfügung.

Der Link zur Ostergeschichte: www.ostern.evangelisch.de

Weitere Informationen
Wie die Mulitmediastory entstanden ist: www.ekir.de/www/service/ostern-18679.php

Ein Christ hat Humor, weil der Tod ihm  nichts anhaben kann

Humor ist eine christliche Kardinaltugend – weil Gott Tod und Leid überwunden hat, erläutert Pfarrer Dr. Volker Lehnert. Christinnen und Christen haben deshalb eine andere Perspektive auf das Leben.

Herr Lehnert, der katholische Priester Alfred Delp fragte kurz vor seiner Hinrichtung im April 1945 den ihn begleitenden Pfarrer nach den letzten Neuigkeiten von der Front, und fuhr unmittelbar fort: „Na lassen Sie mal, in einer halben Stunde weiß ich mehr als Sie.“ Humor im Angesicht des Todes: Wo bleibt der angemessene Ernst?
Im Humor drückt sich aus, dass der Tod einem nichts mehr anhaben kann, weil Gott ihn besiegt hat. Er ist daher das Gegenteil von Galgenhumor, der einer Verzweiflungstat gleicht. Humor dagegen ist eine Frucht der Gelassenheit, die aus der Gewissheit, erlöst zu sein, fließt. Er ist der Versuch der Seele, in eine andere Perspektive zu wechseln, das Leid von oben zu betrachten als ein von Gott überwundenes. Ein Christ mit Humor sagt zum Tod: Scheinbar siegst du, wenn ich sterben muss, aber man sieht sich im Leben immer zweimal.

Von dem österlichen Freudenruf „Der Herr ist auferstanden“ bleibt im Alltag häufig wenig übrig. „Die Christen müssten mir erlöster aussehen“, sagte denn auch Friedrich Nietzsche. Was läuft falsch?
Dafür mag es verschiedene Gründe geben. Manche Christinnen und Christen sind humorlos, weil sie ihren Glauben zu wenig ernst nehmen. Auch fällt es einem angesichts der Realitäten des Lebens, vom privaten Umfeld bis hin zu den abendlichen Fernsehbildern aus Kriegsgebieten, zuweilen schwer, fröhlich in den Tag zu blicken. Auch die protestantische Tradition hat ihr Übriges getan, hat sie doch lange Zeit ein übergroßes Gewicht auf das Kreuz gelegt, in manchen Gegenden galt der Karfreitag gar als höchster Feiertag.

Der Kabarettist Werner Finck sagt: Der Humor beginnt, wo der Spaß aufhört.
Dem stimme ich zu. Humor ist etwas anderes als Spaß, er geht in die Tiefe. Humor ist der Boden, auf dem Hoffnung wächst und zum Ausdruck kommt. Jesu Gleichnis von der vierfachen Frucht macht das deutlich. Ein Sämann sät Getreide, das auf unterschiedlich guten Boden fällt. Beim steinigen Untergrund heißt es in der lateinischen Übersetzung an dieser Stelle: non habebat humorem, auf Deutsch: Sie hatten keinen Humus, Sie hatten keinen guten Boden. Sprachgeschichtlich hängt der Humor mit dem Humus zusammen. Wo kein Humus ist, wächst auch keine gute Frucht.

Der frühere rheinische Präses Peter Beier hat den Humor als die christliche Kardinaltugend bezeichnet. Nun stellt sich der Humor nicht auf Befehl ein. Wo ist der Witz, wenn ein Mensch sich den Humor nicht selbst aneignen kann?
Die Kommunikationstheorie spricht von einer Sei-spontan-Paradoxie: Jemand soll etwas leisten, was aber nur spontan geschehen kann. So ist das auch beim Humor. Bestimmte Situationen bringen einen zum Lachen. Doch dabei lacht streng genommen nicht der Mensch aus eigenem Willen, es lacht vielmehr in ihm. Genauso ist es bei der Liebe oder im Glauben. Niemand kann den Glauben erzwingen. Wie intensiv jemand auch in der Bibel liest oder betet – ob sich Glauben einstellt, ist dem Menschen letztlich unverfügbar. Der Apostel Paulus hat deshalb die Freude des Glaubens eine Frucht des Heiligen Geistes genannt. Gleiches ließe sich vom Humor sagen.

