Kreissynode 2014: Nachbericht

Auftakt mit Martinshörnern

 

Kreissynode in Kirchen zeigte viele Verbindungen „in die Welt“

Schon der Abendmahlsgottesdienst in der Lutherkirche in Kirchen zum Auftakt der Herbstsynode des Kirchenkreises machte akustisch sehr deutlich, wie sehr man „inmitten  der Welt“ verankert und das eigene Handeln mit dem „Ringsum“ verbunden ist. Kantor Alexander Kuhlos Bach-Interpretation auf der renovierungsbedürftigen Orgel stand in stetiger Konkurrenz zu immer wiederkehrenden Klängen diverser „Martinshörner“. Außerhalb der Kirchenmauern sammelte sich ein Großaufgebot an Löschzügen aus Kirchen und Betzdorf, um – gemeinsam mit weiteren Rettungskräften – für den Ernstfall einer großen Schadenslage im nahen DRK-Klinikum zu proben.
Dieses „Alles was draußen passiert, berührt uns direkt!“ zog sich dann wie ein roter Faden durch die zweitägige Kreissynode, zu der die rund 70 Abgesandten aus den 16 evangelischen Kirchengemeinden, aus Kirchenkreis und Einrichtungen mit ihren Gästen diesmal in Kirchen zusammen gekommen waren.

Abendmahlsgottesdienst

Mit einem Abendmahlsgottesdienst in der Lutherkirche startete die zweitägige Kreissynode. Den Gottesdienst gestalteten(erste Reihe von links) Superintendentin Andrea Aufderheide, Gemeindepfarrer Eckhard Dierig (Kirchen) und Berufsschulpfarrerin Nicola Löser-Rott, die die Synodenpredigt hielt. Kreiskantor Alexander Kuhlo war für den musikalischen Part zuständig. Alle Fotos: Petra Stroh

Ob weltweite Flüchtlingsströme, bundespolitische und fiskalische Entscheidungen, Bauvorgaben oder Verwaltungsstrukturgesetze: All diese berühren unmittelbar die Entscheidungen, die eine Kreissynode zu treffen hat.
Superintendentin Andrea Aufderheide gab in ihrem jährlichen Bericht an die Synode sowohl Rück- wie auch Ausblicke und machte die Vernetzungen deutlich.
„Gastfreundschaft und Aufnahme der Menschen, die auf der Flucht sind und bei uns ankommen, sind ein erster Schritt“, unterstrich die Theologin. „Einander annehmen und Gemeinschaft gestalten sind die weitaus größere Herausforderung und Aufgabe“, betonte sie angesichts der steigenden Zahl von Flüchtlingen. Aktuell seien es im Landkreis Altenkirchen mehr als 450.
250 Menschen betreue derzeit das Diakonische Werk des Kirchenkreises im Bereich der Asylverfahrensberatung, außerdem erführen hier 50 von Krieg und Folter traumatisierte Flüchtlinge intensive psychotherapeutische Begleitung. Flüchtlinge und Fremde willkommen zu heißen, sich ihnen zuzuwenden und begleitend an ihrer Seite zu sein, sind für die Superintendentin sichtbare Zeichen von Nächstenliebe. Sie dankte allen, die in den Gemeinden – auch in Zusammenarbeit mit dem Diakonischen Werk – an unterschiedlichsten Unterstützungsangeboten für Flüchtlinge mitwirken oder niedrig schwellige Angebote zeitnah umsetzen wollen.
Mut machten sich die Synodalen auch gegenseitig, sich auf den Weg zu den Flüchtlingen ihrer Region zu machen, „Patenschaftsbeziehungen“ zu schaffen, auch wenn Datenschutzbestimmungen manches erschwert und man nicht immer gleich erfahre, ob und wie viele neuen Flüchtlinge es im Umfeld gibt.

