Niko Paech in Altenkirchen
Sichtlich wohl fühlte sich Dr. Niko Paech bei einem Info- und Diskussionsabend im proppenvollen Altenkirchener UNIKUM. Der Lehrbeauftragten an der Siegener Universität im Studiengang „Plurale Ökonomie“ hatte angesichts der vielen BesucherInnen kaum Bewegungsfreiheit in dem Ladenlokal, sah sich aber in diesem quicklebendigen Umfeld genau am richtigen Platz: “ Hier wird lokale Selbstversorgung gelebt“.
Denn bei aller Theorie riet der Wissenschaftler: Vorleben ist weitaus wirkungsvoller als Predigen!“
Gemeinsam mit den Kooperationspartnern „Anderes Lernen – Haus Felsenkeller e.V., dem Westerwälder Initiative und Betriebenetz WIBeN , dem Förderverein für nachhaltiges regionales Wirtschaften e.V. und der Evangelischen Landjugendakademie Altenkirchen bot der kreiskirchliche Ausschuss für Umwelt, Mitwelt und Bewahrung der Schöpfung den informativen Abend mit Lesung und Austausch im Regionalladen UNIKUM an.
Dr. Niko Paech bei den Vorbereitungen seines Vortrages in Altenkirchen. Foto: Petra Stroh
Niko Paech ist Volkswirt und Umweltökonom. Von 2008 bis 2016 war er außerplanmäßiger Professor am Lehrstuhl für Produktion und Umwelt („PUM“) an der Carl von Ossietzky Universität in Oldenburg. Seine Forschungsschwerpunkte liegen unter anderem im Bereich der Umweltökonomie, der Ökologischen Ökonomie und der Nachhaltigkeitsforschung. Seit 2016 ist Paech Lehrbeauftragter an der Universität an der Universität Siegen im Studiengang „Plurale Ökonomik“.
Der Umweltökonom Niko Paech hat mit seinem Buch „Befreiung vom Überfluss – Auf dem Weg in die Postwachstumökonomie“ eine „Streitschrift“ geliefert, die ein sogenanntes ‚grünes‘ Wachstum als Mythos entlarvt. Dabei gelten ‚grünes‘ Wirtschaftswachstum und ’nachhaltiger‘ Konsum als neuer Königsweg. Doch den feinen Unterschied – hier ‚gutes‘, dort ’schlechtes‘ Wachstum – hält Niko Paech für Augenwischerei. In seinem Gegenentwurf, der Postwachstumsökonomie, fordert er industrielle Wertschöpfungsprozesse einzuschränken und lokale Selbstversorgungsmuster zu stärken.
Die Erneuerbaren Energien sind für Paech angesichts der Herausforderung den CO2-Ausstoss massiv zu reduzieren, nur eine „homöopathische Dosis“ der Rettung. Die stetig zunehmenden Flugreisen hingegen ein Übel der besonderen Art.
Paech skizzierte den interessierten ZuhörerInnen den Weg zu einem genügsamerem Wirtschaften, das „ballastfreier“, aber auch stabiler und ökologisch verträglicher ist. Damit würden auch die vielen Menschen entlasten, denen im Hamsterrad der materiellen Selbstverwirklichung schon ganz schwindelig wird. Man könne der „Droge Wachstum“ etwa dadurch entkommen, dass Arbeitszeit reduziert würde und die verbliebene „Wochenarbeitszeit“ zugunsten eines Selbstversorgungs- oder Werteerhaltungssystems eingesetzt werde. Solches Engagement wie das der Aktiven im UNIUKUM etwa, oder in Repair-Cafés, in Gemeinschaftsgärten, oder, oder…
Paechs Ausführungen gingen in eine angeregte Diskussion mit den zahlreichen BesucherInnen über.
Die Mitglieder des synodalen Ausschusses für Umwelt, Mitwelt und Bewahrung der Schöpfung freuten sich in Kooperation mit den anderen lokalen Partnern, solch eine Veranstaltung hier vor Ort anbieten zu können und für das rege Interesse an den „schöpfungsbewahrenden Themen“.
Wer Interesse an künftigen Kooperationen zu „schöpfungsbewahrenden Themen“ hat oder auch Interesse an einer Mitarbeit im synodalen Ausschuss hat, kann sich gerne an die Ausschussvorsitzende Petra Stroh wenden.