Notfallseelsorge Schule2

In Krisensituationen hilft Zusammenarbeit

Intensiver Austausch im Schnittfeld Schule/Kirche – Dialog noch ausbauen

 

Der tödliche Verkehrsunfall eines Berufsschülers, der Krebstod einer Lehrerin, der Suizid eines Elternteils:  „Jeder Todesfall im Umfeld oder Lebensraum  einer Schule erschüttert das System und den Lern- und Lebenszusammenhang“, weiß Dr. Uwe Rieske, designierter Landespfarrer für Notfallseelsorge aus seinen Erfahrungswelten, u.a. auch als Religionslehrer einer Bonner Schule. Prävention, Teamarbeit, gemeinsames Wirken im Netzverbund mit Partnern  und entsprechende Nachsorge, helfe solche Krisensituation so bewältigen, verdeutlichte Rieske bei einer besonderen Fortbildungsveranstaltung in der Berufsbildenden Schule in Betzdorf-Kirchen (BBS).

Dr. Uwe Rieske

Ganz aktuell zeigte Dr. Uwe Rieske bei der Fortbildung zum Umgang mit Krisensituationen im Schnittfeld Schule/Kirche auf, wie schnell und intensiv alle Betroffenen gefordert sind. Er ging auf den Tod einer 13jährigen in der Region ein, die am Wochenende bei einem Unwetter getötet wurde. Schule sollte in solchen Krisen Hilfen von außen annehmen und sich intensiv vorbereiten, riet der Lehrer und erfahrene Notfallseelsorger heimischen Akteuren. Gemeinsam erarbeiteten rund 50 Schul-, Kirchen- und Rettungskräftevertreter „Krisenkonzepte“.
Fotos: Petra Stroh

 

Partner aus Ökumene
und Rettungsdienst auch dabei

„Kooperativer Umgang mit Krisensituationen und Großschadenslagen im Schnittfeld von Kirche und Schule“  hatte der Schulreferent des Evangelischen Kirchenkreises Altenkirchen, Pfarrer Martin Autschbach das Treffen mit den Kriseninterventionsteams der heimischen Schulen, Religionslehrern, Pfarrern des Kirchenkreises und der Dekanate, der heimischen Notfallseelsorge-Teams und anderen „Krisen-Managern“ überschrieben. In der Berufsbildenden Schule kamen auch Engagierte anderer Kirchen sowie Rettungskräfte, darunter Kreisfeuerwehrinspekteur Eckhard Müller, zusammen.

„Mit diesen Themen müssen wir uns immer wieder intensiv beschäftigen und solche Austausch-Treffen sind ein wichtiger Baustein“, unterstrich „Hausherr“, Studiendirektor Michael Schimmel (BBS) bei seiner Begrüßung. Er dankte dem Vorbereitungsteam des Evangelischen Kirchenkreises rund um Superintendentin Andrea Aufderheide, den Schulpfarrern Martin Autschbach, Hans-Jörg Weber und dem für Notfallseelsorge im Kreis Altenkirchen zuständigen Koordinator Pfarrer Markus Aust (Betzdorf) für ihr Engagement.

In die Arbeitsgruppen brachten auch Pfarrer Hans-Jörg Ott (Birnbach) und Pfarrer Thomas Rössler-Schaake (Flammersfeld) als Moderatoren ihre Erfahrungen mit ein.

Pfarrer Hans-Jörg Ott und Pfarrer Markus Aust

Die Organisation der Notfallseelsorge in unserem Kirchenkreis ist künftig auf zwei Schultern verteilt. Neben Pfarrer Markus Aust (rechts), der bislang für den gesamten Kreis zuständig war, wird künftig auch Pfarrer Hans-Jörg Ott die Organisationsarbeit – vor allem für den Unterkreis – übernehmen.

 

Vorbereitung beginnt lange vor dem „Ernstfall“

In einem Impulsreferat des designierten Landespfarrers Rieske wurde verdeutlicht, wie schnell ein Todesfall eine Schul- oder Kirchengemeinschaft „herausfordert“. Rieske griff das aktuelle Beispiel einer 13jährigen Schülerin und Konfirmandin auf, die am vergangenen Wochenende in Königswinter infolge eines Gewitters von einer Schlammlawine begraben und getötet wurde. Für Familie, Schulgemeinschaft und ihre Kirchengemeinde war von einem Moment zum nächsten nichts mehr wie vorher. Wer kann in solchen Momenten wo sinnvoll helfen? Wie können Lehrer und Mitschüler nach einem solchen Ereignis einen Schultag bewältigen? Wo helfen Notfallseelsorger und die Religionslehrer? Wie die Themen „Trauer“ oder „Beerdigung“ aufgreifen?

Dass Schule gut daran tut, sich in solchen Situationen Hilfe von außen zu holen, verdeutlichte Dr. Uwe Rieske; aber auch eine Vorbereitung innerhalb der Schule jenseits von aktuellen Erfordernissen, etwa durch Aufgabenverteilung und klaren Regelungen helfe in Krisensituationen ungemein.

 

Rituale helfen vor allem in der ersten Phase

 Festgelegte Kontakt- und Ansprechpartner sorgten für eine optimale Vernetzung, Rituale, z.B. das Einrichten eines Trauerraumes, lasse aufgewühlte Seelen Ruhe finden.

In fünf Arbeitsgruppen erarbeiten die rund 50 Teilnehmenden  anhand von Fallbeispielen das Zusammenfinden der Arbeitsgebiete und Bezugssysteme in Krisensituationen, um diese Ergebnisse in ihre Schulen, Gemeinden und Teams vor Ort einfließen zu lassen und zu optimieren.

Im Austausch – der nach Meinung der Beteiligten weiter gepflegt und ausgebaut werden sollte –  kamen auch die Themenfelder „Schweigepflicht“ oder die schnelle Verbreitung von Informationen durch neue Kommunikationsmittel und deren Folgen, zur Sprache. Konkret wurde für mehrere Schulen verabredet, in Kooperation mit dem Schulreferat, einen „Notfallkoffer“ vorzubereiten. Im Ernstfall wollen die Lehrkräfte damit für Trauerrituale gerüstet sein.

Wichtig – so wurde unterstrichen – sei auch eine langfristige Nachsorge in Krisensituationen, aber auch der Abschluss von Trauerprozessen. Gerade in einem System wie Schule müsse irgendwann auch wieder der „vertrauensschaffende Alltag“ einziehen können, hob Rieske hervor. PES.