Muku AugenOP

Große Freude für Superintendent Ngombera Rugombosa

Aufmerksame Dolmetscherin sorgte für ganz besonderes Reiseerlebnis im Kreis Altenkirchen

 

Wir alle im Kirchenkreis freuen uns, dass wir für rund vier Wochen endlich wieder einmal Gäste aus dem afrikanischen Partnerkirchenkreis Muku (Kongo) zu Gast haben. 

Bereits beim Kreiskirchentag Ende August hatten viele Menschen Gelegenheit die afrikanischen Gäste zu treffen und mit ihnen zu sprechen. Bei vielen Gelegenheiten in Gemeinden, Gruppen und Kreisen sind die Afrikaner derzeit dabei und vertiefen so die partnerschaftliche Verbindung.

Landrat empfing die Delegation im Kreishaus

Ausgesprochen gastfreundlich ( und dies alles in ihrer französischen Muttersprache) widmete sich auch Landrat Michael Lieber den Gästen des Kirchenkreises. Er stellte den Kirchenvertretern aus dem Kongo die hiesigen kommunalen Arbeitsweisen vor, erläuterte die Besonderheiten der Region und die wirtschaftliche Entwicklung. Im Austausch mit dem Landrat kamen zudem die schwierigen Lebensbedingungen der Menschen im Gebiet um den Kivusee zur Sprache, die partnerschaftlichen Beziehungen des Landes Rheinland-Pfalz mit Ruanda und die Ideen Raiffeisens.  Mit der modernen Variante der „Mikrokredite“ werden auch in der Region Muku Menschen mit kleinen Krediten versorgt und können sich so eine Existenz aufbauen. Besonderes Interesse hatten die afrikanischen Gäste, die über ein beachtliches Geschichtswissen zur deutschen Entwicklung verfügen, auch an Themen der Krankenversorgung und der sozialen Absicherungen  der hiesigen Bevölkerung.

Delegation aus Muku bei Landrat Michael Lieber

Landrat Michael Lieber empfing die Gäste des Evangelischen Partnerkirchenkreises aus Muku (Superintendent Ngombera Rugombosa,  Pfarrer Byumanine Bisimwa und den ehemalige Superintendenten Bisimwa Nkunzi /v.l.) und tauschte sich mit ihnen über kommunalpolitische Strukturen, aber auch sozialpolitische Fragen, aus. Foto: Petra Stroh

Aufmerksamkeit „schenkte“ dem Superintendenten die Sehfähigkeit wieder

Dass insbesondere Superintendent Ngombera Rugombosa, er gehört gemeinsam mit dem ehemaligen Superintendenten Bisimwa Nkunzi und Pfarrer Byumanine Bisimwa zur Delegation, die Eindrücke beim Besuch im Kreis Altenkirchen auch im wahrsten Sinne des Wortes auch „sehen“ kann, verdankt er der Aufmerksamkeit einer Betzdorferin und vieler „helfenden Hände“.

Die Betzdorferin Sibylle Zauder, eine gebürtige Schweizerin, engagierte sich innerhalb des Besuchsprogramms der Delegation als Übersetzerin. Dabei fiel ihr auf, dass Superintendent Ngombera Rugombosa nicht mitsingen konnte, obwohl man eigens Liedtexte in Französisch kopiert hatte. Darauf angesprochen, erklärte ihr der Theologe, dass seine Sehkraft nicht ausreiche, um das Gedruckte aufzunehmen. Sibylle Zauder sorgte dann schnell dafür, dass ihr Ehemann Frank, ein Augenarzt, den Gast untersuchte. Dabei stellte sich heraus, dass Ngombera Rugombosa an „Grauem Star“ leidet, nur noch zehn Prozent Sehfähigkeit hat und vermutlich innerhalb von Jahresfrist gänzlich erblinden würde. Der Betzdorfer Augenarzt kennt die Problematik der Erkrankung, die bei Afrikanern häufig in viel früheren Lebensjahren auftritt wie bei Europäern. Dieses Phänomen ist bekannt, die Ursachen hingegen noch im Dunkeln.

Zauder sprach daraufhin die Augenarztpraxis Dr. Kaweh Schayan-Araghi  in Dillenburg an. Hier war man sofort zur Hilfe bereit. Die Praxisgemeinschaft engagiert sich schon seit langem in einem Krankenhaus in Äthiopien und weiß ebenfalls um die traurige Wirkung, dass die „Star-Erkrankung“ viele Menschen erblinden lässt und eigentlich so schnell und einfach zu operieren ist.

Sibylle Zauer mit Superintendent Ngombera Rugombosa

Sibylle Zauder (links) hatte den richtigen „Durchblick“ und erkannte die Ursachen für die eklatante Sehschwäche des Gastes aus Muku, Superintendent  Ngombera Rugombosa. Mit Hilfe ihres Mannes, eines Augenarztes, und einer Dillenburger Praxis konnte dem afrikanischen Gast schnell geholfen werden: Zwei viertelstündige Operationen und der afrikanische Theologe braucht sich nicht mehr vor einer nahenden Erblindung zu fürchten und kann nun alle Eindrücke seines Deutschland-Besuches auch visuell genießen. Nach dem OP-Erfolg gab es nur strahlende Gesichter.

Unter den hiesigen Bedingungen ist eine OP natürlich noch einfacher zu bewerkstelligen als bei den Einsätzen in Äthiopien und entsprechend schnell konnte dem Superintendenten aus Muku geholfen werden.

Zwei Operationen (jeweils 15 Minuten) an zwei Tagen durch Dr. Ulrich Jung von dem Dillenburger Team, sorgten dafür, dass Ngombera Rugombosa innerhalb der zweiten Besuchswoche schon wieder eine Sehfähigkeit von 80 Prozent erreichen konnte. Weitere Verbesserungen werden sich – so die Experten – einstellen. Als der Verband einen Tag nach der OP in der Betzdorfer Praxis entfernt wurde und Ngombera Rugombosa erstmals seit vielen Jahren wieder „richtig sehen“ konnte, fiel er vor Freude Dr. Frank Zauder  um den Hals.

„So etwas von Freude habe ich selten erlebt“, schildert Sibylle Zauder, die den afrikanischen Superintendenten rund die Operationen begleitete und für ihn dolmetschte. „Bei den hiesigen Patienten ist der ‚Aha-Effekt’ niemals so groß, sie werden viel früher operiert und damit gibt es ein „Vorher/Nachher“ in ganz anderen Dimensionen“, hat sie beobachtet.

Sie freut sich über die gelungene Aktion und die wiedererlangte Sehfähigkeit des Gastes. Froh ist sie auch, dass es weitere spontane Hilfen gab, als sich die gelungene Augen-OP herumsprach. Optik Habig aus Betzdorf steuerte noch eine kostenlose Lesebrille für den Theologen bei, die Betzdorfer Löwen-Apotheke packte ein dickes Paket mit allerlei nützlichen Medikamenten, die nun in Muku zur Behandlung von Kranken genutzt werden können. PES.

Dr. Ulrich Jung (rechts) von der Dillenburger Praxisgemeinschaft operierte Superintendent Ngombera Rugombosa und half mit den zwei Eingriffen dessen Sehfähigkeit wieder herzustellen. Fotos: privat

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