Neues aus dem Partnerkreis Muku

„Die politische Lage im Kongo ist unverändert angespannt“, so lauten die neuesten Informationen von den Freunden aus dem afrikanischen Kongo.
Nachfolgend Auszüge/Zitate aus den Schreiben unserer Partner, die versuchen uns über die unterschiedlichen Lebens- und Arbeitsbereiche auf dem Laufenden zu halten:

Das Leben in unserem Kirchenkreis Muku läuft weiter wie bisher, es gibt weiterhin ein reges Gemeindeleben und es gelingt uns den Schulbetrieb einigermaßen aufrecht zu erhalten. Das staatliche Angebot für Schülerinnen und Schüler ist weiter sehr mangelhaft. Ganz wichtig bleibt für uns weiterhin der Einsatz für die Frauenarbeit, hier insbesondere die Erwachsenenbildung, letztere auch in der Landwirtschaft und vor allem die Fortbildung in Sachen „Armutbekämpfung“.

Mit den jährlichen Projektgeldern vom Kirchenkreis Altenkirchen werden gezielt Stipendien gezahlt und der Bau von robusten Gebäuden unterstützt, vorrangig Kirchengebäude, die dann natürlich nicht nur für Gottesdienst, sondern für alle anfallenden Gemeindeaktionen genutzt werden.

Ein gemeindeübergreifendes Projekt beschäftigt uns bereits seit 2006. Es handelt sich um ein Depot, bzw. Verkaufsraum, mit zwei großen Räumen in Bukavu. Dort kam es 2010 zu einem Baustopp, da die Planung der Nationalstraße Nr. 5 über den Bauplatz verliefen…
Jetzt – Ende 2017- kam die erfreuliche Nachricht, dass die Straße mit anderem Verlauf fertig gestellt wurde. Der Rohbau blieb unangetastet und der Ausbau kann nun von uns endlich fortgeführt werden.

Appell an die europäischen Partner (s.u.)

Lagerhalle MukuIn Mugogo entsteht zur Zeit ein größeres Lager-/Verkaufsgebäude. Es soll vor allem dem Absatz der landwirtschaftlichen Erzeugnisse dienen und die Frauen bei den weiten Transportwegen entlasten. Gleichzeitig soll in dem Gebäude Raum für kirchliches Miteinander und Bildungsarbeit geschaffen werden.

 

Frauen werden besonders entlastet

Inzwischen haben wir auch schon ein wesentlich größeres Projekt, den Bau einer Lagerhalle mit acht Verkaufs-Lagerräumen in Mugogo begonnen.
Mugogo, eine Stadt etwa 40 Kilometer südlich von Muku gelegen, ist ein wichtiges Handelszentrum für landwirtschaftliche Produkte.
Die dort entstehenden Räume sollen insbesondere Frauen aus einem Umkreis bis zu 25 Kilometern entlasten. Sie bekommen damit die Möglichkeit, selbst angebaute und geerntete Früchte aus ihren Dörfern zum Markt zu bringen, anzubieten, aber auch, um noch nicht verkaufte Ware über Nacht dort lagern zu können. Bislang mussten sie nicht verkauftes Gemüse und Früchte wieder auf langen Wegen zurück in ihre Dörfer schleppen und am nächsten Markttag wieder nach Mugogo. Ein ungeheurer Kraft und Zeitaufwand, der zusätzlich der Qualität der angebotenen Waren schadete.

Kollekten aus dem Kirchenkreis Altenkirchen am 25. Februar

Ein weiteres Projekt ist der Wunsch, endlich die Anschaffung eines geländegängigen Autos für den Superintendenten und die Mitarbeiter der Kirche zu realisieren. Nur so sind großen Entfernungen in dem Kirchenkreis zu bewältigen.
Dafür wurden nun alle Gemeinden aufgerufen Geld zu sammeln, ein langwieriges Unterfangen bei der großen Armut dort.
Dennoch es sind inzwischen rund 5.200-Dollar vorhanden!

