Kreissynode 2009 Bericht

Kreissynode in Herdorf

Vier Regionen sind nun erstmal fest geschrieben

Frühjahrssynode wird sich mit der Armutsbekämpfung beschäftigen

Blick in den Saal

Blick in den Saal des Gemeindehauses in Herdorf wo die Kreissynode tagte. Viele Beschlüsse wurden einstimmig oder in großer Einmütigkeit gefasst.

„Vor allem in ländlichen Regionen muss der Brisanz wachsender versteckter Armut äußerst sensibel begegnet werden!“ Superintendentin Andrea Aufderheide riet bei der Herbstsynode des Kirchenkreises  am 13./14. November in Herdorf, „genau hinzusehen und wahrnehmen, wie es Kindern geht, und dafür einzutreten, dass jedem jungen Menschen der Zugang zu gerechter Teilhabe am gesellschaftlichen Leben eröffnet und gewährleistet wird“. Dies seien, so Aufderheide in ihrem Bericht an die Synode, letztlich auch stabilisierende Faktoren für das Wohl und die Zukunft des Gemeinwesens.

Im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten zum 50jährigen Bestehen des Diakonischen Werkes im Kirchenkreis Altenkirchen gab es im August in Betzdorf bereits eine Regionalkonferenz „Gemeinsam aktiv gegen Kinderarmut“. Im Juni 2010 (19.6 in Almersbach/Oberwambach) wird sich die Synode des Kirchenkreises – so das Votum am Wochenende – intensiv mit dem Thema „Armutsbekämpfung“ beschäftigen.

Superintendentin Andrea Aufderheide

Superintendentin Andrea Aufderheide gab erstmals im Amt ihren Jahresbericht vor der Kreissynode ab. Vor den Synodalen aus den 16 Kirchengemeinden mahnte sie – mit Blick auf zunehmende Verarmung – genau hinzusehen und sich für eine Gesellschaft einzusetzen, die „chancenreich“ sein müsse.

Erster Superintendentinnen-Bericht im Amt

Nach ihrer Wahl zur Superintendentin im Herbst 2008 war es der erste Bericht, den Pfarrerin Andrea Aufderheide an die rund 70 Synodalen aus den 16 evangelischen Kirchengemeinden hielt.

Bislang musste die Superintendentin für fast ein Jahr ihr neues Amt mit dem Dienstauftrag als Berufsschul-Pfarrerin an der BBS Wissen in Einklang bringen. Diese Doppelbelastung wird – so die Information auf der Synode – ab Dezember 2009 nun ein Ende haben. Pfarrerin Nicola Löser-Rott wurde kürzlich in die Entlastungspfarrstelle gewählt und wird künftig 75 Prozent der Schulpfarrstelle übernehmen und der Superintendentin damit Raum einräumen für ihr kirchliches Amt.

In ihrem Bericht an die Synode hob Andrea Aufderheide u.a. das breit gefächerte sozialethische und gesellschaftsdiakonische Engagement im Kirchenkreis hervor. In allen Kirchengemeinden gäbe es Angebote für junge Menschen, mehrere Kirchengemeinden hielten Einrichtungen für Kinder und Jugendliche vor, und wirkten auch so pädagogisch ergänzend zum familiären und sozialen Umfeld der Heranwachsenden.

Vertreter der Kirchengemeinden Betzdorf, Kirchen, Daaden und Wissen

Vertreter der Kirchengemeinden Betzdorf, Kirchen, Daaden und Wissen haben sich erst jüngst auf eine „Interessengemeinschaft der Kindertagesstätten“ verständigt und unterzeichneten am Wochenende einen Vertrag zu dieser übergemeindlichen Vernetzung.

Die Kirchengemeinden Betzdorf, Kirchen, Daaden und Wissen haben sich erst jüngst auf eine „Interessengemeinschaft der Kindertagesstätten“ verständigt und unterzeichneten am Wochenende einen Vertrag zu dieser übergemeindlichen Vernetzung.

Um in Zeiten zurückgehender Finanzen (nach den Haushaltsplanungen stehen im Kirchenkreis 2010 rund 2,22 Millionen Euro weniger als 2008 zur Verfügung) in möglichst vielen Arbeitsfelder aktiv bleiben zu können, will man in Kirchenkreis und Gemeinden durch optimale Vernetzung handlungsfähig bleiben. Dazu dient auch die schon seit 2005 vorbereitete und immer stärker praktizierte „Regionalisierung“. Im Herdorfer Gemeindehaus stellte die Kreissynode nun die vier entstandenen „Regionen“ als Arbeitsgrundlage fest.

