Konfirmation 2014

Ein Evangelisches Erfolgsmodell

Rund 350 junge Leute feiern ihre Konfirmation im Kirchenkreis

Die Vorbereitungen laufen. Ab dem kommenden Wochenende und an weiteren Mai-Sonntagen, in manchen Gemeinden im Juni: Traditionell ist die nachösterliche Phase für evangelische Kirchengemeinden die Zeit der Konfirmationen.
Im Evangelischen Kirchenkreis Altenkirchen werden in diesem Jahr rund 350 junge Menschen konfirmiert, in der Evangelischen Kirche im Rheinland insgesamt rund 22 500. Damit feiern 90 Prozent der getauften 14-Jährigen dieses Fest an der Schwelle zum Erwachsenenleben.

In diesem Jahr sind es im Kreis Altenkirchen besonders wenige junge Menschen, die zur Konfirmation gehen. Allerdings wohl ein  „jahrgangsbedingtes“ Phänomen: In vielen der 16 Gemeinden im Evangelischen Kirchenkreis bereiten sich auf die Konfirmation 2015 bereits wieder eine größere Anzahl junger Menschen vor.

Konfis

Kreisweit werden in den kommenden Wochen die Konfirmationsgottesdienste den Evangelischen Kirchengemeinden gefeiert. Der Konfirmation geht eine ein- bis zweijährige Vorbereitungszeit voraus, in der sich die Jugendlichen  mit ihrem Glauben beschäftigen und ihr Wissen um „Gott und die Welt“ erweitern. Foto: Joachim Gerhardt.

Besonderer Tag für Jugendliche und ihre Familien

Es sind besondere Momente, wenn die Konfirmanden-Jahrgänge feierlich an „ihrem Tag“ in die Kirche einziehen: über viele Jahre hinweg haben sich in den einzelnen Gemeinden die Rituale entwickelt, die für ein festliches Umfeld des Konfirmationstages sorgen. Blumenschmuck und Fahnen, oftmals sorgen Kirchen-, Jugend- und Posaunenchöre oder auch Bands für besondere musikalische Akzente in den Gottesdiensten: Feierliche Momente für die Jugendlichen und ihre Angehörigen.

Den Konfirmationstagen geht eine Vorbereitungszeit voraus, in der sich die jungen Leute mit Fragen des Glaubens beschäftigen, aber auch mit Themen wie Freundschaft, Sinn des Lebens und die Verantwortung für andere.
Wie eine bundesweite Studie zeigt, schätzen Jugendliche an ihrer Konfizeit neben Freizeiten, Praktika, Fahrten und anderen Aktivitäten die Diskussion über religiöse Themen. 86 Prozent von ihnen haben in dieser Zeit mehr über Gott und den christlichen Glauben erfahren. 80 Prozent gaben an, darüber ins Nachdenken gekommen zu sein, was gut oder schlecht für ihr Leben ist.

Statistik Gottesdienstbesuch

 

Verschiedene Modelle der Vorbereitung

Zur Vorbereitung auf die Konfirmation gibt es in den 16 Kirchengemeinden verschiedene Modelle. In vielen Gemeinden erstreckt sich die Konfirmandenzeit weiterhin traditionell über zwei Jahre (Katechumenen- und Konfirmandenzeit) mit Unterricht im wöchentlichen oder 14-tägigen Rhythmus. Andere Gemeinden erproben eine einjährige Vorbereitungszeit mit wöchentlichen Einheiten.
In Betzdorf und Kirchen wiederum gibt es die ersten Unterrichtsjahre bereits während der Grundschulzeit (3. bzw. 4.Klasse). Mit dem dort erlernten Basiswissen „überbrücken“ die Kinder die Zeit bis zum eigentlichen Konfirmandenjahr (7. Schuljahr): Sie nutzen u.a. Angebote der Kinder- und Jugendarbeit und wachsen so kontinuierlich ins gemeindliche Umfeld hinein.

