Kreissynode 2015 Nachbericht

Kreissynode blickte auf die
Mitgliedschaftsstudie der EKD

Gäste aus Brandenburg dabei – Projekte und Wahlen

 Synode in Altenkirchen In Altenkirchen tagte diesmal die Kreissynode. Fotos: Petra Stroh

44 Prozent der Mitglieder fühlen sich mit „ihrer Kirche“ sehr/ziemlich verbunden und für rund 73 Prozent ist ein Kirchenaustritt „kein Thema“. Prof. Gerhard Wegner, Professor für Praktische Theologie an der Universität Marburg und Direktor des Sozialwissenschaftlichen Instituts der EKD, hatte für die Kreissynode unseres Kirchenkreises, die diesmal in Altenkirchen tagte, auch etliches Mutmachendes dabei.

Prof. Dr. Gerhard Wegner

Prof. Gerhard Wegner (Hannover) brachte in die Kreissynode viele Erkenntnisse aus der fünften EKD-weiten „Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung“ ein.

Sein Fazit: die Volkskirche funktioniere nach wie vor, aber das Interesse an der Weitergabe des Glaubens werde weniger. „Wir schrumpfen“, bilanzierte er. Ursachen seien zwar auch Kirchenaustritte; aber weitaus stärker sorge  mangelnder Nachwuchs für kleiner werdende Gemeinden. Nur noch rund 13 Prozent eines Geburtsjahrgangs würden evangelisch getauft.

Sein Referat zu den Ergebnissen der fünften Kirchenmitgliedschaftsstudie (KMU) stieß bei der Kreissynode auf reges Interesse und wird die künftigen Beratungsprozesse in Gemeinden und Kirchenkreis begleiten.

Viele Tendenzen erkennbar

Seit 1972 werden deutschlandweit alle zehn Jahre die Kirchenmitglieder befragt, wie sie ihre Kirche wahrnehmen. An den Ergebnissen der Studien lassen sich – so Wegner – viele Entwicklungen ausmachen und Tendenzen erkennen, aber: „Bleiben Sie kritisch“, mahnte der Theologe an. „Statistiken sind immer abhängig vom jeweiligen genauen Wortlaut der Fragestellungen!“
Sorge bereitet dem Wissenschaftler die Erkenntnis, dass „Religion und Glauben“, wenn überhaupt, fast nur noch im ganz engen privaten Umfeld thematisiert werde. „Glaube wird zwischen Menschen weitergegeben“. Hier sei es „still“ geworden. Eltern und Großeltern würden nicht mehr als Bezugspersonen in religiösen Fragestellungen wahrgenommen. Es gäbe innerhalb der Generationen zwar kaum harsche Ablehnung von Kirche, aber viel Gleichgültigkeit, und das habe Folgen: „Wer nicht früh mit Religion in Beziehung kommt, hat einen weiten Weg zu Gebet und Gottesdienst!“

Daher macht Wegner die positiven Zukunftstrends von Kirche vor allem daran fest, welchen Bezug „Kirche“ zu den Familien hat, wie sie diese Beziehung gestaltet und welche Angebote sie ihnen unterbreitet.
Er erkennt vielerlei gute Ansatzpunkte für „gelungene  Volkskirche“. Vor-Ort-Chancen müssten erkannt und genutzt werden. Die Verantwortung für „Gelingendes“ sieht er aber nicht bei „der Kirche“, sondern bei ihren Mitgliedern, die sprachfähiger in Glaubensfragen werden müssten.
Als wichtige „Brücken“ der Kirche hinein in die Gesellschaft nennt er weiterhin Amtshandlungen (Taufen/Trauungen etc.), die  immer noch sehr viele Mitglieder, aber auch Konfessionslose erreichten; ebenso wichtig seien ihr diakonisches/ soziales Wirken: „Jede Kirchengemeinde braucht ein soziales Projekt, bei dem Menschen sich engagieren können“, aber auch die Kirchenmusik, die jährlich mit  etwa 70 000 Konzerten rund 7,4 Besucher erreiche. Ausbau-Potential sieht Wegner in diesem Bereich durch erweiterte Pfade jenseits der „rein klassischen Musik“.