Auch im Kirchenkreis Altenkirchen  wurde schon bei verschiedenen Anlässen (Erntedankfest in Mehren, Synodengottesdienste u.a.) eifrig gesammelt. Hier kamen bislang ca. 7.000 Euro zusammen. „Nun hoffen wir mit dem letzten großen Spendenaufruf im Zusammenhang mit der Sonntagskollekte von 25. Februar noch die  fehlen noch 5.000,- Euro zu bekommen, um ein stabiles Auto zu kaufen, das über die schlechten Straßen des Kivus an sein Ziel kommt“, unterstreicht Pfarrer Peter Zahn, Vorsitzender des kreiskirchlichen Ausschusses für Ökumene, Eine-Welt und Partnerschaftsarbeit.

Delegationsreise im Herbst geplant

Für den Herbst ist geplant, dass eine kleine Delegation aus dem Kirchenkreis Altenkirchen nach Muku reist und dort verstärkt das Thema „Jugendarbeit“ aufgreift. Die in beiden Ländern vorhandenen Konzepte der Jugendarbeit sollen angeschaut und verglichen werden. Beiderseitige Erfahrungen in die Arbeit der Partner einfließen. Die kleine Delegation aus dem Kirchenkreis Altenkirchen wird sich wieder gemeinsam mit einer Delegation aus Herne, die ebenfalls langjährige Kontakte in die Kivu-Region pflegen,  auf den Weg machen.

Der Internationale Kirchenbund Vereinigte Evangelische Mission (VEM) und seine Mitgliedskirchen haben jüngst bekanntgegeben, dass sie die Baptistische Kirche im Kongo verstärkt unterstützen, damit diese vor allem die zahlreichen Flüchtlinge in der krisengeschüttelten Region betreuen und mit Lebensmitteln und Haushaltswaren versorgen können. In einer epd-Nachricht warnt die Weltgesundheitsorganisation vor einer Ausbreitung der Cholera-Epidemie im Kongo. Seit Beginn des Ausbruchs Mitte 2017 seien 55000 Fälle erfasst worden, knapp 1200 seien bislang gestorben. Die Bekämpfung der Epidemie werde durch die anhaltende Gewalt in Teilen der Demokratischen Republik Kongo erschwert, heißt es dort. PES.

Bilder aus Muku:

Kirche in Muku

Blick ins Kirchengebäude in Muku

Schule

Neu-/Weiterbau der Schule

Verwaltung Muku

Die Gebäude im Hintergrund dienen der Verwaltung des Kirchenkreises in Muku.

„Lage im Kongo
spitzt sich zu“

Menschenrechtsaktivist appelliert an die Kirchen in Europa/Visite im Ost-Kivu

Jüngst waren drei Mitglieder des kreiskirchlichen Ausschusses für  Ökumene, Eine-Welt und Partnerschaftsarbeit, Pfarrerin Almuth Germann, Christa Hillmer und Erhard Waßmuth, bei einem „Länderseminar Kongo“ bei der Vereinigten Evangelischen Mission (VEM) in Wuppertal und informierten sich dort über die Gesamtsituation (politisch/kirchlich) und erfuhren auch viel Neues, was die Menschen (auch) aus dem Partnerkirchenkreis Muku, der im Ostkongo, nahe des Kivusees liegt, bewegt. Wichtig waren den drei TeilnehmerInnen aus dem Kirchenkreis Altenkirchen  auch die vielen Begegnungen mit anderen Menschen, die Partnerschaften mit dem Kongo pflegen, Kontakte dort hin halten, bzw. aus dieser Region Afrikas kommen.

Froh war auch über den Austausch mit Pfarrer Robert Bizimungu. Der Theologe stammt aus Muku und arbeitet derzeit in einem Austauschprogramm im Kirchenkreis Herne. Im Sommer wird der Pfarrer wieder in die Kivu-Region zurückkehren.