Das Diakonische Werk ist die einzige Einrichtung im Kreis Altenkirchen, die eine Verfahrungsberatung, sozialpädagogische Begleitung und therapeutische Begleitung von Flüchtlingen anbietet. Das Psychosoziale Zentrum des Diakonischen Werks Altenkirchen ist eines von nur dreien in ganz Rheinland-Pfalz, das therapeutisch mit traumatisierten Flüchtlingen und Folterüberlebenden arbeitet. Vor allem die vielen Kriegsflüchtlinge bekommen hier eine Hilfe.
Das globale Thema der Flüchtlingsarbeit mit all seinen Herausforderungen berührt vielfältig die Gemeinden und Einrichtungen des Kirchenkreises. So ist etwa das Diakonische Werk, angesichts zunehmender Nachfrage hilfsbedürftiger Menschen bei gleichzeitig immer unzureichender finanzieller Unterstützung durch EU, Bund und Land permanent gefordert diese wichtige Aufgabe auch personell/finanziell zu stemmen. Froh ist man im Diakonischen Werk – so dessen Geschäftsführer Timo Schneider-, dass sich Kirchengemeinden unterstützend in der Flüchtlingsarbeit engagieren. Mal durch entsprechende Geldsammlungen, aber auch in Form von „Unterstützerkreisen“.
Mit Geldern des Flüchtlingsfonds der Evangelischen Kirche im Rheinland konnten das Diakonische Werk zudem in Kirchen und in Altenkirchen Gruppenangebote für Flüchtlinge und Einheimische organisieren. So schuf man einen Treffpunkt und fördert den interkulturellen Austausch.

In ihrem Bericht

In ihrem Bericht an die Synode griff die Superintendentin die weltweite Flüchtlingssituation auf und ermunterte die Gemeinden vor Ort ihr Engagement zugunsten dieser Menschen fortzuführen und auszubauen.

Dankbar war die Superintendentin über rund 750 Euro, die während Gottesdienst und Synodaltagung in Kirchen für den „Rechtshilfefonds“ der Flüchtlingsberatung des Diakonischen Werkes im Kirchenkreis zusätzlich gespendet wurden und nun bereitstehen, wenn juristische Hilfen im Zuge der Flüchtlingsarbeit vonnöten sind.

Strukturprozess und Finanzen
Demographische und gesellschaftliche Veränderungen fordern die Handelnden in Kirchenkreis und Gemeinden stetig heraus. Vor allem auch finanzielle Entwicklungen und Prozesse – wie die Umstellung auf das „Neue kirchliche Finanzwesen/NKF“ – verändern Handlungsspielräume.
Seit mehreren Jahren nimmt die Synode die kirchlichen Arbeitsfelder in den Blick, um sie „zukunftssicher“ zu gestalten. Der  Strukturausschuss – Vorsitzende Ilse Sonnentag –  leistet dazu Vorarbeiten; der Finanzausschuss – Vorsitzender Pfarrer Hans-Jürgen Volk – versogt mit entsprechendem Zahlenmaterial.
Neben einigen Zwischenschritten beschloss die Kreissynode konkret ihren 7,62 Millionen-Jahresetat für 2015. Dessen Fehlbetrag – ca. 203 000 Euro – wird durch die Ausgleichsrücklage gedeckt. Beschlossen wurde zudem eine Systemänderung bei der „Kreiskirchlichen Umlage“, aus der sich die Kirchenkreis-Arbeit finanziert. Statt des bislang praktizierten Einzugs eines „Pro-Kopf-Beitrags“ (pro Gemeindemitglied) wird nun auf ein „prozentual am Kirchensteuer-Aufkommen“ orientiertes System umgestellt. So soll eine – für Kirchenkreis und zahlende Gemeinden – nachvollziehbare Regelung der Verteilung erreicht werden, die drei Jahre (dann wird jeweils überprüft) Planungssicherheit  garantiert. Kirchenkreis wie auch Gemeinden bekämen gleichermaßen damit direkt die positiven und negativen Entwicklungen des Kirchensteueraufkommens zu spüren.
Beschlossen wurden zudem eine organisatorische Zusammenführung von Diakonischem Werk und Beratungsstelle sowie ein Antrag an die Landessynode.
Befürchtet werden die Folgen der landeskirchlichen Haushaltskonsolidierungen für die Arbeit  auf Kirchenkreis- und Gemeindeebene. Mehrheitlich setzten sich die Altenkirchener Kreissynodalen daher dafür ein, dass die vorgesehenen Kürzungen auf landeskirchlicher Ebene – insbesondere in den Bereichen Seelsorge, Diakonie, Mission, Bildung und Jugend – angesichts überraschend positiver Entwicklungen bei den aktuellen Kirchensteuereinnahmen noch einmal überprüft und die „neuen“ finanziellen Spielräume vor allem im Blick auf einen sozialverträglichen Umgang mit den Beschäftigten genutzt werden sollten.