Einzel-Erkenntnisse aus der Studie 2012:

  • „15 % der Mitglieder fühlen sich mit ihrer Kirche sehr eng verbunden. Aber die EKD Studie zeigt auch: Wer sich eng verbunden fühlt, engagiert sich nicht unbedingt!
  • Dagegen: Es engagieren sich auch viele Mitglieder, die ihre Bindung als nicht so „eng“ definieren.
  • Zudem: Viele Menschen, die sich in der Evangelischen Kirche engagieren, sind auch ansonsten engagiert – in Vereinen, sozialen Einrichtungen, kommunalpolitisch…
  • 75% der Kirchenmitglieder kennen ihre/n Pfarrer/in. 
  • Kirchliche Demographie: Je mehr die Menschen mit ihrer Kirche verbunden sind, desto älter sind sie.
    Je geringer die Verbundenheit,  desto jünger sind sie…
    „Wir sind eine Kirche der Älteren“ – das hat Folgen.
    Wegner: “In den nächsten 15 Jahren gewinnen die „jungen Alten“ mehr an Bedeutung – hier kann Kirche mit dem Trend wachsen…“
  • Wegner: „Früher traten Menschen aus der Kirche aus, weil sie sich über diese geärgert haben. Heute treten sie aus, weil sie nicht mehr wissen wofür Kirche eigentlich steht….

Austausch mit Brandenburg soll intensiver werden

In einem lebhaften Austausch im Anschluss des Referates brachten sich auch die Gäste aus unserem Partnerkirchenkreis „Oberes Havelland“ in Brandenburg ein. Superintendent Uwe Simon und der Präses der dortigen Synode, Friedemann Humburg, hatten aus ihrem Umfeld, das weitaus weniger „volkskirchlich“ geprägt ist, wertvolle Erkenntnisse im Gepäck. Der dortige Kirchenkreis bringt sich u.a. verstärkt in „Gedenk-Kultur“ ein, erlebt positiv, dass der „Gemeinde-Gedanke“ durchaus auch in Großräumen gelebt wird und der (freiwillige) Religionsunterricht trotz Alternativen gerne angenommen wird.
Syndodalassessor Marcus Tesch (Pfarrer in Wissen), der die Synode in Vertretung der erkrankten Superintendentin leitete, dankte für den bereichernden Austausch mit den Partnern in Brandenburg. Geplant würde gerade – so der stellvertretende Superintendent – nach langen Jahren auch wieder ein Treffen der beiden Kreissynodalvorstände.

Aus dem PArtnerkirchenkreis

Aus der Uckermark, dem brandenburgischen Partnerkirchenkreis „Oberes Havelland“, kamen weitgereiste Gäste zur Synode des Evangelischen Kirchenkreises: Superintendent Uwe Simon (rechts) und der Präses der dortigen Synode, Pfarrer Friedemann Humburg, sind auch weiterhin an einem regen Austausch mit den langjährigen Partnern interessiert

Bei kommenden Synoden ist viel Beratungsbedarf

Neben dem Schwerpunktthema ging es bei der Altenkirchener Kreissynode auch um konkrete Weichenstellungen zur Zukunftsfähigkeit des Kirchenkreises. So soll ein „Verwaltungsstrukturgesetz“ bis 2017 vor Ort umgesetzt und dazu bei den nächsten Synoden (13./14.November in Daaden, 18. Juni 2016 in Hamm und 11./12. November 2016 in Herdorf) Detailfragen geklärt werden. Diese Nachfolgesynoden – ab Sommer 2016 in neuer Zusammensetzung – beschäftigen sich zudem mit Pfarrstellen-/Personalplanungen.
Ilse Sonnentag, Vorsitzende des Strukturausschusses, legte der Synode in Altenkirchen eine Untersuchung über die Besetzung der Gemeindebüros vor. Sie nannte die Gemeindebüros wichtige „Dreh- und Angelpunkte der Gemeindearbeit“. Die dort Beschäftigten seien wichtige Kommunikationspersonen, die „Gemeinden auch über Vakanzen hinweg retten!“
Als nicht sinnvoll sieht es der Strukturausschuss an, wenn Vertretungsdienste in den Gemeindebüros durch GemeindepfarrerInnen geleistet werden.
Für Kooperationen zwischen den Gemeinden könnten heute auch technische Hilfsmittel genutzt werden: Anrufweiterschaltungen zwischen unterschiedlich besetzten Gemeindebüros etwa erweiterten direkte Kommunikations-spielräume.