Mukuseminar
Die Altenkirchener Delegation (v.l.: Christa Hillmer, Pfarrerin Almuth Germann, Erhard Waßmuth) im Austausch mit Pfarrer Robert Bizimungu (2.v.l), der aus der Region Muku stammt, derzeit in einem Austauschprogramm in Herne arbeitet und im Sommer wieder in die Kivu-Region zurückkehrt.  Foto: Kirchenkreis

 

 

 

Vorgestellt wurde bei dem zweitägigen Seminar unter anderem auch ein  „Marschallplan für Afrika“, der nach Ansicht von anwesenden Fachleuten mehr Fragen aufwirft als Lösungen verspricht.

„Wichtig ist in jedem Fall, dass wir zu den Partner Kontakt halten – im Herbst  soll es durch Fahrt einer kleinen Delegation aus unserem Kirchenkreis ja auch wieder zu vielen persönlichen Begegnungen kommen“, unterstreicht Christa Hillmer.

Sie  ist froh, dass trotz der vermehrten Hinweise auf Überfälle in der Region des Kivu-Sees, Signale kamen, dass sich diese zumeist im Hinterland abspielen und dass Bukavu und die anderen größeren Städte als „sicher“ angesehen werden können und einen Besuch möglich werden lassen.

Gewalt im Ostkongo muss angeprangert werden

Appell von Dr. Denis Mukwege

„Die Kirchen in Deutschland müssen endlich ihre Stimme erheben für die alltäglichen Opfer der Gewalt im Ostkongo, vor allem für die ermordeten Kinder und die vergewaltigten Frauen“.
Mit diesem eindringlichen Appell hat der Träger des Alternativen Nobelpreises und des Sacharow-Preises der Europäischen Union, der Gynäkologe Dr. Denis Mukwege, eine Delegation von TheologInnen aufgefordert das Schweigen der Weltöffentlichkeit zur Situation im Ostkongo zu brechen.
Mukwege, der wohl bekannteste Menschenrechtsaktivist des Landes, behandelt im renommierten Panzi- Krankenhaus in Bukavu vor allem vergewaltigte Frauen und Mädchen. Seit 1999 hat er dort über 50.000 Frauen operiert.

Diese sexualisierte Gewalt als strategisches Mittel zur Zerstörung aller Grundlagen der Gesellschaft  ist eindeutig ein Kriegsverbrechen. Für Mukwege bleibt es ein Skandal, dass weder die EU noch die USA diese verfolgen.
Alle Preise, die er erhalten habe, sind für die Menschen im Kongo folgenlos geblieben. Er informierte die Delegation von TheologInnen aus Westfalen, der Nordkirche, dem Rheinland und der Schweiz darüber, dass die Zahl der vergewaltigten Frauen seit kurzem wieder ansteigt.

Dr. Mukwege brachte seiner Enttäuschung zum Ausdruck, dass weder seine Gespräche mit Kanzlerin Merkel noch mit Präsident Macron zu Verbesserungen geführt haben. Insgesamt hätten alle Interventionen auf politischer Ebene nichts bewirkt.
Der Menschenrechtler sieht die Kirchen, besonders in Europa, in der Pflicht, diese systematischen Kriegsverbrechen  anzuprangern. Gerade angesichts der einsetzenden Elektro-Mobilitätswende mit dem enormen Bedarf an Cobalt fürchtet er eine neue Dimension der Ausbeutung des Landes. Die Weltöffentlichkeit, so Mukwege, müsse endlich gegen die anhaltenden Menschenrechtsverletzungen vorgehen.

Die Delegation unter Leitung von Pfr. Martin Domke und Prof. Traugott Jähnichen war im Februar im Ostkongo und Ruanda unterwegs. Sie besuchten Partnerkirchen wie die baptistische Kirche in Zentralafrika (CBCA) und die presbyterianische Kirche (EPR). Darüber hinaus wurde eine internationale Konferenz in Kooperation mit dem „Dietrich-Bonhoeffer-Zentrum für Öffentliche Theologie in Zentralafrika“ in Kigali durchgeführt.

Das Gespräch mit Dr. Mukwege fand am 6. Februar 2018 im Panzi-Krankenhaus in Bukavu im Ostkongo statt.