Knapp 300 junge Menschen feiern ihre Konfirmation

Die „Konfirmations-Saison“ in unserem Kirchenkreis hat begonnen: teils haben sie dies schon traditionell am Palmsonntag getan, aber die meisten der 16 evangelischen Kirchengemeinden feiern ihre Konfirmations-Sonntage ab dem 5. Mai und bis in die ersten Juni-Sonntage hinein. Traditionell ist die nachösterliche Phase für evangelische Kirchengemeinden die Zeit der Konfirmationen.

Im Kirchenkreis werden in diesem Jahr knapp 300 junge Menschen konfirmiert, ein knappes Dutzend weniger junge Menschen als im Vorjahr. Jährlich schwankt die Zahl, aber ein Trend ist kreis- und landeskirchenweit erkennbar: die Zahlen sind insgesamt rückläufig, die geburtenschwächeren Jahrgänge machen sich in den Statistiken bemerkbar. An die Zeiten, als etwa in Daaden 100 und mehr Konfirmanden zu ihrem Festtag zusammen kamen erinnern aktuell nur noch die Einladungen zu den Jubiläumskonfirmationen. 108 junge Frauen und Männer wurden 1969 in Daaden konfirmiert (in diesem Jahr sind es 30!). Der Jahrgang der „Goldkonfirmanden“, der demnächst zum Jubiläums-Gottesdienst in der Barockkirche zusammenkommt, wird – sicherlich dezimiert durch Wegzüge etc. – in jedem Fall um einiges größer sein als die diesjährige Gruppe.

In den 687 Gemeinden der Evangelischen Kirche im Rheinland werden in diesem Jahr 16.300 Jugendliche konfirmiert oder im Konfirmationsgottesdienst getauft.

„In der Konfirmandenarbeit kommen sehr unterschiedliche Jugendliche zusammen: Schülerinnen und Schüler verschiedener Schulformen, Jugendliche mit einem Handicap oder einer besonderen Begabung, Jugendliche aus einer Familie mit einem evangelischen Hintergrund oder einem distanzierten Verhältnis zur Kirche. In der Konfirmandenarbeit erfahren sie, dass Jesus Christus sie zu einer Gemeinschaft zusammenbringt“, beschreibt Präses Manfred Rekowski, was er mit der Vorbereitungszeit auf die Konfirmation besonders verbindet.

Die Konfirmation ist ein herausragendes Ereignis für die Mädchen und Jungen, die in der Regel 14 Jahre alt sind, und gehört zum spezifisch protestantischen Selbstverständnis. In der Bibel kommt die Konfirmation allerdings nicht vor, anders als die Taufe, mit der sie zusammenhängt: Bei der Konfirmation bekräftigen die Jugendlichen, was ihre Eltern und Paten bei der Taufe im Säuglingsalter stellvertretend versprochen haben: ein Leben im christlichen Glauben führen zu wollen. Daher der Name: Konfirmation kommt vom lateinischen „confirmare“ – „bekräftigen“.

Die Konfirmation wird häufig mit der katholischen Firmung verglichen. Diese wurde von den Reformatoren als Sakrament allerdings abgelehnt. Die Taufe bedürfe keiner Ergänzung, sagte etwa Martin Luther. Andere Reformatoren wie Martin Bucer hielten an einer Bekräftigung der Taufe fest. So entstand in den Anfangsjahren der Reformation aus unterschiedlichen Motiven mit der Konfirmation eine eigene protestantische Feier, bei der Jugendliche außerdem zum ersten Mal zum Abendmahl gingen. Sie war zugleich das Ende eines kirchlichen Unterrichts – mit Martin Luthers Kleinem Katechismus oder dem Heidelberger Katechismus als Lernstoff.

Auch heute geht der Konfirmation noch eine Zeit der Vorbereitung voraus. Die evangelische Kirche spricht dabei jedoch eher von Konfirmandenarbeit als von Unterricht. Evangelische Jugendliche nehmen in der Regel im 7. und 8. Schuljahr daran teil. Nach der Konfirmation können sie das Patenamt übernehmen und die Gemeindeleitung – das Presbyterium – wählen.

