Jubiläum für den freien Sonntag

Am 3. März im Jahre 321 machte der römische Kaiser Konstantin den Sonntag per Edikt zum wöchentlichen Ruhetag. Genau 1700 Jahre gilt damit nun das Recht für den freien Sonntag. Für viele Menschen ist dieser wöchentliche gemeinsame Ruhepunkt eine unverzichtbare Zeit des schönen Miteinanders. Doch immer wieder gab und gibt es Versuche den Sonntagsschutz auszuhöhlen. So soll die Feier zum 1700. Geburtstag des Sonntags nicht nur ein Festtag werden, sondern zugleich auch Auftakt zur konsequenten Forderung des Sonntagsschutzes.

Organisiert werden die Feierlichkeiten zu „1700 Jahre freier Sonntag“ von der „Allianz für den freien Sonntag“. Hier haben sich schon seit 15 Jahren kirchliche und gewerkschaftliche Gruppen zusammengefunden und kämpfen gemeinsam für das Kulturerbe „freier Sonntag“. „1700 Jahre freier Sonntag sind auch eine Verpflichtung, künftigen Angriffen auf die Arbeitsruhe energisch entgegenzutreten“, heißt es in einer Erklärung.

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Jubiläumsfeier im Livestream verfolgen

Für Mittwoch, 3. März, 11 bis 13 Uhr, lädt die kirchlich-gewerkschaftliche Allianz – pandemiebedingt online – zur Veranstaltung „1700 Jahre freier Sonntag“ ein. Das Jubiläum kann im Livestream auf www.allianz-fuer-den-freien-Sonntag.de/jubilaeum verfolgt werden. Festredner sind Heribert Prantl, Kolumnist der Süddeutschen Zeitung und Rechtsanwalt Friedrich Kühn, der Grundsatzurteile zum Schutz des freien Sonntags erstritten hat. Prominente Videobotschaften aus Kirche, Politik, Gewerkschaften und Kultur stehen ebenfalls auf dem Programm.

Sonntagsschutz bewegt die Menschen im Kirchenkreis Altenkirchen

Im Kirchenkreis Altenkirchen gab und gibt es vielfältiges Engagement für den Erhalt des freien Sonntags. Mit Aktionsständen in Altenkirchen und Betzdorf, auch bei Kreisheimattagen im Kreis, wurden in der Vergangenheit vielfach für den Sonntagsschutz geworben, wurden zudem Menschen befragt, wie sehr sie persönlich den freien Sonntag schätzen. Bei (nicht repräsentativen) Umfragen bei heimischen Markt-BesucherInnen wurde dabei mit großer Mehrheit unterstrichen, dass bereits allein ein „fester freier Tag“ in der Woche einen besonderen Stellenwert hat. Raum biete um selbstbestimmt Zeit zu verplanen planen und zu verbringen.
Der freie Sonntag sei aber zudem außergewöhnlich wichtig, weil man sich diesen freien Tag mit vielen anderen Menschen (an deren ebenfalls freien Tag) teilen könne: für kulturelles Miteinander, gemeinsame Feiern, Gottesdienste, Sport, Vereinsleben, in familiäre Runden, mit Freunden und Gleichgesinnten. Entspannung, langes Ausschlafen, Frühstücken ohne Zeitdruck: Dies alles schätzen die Befragten bei der Umfrage.
Mehrfach wurde auch deutlich, wie sehr Menschen, die beruflich öfter an Sonntagen arbeiten müssen, genau diese kollektive Freizeit vermissen. Ersatz-Freizeittage wochentags könnten den Sonntagsverlust gerade in Sachen Miteinander von Familie, Vereinen und Freunden nicht ersetzen.

 

Sonntagsbraten? Tatort? Was gehört zu einem gelungenen Sonntag?

     Dass es immer eine Reihe von Menschen geben wird, die an Sonntagen arbeiten müssen, war vielen Befragten klar. So schätze man die nötigen Dienste zum Schutz der Gesellschaft, die Dienste von Rettungskräften, Pannendiensten und Pflegenden, ebenso wie die von Kulturschaffenden u.a., die besondere Sonntagserlebnisse erst möglich machen.
Auch auf die Arbeit von Frauen und Männern in Gastronomie, in Museen, Theatern, Fahrdiensten, Medien oder Museen wollte man nicht verzichten. In den Vor-Ort-Gesprächen häuften sich Fragen zur Wichtigkeit mancher Angebote. Müssen es unbedingt sonntags frische Brötchen sein? Oder nicht saisonal bedingte Arbeiten in der Produktion? …

