Großes Herz für die Menschen – hier und in Muku

Ganz bescheiden will sie kein „Gedöns“ um ihren Abschied machen. Aber so „klammheimlich“ und ohne viele Dankesworte wollen die Menschen in der Kirchengemeinde Freusburg, Mitarbeitende, die Pfarrkolleg:innen und zahlreiche Wegbegleiter:innen aus nah und fern Pfarrerin Almuth Germann doch nicht in den wohlverdienten Ruhestand ziehen lassen. Zum 1. Oktober endet ihr Dienst in der Kirchengemeinde Freusburg und am Erntedanktag wird sie in einem Festgottesdienst in Niederfischbach feierlich verabschiedet.

Vor 39 Jahren kam Almuth Germann als Vikarin in den Kirchenkreis Altenkirchen. In Daaden wurde sie 1985 ordiniert, wirkte anschließend als „Pastorin im Hilfsdienst“ im Kirchenkreis und für knapp anderthalb Jahre (bis zum Sommer 1988) als Gemeindepfarrerin in Herdorf-Struthütten. Für ihre Familie „ich bin ein Familienmensch“ trat sie in den Folgejahren beruflich kürzer, war mehrere Jahre „Pfarrfrau“ in Freusburg. Hier hatte ihr Mann Eckhard schon seit 1984 die Gemeindepfarrstelle inne. Phasenweise teilte sich das Ehepaar in den Folgejahren die Pfarrstelle in der Kirchengemeinde, bevor Almuth Germann sie ab Oktober 2014 zu 100 Prozent übernahm. Gelebt und gearbeitet wurde im Pfarrhaus in Niederfischbach. Hier – nahe des „Siegerländer Doms“- gibt es eine evangelische Kirche, dazu die Kapelle in Freusburg und ein Gemeindehaus nahe der Bundesstraße, wo sich das Gemeindeleben abspielt.

Neue Bleibe im nahen Betzdorf

Aus dem Niederfischbacher Pfarrhaus werden Almuth und Eckhard Germann im Oktober ausziehen und eine neue Bleibe in Betzdorf beziehen. Nach einer Renovierungsphase wird die künftige Gemeindepfarrerin Sabine Keim (sie tritt zum 1. Oktober ihren Dienst in der Kirchengemeinde an und wird ab Januar 2022 dann als Pfarrerin der dann fusionierten Gemeinde „Kirchen-Freusburg“ wirken) im Niederfischbacher Pfarrhaus – und vorab in einer Mitwohnung dort – wohnen.

Den Dienst Almuth Germanns als engagierte Seelsorgerin, als „Kümmerin“ und immer gut vorbereitete Predigerin „es ist so wichtig, dass die gute Botschaft die Menschen auch gut verstehbar erreicht“, und auch als sangesfreudige und ‚tastenfeste“ Musikerin wissen die Freusburger ebenso zu schätzen wie ihre bescheidene, zugewandte Art und ihre Flexibilität.

Im Kirchenkreis gibt es wohl kaum eine Kanzel, auf der die 65jährige noch nicht predigte. Ob im Nord-Ost-Konvent-Umfeld bei den umliegenden Kolleg:innen oder auch mal im fernen Flammersfeld: wenn es (auch kurzfristige) Ausfälle in Gemeinden gab, war die rührige Pfarrerin gerne ansprechbar und begleitete auch jenseits von Freusburg die Menschen in Gottesdiensten, bei Trauerfällen, in Notfallseelsorge und bei freudigen Hochzeiten oder Taufen.

In vielen Arbeitsbereichen des Kirchenkreises schätze man zudem das Mitwirken der gestandenen Pfarrerin. So auch bei ihrem phasenweisen Einsatz im schulischen Religionsunterricht oder als Beauftragte für „Sekten und Weltanschauungsfragen“.

„Geduld, ein weites Herz und neue Perspektiven“

Einen Teil ihres großen Herzens schenkt Almuth Germann aber der Partnerschaftsarbeit im Kirchenkreis Muku im Kongo. Hier hält sie Kontakte und schafft Kommunikationsräume. Zweimal in den vergangenen Jahren (2015 und 2018) gehörte Almuth Germann auch zu einer Delegation, die nach Muku reiste und mehrere Wochen das Miteinander in der Partnerschaftsarbeit lebte.

Wie sehr sie das Leben und Leid der Menschen in Muku berührt, sieht man auch daran, dass sie sich darauf freut, im Ruhestand endlich Zeit zu haben, Tiefergehendes zur Partnerschaft und der Geschichte der Menschen in Muku niederzuschreiben. In ihrer korrekten Art soll da was „Ordentliches“ rauskommen und sie hat schon die Unterstützung eines Neffen gesichert. Er arbeitet die politisch-historischen Zusammenhänge in dem afrikanischen Land heraus. Hier wurzeln die Dinge, die das Leben der Menschen in Muku bestimmen und vor immer wieder neue Herausforderungen stellt.
Im kreiskirchlichen Ausschuss für Ökumene, Eine-Welt und Partnerschaftsarbeit will Pfarrerin Germann auch im Ruhestand weiterarbeiten und sich für die Freunde in Muku engagieren.

Den Menschen in ihrer Gemeinde wünscht sie „Geduld, Geduld, ein weites Herz und neue Perspektiven“. Und auch ihrer Nachfolgerin, auf die mit einer fusionierten Gemeinde noch mal ganz andere Herausforderungen zukommen, wünscht sie Geduld und Gelassenheit mit sich und den anderen. „Ich wünsche ihr den Mut zu einzelnen Schritten und dabei zu wissen, dass Gott alles, die ganze Welt in seiner Hand hält!“

Dass sie im Ruhestand – so erzählte sie im jüngsten Gemeindebrief (auch dies immer ein besonders gepflegtes Arbeitsgebiet von Almuth Germann) – als erstes lernen will, das Telefon wegzulegen, klingt ambitioniert für die rührige Theologin. Bestimmt werden aber Kinder und Kindeskinder genau wissen, wie sie diese Schranke umgehen können…

 

Bildtexte: 

Bild oben: Pfarrerin Almuth Germann tritt zum 1. Oktober in den Ruhestand. Fotos: Kirchenkreis Altenkirchen + Petra Stroh

Bildmitte: Pfarrerin Almuth Germann und Brigitte Busch (rechts) damalige Vorsitzende des Kreisverbandes der Frauenhilfe) besuchten 2015 – gemeinsam mit einer Delegation aus dem Kirchenkreis Herne – den Kirchenkreis Muku im Kongo. Bei der anschließenden Herbstsynode berichteten die beiden Frauen von den Erfahrungen ihres Besuches. Pfarrerin Germann trug auch ein Kleid, das ihr die Frauen in Muku geschenkt hatten.

Bild unten: Gemeinsam mit den beiden Jugendmitarbeitern Karolin Schukowski und Michael Utsch war Almuth Germann (2.v.l.) auch 2018 im Partnerkirchenkreis Muku unterwegs.