Dechant

Dechant Rudolf Reuschenbach vom katholischen Dekanat Kirchen kam in „geschwisterlicher Verbundenheit“ zur Synode und berichtete von der Trierer Bistumssynode.

Zukunftsfragen gemeinsam angehen
Der katholische Dechant Rudolf Reuschenbach (Dekanat Kirchen),  Pfarrer in der Pfarreiengemeinschaft Gebhardshain-Elkenroth, ist seit vielen Jahren ein aufmerksamer Begleiter der Synoden im Evangelischen Kirchenkreis Altenkirchen – auch aus „pastoraler Neugierde“, wie er schmunzelnd erzählte,  Er informierte diesmal die „Schwesterkirche“ über die Hintergründe und den Verlauf der dreijährigen „Bistumssynode“ in Trier. Hier stelle man sich ebenso den drängenden Zeitfragen. „Wir erhoffen uns  viele Impulse für den Weg
in die Zukunft, gerne auch gemeinsam“, resümierte er. Er sei dankbar für allen ökumenischen Austausch, und das Reformationsjahr 2017 will er mit einem „starken Akzent des Aufeinander-Zugehens“ verbunden sehen. 2015 – so sein Angebot – will er die Evangelische Kreissynode in Altenkirchen über die Fortsetzung der Bistumssynode informieren.

Im katholischen Bistum Trier, zu dem auch die „Oberkreis-Gemeinden“ im Kreis Altenkirchen gehören,  wurde 2013 eine dreijährige Synode (die erste seit 1959) ausgerufen. In dieser Synode – es gibt dazu zahlreiche Vollversammlungen und Beratungen in der Diözese – will man gemeinsam Antworten finden, wie sich Kirche angesichts rasant ändernder Rahmenbedingungen „auf einen guten Zukunftsweg“ machen sollte und kann.

40 Jahre Beratungsstelle/Dank an Wolfgang Fanter

In ihrem Bericht an die Synode freute sich Superintendentin, dass sie erneut auf die nah und einfühlsam an den Bedürfnissen der Ratsuchenden orientierte Arbeit im Kirchenkreis aufmerksam machen konnte. Sie erinnerte daran, dass am 12. Dezember 2013 die Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Erwachsene des Ev. Kirchenkreises gemeinsam mit Kooperationspartnern ihr 40-jähriges Bestehen feiern konnte.
„Die Vielfalt der über die Jahre gewachsenen Angebote der Ev. Beratungsstelle verdeutlicht, wie sensibel und differenziert auf die sich verändernden Lebensbedingungen in unserer Gesellschaft eingegangen werden muss. Die Herausforderungen unserer postmodernen Gesellschaft mit ihren sich in schnellem Tempo vollziehenden Prozessen von Mobilität, Flexibilität und Globalität lassen immer weniger Raum für individuelle, menschenfreundliche und familienförderliche Lebenskonzepte. Zeitdruck bei der Alltagsbewältigung, vielschichtige Überforderungssymptome, höheres Armutsrisiko aufgrund steigender Lebenshaltungskosten und sich verschlechternder Einkommenssituationen sind nur einige der Faktoren, die die Realität vieler, insbesondere allein erziehender Familien kennzeichnen.
Die Angebote der Ev. Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Erwachsene im Ev. Kirchenkreis Altenkirchen versuchen, auf die Bedürfnisse der Ratsuchenden situationsgerecht und diskret einzugehen. Einfühlsam begleiten die Mitarbeitenden des Beratungsteams Menschen bei der Entwicklung individueller und zugleich ganzheitlich orientierter Lebensperspektiven – „ihrer“ Vision von Leben. Sie helfen, in beratender Begegnung Krisen zu bewältigen und den Weg der Neuorientierung in Alltagszusammenhängen auch mit seelsorglichen Impulsen zu stärken. „Darum nehmt einander an, wie auch Christus euch zur Ehre Gottes angenommen hat.“
Psychologische und sozialpädagogische Beratungsarbeit „unter dem Dach von Kirche“ versteht sich als Teil dieses Seelsorgeauftrags der Kirche, die Menschen in Nöten etwas von der Menschenfreundlichkeit Gottes und von „seiner“ Vision von Leben“ „für uns“ erfahrbar machen will. Daher danke ich allen hauptberuflichen und ehrenamtlichen Mitarbeitenden der Ev. Beratungsstelle für ihren engagierten seelsorglichen und gesellschaftsdiakonischen Dienst!“