Da das Zeitbudget der Jugendlichen durch Ganztagsunterricht in den Schulen unterhalb der Woche immer knapper wird,  versuchen sich die Kirchengemeinden mit weiteren Varianten der Konfiarbeit darauf einzustellen. So gibt es – etwa in Daaden – ein Konzept, das die Lerninhalte statt in wöchentlichen Einheiten konzentriert bei zehn Konfirmanden-Wochenenden bündelt.

Zwar gilt in Rheinland-Pfalz eine Verwaltungsvorschrift, nach der in den siebten und achten Klassen pflichtunterrichtsfreie Nachmittage für den Konfirmandenunterricht eingerichtet werden müssen. Dennoch legen Schulen auch schon mal wichtige Fächer auf diese Nachmittage und stellen den Konfirmanden die Teilnahme frei. Häufig entscheiden sich die Jugendlichen dann eher für die Schule als für die Kirche.

Die Idee, die Konfirmandenvorbereitung in den Nachmittagsunterricht der Schulen zu integrieren, lehnen viele Gemeindepfarrer und Landeskirche gleichermaßen ab. Dabei gehe – so das Argument der Kritiker – ein wichtiges Element  des Konfirmandenunterrichts verloren: Die gemeinsame Vorbereitung von Jugendlichen aller Schularten.

Auch die Idee, Aktivitäten der Konfiarbeit auf den Samstag zu verlegen, wird mancherorts  kritisch gesehen, weil es zu sehr in die Freizeitgestaltung der Familien eingreife. Andere hingegen – wie etwa die Kirchengemeinde Wissen – schätzen es, dass bei den samstäglichen Treffen im Gegensatz zu einem wöchentlichen „Stundentreff“ mehr Raum für Gemeinschaftliches bleibt. So starten die Wissener Konfirmanden traditionell mit einem gemeinsamen Frühstück in ihre Lernphasen. In der räumlich größten evangelischen Kirchengemeinde im Kreis Altenkirchen wird die Konfirmationsvorbereitung als „Jahr mit Jesus“ begangen und orientiert sich am Lukas-Evangelium.

Foto vom Konficup

Der „Konficup“ gehört seit vielen Jahren für die Jahrgänge zur Konfirmandenarbeit dazu. Foto: Jan Kleinschmidt

Projekte, Konfi-Castle und Freizeiten

Neben dem eigentlichen Unterricht – egal in welcher Form er praktiziert wird – gibt es zahlreiche Begleitangebote für die jungen Menschen: So beteiligen sich etliche Gemeinden in der Vorbereitung zur Konfirmation am Projekt „Konfi-Castle“. Die gemeinsamen Tage der Konfirmanden aus den verschiedenen Kirchengemeinden im Kreis mit ihrem speziellen Programm auf der Burg Hohensolms, stehen hoch im Kurs. Schon etliche Konfirmanden-Jahrgänge haben die Tage dort als wichtigen Bestandteil ihres kirchlichen Unterrichts genossen. Hier – wie beim Unterricht insgesamt – wird auf „Inklusion“ gesetzt.
(Zusätzliche) Freizeiten zur Konfirmations-Vorbereitung oder thematische Wochenenden  (u.a. zu den Themenbereichen Abendmahl, Tod oder Taufe) haben bei  vielen Gemeinden ebenfalls Tradition. Natürlich auch, dass die Konfirmanden ihre Gemeinde kennenlernen. Ob  bei Praktika in gemeindlichen Einrichtungen oder bei „Schnupperbesuchen“ in den Gruppen und Kreisen: Hier gibt es viele Einblicke, ebenso bei den Gottesdiensten im Jahresverlauf.

Auch alle Mitarbeitenden einer Kirchengemeinde und deren Einrichtungen werden so kennengelernt. Vielen Menschen begegnen die Konfirmanden dabei mehrfach: Schon lange ist der Konfirmandenunterricht nicht mehr Sachen des Gemeindepfarrers allein. Teams aus Ehren- und Hauptamtlichen sorgen für eine gut begleitete Konfirmandenzeit.

