„Harte Biker“ trotzen den Temperaturen beim Open-Air-Gottesdienst
Die plötzlichen winterlichen Temperaturen verlangten den Motorradfahrerinnen und -fahrern schon einiges ab beim diesjährigen Biker-Gottesdienst, den die Kirchengemeinde Gebhardshain, der Evangelischen Kirchenkreis Altenkirchen wieder gemeinsam mit dem Ehepaar Weller am Westerwald-Museum in Steinebach vorbereitet hatten. Warm einpacken hieß es für diesmal nur rund 20 Biker, dafür aber auch anderen Gottesdienstbesucher bei einstelligen Außentemperaturen. Noch am Morgen hatte Schnee die Westerwälder Fluren und Straßen überzogen und wenig einladend auf die Biker gewirkt.
In diesem Jahr schafft der Biker-Gottesdienst, der nun zum dritten Mal in dem Motorrad-Museum ausgerichtet wurde, erstmals eine enge Verbindung in den Partnerkreis des Kirchenkreises, den Kirchenkreis Muku (Kongo). Mit der Gottesdienst-Kollekte soll auch ein Projekt unterstützt werden, das Kindern in Muku einen Schulbesuch ermöglichen kann. Mitorganisator Michael Utsch (Jugendreferent Kirchenkreis) war im Herbst unterwegs im Kirchenkreis Muku. In einem Filmbeitrag wurden die Reiseerlebnisse im Gottesdienst lebendig und die von Reisekollegin Karolin Schukowski (Jugendarbeit Kirchengemeinde Gebhardshain) zusammengestellten Bilder zeigten eindrucksvoll, unter welchen Bedingungen die Menschen in Muku leben und arbeiten.
Prediger des Biker-Gottesdienstes, Pfarrer Joachim Dührkoop vom Gemeindedienst für Mission und Ökumene in den südrheinischen Kirchenkreisen, der selbst auch schon in Muku unterwegs war und mehrere Kirchenkreise der rheinischen Kirche mit ihren (oft afrikanischen) Partnerschaften betreut, betonte in seiner Predigt wie bereichernd die Austausche mit den afrikanischen Freunden sind. „Die Begegnung mit Afrika ist stets ein Geben und Nehmen“ und er würde immer wieder – wie auch die Muku-Reisenden aus dem Kirchenkreis Altenkirchen – sehr bereichert zurückkehren. Mitgebracht hatte er Symbolträchtiges aus Afrika und den Appell, vor allem auch die Jugend in den Partnerländern zu unterstützen. „Vor allem Bildung bedeutet Zukunft“ unterstrich er. Dührkoop schlug den Bogen von dem Palmsonntag über Karfreitag und Ostern. 2017 – im Jahr des Reformations- und Kirchenkreis-Jubiläums – war ebenfalls am Palmsonntag – der erste Biker-Gottesdienst im Westerwaldmuseum über die Bühne gegangen.
Fürbittengebete aus Muku wurden vorgetragen. Per mail hatten die Gläubigen ihre Gebete übermittelt. Sie hatten u.a. die Waisenkinder ihrer Region im Blick, die Arbeitslosen, aber auch die Menschen im Nord-Kivu (Muku liegt im Süd-Kivu), wo der Ebola-Virus wütet und schon mehr als 700 Menschen getötet hat. Die heimischen MotorradfahrerInnen und GottesdienstbesucherInnen nutzten die Fürbittengebete und ein Kerzenzeremoniell um an verletzte und getötete Biker zu erinnern. In die Segenswünsche zum Abschluss des Gottesdienstes wurde auch eine „gute und unfallfreie Saison“ eingebettet.
Mitwirkende beim Gottesdienst waren neben Pfarrer Dührkoop auch Gemeindepfarrer Michael Straka (Gebhardshain), Diakon Michael Utsch vom Jugendreferat des Kirchenkreises, ChiaraTries und Thomas Müller, Mitarbeitende der Kinder- und Jugendarbeit der Ev. Kirchengemeinde Gebhardshain und als musikalische Begleiter Bläserinnen und Bläser verschiedener heimischer Posaunenchöre unter Leitung von Alfred Stroh (Birnbach), die auch mit ihren Instrumenten erwärmten und es etwa bei „Smoke on the water“ rocken ließen.
Im Anschluss an den Gottesdienst startete diesmal eine kleine Schar von Zweiradfahrern – immerhin mittlerweile bei wärmenden Sonnenstrahlen – zu einem Motorrad- Korso in einen rund 25-Kilometer-Radius durchs „Gebhardshainer Land“. Der Motorradclub „die Abschwarter“ aus Elkenroth und ein Motorradpolizist aus Betzdorf unterstützten und begleiteten die Rundfahrt. Ebenso ein Team vom DRK.
Bei wärmendem Kaffee und heißer Suppe trafen sich die Biker dann abschließend wieder am Museum und holten sich dabei – nach dem fröstelnden Auftakt – die warmen Sonnenstrahlen ab. PES.
Mehr zur Partnerschaft mit Muku und der Aktion Schulgeld für Muku:
Biker-Gottesdienst in Bildern:
Bläserinnen und Bläser aus verschiedenen heimischen Posaunenchören gestalteten den Biker-Gottesdienst in Steinebach mit teils rockigen Rhythmen aus.
Pfarrer Joachim Dührkoop hatte für seine Predigt auch Symbolträchtiges aus Afrika dabei – u.a. die Fahne aus Namibia und einen Wanderstab.
„Warm einpacken“ hieß es für die Gottesdienst-BesucherInnen beim diesjährigen Biker-Gottesdienst.
Auch viele Ehrenamtliche unterstützten den Biker-Gottesdienst. Thomas Müller beherrschten den technischen Part und sorgte für Sound, Liedtexte und Film.
Dankbar war nicht nur der Gebhardshainer Gemeindepfarrer Michael Straka (links), dass das Ehepaar Weller vom Westerwald-Museum den Biker-Gottesdienst so engagiert unterstützt und die Biker und anderen Gäste stets so herzlich empfängt und betreut.
Mit 86 Jahren war Kunibert Schlosser aus Herdorf erneut der älteste angereiste Biker beim Gottesdienst. Er erhielt einen Pokal, ebenso ein 25 jähriger Biker aus der Region als jüngster Teilnehmer und der „Weitgereisteste“ aus den hessischen Gießen.
Die „alten Hasen“ aus der Biker-Szene trotzen den morgendlichen apriligen Wetterbedingungen und gingen auf Tour. Mit 80 Jahren ist Hans Löpp aus Herdorf zwar „nur“ der zweitälteste Gottesdienstbesucher auf zwei Rädern, aber mit seiner Herkules (Baujahr 1975) trotze er auch den weiß-gepuderten Straßen und kam nach Steinebach.
Stilecht in alten Motorradhelmen wurde die Kollekte – diesmal für die Schulbildung im Partnerkirchenkreis Muku – beim Gottesdienst eingesammelt.
Schutzengel gab es für alle GottesdienstbesucherInnen zum Abschluss. Diakon Michael Utsch (rechts) betete mit der versammelten Gemeinde für eine „verletzungs- und unfallfreie Saison 2019“.
In kleiner Runde – in Begleitung von Polizei, den „Abschwartern“ aus Elkenroth“ und des DRK ging es nach dem Gottesdienst auf Rundfahrt in die Region. Mittlerweile sorgte auch Sonnenschein für Wärme und trockene Straßen. Alle Fotos: Petra Stroh