Gut angekommen in der alten Heimat

„Von Gott will ich nicht lassen, denn er lässt nicht von mir…“. Der Choral aus dem 16. Jahrhundert trug Pfarrer Martin Göbler schon durch viele Stationen eines abwechslungsreichen Lebens. Vor gut einem Jahr ist der 50jährige Theologe, der aus Almersbach stammt, wieder in „seinen Evangelischen Kirchenkreis Altenkirchen“ zurückgekehrt.  Seit März 2020 ist er Inhaber der „kreiskirchlichen Pfarrstelle zur Entlastung der Superintendentin an der Berufsbildenden Schule in Wissen“.

In einem feierlichen Gottesdienst in Wissen wurde der Schulpfarrer vom stellvertretenden Superintendenten, Assessor Pfarrer Guido Konieczny, eingeführt.

Pfarrer Konieczny erinnerte in seiner Ansprache in der Wissener Erlöserkirche (am Schulstandort der Berufsbildenden Schule) daran, dass der Weg von Pfarrer Göbler aus seinem Geburtsort Almersbach bis wieder zurück in den Kirchenkreis, ins Schulpfarrer-Amt, mit etlichen Zwischenstationen verknüpft war. Bedingt auch durch eine Periode eingeschränkter Pfarrstellen-Zugänge in der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR).

„Back to the roots – zurück zu den Wurzeln“ ging es über Bielefeld und die Studienorte Wuppertal und Bochum zunächst für viele Jahre ins „evangelische Wuppertal“, wo Pfarrer Göbler in der kreiskirchlichen Öffentlichkeitsarbeit, als Lehrkraft für Evangelische Religionslehre am Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium in Elberfeld und nahezu zwei Jahrzehnte im Predigtdienst in Barmen-Gemarke wirkte. Und schließlich wieder in den Kirchenkreis Altenkirchen.

Mit der Entspannung der Pfarrstellen-Situation in der EKiR konnte Martin Göbler dann auch die erforderlichen Schritte ins Pfarramt unternehmen. Seinen Probedienst absolvierte er dazu im Kirchenkreis Niederberg, und seit rund anderthalb Jahren ist er als Schulpfarrer in Wissen in der kreiskirchlichen Pfarrstelle aktiv.

Corona-bedingt konnte auch seine Einführung in einem größeren Rahmen – Menschen aus dem schulischen Bereich, aus der Pfarrerschaft, aus Kirchenkreis und persönlichem Umfeld nahmen an dem Festgottesdienst teil – nun erst stattfinden. Assessor Konieczny führte – begleitet u.a. von der Beauftragten für Religionsunterricht an Berufsbildenden Schule, Pfarrerin Marion Holzhüter, und Gemeindepfarrer Marcus Tesch – den neuen Schulkollegen ein.

Rund 360 Schülerinnen und Schüler unterrichtet Pfarrer Martin Göbler in diesem Schuljahr in Religionslehre in Wissen. 360 junge Menschen, aber auch andere Lehrpersonen, die ihre speziellen Anfragen auch an ihn als Schulseelsorger haben.

Martin Göbler: „Als Schulpfarrer sind wir neben der Wissensvermittlung häufig gefragt in Lebenssituationen, in denen die Menschen auf die Fürsorge anderer angewiesen sind: da, wo Alltagsroutinen aus ganz verschiedenen Gründen durcheinandergeraten sind, wo etwas neu geordnet werden muss und die Ratsuchenden noch nicht so recht wissen, wie die nächsten Schritte aussehen können oder wie es überhaupt weitergehen soll!“

BBS-Schüler:innen aus 21 Klassen in 20 Lerngruppen kommen pro Woche in den Religionsunterricht – aus dem Berufsvorbereitungsjahr, den Höheren Berufsfachschulen ebenso wie etwa aus den Fachklassen der Handwerker und Kaufleute. Diese Vielfalt, die Verbindung von Lehre und Seelsorge, sieht Pfarrer Göbler als Herausforderung, die er gerne annimmt und ausfüllt.
Dabei geht es auch um Sehen und Wahrnehmen, aber um Beurteilung, wie Martin Göbler in seiner Predigt zu dem Bibel-Wort “Ein Mensch sieht, was vor Augen ist, Gott aber sieht das Herz an“ ausführte.