Selbst sportliche und künstlerische Akzente stehen in der Vorbereitungszeit bis zur Konfirmation hoch im Kurs: Immer wieder qualifizieren sich Fußball-Mannschaften bei der kreisweiten Ausscheidung des „Konfi-Cup“ für das landeskirchenweite Finale. Aufs Siegertreppchen hat es dabei allerdings noch keine Mannschaft aus dem Kreis Altenkirchen gebracht.

Kunstwerke oder Verschönerungsaktionen, die von Konfirmandengruppen stammen, überdauern hingegen die Konfi-Zeit und erinnern noch Jahre später an eine besondere Lebensphase.

KOnfis beim Ernten
Konfirmandenunterricht kann auch so aussehen: Kartoffelernte zugunsten eines Projektes für den Altenkirchener Partnerkirchenkreis Muku/Kongo. Die Konfirmanden der Kirchengemeinde Birnbach packten damals im Vorfeld des Kirchentages in Köln fleißig bei der Feldarbeit zu. Solche Projekte fördern auch den Zusammenhalt der jungen Menschen. Im Herbst wollen bundesweit – auch im Kirchenkreis Altenkirchen – die Konfirmanden gemeinsam mit dem Bäckerhandwerk  Brote zugunsten weltweiter Jugendprojekte backen. Foto: Kirchenkreis-Archiv/Stroh

Im Herbst wollen Konfirmandengruppen Brot backen

Für den kommenden Herbst (Erntedankfest bis 1. Advent) startet EKD-weit eine besondere Aktion, die für den Folge-Konfirmationsjahrgang gedacht ist: „5000 Brote“. Dabei können Konfirmanden gemeinsam mit einheimischen Bäckern Brote zugunsten von Kinder- und Jugendbildungsprojekten in Lateinamerika, Afrika und Asien backen. Hierbei sollen den Jugendlichen globale Zusammenhänge und Verantwortung vermittelt werden. In der Kirchengemeinde Birnbach soll die Aktion im November im „Backes“ beim Weyerbuscher Raiffeisenzentrum ablaufen.

Info zur Konfirmation

Bei der Konfirmation bekräftigen die Jugendlichen, was ihre Eltern und Paten bei der Taufe im Säuglingsalter stellvertretend versprochen haben: ein Leben im christlichen Glauben zu führen. Daher der Name, der sich vom lateinischen „confirmare“ – „bekräftigen“ – ableitet. Die Konfirmation wird häufig mit der katholischen Firmung verglichen. Die wurde von den Reformatoren als Sakrament allerdings abgelehnt. In den Anfangsjahren der Reformation entstand eine eigene protestantische Feier, bei der Jugendliche zum ersten Mal zum Abendmahl gingen. Nach der Konfirmation können sie das Patenamt annehmen und die Gemeindeleitung – das Presbyterium – wählen.

 

Inklusion ist eigentlich der Normalfall

Interview mit Pfr. Rainer Schmidt

Herr Schmidt, die Konfirmandenarbeit in der rheinischen Kirche ist inklusiv. Was heißt das?
Alle evangelischen Jugendlichen einer Altersgruppe verbringen eine gemeinsame Zeit miteinander und beschäftigen sich dabei mit den Grundlagen ihres Glaubens. In puncto Behinderungen, Geschlecht, soziale Herkunft oder anderer Gesichtspunkte sind die Jugendlichen aber sehr verschieden.

Lässt sich das im Gemeindealltag immer realisieren?
Ja und nein. Inklusion ist eigentlich der Normalfall. Menschen verbinden sich trotz mancher Unterschiedlichkeit. Bei einem Tischtennisverein verbindet die Freude an dieser Sportart. Wie alt die Mitglieder sind, in welcher körperlichen Verfassung sie sich befinden und über wie viel Geldmittel sie verfügen, ist dabei unerheblich. Entsprechendes gilt für die Konfirmandenarbeit. Jugendliche nehmen teil, weil sie zur evangelischen Kirche gehören. Ob jemand eine Behinderung hat, schlecht lesen kann oder beispielsweise unmusikalisch ist, ist dabei völlig unerheblich.