Sind geöffnete Geschäfte an Sonntagen unbedingt nötig? Braucht es einen „Event-Einkaufsbummel“ für einen gelungenen Sonntag? Gehört der Sonntagsbraten zu einem gelungenen Sonntag? Oder der Sonntagskuchen? Oder: der Tatort am Abend? Die Bundesliga? Hier zeigten – die wie beschrieben nicht repräsentativen – Umfragen, dass man die kleinen Freuden des Sonntags individuell sehr zu schätzen weiß. Aber bei zusätzlicher Belastung anderer Menschen an Sonntagen, gibt es vielfach Zurückhaltung: „Es schmecken auch aufgebackene Brötchen“ oder „Möbelgucken klappt auch an Samstagen!“

Kreissynode setzt deutliches Signal gegen die Aushöhlung des freien Sonntags

Mit großer Mehrheit hat sich die Kreissynode im November 2010 einer Erklärung der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen im Raum Betzdorf/Kirchen zum Schutz des Sonntages angeschlossen und dabei u.a. gefordert, dass man sich vor Ort gemeinsam stark macht und protestiert, wenn etwa Sonntagsveranstaltungen vor Ort bewusst oder unbewusst christliche Feste und Themen für Konsum steigernde Zwecke in Anspruch nehmen. „Für uns ist der Sonntag in der Tradition des Judentums der Befreiung von allen Zwängen. Hergeleitet aus dem jüdischen Sabbatverständnis ist der Sontag ein unverzichtbarer Ruhetag für Gott und die ganze Schöpfung“, wird in dem Beschluss unterstrichen.

Inmitten alles Anprangerns der Sonntags-Aushöhlung umfasst die damalige Erklärung – die weiterhin gilt – auch kritische Innenblicke. So etwa die Frage, ob sich (kirchen-)eigene Veranstaltungen am Sonntag erkennbar genug von de

Konsumwirtschaft verkaufsoffener Tage in den Städten und Gemeinden unterscheiden. Oder auch, ob nicht die Kritik am „Dauerkonsum“ und dessen Verherrlichung nicht zwingend auch kirchliches Handeln im Kontext des Schutzes von ArbeitnehmerInnen, unlauteren Arbeitsbedingungen oder den Lebensbedingungen in der sogenannten 3. Welt beinhalten müssten. „Gerade für die Menschen weltweit, denen wir mit unserem Konsum schaden, die unter Lohndumping und den Umweltfolgen unseres Konsums leiden, müssen wir stärker die Stimme heben. „Für sie wollen wir Politik und Gesellschaft sensibilisieren und zu einem gerechten Wandel ermutigen!“

(Foto: Aktion Sonntagsschutz bei der Landessynode 2018 (v.l.: die Landessynodalen Petra Stroh, Pfarrer Marcus Tesch, Frank Schumann und Superintendentin Andrea Aufderheide. Foto: Uta Barnikol-Lübeck/Archiv KK)

Corona und die Folgen für den Sonntagsschutz

„In Folge der Corona-Krise werden die Auseinandersetzungen um den Sonntag absehbar wieder zunehmen!“ Das befürchtet die Allianz für den freien Sonntag. Vielfach sind für die „Nach-Corona-Zeit“ aus verschiedenen Bereichen die Wünsche – etwa in Richtung verstärkter/erleichterter Öffnung von Geschäften für den stark durch die Pandemie gebeutelten Einzelhandel – bereits an die politischen Handelnde gerichtet worden. „Doch der Sonntag braucht heute mehr Schutz, nicht weniger! Er hält die Gesellschaft zusammen – gerade auch in diesen krisenhaften Zeiten. Der Sonntag gehört nicht der Wirtschaft, sondern der Familie, dem Glauben, der Kultur, dem Sport, der Geselligkeit und der Erholung!“ Die Sonntags-Allianz sieht in dem Anlass „1700 Jahre freier Sonntag“ eine Verpflichtung, künftigen Angriffen auf die Arbeitsruhe energisch entgegenzutreten, wie er in einer Pressemitteilung kundtut.

Präses Rekowski: Eine Auszeit vom Alltag ist gut für die Seele

Eine Auszeit vom Alltag ist gut für die Seele und gut für die Welt: In einer Videobotschaft betont Präses Manfred Rekowski die Bedeutung des Sonntags. ->MEHR

 

 

 

 

 

PES/PM Allianz für den Freien Sonntag/Fotos: Kirchenkreis-Archiv/Petra Stroh/Sonntagsaktion/