Aus dem Glauben Kraft schöpfen

„Wenn der Glaube auf Wirklichkeit trifft, dann geht ihm nicht selten die Luft aus“ – zum Jahreswechsel ruft Manfred Rekowski zu Gottvertrauen auf: „Wenn der Glaube auf Wirklichkeit trifft, dann geht ihm nicht selten die Luft aus. Es wird im neuen Jahr immer solche Situationen geben, wo wir mit unserem Glauben hilflos vor der Not anderer und auch vor den Herausforderungen unseres eigenen Lebens stehen“, sagt der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland. Wer sich aber auf Jesus Christus verlasse, der könne aus dem Potenzial Gottes schöpfen. Dazu gehöre auch Kraft und Mut, aus diesem Glauben heraus auch selbst diese Welt ein kleines Stück zum Besseren zu verändern, so der oberste Repräsentant der Evangelischen Kirche im Rheinland, die sich über Teile der Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen und Saarland erstreckt.

 

Zur Person: Manfred Rekowski
Manfred Rekowski ist seit März 2013 Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland. Der 61-jährige Theologe wurde in Polen (Masuren) geboren. Als er fünf Jahre alt war, verließ seine Familie ihren Bauernhof und siedelte in die Bundes-republik über. Rekowski hat in Bethel, Marburg, Bochum und Wuppertal Theologie studiert. 1986 wurde er Pfarrer in Wuppertal.
TEXT: ekir.de/Foto: Kirchenkreis-Archiv

 

In seinem Blog auf ekir.de schreibt Präses Rekowski zum Jahreswechsel

Immer wieder neu anfangen

Haben Sie schon einmal gebüßt? Wenn Sie jetzt an schlechtes Gewissen, Sün-dergewand und christliche Moralvorstellungen denken, dann trifft es den Kern dessen, was mit Buße gemeint ist, nicht. Buße hat in der Bibel zwar immer auch mit Reue zu tun, aber sie ist gar nicht so moralisch gemeint, wie viele denken: Buße ist vielmehr etwas ganz und gar Lebenspraktisches. Sie meint Umkehr, und das ganz handfest. „Du sollst Dein Leben ändern“, ist die biblische Devise.

Dass die Kirchen ein falsch verstandenes Verständnis von Buße gefördert haben, verdeutlicht ein Witz, den ich beim Publizisten Josef Joffe gelesen habe: Weil die Menschen seine Schöpfung schlecht behandeln und es nicht einmal schaffen, menschlich miteinander umzugehen, hat Gott beschlossen, eine Sintflut zu schicken. Er macht das aber nicht heimlich, sondern benachrichtigt den Papst, einen evangelischen Bischof und einen Rabbiner. Und hier sind die Reaktionen der drei: Der Papst startet angesichts des nahen Endes einen Aufruf: „Geht in Sack und Asche und tut Buße.“ Der evangelische Bischof fleht zum Himmel, nur noch das Bitten um Gnade könne das Unglück abwenden. Der Rabbiner dagegen ermutigt dazu, unter Wasser leben zu lernen, schließlich bleiben ja noch 72 Stunden. Genau das ist die Buße, zu der Jesus aufruft: Kehrt um, ändert euer Leben.
In diesen Tagen fassen viele von uns wieder einmal Vorsätze für das neue Jahr: mehr Zeit für die Familie, mehr Bewegung, klimafreundlicher leben … Sie kennen das. Oft halten die Vorsätze allerdings nicht lange. Das macht jedoch nichts, solange wir uns vor Augen halten: Man kann immer wieder neu anfangen. Schwimmen haben wir ja auch nicht an einem Tag gelernt.