Pfarrer Dr. Volker Lehnert ist Personaldezernent im Landeskirchenamt der Evangelischen Kirche im Rheinland und war zuvor Gemeindepfarrer in der Kirchengemeinde Neuss-Süd.

Osterei

Bild:ekir.de

 

Was ist eigentlich…

… Palmsonntag?
Bei seinem Einzug in Jerusalem wurde Jesus von der Menge am Straßenrad mit Palmzweigen begrüßt. So berichtet es das Johannesevangelium im 12. Kapitel. In der evangelischen Kirche heißt der erste Sonntag der Karwoche daher „Palmarum“. Während katholische Kirchengemeinden diesen Sonntag – in diesem Jahr ist es der 29. März – mit Palmzweigen oder Buchsbaum begehen, kennt die evangelische Kirche keinen derartigen Brauch.
… Gründonnerstag?
Der Name leitet sich wahrscheinlich von „grinen“ (Greinen) her, dem mittelhochdeutschen Wort für „weinen“. In der Alten Kirche wurden an diesem Tag die Büßer wieder in die Kirche aufgenommen. Heute gedenkt die Kirche an diesem Tag vor Karfreitag an das letzte Abendmahl, das Jesus am Abend vor
seiner Kreuzigung mit seinen Jüngern feierte. Evangelische und katholische Gemeinden laden daher zu abendlichen Abendmahlsgottesdiensten ein – in diesem Jahr am 2. April.
… Karfreitag?
Am Karfreitag – dieses Jahr am 3. April – gedenkt die Kirche der Kreuzigung und des Sterbens Jesu Christi. Der Tag steht ganz im Zeichen der Trauer, was auch der Name anzeigt: Das Althochdeutsche „Kara“ bedeutet „Klage“. In den Gottesdiensten schweigen an diesem Tag Glocken und Orgel, und auch auf Blumen und anderen Schmuck wird verzichtet. Der Karfreitag ist ein stiller Feiertag, an dem nicht nur die Kirchen innehalten, auch im gesellschaftlichen Leben sind besondere Einschränkungen zu beachten. So gilt etwa am Karfreitag ein Tanzverbot.
… Ostern?
Ostern ist das älteste und zugleich bedeutsamste Fest der Christenheit – auch wenn in der öffentlichen Wahrnehmung der Weihnachtszeit eine weitaus größere Bedeutung zugemessen wird. An diesem Tag feiern die Kirchen die Auferweckung Jesu Christi von den Toten und gedenken damit an den zentralen
Punkt ihres Glaubens. In den ersten christlichen Gemeinden war Ostern zugleich der Tauftag. An diese Tradition knüpfen immer mehr Gemeinden wieder an, indem sie ihre Ostergottesdienste als Tauffeiern gestalten. Seit dem Konzil von Nicäa 325 n. Chr. liegt das Osterfest auf dem ersten Sonntag nach dem Frühjahrsvollmond – dieses Jahr ist das der 20. April. Was es mit dem deutschen Namen „Ostern“ auf sich hat, ist nicht eindeutig geklärt. Er könnte aus einem Wort für ein germanisches Frühlingsfest, das so viel wie „Morgenröte“ meint, entstanden sein. In Sprachen wie dem Griechischen, Italienischen oder Französischen ist ein Bezug zum hebräischen „Pessach“ erkennbar und verweist darauf, dass das christliche Osterfest im jüdischen Passahfest wurzelt.

 

Bräuche und Symbole zu Ostern

Was das Ei mit Ostern zu tun hat
Das Ei ist Sinnbild für das Leben und wurde in der Christenheit bereits früh als Symbol für die Auferstehung verwendet, als Zeichen für das neue Leben, das in Jesus Christus in die Welt gekommen ist. Auch die Schale des Eis hat diese Deutung angeregt: So wie das Küken die Schale zerbricht, erhebt sich Jesus aus dem Grab.
In einem Osterspruch aus dem 17. Jahrhundert heißt es beispielsweise: „Wie der Vogel aus dem Ei gekrochen, hat Jesus Christus das Grab zerbrochen.“ Geschrieben wurde er – auf Ostereier. Eier mit bunten Farben zu schmücken, hat ebenfalls Tradition. Im 16. und 17. Jahrhundert wurden mit religiösen
Motiven verzierte Eier beliebt, was protestantische Seelsorger und Pädagogen zuweilen als „Getue um die Ostereier“ kritisierten. Heute gehören bunte und verzierte Eier zum Osterfest in vielen Familien, egal ob sie sich kirchlich gebunden fühlen oder keinen Bezug mehr zum christlichen Glauben haben. Auch in vielen evangelischen Kirchen gibt es zum Osterfest Eier, beispielsweise beim Osterfrühstück.