Pfarrer Hans-Jürgen Volk beim Verlesen des Finanzberichtes 

Pfarrer Hans-Jürgen Volk trug als Vorsitzender des Finanzausschusses den Finanzbericht vor. Nur durch die Entnahme von Rücklagen kann der Haushalt 2010 ausgeglichen werden.

Regionen

In vier, statt ehemals fünf angedachten Regionen gibt es die sehr enge Zusammenarbeit der Gemeinden, mit der möglichst viele Synergieeffekte erzielt werden sollen.

Die „Region A“ umfasst die Gemeinden Almersbach, Altenkirchen, Hamm und Hilgenroth, die „Region B“ wird von Birnbach, Flammersfeld, Mehren und Schöneberg gebildet. In der „Region C“ sind Betzdorf, Freusburg, Kirchen und Wissen vereint und in der „Region D“ Daaden, Friedewald, Gebhardshain und Herdorf-Struthütten. Synodalassessor Marcus Tesch (Wissen) unterstrich, dass es sich bei den Regionen zwar um keine „formaljuristische Größe“ handele,  aber um ein ausgesprochen reges lebendiges Miteinander. „Die Regionen entstanden bereits, bevor wir sie auf dem Papier festgehalten haben.“ Künftig wird der Kirchenkreis bei allen Entscheidungen – insbesondere auch in personal- und finanztechnischen Fragen – die Regionen statt einzelner Kirchengemeinden in den Blick nehmen.

Karte: Kirchengemeinde in Regionen

Für zunächst sechs Jahre wird im Evangelischen Kirchenkreis Altenkirchen die Seelsorge in Krankenhäusern aufgestockt. Eine halbe Pfarrstelle – so der Beschluss der Kreissynode – soll dafür zusätzlich bereitgestellt werden. Diese Arbeitszeit soll den Mitarbeitenden und Patienten in den Krankenhäusern Altenkirchen und Wissen zugute kommen. Im DRK-Klinikum in Kirchen gibt es bereits seit vielen Jahren eine evangelische Krankenhaus-Seelsorgerin. In einer sehr engagierten Debatte ging es um die Möglichkeiten, wie die halbe Pfarrstelle im Kirchenkreis am sinnvollsten organisiert werden kann. Mehrheitlich stimmte die Synode dafür, eine halbe Pfarrstelle nur für den Arbeitsbereich auszuschreiben. Sollte es dafür keine BewerberInnen geben, besteht nach dem Synodenbeschluss die Option die Krankenhaus-Seelsorge mit einer halben Stelle im Gemeindedienst zu verbinden. Mehrheitlich nicht gewünscht war den 50prozentigen Stellenumfang auf zwei PfarrerInnen aufzuteilen.

 

Carola Dierig, Vorsitzende des Kreismissionsausschusses, informierte die Kreissynode über nicht akzeptable Bedingungen der Visa-Vergabe an kirchliche Gäste, insbesondere aus Afrika. Nicht nur damit sich 2010 anlässlich des 30jährigen Bestehens der Partnerschaft Altenkirchen/Muku auch Gäste aus dem Kongo hier einfinden könnte, appellierte die Kreissynode einstimmig für ein Überdenken der Visa-Vergabe-Praxis. Landeskirche und EKD sollen sich stark machen für eine gute politische Lösung.

Kreiskirchentag im August 2010 in Altenkirchen

Im August 2010 soll es wieder einen Kreiskirchentag geben. Zu dem Großereignis, das in Altenkirchen gefeiert wird, sollen auch Freunde aus Partnerkirchenkreisen dabei sein können. Damit dies vor allem auch mit Blick auf die Partner aus Muku/Kongo gelingen kann (2010 feiert die Partnerschaft mit den afrikanischen Freunden ihr 30jähriges Bestehen), votierte die Kreissynode einstimmig dafür, dass über Landeskirche und EKD „Druck“ auf die politisch Verantwortlichen ausgeübt wird, dass Gäste von kirchlichen Initiativen überhaupt eine reelle Chance bekommen, mit einem Visum einreisen zu dürfen, und dass eine derzeitig „intransparente Vergabe von Besuchervisa“ überdacht wird.

