Inklusion 2016: Inklusionsprojekt schuf bleibende Freude für Alle

Inklusionsprojekt schuf

bleibende Freude für Alle

Gruppe

 

Jugendliche gingen engagiert ans Werk

„Wir sind beschenkt worden mit einem außergewöhnlichen neuen Altar und einem schönen Pult. Im Mittelpunkt steht jedoch die Begegnung. Viele haben im Miteinander was ganz Tolles hingekriegt. Und solche fruchtbringende Begegnung soll weitergehen“, unterstrich Pfarrer Hans-Jürgen Volk, zuständig für die Behindertenarbeit im Ev. Kirchenkreis Altenkirchen und Gemeindepfarrer in Hilgenroth, bei einem besonderen „Gottesdienst für Alle“ im Gemeindehaus in Eichelhardt.

Im Gottesdienst, zu dem rund 130 BesucherInnen aus einem weiten Umfeld gekommen waren,  wurden die von behinderten und nichtbehinderten Jugendlichen geschaffenen neuen Altarmöbel offiziell in Dienst genommen. Gedankt wurde all diejenigen, die dieses Inklusions-Projekt mitgetragen haben.
Begrüßen konnte Pfarrer Volk u.a. die beiden Ortsbürgermeister Friedhelm Höller (Eichelhardt) und Wolfgang Hörter (Isert), ebenso die Vorsitzende des kreiskirchlichen Ausschusses für Behindertenarbeit, Doris Krapp.
Mitgestaltet wurde der Gottesdienst von der Katechumenengruppe der Kirchengemeinde Hilgenroth, die die Geschichte vom Fischzug des Petrus (Lukas 5,1-11) durch ein pantomimisches Anspiel veranschaulichten

Gemeindemitarbeiterin Katharina Würden-Templin beeindruckte mit einer anschaulichen Kurzansprache. “ Wir müssen nicht entmutigt sein, wenn etwas nicht klappt, wie wir es uns vorstellen. Jesus lädt uns dazu ein, ihm zu Vertrauen und schwierige Dinge mit seiner Hilfe anzugehen.“ – mit diesen Worten ermutigte die Theologie-Studentin die ZuhörerInnen. (s.u.)


Im Mittelpunkt stand der Dank

Pfarrer Volk dankte im Gottesdienst dem Eichelhardter Künstler Frank Herzog, der mit viel Einfühlungsvermögen und Kreativität das Projekt begleitet hatte, ebenso Schreiner Manfred Schumacher. Herzog erläuterte noch einmal kurz die Entstehungsgeschichte des Projekts (s.u.)
Ein herzlicher Dank ging an die Mitarbeiterinnen des HIBA Sonja Müßig und Lara Doll, ebenso wie an die Mitarbeiterinnen der Jugendarbeit der Kirchengemeinde Hilgenroth, Daniela Weber und Dagmar Eitelberg.  Beide sind verantwortlich für den 14-tägig stattfindenden Jugendtreff der Kirchengemeinde Hilgenroth. Ganz viel Lob und Anerkennung gab es natürlich für die Jugendlichen, die sich handwerklich und engagiert bei dem Projekt eingebracht haben und mit ihren Werken bleibende bekamen Lob, Dank und Anerkennung für ihre Ideen und ihr handwerkliches Mitwirken.

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Pfarrer Hans-Jürgen Volk (re) und Frank Herzog