Wie der Hase in das Osterfest gekommen ist
Osterhasen aus Schokolade gehören zum Osterfest wie Schoko-Nikoläuse zur Weihnachtszeit. Der Hase galt in heidnischer Zeit wegen seiner kurzen Fortpflanzungszyklen als Symbol der Fruchtbarkeit und der erwachenden Natur im Frühling. Die christliche Tradition verband diese heidnische Sicht dann mit der Auferstehungshoffnung.
Warum der Hase allerdings Ostereier bringt, ist bis heute nicht geklärt.

Warum das Osterlamm auf dem Tisch steht
Das Osterlamm ist ein typisches Gebäck für die Osterzeit. Es nimmt die Vorstellung vom Opferlamm auf, mit dem die Christenheit seit ihren Anfängen den Kreuzestod Jesu gedeutet hat. So heißt es etwa im Evangelium nach Johannes, Kapitel 1,29: „Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt!“

Warum früher in der Kirche zu Ostern herzhaft gelacht wurde
Das Osterlachen war in der mittelalterlichen Kirche ein fester Bestandteil der Ostergottesdienste. Es brachte körperlich zum Ausdruck, dass Christus durch seine Auferstehung den Tod besiegt hat. Denn Lachen befreit.
Gängig waren Predigten, die die Gottesdienstgemeinde mit Witzen, Anekdoten und anderen rhetorischen Mitteln zum Lachen brachte. Das Osterlachen gilt vor allem als katholischer Brauch, in der evangelischen Tradition war es lange verpönt. Manche Theologinnen und Theologen auch aus der evangelischen
Kirche machen sich in jüngster Zeit dafür stark, das Osterlachen wieder zu entdecken. Denn Humor ist das Herzstück der christlichen Lebenshaltung, hat der frühere rheinische Präses Peter Beier einmal gesagt: „Ein Christ hat Humor – oder er ist kein Christ.“

Warum in der Osternacht eine Kerze angezündet wird
Osterkerzen werden seit dem vierten Jahrhundert in christlichen Ostergottesdiensten entzündet. Sie leuchten als erstes Licht in der noch dunklen Kirche und verweisen so auf den auferstandenen Christus als das „Licht der Welt“, wie es im Johannesevangelium heißt. Osterkerzen werden mit dem ersten und letzten Buchstaben des griechischen Alphabets verziert, dem „Alpha“ und „Omega“ als Zeichen für Christus, der als Anfang und Ende die ganze Welt umfasst. Sie tragen zudem ein Kreuzzeichen, da Ostern als Fest der
Auferstehung nicht ohne den Kreuzestod Jesu an Karfreitag zu denken ist. Osterkerzen begleiten die Kirchengemeinden in jedem Gottesdienst. In zahlreichen evangelischen Kirchengemeinden werden an ihnen auch die Taufkerzen entzündet.

Warum die Osternacht immer beliebter wird
Zu nachtschlafender Zeit am Ostersonntag aufstehen, um einen Gottesdienst zu besuchen, das ist längst keine Ausnahme mehr. Immer mehr Menschen schätzen die besondere Atmosphäre einer Osternacht. Sie beginnt in der Morgendämmerung am Ostersonntag, meist gegen 6 Uhr in der Frühe. Draußen ist es noch dunkel und im Gottesdienstraum sind allenfalls Schemen zu erkennen. Feierlich ist der Beginn: Jemand trägt eine Kerze, singt oder spricht drei Mal: „Christus ist das Licht.“ Schon in der Antike versammelten sich die Gläubigen frühmorgens, um die Auferstehung Christi zu feiern. Nach dem biblischen Zeugnis kamen die Frauen zum Grab „sehr früh, als die Sonne aufging“ (Markus 16,2). Zahlreiche Kirchengemeinden bieten nach dem Gottesdienst ein gemeinsames Osterfrühstück an.

Alle Texte/Bilder: ekir.de