Der besondere Dank der Superintendentin galt Wolfgang Fanter, der als Diplom-Psychologe seit Juli 1980 die Ev. Beratungsstelle unseres Kirchenkreises mit unermüdlichem Einsatz und hoher fachlicher Kompetenz geleitet hat und zum 31.12.2014 in den Ruhestand tritt:
Herr Fanter hat als kreativer Impulsgeber für zahlreiche innovative Angebote der Beratungsstelle gewirkt (ich erwähne nur beispielhaft als Projekte jüngeren Datums die Familienbegleiter, die Biographiearbeit und den „Tag der Seelsorge“, der in seiner Gestalt einmalig in der Landeskirche ist) und hat gute Netzwerkstrukturen nach innen und außen entwickelt. In seinem nunmehr letzten Jahresbericht 2013 zieht Herr Fanter anlässlich des 40-jährigen Bestehens der Ev. Beratungsstelle folgendes Resümee: „So wie sich die Beratungsstelle heute präsentiert, ist sie bei nur geringer Personalfluktuation über die Jahre hinweg das gemeinsame Werk der Mitarbeitenden, die ihre Arbeit bewusst in den Dienst der Kirche gestellt und ihre Tätigkeit über die eigentlich beraterisch-therapeutische Tätigkeit hinaus als eine besondere Form kirchlicher Seelsorge aufgefasst und sich in diesem Sinne engagiert haben.“ Dass sich dieses ausgeprägt seelsorgliche Profil in der Beratungsstelle unseres Kirchenkreises so authentisch widerspiegelt, ist nicht zuletzt das die Arbeit prägende Engagement ihrer Leitung. Im Namen der Kreissynode sage ich Herrn Fanter für sein vielfältiges, aus lebendigem Glauben heraus gelebtes Wirken herzlichen Dank!

Neue Vorsitzende des Jugendausschusses
Jugendreferentin Carola Paas wurde bei der Kreissynode einstimmig zur neuen Vorsitzenden des Jugendausschusses gewählt. Ebenso einstimmig wurde Peter Dieck (Kirchengemeinde Schöneberg) in den Jugendausschuss nominiert. Als „Synodalbeauftragter Notfallseelsorger“ wählte die Synode den Altenkirchener Schulpfarrer Martin Gerhards. Er folgt dem ehemaligen Birnbacher Pfarrer Hans-Jörg Ott nach, der in eine Gemeinde ins Saarland  wechselte.

Kirchenkreis plant „Rückumzug“ im Dezember
Fast abgeschlossen hat der Kirchenkreis den Umbau vom „Haus der Evangelischen Kirche“, der neben den „inhaltlichen Umbauprozessen“ viel Einsatz forderte. Wie Superintendentin Andrea Aufderheide der Synode berichtete, soll Ende Dezember der „Rückumzug“ in den Altenkirchener Stadthallenweg vonstatten gehen. Die derzeit auf mehrere Standorte verteilten Arbeitsbereiche – einschließlich des Diakonischen Werkes – sind dann wieder unter einem Dach vereint. Ab 5. Januar, so hofft man, sollen alle wieder an ihrem vertrauten Platz arbeiten. Ende Februar will der Kirchenkreis bei einem „Tag der offenen Tür“ allen Interessierten aus Gemeinden und Kirchenkreis die Gelegenheit zum „Einblick“ bieten. PES.