Die Geschichte des Projektes
Im Rahmen des „Netzwerkes Inklusion“, das von der Lebenshilfe im Kreis Altenkirchen koordiniert wird, trafen sich über mehrere Wochen in Eichelhardt und Hilgenroth Jugendliche und setzen dieses „Begegnungsprojekt“ um. 
Zurück geht die Projektidee auf gemeinsame Aktivitäten der Behinderten-Seelsorge und des HIBA. Jedes Jahr bietet man gemeinsam ein „Inklusives Jugendwochenende“ an. Im Sommer 2015 trafen sich dazu rund 20 Kindern und Jugendliche (mit und ohne sichtbare Handicaps) im Freizeitheim in Hübingen bei Montabaur. 
„Diese Begegnung schafft besseres gegenseitiges Verstehen, am Ende Gemeinschaft, hin und wieder sogar Freundschaft“, schildert Pfarrer Hans-Jürgen Volk, „gut ist dann natürlich, wenn diese Begegnungen sich nicht nur auf diese Phasen beschränkt!“ 
Aus dem Hinweis, dass in der Kirchengemeinde Hilgenroth – zu ihr gehört das Gemeindezentrum in Eichelhardt – schon seit Längerem die Absicht bestand, die Altarmöbel in Eichelhardt zu ersetzen, erwuchs der Gedanke einer gemeinsamen Aktion der Jugendlichen,  die sich bereits in Hübingen begegnet sind.
Begeistert „sprangen“ der Eichelhardter Künstler Frank Herzog und Schreiner Manfred Schumacher aus Au (mit Werkstatt in Hilgenroth) auf die Projektidee an, die von Sonja Müssig und Lara Doll (HIBA )und Daniela Weber und Dagmar Eitelberg (Jugendmitarbeiterinnen der Kirchengemeinde Hilgenroth) koordiniert wurde.

Doch nicht nur in dieser Konzeptionsphase, auch bei der späteren handwerklichen Arbeit in der Schreinerei, brachten sich die Jugendlichen begeistert ein. So nahmen Altartisch und Lesepult langsam Gestalt an. 
Neben der gelungenen Optik war für die Jugendlichen und ihren Begleiter auch die Botschaft wichtig, die ihre Werke verdeutlichen:  So versahen sie den Altar mit einem Fisch vorn an der Blende; der Fisch als  Erkennungszeichen der frühen Christen und symbolisch für Jesus Christus. Den Tisch prägten sie mit runden Formen, die an Wasser erinnern. Dieses Wasser soll „Leben“ symbolisieren und an die Taufe erinnern.

Lesepult

Bei dem neuen Lesepult wurden Symbole integriert, die sich auf verschiedene Bibelstellen beziehen.

Vorne am Pult hat die Gruppe Pflanzen und Blumen integriert,  außerdem eine Taube. Diese soll den heiligen Geist symbolisieren und die „Nähe Gottes“. Pflanzen und Vogel sollen zudem daran erinnern, was Jesus im Matthäus-Evangelium sagt: „Gott sorgt für die Vögel unter dem Himmel und die Blumen auf dem Feld. Umso mehr wird er für uns Menschen sorgen“.

Altar

Der Fischzug des Petrus / Die ersten Jünger
(Andacht von Katharina Würden-Templin)

Was für eine „wunderbare“ Szene, die wir gerade miterleben durften. Wahrscheinlich der Beginn eines heißen Tages in Israel, am See Genezareth.

Eine große Menschenmenge drängt sich am Seeufer, um Jesus zuhören zu können. Jesus sieht die Boote der Fischer, die die ganze Nacht auf dem See gefischt haben. Doch ihre mühevolle Arbeit war umsonst, kein Fisch ging ins Netz. 

Ich war vor 3 Jahren mit einer Studentengruppe in Israel. Dort haben wir auch eine Bootsfahrt auf dem See Genezareth mitgemacht und uns wurde vorgeführt, wie vor 2000 Jahren gefischt wurde:
          Erst wurde das Netz um den Arm gewickelt,
                     dann wurde es mit viel Kraft ins Wasser geschleudert,
                               dann ließ man es ein paar Minuten im Wasser
                                          und holte es dann mit einer Rückholleine wieder ein.
Ein paar Mal hat unser Reiseführer dies vorgeführt, jedes Mal blieb das Netz leer. Schade, wir haben auf einen guten Fang gehofft.

Auch die Fischer hatten damals auf einen guten Fang gehofft. Sie waren noch mehr enttäuscht als wir, denn mit den Fischen haben sie Geld verdient. Das ganze anstrengende Netze-Auswerfen-und-wieder-einholen war für sie umsonst.

Nun sitzen die Fischer am Seeufer, flicken die Netze und reinigen sie von Wasserpflanzen. Auch Simon Petrus ist dabei. Alle sind müde und enttäuscht.