Stiftung soll insbesondere Kinder, Jugendliche und Senioren unterstützen

Bereits bei der Frühjahrssynode 2009 hat die Kreissynode angeregt, eine kreiskirchliche Stiftung zu gründen. Nun wurde in einer Satzung beschlossen, dass der Zweck dieser Stiftung die dauerhafte Förderung der kirchlich-diakonischen Arbeit im Kirchenkreis sein soll. Der Stiftungszweck soll verwirklicht werden durch die Unterstützung der Verkündigung, Seelsorge und Diakonie, insbesondere durch die Unterstützung der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Senioren.

Der Kapitalgrundstock in Höhe von 200 000 Euro soll der Ausgleichsrücklage entnommen werden. Mit dem Votum für die vorgelegte Satzung verband die Kreissynode auch die Auflage, dass das Stiftungsvermögen unter christlichen, sozialen und ökologischen Gesichtspunkten anzulegen ist, um eine wirklich nachhaltige Entwicklung zu fördern.

Spontane Sammlung und Unterstützung für rumänische Schule

Zudem beschloss die Kreissynode für die evangelische Schule in Codlea (Partnergemeinde in Rumänien/gemeinsam mit dem Partnerkirchenkreis Templin-Gransee) einen Sonderbeitrag zu überweisen, damit dort sofort eine neue Heizungsanlage eingebaut werden kann. Da der rumänische Winter bereits begonnen hat, erfordert der Ausfall der überalterten und ineffizienten Heizung einen sofortigen Neubau einer Holz-Heizungsanlage, der durch eine Sonderkollekte bei der Synode und eine Spende aus dem kreiskirchlichen Haushalt finanziert werden soll, ergänzt durch Unterstützungsgelder aus den Gemeinden.

Kreissynodalvorstand

Erstmals in der neuen Konstellation im Dienst bei einer Herbstsynode mit ihren zahlreichen Regularien: der Kreissynodalvorstand (v.l.) Synodalälteste Ulrike Thiel-Schmidt, Synodalälteste Gerlinde Eschemann, Pfarrer Hans-Jörg Ott(Skriba), Superintendentin Andrea Aufderheide, Pfarrer Marcus Tesch (Synodalassessor) und die Synodalältesten Christa Hillmer und Erwin Kölbach.

Weitere synodaler Ausschuss setzt sich fürs Ehrenamt ein

Seine Arbeit aufnehmen kann künftig auch ein neuer synodaler Ausschuss. Die Kreissynode bestätigte neue Mitglieder und den Vorsitzenden Pfarrer Eckhard Dierig (Kirchen) für den Fachausschuss „Ehrenamt“.

Paul Seifen (Flammersfeld) und Hans-Jürgen Volk (Eichelhardt) wurden von der Kreissynode beauftragt, künftig gemeinsam den Kirchengemeinden bei der Einführung des „Neuen Kirchlichen Finanzwesens/NKF“ beizustehen. Bis 2012 müssen alle Kirchengemeinden von der bisherigen Praxis der Haushalts-Aufstellung auf das „NKF“ umsteigen und benötigen neben landeskirchlicher Unterstützung auch Ansprechpartner vor Ort.

Synodale beim Essen in der Mittagspause

Als hervorragende Gastgeber präsentierte sich die Kirchengemeinde Herdorf für die Mitglieder der Kreissynode. Ein großes engagiertes Team sorgte dafür, dass die Synodalen während ihrer zweitägigen Tagung „bei Kräften blieben“. Superintendentin Andrea Aufderheide dankte den Teammitgliedern mit einem „fairen Dankeschön“.

Uwe Danner, Paul Seifen, Herta Kühn

Paul Seifen (Bildmitte) Leiter des Verwaltungsamtes bei seiner letzten Synode im Amt. Im Januar tritt der versierte Verwaltungsfachmann die Freistellungsphase seiner Altersteilzeit an. Bei der Synode in Herdorf wurden bereits vielfach die Verdienste Seifens gewürdigt, der mit seiner besonderen Sachkenntnis und seiner besonnen Art die Verwaltung des Kirchenkreises , lange Zeit als „Rentamt“ benannt, maßgeblich bestimmt habe. Uwe Danner(links) wird künftig das Verwaltungsamt leiten. Die offizielle Amtsübergabe wird im Januar erfolgen.

Alle Fotos: Petra Stroh