Nie wieder ist jetzt!

Rund 1.500 Menschen haben sich nach Angaben des Veranstalters am Sonntag, den 4. Februar auf dem Schlossplatz in Altenkirchen – genau vor der Christuskirche – zusammen gefunden, um gemeinsam für Demokratie und eine solidarische Gesellschaft zu demonstrieren. Superintendentin Pfarrerin Andrea Aufderheide und Schulpfarrer Martin Autschbach steuerten Redebeiträge aus evangelischer Perspektive bei, die zusammen mit den Beiträgen von Rolf Knieper von der Beratungsstelle für Opfer rechtsextremer Gewalt in Rheinland-Pfalz und Sebastian Hebeisen vom DGB Koblenz alle das Motto der Kundgebung „Nie wieder ist jetzt“ als roten Faden hatten.  

Aufderheide stellte fest, dass „wir derzeit in herausfordernden Zeiten leben“ und Kriege, Pandemie Inflation, Energiekrise und Klimawandel die Menschen verunsichert haben – ein idealer Nährboden für rechtsextreme Kräfte, die Nöte und Ängste instrumentalisieren, ohne sie konkret zu lindern. „Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung – so lautet die klassische Trias christlicher Ethik – und das sind für mich ganz klar die tragenden Impulse der Gottes- und Nächstenliebe. Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, Ausgrenzung und Menschenfeindlichkeit entgegen zu treten und unsere Werte der Toleranz und Vielfalt im solidarischen Miteinander vorzuleben und zu bewahren“, so die Superintendentin weiter.

Martin Autschbach berichtete aus dem Bereich und von dem unschätzbaren Wert der Erinnerungspädagogik und sprach mit dem spanischen Philosophen George Santayana: „Wer sich seiner Vergangenheit nicht erinnert, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.“ Dass es offenbar bei einigen Menschen eine aktive Vergesslichkeit in Sachen deutscher Geschichte gibt, führe genau zu Auswüchsen wie dem von der AfD genannten „Schuldkult“ oder dem Unwort „Remigration“, den Autschbach direkt als „üblen Tarnbegriff“ entlarvte. Es gehe darum, im täglichen Leben aktiv zu widerstehen, um alltagswirksames Hinsehen und Handeln, denn: „Rassismus ist keine Meinung, Rassismus ist ein Verbrechen!“, so der amtierende Schulpfarrer.

Der Versammlungsleiter Bernd Becker, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Kreistag, zeigte sich „begeistert, dass alle Kreistagsfraktionen mitgemacht haben und man sich einig war, sich parteipolitisch weitgehend zurückhalten.“ Dass trotz des improvisierten Settings und schlechten Wetters rund 1.500 Menschen gekommen sind, habe ihn zum zweiten Mal begeistert. Mit Klaus Schumacher, der nicht nur die Moderation übernahm, sondern auch noch die Band „Die üblichen Verdächtigen“ zusammen getrommelt hat, wurde die Veranstaltung rund, und es waren sich alle Anwesenden einig: „Nie wieder ist jetzt!“