An einem Wahlsonntag blicke man noch einmal besonders in die Welt; deshalb unterstrich der Schulpfarrer auch die besondere Verantwortung jedes Einzelnen: „Ein jeder Tag ist ein Tag der Entscheidung. Wir müssen wählen, Urteile treffen, richtig und falsch, schlechter und besser unterscheiden, dann das Rechte tun!“ Sein Gebetsanliegen: „Deshalb bitten wir dich, ewiger Gott, schenke uns den Geist der Weisheit, leite uns auf einem guten Weg. Dass wir nicht dem Geist der Furcht verfallen, der uns eng macht, der uns die Sicht raubt, der uns verhärtet, der uns gegeneinanderstellt…“

In der Wissener Erlöserkirche wurde Schulpfarrer Martin Göbler (unten, 2.v.r) durch den stellvertretenden Superintendenten, Pfarrer Guido Konieczny (2.v.l) in sein Schulpfarramt an der Berufsbildenden Schule in Wissen eingeführt. Viele Monate nach Dienstantritt war die Einführung – an der neben Kirchenkreis-Vertretern  auch Schul- und Gemeindepfarrer teilnahmen- Pandemie-bedingt erst jetzt möglich. 

„Schön, dass Du da bist!“

Bei der sich an den Gottesdienst anschließenden Nachfeier (sie fand an dem Wahlsonntag im katholischen Pfarrheim statt, da das evangelische Gemeindehaus als Wahllokal diente) gab es viele anerkennende und aufmunternde Worte für den Schulpfarrer. „Schön, dass Du da bist, und toll, wie Du Deinen Einstieg in dieser fordernden Pandemie-Zeit mit uns bewältigt  hast“, erinnerte Pfarrerin Marion Holzhüter, kreiskirchliche Beauftragte für den Religionsunterricht an Berufsbildenden Schulen, (Bild links), an die besonderen Zeiten im gegenwärtigen und jüngsten Schulalltag. Sie sei froh, dass man da gut aufgestellt sei und Schüler:innen engagiert begleitet würden, auch von Pfarrer Göbler.

Der Schulreferent der Kirchenkreise Altenkirchen und Wied, Pfarrer Martin Autschbach (rechts), verglich die Arbeit eines guten Bäckers mit der eines Religionslehrers. „Eine Schulpfarrstelle an einer Berufsbildenden Schule ist Schwarzbrot“, führte er aus. Beides bedürfe einer guten Mischung, Ausdauer und handwerklichen Wirkens. Autschbach wünschte dem neuen Schulpfarrer alles Gute bei der „Schwarzbrot-Zubereitung“ , gelte es doch eine wichtige, nahrhafte Mischung für die Schüler:innen zuzubereiten. Und natürlich hatte er ein „Roggen-Stück“ dabei und überreichte es.

 

Als eine „Bereicherung im Kollegium“ begrüßte Melanie Filz (links) vom Schulleitungs-Team der BBS Wissen den Schulpfarrer, und die Hammer Schulpfarrerin Barbara Kulpe (gleichzeitig auch Vorsitzende des synodalen Schulausschusses) weiß, dass Martin Göbler als gebürtiger Almersbacher, „die Menschen hier versteht und ein offenes Herz habe. Sie riet aber auch: „Pass‘ auf Dich auf, wir wünschen Dir die ‚Selbsterlaubnis‘ zur Kraftschöpfung!“

„Ich bin gut wieder hier angekommen“, unterstrich Pfarrer Martin Göbler abschließend an seine Fest-Gesellschaft. „Dabei fühle ich mich auch als ‚Prophet im eigenen Land‘ gut angehört und wahrgenommen und bin dankbar für ein besonderes Kollegium“, lobte er.

Sein Dank galt der Kirchengemeinde Wissen (hier ist er als beratendes Mitglied im Presbyterium und auch öfter mal auf der Kanzel), die den Einführungstag ausgerichtet habe.  PES.

Fotos: Kirchenkreis Altenkirchen/Petra Stroh