Doch da kommt Jesus, setzt sich in Simons Boot und bittet ihn, etwas aufs Wasser hinauszufahren. So kann er zu den Menschen reden und alle verstehen ihn. Simon aber wird sich vielleicht gedacht haben: „Oh man, warum fragt der ausgerechnet mich? Ich bin müde, die Netze müssen noch gereinigt werden und meine Laune ist auch nicht grade die beste.“

Als Jesus mit seiner Rede fertig ist, gibt er Simon Petrus den Befehl, noch weiter auf den See hinauszufahren, wo das Wasser richtig tief ist. Er soll nochmal fischen gehen.
Simon, als gelernter Fischer, hat sofort Bedenken: Die ganze Nacht haben er und seine Kollegen immer wieder die Netze ausgeworfen und nichts gefangen.
Außerdem weiß jeder Fischer, dass man tagsüber nicht gut Fische fangen kann.

Warum wohl?
Wer von euch ist schon einmal in einem Fluss, See oder Freibad geschwommen?
Vielleicht in Hamm in dem Waldbad, im Dreifelder Weiher oder in der Nister.
Das Wasser war bestimmt kalt, sogar im Sommer.

Als wir vor 3 Jahren in Israel waren, durften wir auch im See Genezareth baden. Wir haben uns richtig darauf gefreut, in der Mittagshitze ins Wasser zu hüpfen und uns abzukühlen… Aber es kam anders als gedacht!
Das Wasser war nämlich wie das Wasser in einer Badewanne: warm! Da war nichts mit Abkühlen. 

Auch den Fischen ist es an der Oberfläche, wo sich das wärmste Wasser befindet, zu warm. Während des Tages schwimmen sie deshalb im kälteren Wasser am Grund des Sees, wo kein Fischernetz sie fangen kann. Nachts ist das Wasser an der Oberfläche kühler, da kommen auch die Fische nach oben und können gefangen werden.

Simon Petrus weiß das. Er weiß, dass es unsinnig wäre, in der Mittagshitze die Netze auszuwerfen. Aber er wagt den Schritt und vertraut Jesus. Weil Jesus ihm den Befehl gab, will er auf ihn hören und wirft die Netze aus. Simon gibt nicht auf und probiert es noch einmal – mit Jesu Beistand.

Da geschieht das Wunder: So viele Fische werden gefangen, dass die Netze reißen. Ein zweites Boot wird zu Hilfe gerufen, damit die Fische eingeholt werden konnten. Beide Boote waren randvoll gefüllt mit Fischen
– obwohl das nach Simons Meinung unmöglich sei.

Simon und seine Kollegen, Jakobus und Johannes, sind sehr erstaunt und erschrocken. Sie sehen zum ersten Mal Jesu‘ Macht. Doch Jesus beruhigt sie und sagt zu Simon: „Von nun an wirst du Menschen fangen.“ Das bedeutet, dass Simon Petrus den Menschen von Jesus und seinen Wundertaten erzählen wird.
Simon, Jakobus und Johannes haben nun volles Vertrauen in Jesus. Sie gehen mit ihm und werden seine Jünger.

Wir dürfen uns aus dieser Geschichte mitnehmen, wie das Vertrauen in Jesus belohnt wird. Obwohl es zunächst total unsinnig schien, tagsüber die Netze auszuwerfen, vertraute Simon Jesu Worten und tat es dennoch. Simon war von der erfolglosen Nacht müde und enttäuscht, aber mit Jesus findet er nochmal die Kraft, seine Arbeit auszuführen, er gibt nicht auf – und erlebt einen wunderbaren Fang.
Auch wir müssen nicht entmutigt sein, wenn etwas nicht klappt, wie wir es uns vorstellen. Jesus lädt uns dazu ein, ihm zu Vertrauen und schwierige Dinge mit seiner Hilfe anzugehen.                                  Amen.

 Werkstatt

Mit vielen Ideen und praktischem Einsatz schufen die Jugendlichen eines Inklusionsprojektes einen neuen Altartisch und ein Lesepult für das Evangelische Gemeindezentrum in Eichelhardt.

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