Orgelreise 2015

„Orgel-Wandelkonzert“ beeindruckte

Heimische KirchenmusikerInnen auf Studienreise nach Lübeck

Orgelstudienreise

Organistinnen und Organisten aus dem Kirchenkreis Altenkirchen unterwegs bei einer Studienreise in Lübeck. Foto: privat

In die Hansestadt Lübeck führte eine mehrtägige Orgel-Studienreise einer elfköpfigen Gruppe Organistinnen und Organisten aus dem Kirchenkreis unter Leitung von Kreiskantor Alexander Kuhlo. Jörg Slopek hat dazu die Reise-Erfahrungen in einem Bericht zusammengefasst:

Aufbruch um 5 Uhr in der ausklingenden Nacht, der wir entfliehen in einen nebligen Morgen, welcher uns einen herrlichen Sonnentag verspricht. Die Sonne hat uns dann an allen Tagen dieser Reise begleitet. Wir alle fanden in unmittelbarer Nähe des ZOB (Zentraler Omnibus-Bahnhof) freundliche Aufnahme mit angenehmer Unterbringung. Den Weg zur Altstadt mit den historischen Reisezielen und mit unseren musikalischen Hochzielen fanden wir teils zu Fuß, teils mit dem Bus.

Das berühmte Holsten-Tor der alten Hansestadt erlebten wir nicht als Bild, sondern aus allen optischen Perspektiven und als die präsente Realität einer vergangenen Epoche. Kirchen und Kirchtürme, gepflasterte Gassen und verwinkelte Häuser, aber auch die vielen Eindrücke historischer Winkel, dazu viele Jahrhunderte alte Lokalitäten, naturgetreue Modelle von früheren Gebäuden oder Schiffen und schließlich eine Bootsfahrt haben uns in eine andere Welt mit einer anderen Lebensweise versetzt, die uns gleichzeitig dem Alltagstrott in der Heimat entrückte.
Wir waren in Lübeck und beim „Niederegger“ angekommen! Am Abend hatten wir dann im „Kartoffelkeller“ – ein viele Jahrhunderte alter Gewölbekeller – unser „Überlebens-Training“ mit ausgezeichneten Fisch- und Fleischmenüs, sowie Salaten und edlen Getränken.

Mit unserer Orgel-Studienreise wollten elf Teilnehmer, die zuvor von Kreiskantor Kuhlo geschult und vorbereitet wurden, hoch hinauf in den Norden und hoch hinaus in musikalische Höhen, und was wäre naheliegender bei solchen Absichten, als in der Stadt der sieben Türme wenigstens auf einen dieser Türme zu steigen und einen Turmaufstieg zu bewältigen!
Keiner ließ sich abhalten, auch nicht Ruth Erdmann mit ihren zwei guten und alltagsbegleitenden Stöcken. Allerdings haben weder sie noch wir anderen auf die „Steighilfe“ eines modernen Aufzuges verzichten wollen – schließlich wollten wir unsere verfügbare Energie für höheren Tatendrang zurückhalten.
Der Turmblick von St. Petri aus über 50 Meter Höhe hat dann allen Kameras auch einiges an Speicherplatz abverlangt. Um 17 Uhr haben wir bei einer Chorvesper in St. Jakobi zwei Hochschul-Kammerchöre erlebt.
Ab 18:30 Uhr haben uns Prof. Arvid Gast und Kreiskantor Kuhlo die Klänge der zum Teil sehr alten Original-Register der Stellwagen-Orgel in der Jakobi-Kirche einzeln und im Plenum vorgeführt.
Ab 19:30 Uhr hatten wir im Lübecker Dom unter Anleitung von Kreiskantor Alexander Kuhlo die Möglichkeit, an der Marcussen-Orgel die im Vorfeld vorbereiteten und einstudierten Orgelstücke aus der Epoche des sogen. „Hanseatischen Orgelbarocks“ zu spielen und prägende Erfahrungen dabei zu machen, die auch in die Gottesdienste im Kirchenkreis Altenkirchen mit einfließen werden.

Der Sonntag war der wirkliche Höhepunkt nicht nur dieser 4-Tage-Reise, sondern eine Art „Zeiten- und Lebenswende“ in der musikalischen Entwicklung zumindest des hier berichtenden Schreibers, und vielleicht haben andere Teilnehmer diesen Tag ähnlich erlebt und empfunden. Um 10 Uhr der Hauptgottesdienst in St. Marien, danach die Orgelführung von Assistenzorganistin Frau Uzhvi, der wir gleichzeitig eine Gewölbeführung zu verdanken haben. Sie erklärte und demonstrierte die Orgel mit fünf Manualen und mit 101 klingenden Registern. Danach durften wir unsere vorbereiteten Stücke spielen.

In meinem nicht mehr ganz jungen Leben ist es nicht alltäglich, etwas nie zuvor Erlebtes zu erleben. An diesem Sonntag aber doch: das Orgel-Wandelkonzert beginnend im Dom (15:00 h), St. Marien (16:30 h) und St. Jakobi (17:15 h) mit den jeweiligen Titular-Organisten war komplettiert mit einem offiziellen Empfang, der so reichlich ausgestattet war, dass das Diner im Restaurant „Schiffergesellschaft“ fast zu einer Belastungsprobe wurde.

Der literarische Spaziergang erschien in der Ankündigung wie ein unpassender Fremdkörper, doch im Erlebnis des Buddenbrook-Museums und damit verbundener Orte und Ereignisse, war es Frau Aumann als geschichts-, literatur- und sprachkundiger Führerin gelungen, der zuhörenden Gruppe Details lebendig werden zu lassen. Die 12-Uhr-Mittagsandacht in St. Marien bescherte uns nochmals Orgelmusik und einen Reisesegen für die Heimfahrt, die im Regen endete.

Jörg Slopek (Vertretungsorganist im Kirchenkreis und Orgelschüler von A. Kuhlo und A. Runge)