Ostern – ein Fest der Zuversicht
Kalendarisch liegen der Karfreitag und der Ostersonntag dicht beieinander. Der Charakter der beiden Feiertage ist jedoch extrem unterschiedlich: An Karfreitag trauern Christen um den Tod Jesu. An Ostern feiern die Kirchen seine Auferstehung. An Karfreitag wurde in vergangenen Zeiten traditionell streng gefastet, die Kerzen in den Kirchen gelöscht und Darstellungen des Auferstandenen verhüllt. Die Gläubigen wurden dazu angehalten, sich das Leiden Jesu zu vergegenwärtigen. Der Ostersonntag hingegen fand und findet angesichts der Auferstehung Jesu in einem hellen und fröhlichen Rahmen mit einem reichen kulinarischen Angebot statt.
Diese alte kirchliche Dramaturgie wird in einer säkularisierten Gesellschaft nicht mehr von allen verstanden. Kultur und Freizeitverhalten sind dynamisch. Von Generation zu Generation ändern sich Traditionen und Rituale. Einschränkungen zu Karfreitag wie das „Tanzverbot“ werden in der breiten Öffentlichkeit kontrovers diskutiert.
Der Karfreitag ist stark in den Hintergrund der öffentlichen Wahrnehmung getreten, obwohl er zu den wichtigsten christlichen Feiertagen im Jahr zählt. Nicht nur das religiöse Wissen in unserer Gesellschaft schwindet, sondern auch die Empathie, sich in die traditionelle Dramaturgie von Karfreitag und Ostern einzufinden.
Ostern gerät in die Gefahr, immer weiter verniedlicht zu werden. Statt christlicher Überlieferung geraten Symbole wie Eier und Hase in den Fokus. Oster-Deko liegt im Trend. So muss es ein Anliegen der Christinnen und Christen in ökumenischer Übereinstimmung sein, dem Karfreitag und dem Ostersonntag in der gesellschaftlichen Wahrnehmung wieder mehr Gewicht einzuräumen.
Der Karfreitag erinnert daran, dass der Tod selbstverständlich zum Leben gehört. Der Tag zeigt Jesus in seiner ganzen Menschlichkeit: Er nimmt Hohn und Spott auf sich und leidet am Kreuz. Sein Tod hat im Verhältnis zwischen Gott und den Menschen aber eine neue Seite aufgeschlagen.
Ostern ist ein Fest der Zuversicht, denn der Tod hat nach christlicher Überzeugung nicht mehr die Macht über uns Menschen. Einer hat stellvertretend für alle den Tod überwunden. Es bleibt zudem ein Fest des Lebens, welches ein wunderbares Geschenk Gottes ist.
Die Tage zu Ostern bieten die Möglichkeit neu über Gott, Glaube und die Welt nachzudenken. Hoffnung aus dem Evangelium zu schöpfen, dass das Dunkle vom Hellen besiegt wird. Krieg, Gewalt und Terror werden nicht das letzte Wort haben. Das Grundgesetz in § 140 legt dar, dass Sonn- und Feiertage der Arbeitsruhe und „seelischen Erhebung“ dienen. Neben ein paar ruhigen Tagen bieten Karfreitag und Ostern echte „Seelennahrung“ an.
Pfarrer Dipl.-Theol. Karsten Matthis, Flammersfeld