Besonderer Tag für Jugendliche und ihre Familien

Es sind besondere Momente, wenn die Konfirmanden-Jahrgänge feierlich an „ihrem Tag“ in die Kirche einziehen: über viele Jahre hinweg haben sich in den einzelnen Gemeinden die Rituale entwickelt, die für ein festliches Umfeld des Konfirmationstages sorgen. Blumenschmuck und Fahnen, oftmals sorgen Kirchen-, Jugend- und Posaunenchöre oder auch Bands für besondere musikalische Akzente in den Gottesdiensten: Feierliche Momente für die Jugendlichen und ihre Angehörigen.
Den Konfirmationstagen geht eine Vorbereitungszeit voraus, in der sich die jungen Leute mit Fragen des Glaubens beschäftigen, aber auch mit Themen wie Freundschaft, Sinn des Lebens und die Verantwortung für andere.

 

Verschiedene Modelle der Vorbereitung

Zur Vorbereitung auf die Konfirmation gibt es in den 16 Kirchengemeinden des Kirchenkreises verschiedene Modelle. In manchen Gemeinden erstreckt sich die Konfirmandenzeit weiterhin traditionell über zwei Jahre (Katechumenen- und Konfirmandenzeit) mit Unterricht im wöchentlichen oder 14-tägigen Rhythmus. Andere Gemeinden erproben eine einjährige Vorbereitungszeit mit wöchentlichen Einheiten.
In manchen Gemeinden gibt es die ersten Unterrichtsjahre bereits während der Grundschulzeit (3. bzw. 4.Klasse). Mit dem dort erlernten Basiswissen „überbrücken“ die Kinder die Zeit bis zum eigentlichen Konfirmandenjahr (7. Schuljahr): Sie nutzen u.a. Angebote der Kinder- und Jugendarbeit und wachsen so kontinuierlich ins gemeindliche Umfeld hinein. Die Kirchengemeinde Betzdorf hat ihr Projekt „Kirche für Kinder“ vor 25 Jahren begonnen und feiert mit dem diesjährigen Konfirmanden-Jahrgang (26 Jugendliche) am 19. und 26. Mai nun bereits „Silberjubiläum“.

Gemeindepfarrer Heinz-Günter Brinken zieht eine positive Bilanz des Projektes, das er 1993 im Presbyterium anregte und das im Folgejahr gestartet wurde. „Das Projekt läuft immer noch- das zeigt wohl, dass es ankommt!“

Erprobt hatte der engagierte Gemeindepfarrer auch “Kirche für Kinder“ im Kontext von Schule. „“das gestaltete sich aber schwierig und schuf zu viele Einzelgruppen!“ Die gemeinsamen Jahre, die die Kinder und späteren Jugendliche nun durch das „Betzdorfer Modell“ zusammen- und in die Gemeinde wachsen lässt, sieht Brinken indes als „gelungene Gemeinschaft und Gemeindeaufbau!“

Da das Zeitbudget der Jugendlichen durch Ganztagsunterricht in den Schulen unterhalb der Woche immer knapper wird, praktizieren andere Gemeinden im Kirchenkreis weitere Varianten der Konfiarbeit. So gibt es Konzepte, die die Lerninhalte statt in wöchentlichen Einheiten konzentriert bei mehreren Konfirmanden-Wochenenden oder in langfristig festgelegten Ferienwochen bündelt.

„Konfi-Castle“ bereichert Gruppen und Gemeinden

Neben dem eigentlichen Unterricht – egal in welcher Form er praktiziert wird – gibt es zahlreiche Begleitangebote für die jungen Menschen: So beteiligen sich etliche Gemeinden in der Vorbereitung zur Konfirmation am Projekt „Konfi-Castle“. Diese gemeinsamen Tage der Konfirmanden aus den verschiedenen Kirchengemeinden im Kreis mit ihrem speziellen Programm auf der Jugendburg Hohensolms, stehen hoch im Kurs. Schon etliche Konfirmanden-Jahrgänge haben die Tage dort als wichtigen Bestandteil ihres kirchlichen Unterrichts genossen. Hier – wie beim Unterricht insgesamt – wird auf „Inklusion“ gesetzt.

