Männer interessiert am Schicksal von Pfarrer Maas

Man hätte eine Stecknadel fallen hören können, so gebannt lauschten die Zuhörer im Evangelischen Gemeindehaus in Kirchen den Ausführungen von Schulpfarrer Martin Autschbach.

Der Theologe hatte eine Geschichte im Gepäck, die es in sich hat: mitreißend und fesselnd zugleich; bedrückend und nachdenklich machend und auch heute noch mit jeder Menge Zündstoff.

Gemeinsam mit Zeitzeugen recherchierte der Schulreferent des Kirchenkreises seit längerem über Leben und Arbeit des Altenkirchener Pfarrers Theodor Maas und dessen ungeklärten Tod am 3. März 1943. Immer wieder erfährt Martin Autschbach Neues.

Natürlich kann man Filme schauen und Bücher über die Zeit des Nationalsozialismus lesen, auch über den Kreis Altenkirchen, aber jemandem die Hand zu schütteln, der diese Zeit selbst miterlebt hat und hautnah erzählen kann, ist sicher tausendmal besser. Autschbach hat mit vielen Zeitzeugen gesprochen und dabei ist ihm durchaus bewusst: Es sind nur noch wenige Jahre, in denen dies möglich sein wird. Dann müssen andere die Verantwortung des Weitererzählens und Erinnerns übernehmen.

Schon seit Jahren trägt er die Puzzlesteine rund um das Leben, Wirken und Sterben des ehemaligen Altenkirchener Gemeindepfarrers zusammen und hat starke Zweifel an einer natürlichen Todesursache. Durch immer neue Rechercheergebnisse sieht er diese nun bestätigt. Offenbar hatten SA-Leute den Geistlichen im Kreuzungsbereich der heutigen Kump-/Kölner Straße mit einem Lastwagen attackiert und tödlich verletzt. Auch fast 75 Jahre später gibt es viele offene Fragen (nicht nur) um den Tod des Theologen, der – als sogenannter „Halbjude“ – zahlreichen Angriffen in den Zeiten des NS-Regimes ausgesetzt war.

Seit einiger Zeit hat Martin Autschbach mit Pfarrer Theodor Maas, dem Enkel des ehemaligen Altenkirchener Pfarrers, einen Mitstreiter in seiner Recherche-Arbeit gefunden. Theodor Maas arbeitet als Klinikseelsorger nahe Aachen und kam eigens auch nach Kirchen und konnte im Gespräch mit den interessierten Gästen, die der Einladung der Männerarbeit des Kirchenkreises gefolgt waren, nicht nur Familiäres beisteuern.

Bis spät in den Abend hinein und noch weit über das offizielle Ende der Veranstaltung hinaus wurden Fragen gestellt und persönliche Empfindungen ausgetauscht.

(Bericht und Foto: Männerarbeit im Kirchenkreis)

 

Was passierte in der NS-Zeit in Altenkirchen? Wurde der damalige Gemeindepfarrer Theodor Maas, der als „Halbjude“ zahlreichen Anfeindungen ausgesetzt war, ermordet? Schulreferent Martin Autschbach (Bildmitte) recherchiert seit vielen Jahren über die damaligen Ereignisse in Altenkirchen. Viele Zeitzeugen-Aussagen hat er gesammelt und findet immer wieder neue Puzzle-Steine. In seiner Recherche-Arbeit wird er seit einiger Zeit vom Enkel des damaligen Pfarrers, Theodor Maas (rechts) unterstützt. Er ist ebenfalls Pfarrer und kam zur Veranstaltung der Männerarbeit nach Kirchen. Thorsten Bienemann (links) freute sich, dass das aufwühlende Thema bei einer Veranstaltung der Männerarbeit einen so regen Zuspruch fand. Lange wurde in der Runde diskutiert.