Und warum stößt Inklusion auch an Grenzen?
Weil manchmal Unterschiede benutzt werden, um Menschen auszugrenzen, auszulachen und abzuwerten. Es kommt darauf an, ob wir Verschiedenheit als Problem oder als Chance sehen.

Wie kann integrative Konfirmandenarbeit gelingen?
Sie geht den Vorurteilen nach und baut Barrieren ab. Dazu bedarf sie keiner Inklusionsprofis oder besonderer Konzepte, ein offener Blick genügt. Echtes Interesse an dem, der anders ist als ich ist der erste Schritt. Als zweites stelle ich mir und einer Gruppe immer die Frage: „Wie können alle mitmachen?“.
Oft genug haben die Jugendlichen selbst die besten Ideen. Auf jeden Fall schleicht sich so das Gefühl ein, dass jede und jeder einzelne Verantwortung für die Gruppe hat und dass niemand Außenseiter sein soll.

Pfarrer Rainer Schmidt ist Dozent für Integrative Gemeindearbeit im Pädagogisch-Theologischen Institut der Evangelischen Kirche im Rheinland. Er ist zweifacher Goldmedaillen-Gewinner bei den Paralympics im Tischtennis.

Pfarrer Rainer Schmidt

Pfarrer Rainer Schmidt – hier beim Neujahrsempfang 2013 in Altenkirchen. Archivfoto: Petra Stroh

Konfirmation, Kommunion, Jugendweihe

 Das aktuelle Stichwort: Konfirmation, Kommunion und Jugendweihe

Die evangelische Konfirmation ist seit dem 19. Jahrhundert in ganz Deutschland üblich. Der lateinische Begriff Konfirmation bedeutet „Befestigung“ oder „Stärkung“. Die Konfirmation bekräftigt das Sakrament der Taufe. Damit wird symbolisiert, dass der Mensch nach christlichem Glauben von Gott vollständig geliebt und angenommen wird.  In der Zeit um Ostern lassen sich fast alle getauften evangelischen Jugendlichen im Alter von 13 oder 14 Jahren konfirmieren. Die Zahl der Konfirmanden liegt seit etwa zehn Jahren stabil bei rund 250.000. Dies entspricht Schätzungen zufolge rund 30 Prozent eines Jahrgangs und mehr als 90 Prozent aller evangelischen Jugendlichen eines Jahrgangs.

Im Konfirmationsgottesdienst gibt der Pfarrer den Konfirmanden einen Text aus der Bibel mit auf den Lebensweg. Sie sind nun mündige Mitglieder der Gemeinde, dürfen am Abendmahl teilnehmen, Taufpate werden und den Kirchenvorstand wählen.

In der katholischen Kirche wird die Taufe durch das Sakrament der Firmung bekräftigt. Mit der Erstkommunion nehmen junge Katholiken jedoch schon als Zweit- oder Drittklässler zum ersten Mal am Abendmahl und an der Beichte teil. Sie können dann auch schon Taufpate werden.

Die Firmung, die zwischen dem zwölften und dem 17. Lebensjahr üblich ist, vollendet die Taufe. Der Pfarrer legt den Firmlingen die Hand auf den Kopf und salbt sie mit Öl. Gegenüber der Erstkommunion hat die Firmung als neuer Lebensabschnitt eine geringere Bedeutung.

In Ostdeutschland ist die vor 150 Jahren entstandene kirchenunabhängige Jugendweihe weiterhin populär. Das verbreitete Familienfest wurde in der DDR forciert. Die wichtigsten Anbieter von Jugendweihen sind der Verein Jugendweihe Deutschland, der Humanistische Verband Deutschland und der Freidenkerverband. Rund 34.500 Jugendliche nahmen 2013 nach Angaben des Bundesverbands Jugendweihe Deutschland an den Jugendweihefeiern teil, der bisherige Höchststand lag im Jahr 2000 bei rund 96.000. Die Kirchen lassen in der Regel niemanden zur Konfirmation, Erstkommunion und Firmung zu, der parallel an einer Jugendweihe teilnimmt.
text: epd-west/ör-wj