Für Gemeindepfarrer Bernd Melchert (Mehren/Schöneberg) ist das Konzept der „Castlearbeit“ sehr überzeugend. „Auch weil es neben den Hauptamtlichen auch etliche ehrenamtliche Jugendliche in die Arbeit einbezieht! Deren Wort zu Glauben, Kirche, Jugendarbeit findet bei den Konfis ein ganz anderes Gehör als das des Pfarrers“, unterstreicht er. Seit elf Jahren sind „seine“ Konfirmanden beim Konficastle dabei und viele Jugendliche wuchsen so begeistert in die kirchliche Jugend-, aber auch Gemeindearbeit hinein.

(Zusätzliche) Freizeiten zur Konfirmations-Vorbereitung oder thematische Wochenenden (u.a. zu den Themenbereichen Abendmahl, Tod oder Taufe) haben bei vielen Gemeinden ebenfalls Tradition. Natürlich auch, dass die Konfirmanden ihre Gemeinde kennenlernen. Ob bei Praktika in gemeindlichen Einrichtungen oder bei „Schnupperbesuchen“ in den Gruppen und Kreisen: Hier gibt es viele Einblicke, ebenso bei den Gottesdiensten im Jahresverlauf.
Auch alle Mitarbeitenden einer Kirchengemeinde und deren Einrichtungen werden so kennengelernt. Vielen Menschen begegnen die Konfirmanden dabei mehrfach: Schon lange ist der Konfirmandenunterricht nicht mehr Sachen der Gemeindepfarrer allein. Teams aus Ehren- und Hauptamtlichen sorgen für eine gut begleitete Konfirmandenzeit.

Selbst sportliche und künstlerische Akzente stehen in der Vorbereitungszeit bis zur Konfirmation hoch im Kurs: Immer wieder qualifizieren sich Fußball-Mannschaften bei der kreisweiten Ausscheidung des „Konfi-Cup“ für das landeskirchenweite Finale. Aufs Siegertreppchen hat es dabei allerdings noch keine Mannschaft aus dem Kreis Altenkirchen gebracht.
Kunstwerke oder Verschönerungsaktionen, die von Konfirmandengruppen stammen, überdauern hingegen die Konfi-Zeit, und erinnern, ebenso wie etwa die Teilnahme an „Brotback-Aktionen“ noch Jahre später an eine besondere Lebensphase. PES/EKiR

 

Mehr zur Konfirmation in O-Tönen in der Multimediastory „Wirklich guter Grund“

http://story.ekir.de/konfirmation2#2131

 

Text Foto oben: Ein ganz besonderer Tag nach Jahren der Vorbereitung ist der Konfirmationssonntag für viele evangelischen Jugendliche. Knapp 300 werden in diesem Jahr in den 16 Gemeinden des Kirchenkreises konfirmiert. Die nachösterliche Zeit ist die Hochphase der Konfirmationssonntage, die mit unterschiedlichen Traditionen gefeiert werden. Unterschiedlichste Vorbereitungsphasen haben sich in den Gemeinden entwickelt und passen sich jeweils den gemeindlichen und gesellschaftlichen Gegebenheiten an. Foto: Archiv/Kirchenkreis Altenkirchen/Stroh

 

Kreisweit werden in den kommenden Wochen die Konfirmationsgottesdienste den Evangelischen Kirchengemeinden gefeiert. Der Konfirmation geht eine ein- bis zweijährige Vorbereitungszeit voraus, in der sich die Jugendlichen mit ihrem Glauben beschäftigen und ihr Wissen um „Gott und die Welt“ erweitern. Foto: Joachim Gerhardt.