Die Kreissynode beschloss, dass die Arbeit in den Gemeindebüros durch Kooperationen von Beschäftigen von Nachbargemeinden gestärkt werden soll und verbindliche Regelungen der Vertretung getroffen werden müssen.  Bei anstehenden Veränderungen sollen die Nachbargemeinden informiert und Kooperationsmodelle geprüft und evtl. umgesetzt werden.

Generell – so der Synodenentscheid – wird sich der Kirchenkreis bei der künftigen Personalplanung aller Arbeitsbereiche am Modell der „Mischformen“ orientieren. Das Mischformen-Modell ist – so der einmütige Synodenentscheid – von allen Möglichkeiten das weitestgehende Modell und ermöglicht mannigfache kreative Variationen und Kombinationen der verbindlichen Zusammenarbeit (zwischen Kirchenkreis und Gemeinden sowie Gemeinden untereinander), um möglichst viele Angebote vor Ort zu erhalten.

September 2015: Delegation reist nach Muku

Schon im September 2015 wird erstmals nach vielen Jahren wieder eine Delegation des Kirchenkreises zu den langjährigen Partnern nach Muku (Kongo) reisen. Mit dabei: Pfarrerin Almuth Germann (Freusburg) und die Kreisvorsitzende der Frauenhilfe Brigitte Busch (Herdorf). Bei der Herbstsynode sollen die Reiseerfahrungen der Delegation präsentiert werden.

Synode wählte:

Klaus Dahm (Kirchengemeinde Flammersfeld) wurde einstimmig als „Synodalältester“ in den Kreissynodalvorstand gewählt. Der bisherige Stellvertreter folgt damit Christa Hillmer (Altenkirchen) nach, die jüngst altersbedingt aus dem Gremium ausschied.
Als Dahms Stellvertreter wurde der Wissener Presbyter Kurt Höblich gewählt.

Neue KSV Mitglieder

Klaus Dahm( rechts) aus der Kirchengemeinde Flammersfeld wurde einstimmig in den Kreissynodalvorstand gewählt, Kurt Höblich (KG Wissen) als sein Stellvertreter. Beide sind für die Amtszeit bis 2016 gewählt!

Weitere Wahlergebnisse:

  • Timo Schneider, Leiter des Diakonischen Werkes, wurde zum stellvertretenden Vorsitzenden des Fachausschusses „Seelsorge“ gewählt.
  • Toni Stum (KG Gebhardshain) wurde zum stellvertretenden Vorsitzenden des Fachausschusses „Theologie und Gottesdienst“ gewählt.
    Zu neuen Mitgliedern in diesem Ausschuss wurden Pfarrer Joachim Triebel-Kulpe (KG Almersbach) und Prädikant Eckhard von Osten-Sacken (KG Flammersfeld) gewählt.
  • Pfarrer Martin Haßler (Betzdorf) wurde zum 2. stv. theologischen Abgeordneten für die Landessynode gewählt.
  • Thorsten Bienemann wurde in den Fachausschuss „Umwelt, Mitwelt und Bewahrung der Schöpfung“ gewählt.

Vor 25 Jahren

Ein Buchgeschenk und Glückwünsche gab es bei der Kreissynode für Pfarrer Martin Autschbach (links). Der Schulreferent der Kirchenkreise Altenkirchen und Wied wurde vor 25 Jahren ordiniert. Assessor Marcus Tesch gratulierte zum Ordinationsjubiläum.

Abendmahlsgottesdienst ging Synode voran

Den Beratungen der Kreissynode war ein Abendmahlsgottesdienst in der Altenkirchener Christuskirche vorangegangen.
Pfarrer Steffen Sorgatz (Daaden) predigte, Kreiskantor Alexander Kuhlo setzte musikalische Akzente.
Die Situation von weltweit millionenfachen Flüchtlingsschicksalen wurde im Gottesdienst ebenfalls in den Blick genommen. Passend zum „UN-Gedenktag für Flüchtlinge“ am Synodentag wird auch die dort gesammelte Kollekte eingesetzt: Rund 550 Euro fließen in den „Rechtshilfefonds für Flüchtlinge“ des Diakonischen Werkes des Kirchenkreises. PES.